Cover-Bild Freiraum
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein fünf
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 29.03.2019
  • ISBN: 9783961010370
Svenja Gräfen

Freiraum

Roman

»Mit großer Zärtlichkeit spürt Svenja Gräfen den Gefühlen ihrer Protagonistinnen nach. In dieser Geschichte nähert sie sich über das Private dem Politischen. ›Wie wollen wir leben?‹ lautet die Frage, die diesen Text vorantreibt.« Julia Wolf. 

Eigentlich führen Vela und Maren eine glückliche Beziehung, sie hegen einen gemeinsamen Kinderwunsch. Aber all ihre Träume und Pläne zerbröseln zunehmend an den Anforderungen der Großstadt. Maren will ausbrechen und ein alternatives Leben führen; am Rande der Stadt, in einem Haus mit vielen anderen, ohne Mieterhöhungen und permanente Konkurrenz. Hier ist auch Theo, um den in dieser Gemeinschaft alles kreist. So wie er versuchen Vela und Maren ihren neuen Platz zwischen Hoffnung, Zukunftsangst und der Frage nach dem richtigen Leben zu finden. 

Svenja Gräfen zeichnet mit großem Einfühlungsvermögen und einer scharfen Beobachtungsgabe ein neuartiges Bild unserer modernen Welt.

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Lesejury-Facts

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.07.2019

Ich freue mich auf den nächsten Roman dieser sprachbegabten Schriftstellerin.

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Svenja Gräfen, Freiraum, Ullstein fünf 2019, ISBN 978-3-96101-037-0

Nachdem Svenja Gräfens literarisches Debüt „Das Rauschen in unseren Köpfen“ nicht nur den Rezensenten begeistert hat, sondern mit seiner ...

Svenja Gräfen, Freiraum, Ullstein fünf 2019, ISBN 978-3-96101-037-0

Nachdem Svenja Gräfens literarisches Debüt „Das Rauschen in unseren Köpfen“ nicht nur den Rezensenten begeistert hat, sondern mit seiner kunstvollen Sprache und eigentümlichen Schönheit auch andere Kritiker überzeugte, geht es auch in ihrem nun vorliegenden zweiten Roman, der bei Ullstein fünf erschienen ist, um die Geschichte eine Paares. Waren es im ersten Buch Lene und Hendrik, in deren zunächst so leichte und lockere Liebesbeziehung sich immer mehr Probleme aus der Vergangenheit des jungen Mannes mischten und die Beziehung gefährdeten, sind es in der Beziehung der beiden jungen Frauen Vela und Maren eher gegenwärtige Geschehnisse, die die Beziehung der beiden unter eine große Belastungsprobe stellen.

Über die Schilderung der privaten Situation der beiden Frauen nähert sich Svenja Gräfen zwischen den Zeilen aber immer wieder sehr schnell dem Poltischen und der Frage, die die Generation der nach 1990 geborenen Menschen umtreibt: wie wollen wir leben?

Mit fast zärtlichem Mitgefühl beschreibt die Autorin ihre beiden Protagonistinnen, die seit einiger Zeit eine glückliche Beziehung führen. Sie haben einen gemeinsame Kinderwunsch und suchen seit langem schon vergeblich nach einer größeren Wohnung, ohne die sie diesen Wunsch nicht verwirklichen können. Ihre jeweiligen Jobs sind wie die vieler in dieser Generation eher prekär und stellen selbst kleine Mieterhöhungen sie vor ernste Probleme.
Und so scheinen all ihre Träume und Pläne von einem gemeinsamen Leben mit einem Kind immer mehr an den Gegebenheiten und Anforderungen der Großstadt zu scheitern.

In dieser Situation, in die Gräfen ihre Leser am Beginn des Romans einführt, macht Maren ihrer Partnerin einen unerwarteten Vorschlag, dessen Realisierung vor allem Vela im Verlauf des Romans vor schwere Probleme stellen wird. Marens Schwester Jo lebt am Rande der Stadt zusammen mit anderen Menschen in einem ambitionierten Lebensprojekt in einem großen alten Haus mit Garten, das ein Mitbewohner namens Theo geerbt hat und das er der Gemeinschaft zur Verfügung stellt. Dort ist ein großes Zimmer frei geworden (über die Umstände dieses Leerstandes erfahren wir später im Buch sehr Wichtiges) und Maren überzeugt Vela davon, dass sie beide das Angebot der Gemeinschaft annehmen und dort einziehen. Für beide bedeutet es nicht nur, mit neuen Menschen zusammenzuleben und sich in deren besondere Gemeinschaft einzufügen, sondern sie haben zu ihren bisherigen Arbeitsplätzen auch viel weitere Wege. Doch durch die idyllische ruhige Lage scheint das mehr als wettgemacht zu werden.

Eine ganz besondere Rolle in diesem Wohn- und Lebensprojekt spiellt, das wird mit jedem Kapitel mehr deutlich, der Eigentümer des Hauses, Theo, der als Gartenarchitekt gutes Geld verdient und sich als so etwa wie er ideologische spiritus rector der Gemeinschaft herausstellt. Ein Menschen, dessen wahren Beweggründe eher im Dunkeln bleiben (falls sie ihm selbst denn je bewusst geworden sind) und der insbesondere Vela von Anfang an suspekt ist. Es ist auch Vela, die sich mit dem Einleben in der Gruppe schwerer tut als Maren,mit ihrem Zweifeln und Gefühlen aber alleine bleibt.

Als Theo sich als Samenspender für Maren anbietet, als diese ihren Kinderwunsch nun in der neuen Umgebung umsetzen möchte und Maren darauf positiv reagiert, da stürzt für Vela die ganze gemeinsame Zukunftshoffnung eines Lebens mit Maren scheinbar zusammen.

Nach und nach werden Velas Vorahnungen über Theos Rolle im Projekt und über dessen inneren Zustand bestätigt und sie fühlt sich immer einsamer. Lediglich mit Darek, der sie mit seinem Auto oft mit in die Stadt nimmt, hat sie so etwas wie eine warme Beziehung.

„Freiraum“ spielt auf zwei Zeitebenen. In einer Ebene beschreibt Svenja Gräfen fortlaufend in Rückblicken, wie Vela Maren kennenlernt, wie sie sich ineinander verlieben. Der Leser erfährt von vorübergehenden Jobs, die sich als prekärer Dauerzustand entpuppen, davon, wie sich Träume junger Menschen einfach nicht verwirklichen lassen angesichts mangelndem sicheren Einkommen, steigender Mieten und erfolgloser Wohnungssuche. Diese Rückblicke bis zu dem Zeitpunkt , an dem sich Vela mit widersprüchlichen Gefühlen auf das Wohnprojekt einlässt, zeigen am Beispiel zweier Frauen, in welcher beruflichen und persönlichen Situation sich gegenwärtig viele Millenials befinden.

Auf der anderen Ebene des Romans beschreibt Svenja Gräfen die Menschen und ihr Zusammenleben im Haus. Ihr Versuch anders zu leben und ihr jeweiligen ganz persönlichen Probleme, sich auf ein solches Leben einzulassen. Immer mehr wird auch die besondere und nicht immer sympathische Rolle von Theo dabei klarer und so manches bisher gehütete Geheimnis kommt ans Tageslicht und bringt Unruhe in die langsam bröckelnde Gemeinschaft.

Mit großer Sprachkunst gelingt es Svenja Gräfen, der wohl auch biografisch konnotierten Frage nachzugehen, wie das ist mit Lebensträumen, wie es passiert, dass als Provisorium gedachte Zustände ein traumvernichtenden Endgültigkeit bekommen. Wann sollte man sich mit Realitäten abfinden und sich eingestehen, dass eben manche erträumte Lebenstüren geschlossen bleiben werden.

„Freiraum“ (so ist die Bezeichnung Theos für das gemeinsame Leben im Haus) ist ein nachdenklicher Roman, der am Ende trotz aller Enttäuschungen einen gewissen Spielraum lässt für ein gutes Ende von Vela und Maren. Aber es bleibt unklar.

Svenja Gräfen zeichnet ihre Figuren mit großem und warmherzigem Einfühlungsvermögen und scharfer Beobachtungsgabe und konnte mir als 1954 Geborenem einen Eindruck vermitteln über das Lebensgefühl vieler junger großstädtischer Menschen in der Gegenwart, ihrem Lebensgefühl und ihren Träumen von einem selbstbestimmten Leben.

Ich freue mich auf den nächsten Roman dieser sprachbegabten Schriftstellerin.




Veröffentlicht am 26.08.2019

schöne Lektüre

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Kurzmeinung:
Konnte meine hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen. Die Geschichte behandelt interessante und aktuelle Themen, aber leider haben mir weder der Schreibstil noch die Charaktere so gut gefallen, ...

Kurzmeinung:
Konnte meine hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen. Die Geschichte behandelt interessante und aktuelle Themen, aber leider haben mir weder der Schreibstil noch die Charaktere so gut gefallen, wie beim Debütroman.

Meine Meinung:
Ja, zugegeben, dieses Buch hatte es mit mir nicht leicht. Von Gräfens Debütroman "Das Rauschen in unseren Köpfen" war ich ja absolut begeistert. Deswegen waren meine Erwartungen an dieses neue Buch auch extrem hoch. Und eben diese hohen Erwartungen konnte die Geschichte leider nicht ganz erfüllen.
Aber warum eigentlich nicht? Die Charaktere sind mir irgendwie nicht so richtig nahe gekommen, sind mir zu blass geblieben. Es gab mir zu viel Hin und Her zwischen den verschiedenen Zeitebenen.
Auf der einen Zeitebene erfahren wir, wie Vela und Maren sich kennengelernt und sich ineinander verliebt haben. Wie zunächst alles rosarot war und dann nach und nach die ersten Probleme auftauchten. Die Wohnung zu eng, das Geld zu knapp, der Job eine Notlösung, Unsicherheit bezüglich der Zukunftsperspektiven. Das alles belastet die junge Beziehung. Auf der zweiten Zeitebene erhalten wir Einblicke in das Leben in einer WG etwas außerhalb der Stadt, in die Vela und Maren gezogen sind. Platz ist dort genug, auch im schönen Garten. Aber dort ist auch Theo, der Eigentümer des Hauses und selbsternannter spirituelle Anführer der Gruppe, der Vela von Anfang an suspekt ist.
Leider hat mich die Handlung irgendwie nicht so mitreißen können. Denn dafür waren die Beschreibungen nicht atmosphärisch genug, die Charaktere und Dynamiken nicht interessant genug, als das sie das Fehlen eines spannenden Plots hätten auffangen könnten. Dabei werden viele aktuelle Themen angesprochen. Probleme, von denen sich wohl viele Menschen (meiner Generation) angesprochen fühlen. Konflikte in der Beziehung, geeigneten und bezahlbaren Wohnraum in der Stadt zu finden, Schwierigkeiten beim Berufseinstieg und dem Verwirklichen der eigenen Träume und Vorstellungen, ein (unerfüllter) Kinderwunsch. Eigentlich alles echt spannende und aktuelle Themen. Und auch das Lebensgefühl der nach 1990 Geborenen und in der Stadt Lebenden wurde wirklich gut eingefangen. In vielen der Themen, Situationen und Probleme konnte ich mich sehr gut wiederfinden. Und trotzdem hat mich die Handlung nicht wirklich mitnehmen können. Ich habe das Buch immer wieder weggelegt, war nicht gefesselt, wie es mir bei der fast schon rauschartigen Lektüre des Debütromans ging.
Gut gefallen hat mir, neben der Themenauswahl, die Repräsentation einer gleichgeschlechtlichen Beziehung. Diese wurde ganz natürlich eingeführt und steht vollkommen gleichberechtigt neben den heterosexuellen Beziehungen. Das hat mir richtig gut gefallen.
Und auch die Liebesgeschichte zwischen Vela und Maren fand ich toll dargestellt. Svenja Gräfen versteht es großartig, zwischenmenschliche Gefühle so zu beschreiben, dass es sich natürlich und echt anfühlt. Keine kitschigen Liebesromangefühle, sondern echte, menschliche, alltägliche.


Fazit:
Ihr merkt vielleicht, dass ich bei diesem Roman wirklich etwas hin - und hergerissen bin. Einerseits gab es Vieles, was mir wirklich gut gefallen hat, andererseits blieb die große Begeisterung (wie ich sie bei dem Debütroman verspürt habe) leider aus.
Eine gute Lektüre ist dieses Buch aber allemal und besonders für Leser*innen meiner Generation zu empfehlen. Ganz dringend empfehlen möchte ich euch aber auf jeden Fall die Lektüre des Debütromans "Das Rauschen in unseren Köpfen", das zu meinen Jahreshighlights 2017 gehörte.

Veröffentlicht am 29.03.2019

zeitgenössisches Leben

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Freiraum von Svenja Gräfen ist ein interessantes, sehr zeitgenössisches Buch mit aktuellen Themen.
Es zeigt, wie ein junges Paar heutzutage zurechtkommen muss, zum Beispiel mit ihren Beziehungen oder mit ...

Freiraum von Svenja Gräfen ist ein interessantes, sehr zeitgenössisches Buch mit aktuellen Themen.
Es zeigt, wie ein junges Paar heutzutage zurechtkommen muss, zum Beispiel mit ihren Beziehungen oder mit der Wohnsituation.
Vela und Maren sind zusammengezogen, leben jedoch recht beengt mitten in der Stadt. Dann ergibt sich die Chance in eine Wohngemeinschaft in ein großes Haus am Rande der Stadt zu ziehen. Hier leben einige junge Leute zusammen, die eine Gemeinschaft bilden. Vela und Maren fühlen sich zuerst wohl, aber es kommen einige Probleme zusammen. Ein Mangel an Privatsphäre bei so vielen Leuten, mit denen man sich auch noch arrangieren muss.
Die Karriere kommt bei beiden noch nicht richtig in Schwung, ein diffuser Kinderwunsch steht auch im Raum, der nicht so einfach erfüllbar ist. Das belastet die Beziehung.
Die Autorin verzichtet darauf, eine einfache Lösung zu konstruieren. Das ist auch gut so, denn eine allgemeingültige gibt es sicher nicht.
Ich denke, dass es vielen so ähnlich geht wie Vela und Maren und sich vielleicht in ihnen wiedererkennen.