Cover-Bild Shadowsong
12,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Ersterscheinung: 02.09.2019
  • ISBN: 9783492994859
S. Jae-Jones

Shadowsong

Roman
Diana Bürgel (Übersetzer)

Seit Liesl ihr Leben als Königin der Unterwelt hinter sich gelassen hat und zu ihrer Familie zurückgekehrt ist, versucht sie, die Musikkarriere ihres kleinen Bruders Josef zu fördern. Gemeinsam mit ihrer Schwester reist Liesl nach Wien, um Josef zu unterstützen. Doch Josef verhält sich kühl, distanziert und zieht sich immer mehr zurück. Als besorgniserregende Zeichen darauf hindeuten, dass die alte Barriere zwischen den Welten verschwindet, muss Liesl ihren Bruder verlassen und in die Unterwelt zurückkehren. Nur sie kann das Mysterium enträtseln, das den König der Kobolde umgibt. Was muss passieren, damit die alten Gesetze der Unterwelt gebrochen werden können und Liesls unmögliche Liebe eine Chance bekommt?

Weitere Formate

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.09.2019

Eine groteske, melancholische, düstere Geschichte über schöne Lügen und hässliche Wahrheiten

0

Nach dem ich den ersten Teil der zweibändigen Dulogie rund um die Sage des Erlkönigs, "Wintersong" vor zwei Jahren aus der Hand gelegt hatte, dachte ich nur zwei Dinge: "WOW!" und "Her mit Band 2". Leider ...

Nach dem ich den ersten Teil der zweibändigen Dulogie rund um die Sage des Erlkönigs, "Wintersong" vor zwei Jahren aus der Hand gelegt hatte, dachte ich nur zwei Dinge: "WOW!" und "Her mit Band 2". Leider hat sich der Verlag relativ viel Zeit gelassen doch jetzt ist es da: das Finale meines Jahreshighlights 2017. Sofort in die Geschichte gestürzt musste ich nach wenigen Seiten feststellen, dass sich die Fortsetzung ganz anders gestaltete, als ich angenommen hatte. Zum Einen ist es sehr schade, dass "Shadowsong" unbekannte Töne anschlägt und den Fokus stark verschiebt, zum anderen sind die Unterschiede zu Band 1 auch ein wundervoller Zugewinn an Tiefe, sodass wir uns neu verlieben können. In diese unglaubliche Geschichte über Musik, Manie, Wahnsinn, Zerrissenheit, Schmerz, Selbstfindung, Opfer und was es heißt, wirklich und aufrichtig zu lieben.


"Bleib und sei bei mir" (…) Sie ruft ihn. Ein Monster hebt seinen Kopf als der Klang von Musik aus der oberen Welt hereindringt. (…) Es ist ein Hilfeschrei."


Schon die Gestaltung, die mal wieder wunderschön ist, lässt sich die düsterere Einfärbung der Geschichte erkennen. Wo Band 1 hell wie Winterschnee, hell wie der Tag war, ist Band 2 dunkelblau wie die Nacht. Wo zuvor karge, winterliche Vogelbeeren zu sehen waren, blühen nun üppige Mohnblumen. Und durch die aufflatternden, schwarzen Vogelsilhouetten und dem Schatten eines Mädchens in einem wehenden Kleid, erhält das Cover eine magische, düstere aber verspielte Note. Der Titel thront in Großbuchstaben im Zentrum des Ganzen und ist mit einem weißen Faden verziert. Das Beste an der Gestaltung ist jedoch das Innenleben des Romans. In vier Teile und übergeordnet in Abschnitte eines Musikstückes geteilt (Ouvertüre, Intermezzo, Zwischenspiel, Coda...) ist es mit wunderschönen Zitaten aus Briefen Beethovens an seine Geliebte und dem auch auf dem Cover zusehenden Kranz Mohnblüten gesäumt, während aufflatternde Vögel jede der liebevoll ausgewählten Kapitelüberschriften umgeben. Ich finde diese Gestaltung wirklich unfassbar schön und um einiges besser gelungen als das der englischen Ausgabe. Letzteres ist zwar auch hübsch anzusehen, mir aber zu verträumt und nicht so atmosphärisch.


Erster Satz: "Auf keinen Fall", rief Constanze und ließ ihren Gehstock auf den Boden krachen."


Nach einer Danksagung (zur besseren Beachtung durch den Leser vorangestellt) und einem aufschlussreichen Vorwort, in dem die Autorin durch eine Triggerwarnung das Hauptthema des Buches vorwegnimmt, steigen wir mit einer Flut von Briefen von Liesl an ihren Bruder Josef in die Geschichte ein. Seit sechs Monaten ist Liesl nun schon zurück aus der Unterwelt nachdem der Erlkönig sie allen Gesetzen zum Trotz hat gehen lassen. Sechs Monate, in denen nur die Routine der Arbeit und die Träume von einem Reich unter der Erde sie am Laufen halten. Sechs Monate, in denen sie von Josef aus Wien keine Briefe erhalten hat. Sechs Monate, in denen sie ihre Musik nicht mehr finden kann. Sechs Monate, in dem sie IHN nicht mehr finden kann. Lange bevor tragische Eistode in ihrem Dorf bestätigen, was ihre Großmutter schon längst befürchtet hat, weiß sie, dass sie den Wahnsinn beenden und in die Unterwelt zurückkehren muss. Denn die alten Gesetze fordern ihr gestohlenes Opfer ein und als ein unheiliges Heer durch die Lande reitet, muss sie sich fragen, was sie noch zu opfern bereit ist...


"Ein König steht in einem Hain, mit Kapuze und Mantel, ein großer, eleganter Fremder. Er steht abgewandt, schaut in den formlosen Nebel, der ihn umgibt, herausfordernd und doch voll Kummer, während das Donnern von Hufen und das glockengleiche Bellen der Jagdhunde die Luft erfüllt. Seine Gesichtszüge liegen im Schatten, aber Büschel federartigen weißen Haares schauen unter seiner Kapuze hervor, ein Funkeln heller Augen, die das seltsame, unendliche Licht um ihn herum widerspiegeln. In der Ferne wachsen Gestalten empor, die flüchtigen Nebelfetzen werden zu Fahnen, Dunst wird zu aufsteigenden Wellen, zu Pferdemähnen, zu Männern. Männern mit Speeren, Männer mit Schilden und Männer mit Schwertern. Ein unheiliges Heer.
"Sie kommen, Elisabeth."


Diese Geschichte im Stil eines düsteren, leidenschaftlichen, zauberhaften und magisch berührenden Märchens hat nichts mit dem typischen New-Adult-Fantasy-Genre gemeinsam, das mittlerweile die Bestsellerlisten in Beschlag nimmt - zum Glück! Wir bekommen hier keine fesselnde Unterhaltung, keine schönen Liebesszenen, keine bewundernswerte Charaktere und keine rasante Handlung - aber wir bekommen etwas viel besseres: Tiefe. Schon im Vorwort wird klar, dass sich die Autorin mit ihrer Fortsetzung auf ein ganz bestimmtes Thema konzentriert: die bipolare Störung ihrer Protagonistin Liesl, die ihrer eigenen Version des Wahnsinns nicht unähnlich sei. Immer wieder drehen wir uns um dieses Thema, fragen uns, was sich Liesl immer wieder fragt: "Ist das Wahnsinn? Oder einfach nur eine andere Art zu sein?" Die ambivalenten Auftritte des Koboldkönigs, die mythischen Hintergründe der "Wilden Jagd", die ungewöhnliche Romanze und die dunkle Unterwelt, die das Herz des ersten Teils waren, rücken hier zugunsten von Liesls Innenleben etwas in den Hintergrund. Von der düsteren, dunklen Fantasiewelt, die gleichzeitig schillernd schön und grausig schrecklich ist, wechseln wir hier zurück in eine von gesellschaftlichen Konventionen und Zwängen geprägte Umwelt. Die Sage vom Erlkönig, welche ursprünglich aus dem Dänischen kommt und von Johann Wolfgang von Goethe in der bekannten Ballade "Erlkönig" dargestellt wird, formt bloß noch den großen Rahmen. Stattdessen beschäftigen wir uns mit Liesls Persönlichkeit, ihren Fehlern, ihrer Schuld, ihrem Leiden, ihrer Entwicklung, ihrem Genie und ihrer ganz besonderen Form des Wahnsinns.


"Wahnsinn ist keine Gabe", sagte ich wütend.
"Aber auch kein Fluch", erwidert der Graf sanft. "Wahnsinn ist einfach."


Wir lernten die 19-Jährige Ich-Erzählerin als unscheinbares Mädchen kennen, das Provinz Bayerns etwa im 18. Jahrhundert zur Lebzeit Mozarts lebt und zwischen ihrer schönen Schwester Käthe und ihrem virtuosen Bruder Josef untergeht. In der Unterwelt schafft sie es dann, ihre gezähmte, selbstlose, konventionelle Fassade des langweiligen, reizlosen und mittelmäßigen Mädchens abzulegen und sich mit der Frau bekanntzumachen, die darunter liegt. Zwischen all ihrer Mittelmäßigkeit ihres Daseins, ihrem guten Benehmen, ihrer Rücksicht, ihrem Anstand, ihrer Zurückhaltung schlummert eine wilde, ungezähmte Gabe, die an die Oberfläche drängt - eine Leidenschaft für Sonaten, Bagatellen, Symphonien, Etüden, Chaconne und allen anderen Ansammlungen von Tönen. Inspiriert wird sie von der Schönheit der Natur in ihrem Koboldhain hinter dem Haus und vor allem von ihm: ihrem Koboldkönig. Sie entdeckt eine wilde Ungestüm, macht sich mit Wünschen, Sehnsüchten und Eigenarten vertraut, sodass sie wird, was ihr Angetrauter von ihr verlangt: Elisabeth ganz und gar. Zurück in der Realität kann sie nun weder ihr neu entfaltetes Genie ausleben, noch in die langweilige Mittelmäßigkeit zurückfinden, sodass sie zwischen den Welten, ihren Bedürfnissen und ihrer Liebe gefangen und zerrissen ist. Sie ist nicht mehr "Elisabeth ganz und gar" sondern nur "Elisabeth total verloren". In ihrer Orientierungslosigkeit, in ihrem Sehnen, in ihrem Schmerz gibt sie sich ihrem Destruktivität, ihrer Arroganz, ihren Launen, ihrer Egozentrik, ihrer Unvernunft - schlicht ihrem Wahnsinn hin.


"Wahnsinn, Manie, Melancholie. Musik, Zauber, Erinnerungen. Ein Strudel, der um eine Wahrheit kreist, die ich nicht zugeben will. Ich schlafe nicht, weil ich mich vor den Zeichen und Wunden fürchte, die sich sehe, wenn ich erwache. Dornenranken winden sich um Zweige, das Klacken von unsichtbaren Krallen, Blut, das zu einer Blume erblüht."


Geprägt von dieser Geisteshaltung nimmt auch die Handlung langsamere Züge an. Die Geschehnisse erscheinen als zähe, träge vor sich hinfließende Masse und wir verlieren uns zeitweise in Melancholie, Schmerz und Orientierungslosigkeit. Dass die Geschichte trotz der geringen Handlungskraft seine Anziehung nicht verliert, führt die Autorin geheimnisvolle Rückblicke in das Leben des Erlkönigs, eine neue zum Leben gewordene Legende und eine dunkle Verschwörung ein und entführt zuerst nach Wien und dann auf ein mystisches Anwesen in Böhmen. Außerdem rücken neben Liesls Gefühlen auch ihre Beziehungen zu Josef und Käthe stark in den Vordergrund. Besonders mit ihrem Wechselbalg-Bruder, dem "Gärtner ihres Herzens", verbindet sie ein festes Band, eine innige Liebe, die über alle Hürden und Grenzen transzendiert. So entfaltet diese groteske, melancholische und düstere Geschichte auch eine anrührend heilsame Seite, die von leidenschaftlicher Liebe zum Absonderlichen, Wundersamen und Monströsen erzählt.


"Der Mann wird zum Monster, der Junge zum Wechselbalg, die Komponistin zu einer Wahnsinnigen. Wir sind Schmetterlinge und die Unterwelt ist unser Kokon. Ein Ort der Verwandlung und der Magie und der Wunder. "Ich weiß", sage ich. "Er ist zerstört. Ein zerstörter König für eine zerstörte Königin."


Apropos monströs - auch der Koboldkönig entwickelt sich in diesem Buch immens. War er zuvor der eigentliche Reiz der Geschichte und sehr schwer zu fassen, verschmilzt er hier immer mehr mit dem düsteren Setting und geht als fühlende Figur verloren. Was klingt wie Kritik ist jedoch reine Beobachtung. Denn durch den Verlust Elisabeths hat der asketische, liebevolle, fromme und eigenwillige Mann in der Rolle des dunklen Herrschers der Unterwelt, des unsterblichen Herrn des Unheils sein Herz verloren und dient nun der Rolle, der Krone, die ihn zum Erlkönig macht und gleichzeitig in der Unterwelt festhält. Besonders genial an seiner ambivalenten Persönlichkeit ist, dass die Autorin sie nicht klar in "Gut" oder "Böse" teilt sondern ihre Protagonistin beide Seiten an ihrem lieben lässt: das Monster, das zu ihrem Wahnsinn, ihrer Hässlichkeit und ihrer Selbstsucht passt sowie der empfindsame, musikalische Mann, den ihr sensibles, geniales Herz liebt. Genau in diesem Punkt unterscheidet sich das Buch also von den vorgegebenen Mustern an Liebesromanen: er darf als Monster erscheinen, aber dennoch asketische, wichtigtuerische, fromme und eigenwillige Züge haben und Spiele lieben, sie darf hässlich, unvollkommen, wahnsinnig und unscheinbar sein, dabei aber immer wieder über sich selbst hinauswachsen. Zwei verlorene Gestalten, die über die Musik zusammen finden und von uralten Regeln der Magie wieder getrennt werden.


"Brombeerranken und Zweige regten sich beim Klang der Violine. Ein Gefühl der Wachsamkeit regte sich in einer Welt, die noch tief im Winterschlaf steckte. Das Atemholen, bevor sie sich erhob. Unter ihm und um ihn her griff der Wald nach ihm, streckte sich, wuchs, als antwortete er auf seinen Ruf. Die zerbrochenen Spiegel zeigten eine Myriade Jungen unter einer Myriade Bäume, doch Josef sah nicht, dass alle außer einem dasselbe Lied spielten."



Denn so anders dieser zweite Teil auch gegenüber seinem Vorgänger erscheint, so ähnlich ist er ihm auch in vielerlei Hinsichten. Auch diesem Finale wohnt eine unglaubliche Kraft, Poesie, Musik und Wildheit inne, die mich von der ersten Seite an gefesselt hat. Die größte Gemeinsamkeit ist die Liebe zur Musik, die jede Seite verströmt. Bald wird klar, dass der Titel "ShadowSONG" wörtlich zu nehmen ist und wir in die Magie eintauchen dürfen, die Klavier und Geige in Verbindung wirken können. Durch den sehr blumigen, teilweise sogar lyrisch und poetisch anklingenden Schreibstil wird die klassische Musik Vivaldis, Haydns, Mozarts und nicht zuletzt Elisabeths selbst, auf wundervolle Art und Weise magisch und erlebbar gemacht. Trotz des ausführlichen Glossars an musikalischen Fachbegriffen am Ende des Buches sollte man jedoch ein wenig eigene Begeisterung für die Musik mitbringen, um Liesls Leidenschaft nachvollziehen zu können und sich nicht an den Beschreibungen über das Komponieren und das Spielen von Werken zu stören.


"In der Hochzeitssonate war es um mich gegangen. Um meine Gefühle. Wut, Zorn, Frustration, Angst, all das war der erste Satz gewesen. Sehnsucht, Zärtlichkeit, Zuneigung und Hoffnung waren der zweite Satz.
Hass war der dritte. Hass und Selbstverachtung."


Durch die wundersame, lebendige Darstellung der Musik in Kombination mit der dunklen, geheimnisvollen Anziehungskraft der Unterwelt mit der Gestalt des Erlkönigs entwickelt das Buch bald eine ganz eigene, unglaublich fesselnde Atmosphäre, die mich wie der Gesang der Loreley in ihren Bann gezogen und mitgerissen hat, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Wie auch schon die Ballade stellt der Roman die Natur, verkörpert vom schrecklich schönen Erlkönig und seiner Unheilsschar an Kobolden, nicht von ihrer ästhetischen oder gar religiösen Seite dar, sondern gibt ihr eine lockende, bezaubernde, beglückende und tötende Weise. Wie S. Jae-Jones es hinbekommen hat, ungezähmte, wilde, Leidenschaft, zarten, liebevollen Gefühlen gegenüberzustellen, die Kobolde und ihren König gleichsam unheimlich wie faszinierend zu gestalten, sodass man sich wie auch Elisabeth unglaublich lebendig und tot zugleich fühlt, ist wirklich unfassbar!


"Du bist das Monster, das ich für mich beanspruche."
Vielleicht liebte ich das Monströse, weil ich selbst ein Monster war. Josef, der Koboldkönig und ich. Wir waren groteske Figuren in der Oberwelt, zu seltsam, zu talentiert, zu viel. Wir waren alle zu viel."


Mein einziger Kritikpunkt bezieht sich auf die vielen Klischees, die die amerikanische Autorin leider mit ihren Spielorten Bayern, Wien und Böhmen verbindet. Die Protagonisten ernähren sich praktisch nur von Würstchen, Sauerkraut, Knödel und Spätzle und kürzen ihre deutschen Namen auf schreckliche Art und Weise ab. So heißen unsere Protagonisten etwa Liesl (Maria Elisabeth Ingeborg Vogler), Käthe (Anna Katherina Magdalena Ingeborg Vogler) oder Sepperl (Franz Josef Johannes Gottlieb Vogler). Das aller größte Verbrechen gegen meine Vorliebe für schöne Namen begeht sie aber, als sie am Ende den Namen des Erlkönigs enthüllt, den Liesl versteckt im Herzen trägt. Anstatt uns diesen Namen geheimnisvoll vorzuenthalten nennt sie uns einen deutschen Vornamen, der so profan und in Zusammenhang mit dem Erlkönig so lächerlich klingt, dass ich diese Szene einfach nicht ernst nehmen konnte.


"Wer bist du?", flüsterte der Wechselbalg.
Das Spiegelbild lächelte nur. "Ich bin du", antwortete es.
"Was bin ich?", fragte der Wechselbalg.
"Verloren", antwortete das Spiegelbild."


Das Ende nimmt nach dem eher trägen Mittelteil nochmal ordentlich Fahrt auf und ist voll Schmerz, voll Liebe und voll Aufrichtigkeit. Etwas kurz geraten und mit einigen offenen Fragen ist es nicht perfekt aber auf die genau richtige Art gleichzeitig wundervoll und schrecklich, sodass ich mir kein besseres Ende für diese furchtbar schöne (nie hat ein Oxymoron so gut gepasst) Geschichte vorstellen könnte.


"Der Verstand ist ein Gefängnis und nun bin ich frei. Frei, um formlos zu sein. Frei, um gestaltlos zu sein."




Fazit:


Diese groteske, melancholische, düstere Geschichte über schöne Lügen und hässliche Wahrheiten gibt sich so anders als Band 1 und ist dennoch genauso voller Musik und leidenschaftlicher Liebe zum Absonderlichen, Wundersamen und Monströsen. Der Fokus auf Elisabeths Persönlichkeit macht es möglich, sich nochmal komplett neu in dieses Meisterwerk zu verlieben. Denn das ist es trotz etwaiger Schwächen - ein Meisterwerk über Musik, Manie, Wahnsinn, Zerrissenheit, Schmerz, Selbstfindung, Opfer und was es heißt, wirklich und aufrichtig zu lieben.

Veröffentlicht am 22.09.2019

Kam für mich nicht an Band 1 ran

0

Shadowsong
Autorin: S. Jae-Jones
Seitenzahl: 464
Verlag: Piper
Erschienen: September 2019
Genre: Liebe, Fantasy


Ich bedanke mich an dieser Stelle bei "NetGalley" und dem Verlag für das zur Verfügung ...

Shadowsong
Autorin: S. Jae-Jones
Seitenzahl: 464
Verlag: Piper
Erschienen: September 2019
Genre: Liebe, Fantasy


Ich bedanke mich an dieser Stelle bei "NetGalley" und dem Verlag für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar!

Klappentext:


Seit Liesl ihr Leben als Königin der Unterwelt hinter sich gelassen hat und zu ihrer Familie zurückgekehrt ist, versucht sie, die Musikkarriere ihres kleinen Bruders Josef zu fördern. Gemeinsam mit ihrer Schwester reist Liesl nach Wien, um Josef zu unterstützen. Doch Josef verhält sich kühl, distanziert und zieht sich immer mehr zurück. Als besorgniserregende Zeichen darauf hindeuten, dass die alte Barriere zwischen den Welten verschwindet, muss Liesl ihren Bruder verlassen und in die Unterwelt zurückkehren. Nur sie kann das Mysterium enträtseln, das den König der Kobolde umgibt. Was muss passieren, damit die alten Gesetze der Unterwelt gebrochen werden können und Liesls unmögliche Liebe eine Chance bekommt?

Meine Meinung:

Was habe ich mich darauf gefreut, dass es endlich mit "Shadowsong" weitergehen würde. Die Fortsetzung von "Wintersong" ließ hier in Deutschland lange auf sich warten, doch nun war es endlich soweit. Ich erinnere mich noch gut, wie fasziniert ich damals beim ersten Teil der "Erlkönig-Saga" war, die Geschichte hatte mich gepackt, das Flair war wahnsinnig gut und die Liebesgeschichte berührend und anders. Umso neugieriger war ich nun auf die Fortsetzung.

Liesl ist nach den Ereignissen im ersten Band wieder zurück zuhause. Die Umstände sorgen dafür, dass sie kurz darauf mit ihrer Schwester nach Wien reist, um dort ihrem Bruder zur Seite zu stehen. Doch die Verbindung, die sie einst hatten, scheint verloren, nichts ist mehr so, wie es war. Nicht ihre Verbindung, nicht die Welt und schon gar nicht ihre Musik. Was muss geschehen, um einen Ausweg aus den Dingen zu finden, die ihnen bevorstehen?

Nachdem ich das Buch zuende gelesen haben, muss ich irgendwie sagen, dass der Klappentext eigentlich gar nicht so wirklich zum eigentlichen Inhalt passt. Ich kann an dieser Stelle natürlich nicht viel verraten, um nicht schlimm zu spoilern, aber alleine der Punkt "muss Liesl ihren Bruder verlassen und in die Unterwelt zurückkehren" ist so meiner Meinung nach im Rahmen der Geschehnisse nicht ganz richtig.
Ich weiß eigentlich auch allgemein gar nicht so richtig, wo ich mit meiner Bewertung anfangen soll. Die Vorfreude auf dieses Buch war sehr groß und jetzt sitze ich hier und bin eigentlich total unglücklich mit dem, was ich da gelesen habe. Bereits am Anfang des Buches gibt die Autorin eine Triggerwarnung bezüglich einiger Themen heraus, die zwar zum Einen für den Leser ganz gut ist, bei mir aber eher dafür gesorgt hat, dass ich das Buch nicht so genießen konnte, wie zB den ersten Band. Ich hatte, bedingt durch die Vorabinfo zu den Triggern, immer wieder die Frage im Kopf "Vielleicht wacht Liesl am Ende einfach auf und es war alles ein Traum". Es hat mir so ein bisschen dieses Fantasiegebildet angeknackst, ich kann gar nicht genau sagen, warum.
Das, worauf ich mich in erster Linie gefreut habe, nämlich die Liebesgeschichte um Liesl und den Erlkönig, hat mich am meisten enttäuscht. Denn dazu gab es eigentlich das Wenigste zu lesen. Ja, Liesl denkt an ihn und vermisst ihn, aber mehr als kleine "Gastauftritte" hat er im Großteil des Buches nicht. Das, was für mich die Geschichte dieser Reihe nach dem Lesen des ersten Bandes ausgemacht hat, ging irgendwie total unter. Erst ziemlich am Ende wird das mehr, aber selbst dann ist es so schnell vorbei, dass man sich fragen muss, ob es wirklich passiert ist.

Der Großteil des Buches befasst sich mit Dingen, die irgendwie eher den Eindruck von ganz normalem Alltag erwecken. Gelegentlich kommt mystisches Flair auf, aber nicht in dem Maße, wie noch im ersten Band. Lediglich die neu eingeführten Charaktere, die ihre ganz eigene Rolle in dieser Geschichte spielen, bringen Abwechslung hinein und sorgen für Rätselraten und offene Fragen. Wobei es allerdings von Letzterem meiner Meinung nach am Ende noch genügend gibt.
Einzig Sepperl, Liesls Bruder, war für mich der wohl stärkste Charakter in diesem Teil. Man erfuhr eigentlich mehr über ihn und sein Innerstes, als über alles andere. Seine Entwicklung fand ich faszinierend und worauf es am Ende hinauslaufen würde, habe ich beinahe schon geahnt.
Was allerdings weiterhin ungebrochen bleibt ist das Flair, dass diese Bücher ausstrahlen. Es ist durchweg ein Gefühl von Magie und Mystik da, was einen ziemlich gut einspannen kann.
Ich hatte stellenweise irgendwie das Gefühl, das Buch weglegen zu wollen, aber dann interessierte mich doch, wie alles aufgelöst werden würde.

Im Gesamten ist "Shadowsong" ein schön geschriebenes Buch, was meine Erwartungen vom Inhalt her leider nicht wirklich erfüllen konnte. Vom Einen zu viel, vom Anderen zu wenig und der eigentliche Kern aus dem ersten Band ging für mich verloren. Unter dem Aspekt hätte ich mich wohl lieber mit dem Ende von "Wintersong" begnügt. Ich finde, hier hätte man ein bisschen mehr daraus machen können und insbesondere die Liebesgeschichte hätte meiner Ansicht nach mehr Raum verdient.

Fazit:
★★★☆☆
Mehr als 3 Sterne kann ich von meinem Empfinden her hier einfach nicht geben. Ich war einfach zu unglücklich beim Lesen, da konnte auch das tolle Flair nicht mehr alles rausreißen. Aber es gilt natürlich wie immer: jeder muss sich seine eigene Meinung bilden.