Cover-Bild Viktor
(35)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
24,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Urachhaus
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 415
  • Ersterscheinung: 12.2021
  • ISBN: 9783825152574
Judith Fanto

Viktor

Eva Schweikart (Übersetzer)

Wien, 1914. Der junge Viktor entwickelt sich zielstrebig zum schwarzen Schaf seiner wohlhabenden jüdischen Familie. Nimwegen, 1994. Die Studentin Geertje hat es satt, dass sich ihre Familie noch immer für ihr Judentum schämt. Auf der Suche nach ihrer eigenen Identität will sie die Mauer des Schweigens endlich durchbrechen. Denn das Schicksal ihrer Familie ist allgegenwärtig – auch das von Viktor.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.05.2021

Die Geschichte der Familie Rosenbaum

0

Der Roman „Viktor“ von Judith Fanto erzählt eine Familiengeschichte über sechs Generationen im steten Wechsel auf zwei Zeitebenen. Die junge Holländerin Geertje, die Ich-Erzählerin in diesem Roman, bereitet ...

Der Roman „Viktor“ von Judith Fanto erzählt eine Familiengeschichte über sechs Generationen im steten Wechsel auf zwei Zeitebenen. Die junge Holländerin Geertje, die Ich-Erzählerin in diesem Roman, bereitet sich in den 90er Jahren auf Schulabschluss und Jurastudium vor und will endlich mehr über ihre jüdische Familie wissen. Da gibt es eine Menge Geheimnisse und viele Tabuwörter wie Transport, Lager, Gas usw. Sie beginnt ihre Revolte mit einer Namensänderung und wird zu Judith. Bei ihren Nachforschungen stößt sie auf ein Archiv auf dem Dachboden der Großeltern und findet wichtige Dokumente. Die zweite Zeitebene beginnt mit dem 1. Weltkrieg und reicht bis 1939. Es ist im Wesentlichen die Generation der Großeltern Felix und Trude, ihrer Geschwister, aber es geht auch um ihre Eltern und Großeltern. Im Mittelpunkt steht die Person von Geertjes Großonkel, dem Bruder von Felix. Viktor war eine schillernde Persönlichkeit, ein Frauenheld, der häufig dubiosen Geschäften nachging und sich öfter in Schwierigkeiten brachte. Er war aber auch ein guter Mensch, der alles opferte und zumindest einige seiner Angehörigen rettete. Ihnen gelang die Flucht nach Holland. Die junge Judith wird mit der Scham und den Schuldgefühlen der Überlebenden konfrontiert, mit der Frage, wem die Schoah gehört und vor allem, wie man generell mit der jüdischen Vergangenheit umgehen kann und sollte. Judiths Großeltern sind vor der Flucht zum Katholizismus konvertiert und es steht in dieser Familie nie zur Debatte, jüdische Traditionen offen zu leben.
Ich habe diesen Roman mit großem Interesse gelesen und noch viel Neues dabei gelernt, vor allem über die Geschichte Österreichs vor dem Anschluss an das Reich und den vorher schon allgegenwärtigen Antisemitismus. Das Ende ist sehr traurig, und die von der Biografie der Autorin inspirierte Geschichte hat lange nachgewirkt. Sehr empfehlenswert.

Veröffentlicht am 26.05.2021

Ein Meisterwerk

0

Kennt ihr das, wenn ihr einen Protagonisten gerne als Freund/Kumpel hättet? So ging es mir mit Victor. Er ist ein Mensch mit einem großen Herzen, der zwar oft das ein oder andere Frauenherz zerbricht, ...

Kennt ihr das, wenn ihr einen Protagonisten gerne als Freund/Kumpel hättet? So ging es mir mit Victor. Er ist ein Mensch mit einem großen Herzen, der zwar oft das ein oder andere Frauenherz zerbricht, aber dafür für seine Familie, seine Freunde und alle wehrlosen Menschen selbstlos eintritt. Victor ist ein Überlebenskünstler, der sich mit charmanten Witzen und manchmal auch gar frechen Ausflüchten zu helfen weiß. Das stößt seinen eher konservativen Vater schon oftmals vor den Kopf. Aber im Herzen sind sie sich nah. Doch was sich anhört wie eine amüsante Geschichte über einen liebenswürdigen Draufgänger, ist tatsächlich so viel mehr. Denn Victor ist ein Verwandter der Studentin Geertje, die gerne ihre jüdischen Wurzeln erkunden möchte und so auch auf die Geschichte ihres Vorfahren stößt. Im Jahr 1994 in Nimwegen findet Geertje als Judith nach und nach zum Judentum und setzt sich mit der Schoah auseinander, die jahrelang von ihrer Familie verschwiegen wurde. Die Ermordung von Familienmitgliedern wird nicht beim Namen genannt, sondern nur erwähnt, dass sie nicht mehr leben. Ihre Familie möchte die Vergangenheit hinter sich lassen, während Judith sie unbedingt entdecken will.

Die Autorin Judith Fanto erzählt vom Leben Victors in Wien in den Anfängen des 20. Jahrhunderts und die Suche von Judith in den Niederlanden Ende des 20. Jahrhunderts. Abwechselnd werden die verschiedenen Erzählungen präsentiert und verzweigen sich nach und nach immer mehr. Die Geschichten wirken wie ein Flickenteppich, der zunächst zusammenhanglos auf einem Haufen liegt und immer enger verwebt wird, desto weiter das Buch geht. Der Erzählstil von Judith Fanto ist fesselnd und ergreifend. Er weckt die Gefühle der Protagonisten in einem selbst und lässt die verschiedenen Handlungsweisen verstehen. Gleichzeitig dient er als Zeugnis für die Verfolgung der Juden und gleichzeitig die Handhabung der folgenden Generationen mit diesen schrecklichen Erlebnissen innerhalb ihrer Familie. Außerdem lernt der/die Leser*in eine Menge über die jüdische Tradition und gewährt einen Einblick in das Leben einer Familie, die selbst bestimmen möchte, als was sie sich darstellen. Die Figuren sind vielseitig und wirken sehr real. Dadurch fühlt man eine Verbundenheit mit ihnen, die einen tief ins Herz geht. Fanto schafft es beim Lesenden einen Nachhall der erzählten Geschichte zu bewirken. Man möchte dieses Buch nicht loslassen, doch gleichzeitig ist es so schnell gelesen, dass man schließlich davorsitzt und innehalten muss. „Victor“ ist nicht einfach nur ein Buch, es ist eine Erzählung von Leben, die genauso stattfinden können und die einen durch den Schreibstil der Autorin tief berühren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.05.2021

ein berührendes Buch

0

Das Buch "Viktor" von Judith Fanto ist ein großes Kleinod. Das wunderbare Cover verführt zum Zugreifen und hineinspitzen. Schnell ist man dann von der wunderbaren, Bilder malenden Sprache der Autorin gefangen. ...

Das Buch "Viktor" von Judith Fanto ist ein großes Kleinod. Das wunderbare Cover verführt zum Zugreifen und hineinspitzen. Schnell ist man dann von der wunderbaren, Bilder malenden Sprache der Autorin gefangen. Es fällt leicht, vor allem dem Hauptdarsteller Viktor sein Herz zu schenken, denn der junge Mann verfügt über ein kluges, unglaublich empathisches Wesen und einen schier grenzenlosen Mut und einen Witz, der sich nicht durch Hass und Drohungen klein halten lässt.

Die Geschichte der Familie Rosenbaum beginnt 1914 und am Namen und der Zeit erkennt der geneigte Leser schnell, wohin die Reise gehen wird. Das ist informativ, spannend und ganz nah dran an der Realität dieser Familie. Schön finde ich, dass der zweite Erzählstrang in den 90gern spielt und aus der Sicht der jungen Geertje van Berg in den Niederlanden erzählt, wie die Überlebenden der Familie Rosenbaum mit all dem umgehen und wie nichts in einer Familie verloren geht, auch wenn manches verdrängt und tot geschwiegen wird.

Das Buch Viktor und all den Opfern gleichermaßen ein Denkmal und zeigt, dass nicht das Vergessen das Überleben leichter macht sondern eben gerade das Nicht-Vergessen und Erinnern.

Ein berührendes Buch.

Veröffentlicht am 24.05.2021

Was für ein gelungener Familienroman!

0

"Viktor" von Judith Fanto ist ein wunderbar einfühlsamer Familienroman mit historischem Erzählstrang, der über das Jüdischsein in den 30er und den 90er Jahren erzählt.

== INHALT ==
Geertje lebt und studiert ...

"Viktor" von Judith Fanto ist ein wunderbar einfühlsamer Familienroman mit historischem Erzählstrang, der über das Jüdischsein in den 30er und den 90er Jahren erzählt.

== INHALT ==
Geertje lebt und studiert in den Niederlanden, eingebunden in das Netz ihrer Familie, die jüdisch ist, aber nicht wirklich jüdisch lebt. Nur im gemeinsamen Speisen äußerst sich die religiöse Tradition der Famile. Ihre Großeltern sprechen nur ungerne über die Zeit des Krieges und obwohl Geertje weiß, dass ihre Familie vor den Nationalsozialisten nach Belgien floh und dort untertauchte, liegt ein großer Teil ihrer Familiengeschichte im Dunkeln. Als sie beginnt, sich mehr mit der Religion ihrer Familie auseinanderzusetzen, merkt sie, dass sie ihre jüdischen Wurzeln nicht länger verstecken möchte. Sie ändert ihren Namen, heißt von nun an Judith und tritt ihrer lokalen Gemeinde bei. Je tiefer sie in das Judentum eintaucht, desto mehr lernt sie über ihre Familie und deren bewegt Geschichte.

Deren Dreh- und Angelpunkt ist der junge Viktor, der Bruder von Judiths Großvater. Er lebt in Wien das Leben eines Junggesellen, umgeben von Frauen, krummen Geschäften und der Aura eines Charmeurs. Doch er ist auch eine gute Seele, hilfreich und aufgeweckt. Der zweite Erzählstrang des Romans begleitet Viktor in seinem Wiener Alltag und unter der Repression der Nationalsozialisten.

== STIL ==
Judith Fantos Erzählstil passt ausgezeichnet zu ihrer Geschichte und verschafft dem Leser ein fließendes und berührendes Leseerlebnis. Obwohl die Sprache einfach und flüssig zu lesen ist, ist sie voller kleiner Poesien. Besonders hervorzuheben ist ihre Beschreibung jüdischen Lebens und Tradition, die dem Leser informativ aber ohne zu Belehren einen Einblick in das Leben einer jüdischen Familie gibt.

== MEINUNG ==
Ich habe "Viktor" von Judith Fanto mit Freude gelesen. Anders als in vielen anderen historischen Romanen mit modernem und vergangenem Erzählstrang wird hier auch im modernen Erzählstrang eine bedeutungsvolle Geschichte erzählt, die auch für sich genommen interresant ist. Dabei geht es angenehmerweise nicht um Liebe und dramatisierte Familiengeheimnisse, sondern um die Frage nach Identität, Lebenssinn und der Bedeutung des modernen Judentums. Gleichzeitig ist Viktors Geschichte bewegend und gefühlvoll. Sie ist nicht auf Grauen und Erschaudern hinsichtlich der Judenverfolgung der Nationalsozialisten ausgelegt, sondern auf Familie, Freundschaft und Verantwortung. Aus der Verbindung dieser beiden Erzählstränge entsteht ein Mehrwert, der dem Leser nicht zuletzt vor Augen führt, dass das Trauma des Holocaust auch in der jüngsten Generation wirkt und ganze Familiengeschichten entwurzelte.

Insgesamt ist dieses Buch wirklich eine große Empfehlung wert, vor allem für historisch oder religiös entsprechend interessierte Leser. Von mir gibt es fünf Sterne und Vorfreude auf weitere Bücher der Autorin, so diese denn geplant sein sollten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.05.2021

Eine große Leseempfehlung

0

Meine Meinung:
Mein erster Gedanke an dieses Buch, wenn ich nach der Lektüre dessen zurückblicke ist, welch ein wundervoller, eindrücklicher und bemerkenswerter Roman, liegt in "Viktor" verborgen, denn ...

Meine Meinung:
Mein erster Gedanke an dieses Buch, wenn ich nach der Lektüre dessen zurückblicke ist, welch ein wundervoller, eindrücklicher und bemerkenswerter Roman, liegt in "Viktor" verborgen, denn dies ist er wirklich.
Die Autorin erzählt eine Art Familiengeschichte, die sich mit der vergangenen Zeit der Historie auseinandersetzt oder dies vielleicht gerade auch nicht tut. Ein Buch, welches deutlich machte welcher Druck, welche innerlich so gefestigte Haltung sich aus Jahrhunderte langer Historie manifestieren kann und welche Probleme, welche Last dadurch entstehen kann und dies auch tut. Dabei schafft die Autorin Charaktere, die unter die Haut gehen, einen Stil, der so literarisch edel ist und dabei eine solch eindringliche Atmosphäre und zarte, nie übertriebene emotionale Tonalität schafft, dass man dieses Buch Stück für Stück genießt und dabei einen Mehrwert bekommt, den nur wenige Romane schaffen können.

Mein Fazit:
In meinen Augen ein großer Roman, der thematisch ebenso wichtig, wie literarisch gelungen ist! Eine große Leseempfehlung!!!