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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.07.2024

Eve in Hollywood

Eve
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Amor Towles führt uns Leser in die frühe Welt Hollywoods der dreißiger Jahre. Obwohl es nicht detailliert um Filmdreharbeiten geht, bekommt man von der Atmosphäre drumherum einiges mit.
Die Protagonistin ...

Amor Towles führt uns Leser in die frühe Welt Hollywoods der dreißiger Jahre. Obwohl es nicht detailliert um Filmdreharbeiten geht, bekommt man von der Atmosphäre drumherum einiges mit.
Die Protagonistin Eve ist eine Freundin von der Schauspielerin Olivia de Havilland.
So ganz glaubwürdig erscheint mir Eve nicht. Sie ist spröde, rätselhaft und distanziert. Sie ist schwer fassbar. Das hat mich aber weniger interessiert als erwartet und außerdem agiert Eve im langen Mittelteil relativ wenig.
Schwer zu sagen, wie stimmig diese Hollywood-Porträt mit den hier geschilderten Aspekten ist. Manches kommt mir glaubwürdig vor, einiges aber auch als ein aus heutiger Zeit vorgestelltes Bild. Natürlich ist das aber zulässig, sich über diese Zeit und so ganz besonderen Ort Gedanken zu machen.

Auf mich wirkt der Text mehr wie eine Erzählung als ein Roman und ich vermisse Komplexität und eine größere Relevanz. Das Ganze ist aber gut verfasst und lässt sich gut lesen, dennoch mehr ein Zwischenspiel als ein Hauptwerk.

Veröffentlicht am 22.07.2024

Ettore

Der Morgen gehört uns
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Die Geschichte eines Jungen, der in Italien in rechte Kreise abrutscht, erzählt von ihm selbst.
Es sind die Jahre 2000 bis 2005. Ettore geht motiviert auf das Gymnasium, fühlt sich dort aber schnell isoliert ...

Die Geschichte eines Jungen, der in Italien in rechte Kreise abrutscht, erzählt von ihm selbst.
Es sind die Jahre 2000 bis 2005. Ettore geht motiviert auf das Gymnasium, fühlt sich dort aber schnell isoliert und orientierungslos.

Davide Coppo hat einen guten Stil und er kann Ettores Gedanken vermitteln. Er versteht es auch Situationen darzustellen und viele Passagen sind eindringlich.
Zwar habe ich keine Sympathien für rechte, aber Ettore ist auch nicht direkt unsympathisch und seine Suche nach etwas Bedeutenden kann man verstehen, doch leider geht er den falschen Weg und das ist ein gesellschaftliches Problem. Man sieht auch, wie Ettore sich verändert und Gewaltbereitschaft zunimmt. Politisch fehlgeleitet radikalisiert er sich.

Ich begrüße derartig kluge, gesellschaftsrelevante Romane.

Veröffentlicht am 22.07.2024

Die Schwestern und der Bär

Cascadia
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Cascadia ist ein Roman, der einige wichtige und relevante Themen behandelt, die mich sehr interessieren.
Zum Beispiel Armut in den USA.
Die Schwestern Elena und Sam kommen nur schwer über die Runden, denn ...

Cascadia ist ein Roman, der einige wichtige und relevante Themen behandelt, die mich sehr interessieren.
Zum Beispiel Armut in den USA.
Die Schwestern Elena und Sam kommen nur schwer über die Runden, denn ihre Mutter ist schwer krank. Krankenhauskosten und teure Medikamente treiben sie in Schulden.
Ich denke, dass das kein Ausnahmefall in den USA ist.
Im Hintergrund schwebt dann noch das Thema häusliche Gewalt. Ein ehemaliger Freund der Mutter hatte die Familie tyrannisiert und vermutlich gab es auch Gewalt.
Das hat die Schwestern eng zusammengeschweißt. Und so ist auch das Thema Schwesternschaft hier in einer Tiefe beschrieben und zeigt Verbundenheit, aber auch Grenzen.

Der Roman überzeugt durch seinen Schauplatz, der atmosphärisch stark eingesetzt wird. Eine US-amerikanische Insel, nicht weit von Kanada. Hier gibt es viel Fährbetrieb, denn die Insel ist für Touristen interessant. Sam arbeitet auch einer Fähre.
Doch als dann überraschend ein Bär auftaucht, beeinflusst dass das Leben der Schwestern. Während Sam vor dem Bär Angst hat, ist ihre ältere Schwester von ihm fasziniert und nähert sich ihm ohne Angst.
Wie es mit der Familie weitergeht und was alles passiert, darf hier noch nicht verraten werden.
Es ist ein packender Roman!

Veröffentlicht am 22.07.2024

Der Moment des Misstrauens

Kleine Monster
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Jessica Linds erstes Buch hatte schon einen mysteriösen, psychologischen Ansatz. In ihrem neuen Buch ist das psychologische auch stark enthalten.
Die Protagonistin ist eine junge Mutter. Als es in der ...

Jessica Linds erstes Buch hatte schon einen mysteriösen, psychologischen Ansatz. In ihrem neuen Buch ist das psychologische auch stark enthalten.
Die Protagonistin ist eine junge Mutter. Als es in der Schule zu einem Vorfall um ihren Sohn und einer Mitschülerin kommt, beginnt sie, ihrem Sohn zu misstrauen und steigert sich immer mehr hinein.
Dazu gehört auch, dass ihr eigenes Kindheitsdrama um ihre Schwestern und ihrer tragischen Trennung wieder in ihr Bewusstsein kommt.
Damals starb ihre jüngste Schwester und die andere Schwester, die adoptiert war, entfernt sich von der Familie. Diese Adoptivschwester Linda ist übrigens eine großartig gemachte, lebensechte Figur, wie man sie nicht in jedem Roman findet.
Jetzt stellt sich die Frage, ob die ganzen Erinnerungen helfen, die aktuelle Situation zu bewältigen und sich auch den alten Geschehnissen zu stellen.
Das fand ich schon sehr überzeugend, daher denke ich, dass die Autorin Jessica Lind ein großes Potential für auch kommende Bücher von Bedeutung haben wird.

Veröffentlicht am 13.07.2024

Juno und Jupiter

Hey guten Morgen, wie geht es dir?
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Martina Hefter habe ich schon vor Jahren mal live bei einer Bewegungs-Gedicht-Performance gesehen. Auch die Protagonistin dieses Buches, Juno, ist Perfomance-Künstlerin, mittleren Alters. Sie lebt zusammen ...

Martina Hefter habe ich schon vor Jahren mal live bei einer Bewegungs-Gedicht-Performance gesehen. Auch die Protagonistin dieses Buches, Juno, ist Perfomance-Künstlerin, mittleren Alters. Sie lebt zusammen mit ihrem Mann Jupiter, der krank ist und im Rollstuhl sitzt. Vermutlich ist es multiple Sklerose. Ihren Alltag im Schatten dieser Krankheit wird nachvollziehbar gezeigt.
Juno leidet an Schlaflosigkeit. Um sich die Zeit zu vertreiben, chattet sie im Internet mit sogenannten Love-Scammern. Das sind Leute, die Kontakte zu Frauen suchen, um sie um Geld zu betrügen.
Juno macht sich einen Spaß daraus, diese Typen auszutricksen. Doch dann gerät sie mit dem Love-Scammer Beno, der in Nigeria lebt, in eine Art Beziehung. Ihre Gespräche werden immer vertraulicher, aber wie Benos Absichten sind, bleibt dem Leser immer fraglich.

Martina Hefter hat ihren Roman geschickt gemacht, er wirkt realistisch und echt. Junos Gedanken und Empfindungen kann man dicht folgen. Ich halte „Hey Guten Morgen, wie geht es Dir?“ für einen sehr guten Roman!