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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.07.2023

Herzensbuch

Die Erinnerungsfotografen
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Noch einmal einen besonderen Moment aus der Vergangenheit aus einer anderen Perspektive erleben dürfen!

Kurz vor dem Übertritt ins Jenseits treffen Menschen im Fotostudio von Hirasaka auf ihr Leben, ...

Noch einmal einen besonderen Moment aus der Vergangenheit aus einer anderen Perspektive erleben dürfen!

Kurz vor dem Übertritt ins Jenseits treffen Menschen im Fotostudio von Hirasaka auf ihr Leben, das in einzelnen Bildern festgehalten ist. Bei seinem Gästen handelt es sich um die 92-jährige ehemalige Kindergärtnerin Hatsue, ein Bandenmitglied und ein kleines Mädchen, die bei Hirasaka die Möglichkeit bekommen, ein Foto aus ihrer Vergangenheit neu aufzunehmen und damit den dort festgehaltenen Moment, noch einmal zu erleben.
Ihre interessanten, persönlichen Schicksale werden mit der für Japan so typischen, emotionalen Distanz geschildert, aber lassen mich als Leserin trotzdem keineswegs kalt. Zunächst gibt es bis auf das Fotostudio von Hirasaka keine erkennbare Verbindung zwischen den einzelnen Protagonisten und ihren Geschichten, doch sind sie alle gleich bedeutsam für das gesamte Buch. Das letzte Kapitel erzählt dann von einem kleinen Mädchen, deren schreckliche, herzzerreißende Geschichte mich so sehr berührt hat, dass sie eine Gänsehaut bei mir ausgelöst und sich in meinen Gedanken festgesetzt hat. Für mich ein Lesehighlight der besonderen Art, welches sich seine geballte Kraft wirklich bis zum Ende aufgehoben hat und so unerwartet ein ganz anderes Licht auf das gesamte Buch wirft.

Eine große und uneingeschränkte Leseempfehlung für dieses wunderbare Buch! 🫶🏻

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Veröffentlicht am 10.07.2023

Das Trauma bleibt

Macht
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Es ist ein Eintauchen in den Kopf einer vergewaltigten Seele. Ein ungeschönter Blickwinkel, der aufzeigt, welche Folgen eine Vergewaltigung für die Betroffenen tatsächlich hat. Pflegerin Liv, eine Mittdreißigerin ...

Es ist ein Eintauchen in den Kopf einer vergewaltigten Seele. Ein ungeschönter Blickwinkel, der aufzeigt, welche Folgen eine Vergewaltigung für die Betroffenen tatsächlich hat. Pflegerin Liv, eine Mittdreißigerin und Mutter zweier Kinder, ist genau das passiert. Obwohl die Tat schon viele Jahre zurückliegt, dreht sich ihr Gedankenkarussell nach wie vor unaufhörlich.
Die Lage spitzt sich zu, als Liv auf den Angehörigen einer neuen Patientin trifft. Es ist ein bekannter Schauspieler, der in der Vergangenheit der Vergewaltigung bezichtigt wurde.
Das Trauma bleibt bestehen und lässt den Alltag für die Opfer dieser Taten zur wahren Hölle werden lassen. Selbst Arztbesuche kosten unglaubliche Überwindung.
Das Ganze ist von der Autorin auf erschreckend authentische Weise geschildert, die Denkweise eines Vergewaltigubgsopfers nachvollziehbar dargestellt. Aus Angst, anders wahrgenommen zu werden, aus Scham, weil es ihnen peinlich ist, schweigen Menschen wie Liv, die manchmal auch einfach gar nicht wahrhaben wollen, was mit ihnen passiert ist und sich stattdessen einreden, es wäre ihr eigener Wille gewesen.

Diese Geschichte bewegt sich mit ihrem Hauptthema natürlich fernab von seichter Unterhaltung und Schema F. Das Thema finde ich hier sehr gut umgesetzt mit einer Protagonistin, die ihre Gedanken und Ängste unverblümt und unzensiert mit den Lesenden teilt. Ich gebe zu, dass ich aus diesem Buch in Sachen Verständnis noch einiges mitgenommen habe.
Für mich ist es am Ende definitiv ein intensives, lehrreiches und beeindruckendes Leseerlebnis, das mich noch lange beschäftigen wird.

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Veröffentlicht am 07.07.2023

Für Klein und Groß

Was weinst du denn so viel, kleines Krokodil?
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Welche Mama, welcher Papa kennt das auch? Bei jeder noch so unverfänglichen Gelegenheit und ohne besonderen Anlass fangen die Kleinen plötzlich an, ganz große Tränen zu vergießen. Warum? Ja, genau das ...

Welche Mama, welcher Papa kennt das auch? Bei jeder noch so unverfänglichen Gelegenheit und ohne besonderen Anlass fangen die Kleinen plötzlich an, ganz große Tränen zu vergießen. Warum? Ja, genau das wissen sie oftmals selber nicht so genau!
Das kleine Krokodil Juli ist jedenfalls sehr nah am Wasser gebaut und in vermeintlich harmlosen Alltagssituationen brechen dann immer wieder die Dämme und die Tränen fließen in Sturzbächen.
An ihrer Seite ist jedoch stets Julis Papa, der viel Verständnis, Liebe und Geborgenheit vermittelt und damit wie ein Rettungsanker fungiert.
Vor allem (unsichere) Eltern können eher lernen, den Ausbrüchen des sensiblen Kindes mit mehr Gelassenheit zu begegnen und ein besseres Verständnis für das Kind entwickeln und ihm stattdessen Mut zu machen.

Von diesem Mutmachbuch profitieren die Kleinen und deren Eltern am Ende also gleichermaßen!
Die Texte sind hierfür kindgerecht und in schöner Reimform gestaltet und ebenso toll gelungen, wie die süßen Illustrationen, die das Gesamtpaket einfach perfekt abrunden.

Leseempfehlung für kleine Kinder ab 2 Jahren und Eltern, die noch etwas dazulernen möchten

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Veröffentlicht am 30.06.2023

Eine Naturgewalt

So weit der Fluss uns trägt
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Iola 1940 :  Die 17-jährige Victoria Nash lebt und arbeitet gemeinsam mit ihrem Vater, Bruder Seth und der kriegsversehrte Onkel Og auf der familieneigenen Pfirsichfarm in Colorado. Der Rassismus ist hier ...

Iola 1940 :  Die 17-jährige Victoria Nash lebt und arbeitet gemeinsam mit ihrem Vater, Bruder Seth und der kriegsversehrte Onkel Og auf der familieneigenen Pfirsichfarm in Colorado. Der Rassismus ist hier noch allgegenwärtig und auch Menschen, die aus dem gewohnten gesellschaftlichen Raster fallen, werden von der Bevölkerung mehrheitlich gemieden. 
Nun trifft Victoria ausgerechnet auf einen Fremden, Wilson Moon, der sich als Abkömmling der Ute-indianer entpuppt. Vom ersten Moment an besteht zwischen beiden eine tiefe Faszination füreinander, die ihr Gefühlswelt aus den Angeln hebt. Von unbändigem Hass und schwerwiegenden Vorurteilen bedroht, wird diese Liebe, schmerzhafte und tragische Folgen für alle Beteiligten haben. Victoria muss in die Wildnis flüchten und ist dort zusammen mit ihrem ungeborenen Kind auf sich allein gestellt. Der Wintereinbruch und Hunger zwingt sie zum Äußersten. So zart sie zunächst auch scheint, verbirgt sich ein starker Charakter und unbändiger Wille hinter dieser jungen Frau. So wie sie nicht aufgibt, hofft man als Lesende auch von Anfang bis Ende tapfer mit ihr mit.
Die Geschichte entpuppt sich dabei so sog artig wie der Gunnison River, wo sie spielt. Wie eine unerwartete Naturgewalt, die einen packt und mitreißt. Es ist unmöglich sich dieser bilderhaften Erzählweise der Autorin und der Atmosphäre im Buch zu entziehen.
Shelley Read trifft mit ihrer Geschichte und der Thematik jedenfalls einen empfindlichen Nerv. Das Unrecht und die Schicksale, welche die einzelnen Protagonisten ereilt, sind so realistisch dargestellt, dass es kaum zu ertragen ist.
Für mich war es eine emotionale Achterbahnfahrt, ein starkes Debüt und definitiv ein Lesehighlight!

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Veröffentlicht am 19.06.2023

Wenn nur das Cover nicht wäre…

Morgen mach ich bessere Fehler
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Elli, eine etwas chaotische Alleinerziehende, engagiert sich zusammen mit ihren WG-Mitbewohnern als Garten-Guerilla und bringt so heimlich etwas blühendes Leben in Hamburgs Schottervorgärten. Bei einer ...

Elli, eine etwas chaotische Alleinerziehende, engagiert sich zusammen mit ihren WG-Mitbewohnern als Garten-Guerilla und bringt so heimlich etwas blühendes Leben in Hamburgs Schottervorgärten. Bei einer nächtlichen Aktion auf einem Industriegelände wird sie allerdings erwischt und macht dabei die unliebsame Bekanntschaft mit einem ziemlich arroganten Firmenanwalt.
Kurz danach steht eine Familienfeier im entfernten Allgäu an und ehe sich Elli versieht, sitzt neben ihrer Tochter und dem miesepeterigen Onkel Heinz, auch noch der unausstehliche Anwalt Cano mit im Auto.
Die außergewöhnliche Kombination an Charakteren, will auf den ersten Blick kein bisschen zusammenpassen und sorgt erstmal für reichlich Zündstoff. Vor allem Stinkstiefel Heinz möchte man am liebsten höchstpersönlich an der nächsten Raststätte aussetzen, der süßen Paula den ollen roten Fahrradhelm abnehmen und den schnöseligen Rechtsverdreher Cano für seine Unverschämtheiten, die Fahrt über einfach aufs Autodach binden. Wäre Elli nur nicht so dringend auf die 500€ von ihm angewiesen. Zumal das Auto seine besten Tage definitiv hinter sich hat und schon bald die erste unangenehme Überraschung für die ungewöhnliche Reisegruppe bereithält.

Nach einer längeren Krankheits- und Gesundungsphase meldet sich Petra Hülsmann mit diesem neuen wundervollen Roman zurück. Das lange Warten hat sich auch hier voll und ganz gelohnt! Es gibt wieder reichlich Szenen zum Schmunzeln, wobei insbesondere das Aufeinandertreffen mit der Polizei mein persönliches Highlight ist.
Man stelle sich vor, wie Hauptprotagonistin Elli den Polizisten eine Jugendsünde nach der nächsten beichtet und sich dabei immer mehr um Kopf und Kragen redet.Der erste Moment, wo ich echtes Mitleid mit dem gar nicht so unsympathischen Cano habe, der sich dieses Desaster selbst nur hilflos mitansehen kann. Natürlich hat auch Kult-Protagonist Knut einen kleinen Gastauftritt im Buch und einen wieder wichtigen Rat mit im Gepäck.
Der Schreibstil ist und bleibt einfach unverkennbar und die Story ist trotzdem nie die Version X der immer gleichen Geschichte. Ebenso einzigartig und vielschichtig sind auch die Charaktere. Genau das macht die Romane von Autorin Petra Hülsmann für mich so besonders.
Das einzige, was mich an diesem Buch ausnahmsweise stört, ist das Cover, das ich leider einfach furchtbar finde! Es passt weder zum vorherigen Design noch zu dem der Neuauflage und hat keine Aussagekraft.

Die Story hat mich jedoch wieder vollkommen überzeugt und bekommt daher eine ganz begeisterte LESEEMPFEHLUNG!

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