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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.03.2024

Harter Stoff von JCO

Babysitter
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Ein neuer Roman der großen amerikanischen Schriftstellerin Joyce Carol Oates ist fast immer etwas besonders. Babysitter ist ein verstörender, auch spannender Roman und gleichzeitig ein Porträt einer bestimmten ...

Ein neuer Roman der großen amerikanischen Schriftstellerin Joyce Carol Oates ist fast immer etwas besonders. Babysitter ist ein verstörender, auch spannender Roman und gleichzeitig ein Porträt einer bestimmten Zeit in den USA. Es sind die siebziger in der näheren Umgebung von Detroit. Eine gefährliche Zeit mit Rassenunruhen, die die weiße Mittelschicht ängstigte und es geht ein Serienmörder um, genannt Babysitter, da er Kinder entführt, foltert und tötet.
Beim Lesen musste ich mehrfach an den Film Summer of Sam denken, der zeitlich und thematisch nahe liegt.
Die Spannungen der Zeit sind greifbar.

Im Mittelpunkt steht Hannah, eine verheiratet Frau und Mutter kleiner Kinder, die sich auf eine gefährliche Affäre einlässt. Anhand ihrer Position schafft Joyce Carol Oates eine subtile Gesellschaftskritik.

Es ist ein Roman, der eine soghafte Wirkung entfaltet. Die erste Romanhälfte habe ich am Stück gelesen und war völlig gefesselt.

Ich denke, Joyce Carol Oates ist trotz ihrer Erfolge beinahe noch eine unterschätzte Autorin.

Veröffentlicht am 16.03.2024

Western mit Niveau

Letztes Gefecht am Saber River
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Letztes Gefecht am Saber River von Krimi-Legende Elmore Leonard ist ein Western, geschrieben mit den Mitteln des Genre, aber sehr sorgfältig und es ist wirklich ein Buch mit Niveau. Elmore Leonard konnte ...

Letztes Gefecht am Saber River von Krimi-Legende Elmore Leonard ist ein Western, geschrieben mit den Mitteln des Genre, aber sehr sorgfältig und es ist wirklich ein Buch mit Niveau. Elmore Leonard konnte einfach schreiben und so ist dieser Roman von 1959 auch heute noch gut lesbar.
Das Buch wurde aus dem Englischen von Florian Grimm übersetzt-

Der Roman ist charaktergetrieben und nicht sehr actionreich, vom Finale angesehen. Es wird viel geredet und die Dialoge sind gut gemacht.

Es wird eine Zeit getroffen, gegen Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs. Der Protagonist Cable hat für die Konföderierten gekämpft. Verwundet kehrt er zurück und zieht mit Frau und Kinders in seine ehemalige Heimat. Da gibt es Konflikte, doch Cable bleibt standhaft. Seine Geradlinigkeit zeichnet ihn aus. Damit steht er für einen Typ, der typisch ist für einen Helden des amerikanischen Westerns.
Wer gerne Western liest ist hier richtig.

Der Roman wurde auch verfilmt. Den Film würde ich gerne einmal sehen.

Veröffentlicht am 15.03.2024

Ein Bericht

Nachtblaue Blumen
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Das Buch handelt von Frauen, die wegen angeblicher Hysterie in einem Sanatorium behandelt wurden. Es ist 1890 und die Behandlungsmethoden sind mehr als fragwürdig, z.B. Hypnose.
Dieses Thema wurde schon ...

Das Buch handelt von Frauen, die wegen angeblicher Hysterie in einem Sanatorium behandelt wurden. Es ist 1890 und die Behandlungsmethoden sind mehr als fragwürdig, z.B. Hypnose.
Dieses Thema wurde schon öfter in der Literatur beschrieben. Der Autor Alexander Kamber verfügt über die Sensibilität, die Gefühlswelt seiner Protagonistin zu erfassen. Sie ist 16 und Waise.
Ihre Berichtsform funktioniert für das Buch. Mit Cleo, mit der sie sich im Sanatorium befreundet, gibt es eine weitere interessant Figur. Das Buch lässt einen als Leser nicht unberührt.
Es ist ein kurzer, aber lesenswerter Roman.

Veröffentlicht am 15.03.2024

Neo Noir in Tel Aviv

Lockvogel
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Der Lockvogel ist ein eigenwilliger Roman einer neuen Autorin aus Israel. Daria Shualy! Wohl ein Name, den man sich merken muss.
Ebenso eigenwillig wie bemerkenswert ist die toughe Protagonistin Masi, ...

Der Lockvogel ist ein eigenwilliger Roman einer neuen Autorin aus Israel. Daria Shualy! Wohl ein Name, den man sich merken muss.
Ebenso eigenwillig wie bemerkenswert ist die toughe Protagonistin Masi, die auf der Suche nach einer verschwundenen Frau in Tel Aviv ist.
Es ist ein Kriminalroman, dann aber auch mehr, denn das Verhalten der Figuren ist mehr im Mittelpunkt als die eigentliche Ermittlung. Manche sprechen bei diesem Buch von Neo Noir. Das ist ja eigentlich ein Begriff aus der Welt des Films, aber doch scheint er hier interessanterweise zu passen. Überhaupt hat das Buch einige filmhafte Passagen und Momente.

Ich muss sagen, ich hatte meine Probleme mit dem Stil, aber ich erkenne die Qualität.
Das Buch ist atmosphärisch! Die Hitze in Tel Aviv vermag man beim Lesen zu spüren.

Veröffentlicht am 15.03.2024

Odas Verschwinden

Wie Inseln im Licht
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Wie Inseln im Licht von Franziska Gänsler ist ein lesenswertes Buch.
3 Jahre hat die 27jährige Zoey ihre Mutter gepflegt, bis diese starb. Jetzt ist Zoey an einem Ort in Frankreich, wo sie die Asche der ...

Wie Inseln im Licht von Franziska Gänsler ist ein lesenswertes Buch.
3 Jahre hat die 27jährige Zoey ihre Mutter gepflegt, bis diese starb. Jetzt ist Zoey an einem Ort in Frankreich, wo sie die Asche der Mutter verstreuen will. Hier hatte sie vor 20 Jahren als Kind gelebt, hier war ihre kleine Schwester spurlos verschwunden. Zoey und ihre Mutter zogen nach Berlin. Von Oda haben sie nie wieder etwas gehört.
Doch jetzt beginnt Zoey zu forschen, was damals passiert sein könnte.

Franziska Gänsler hat einen ruhigen Ton gefunden und kreiert Sätze, die zur Stimmungslage der Figur passen und diese vermitteln. Melancholie durchzieht den Text. Man ist nahe bei Zoey, folgt ihren Gedanken und Erinnerungen durch das ganze Buch.
Ich denke, die Autorin verdichtet den Text auf ein stimmiges Maß.