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Veröffentlicht am 05.11.2023

Ins Blaue hinein

Sieben Farben Blau
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Manchmal merkt man, dass das Leben endlich ist und man seine Träume leben sollte, solange es geht. So auch bei Claudia und Jonathan. Im Gegensatz zu den meisten von uns tauschen sie ihr Leben in Berlin ...

Manchmal merkt man, dass das Leben endlich ist und man seine Träume leben sollte, solange es geht. So auch bei Claudia und Jonathan. Im Gegensatz zu den meisten von uns tauschen sie ihr Leben in Berlin gegen das Abenteuer auf ihrem Segelschiff - ihrer Inti. Sie lassen los, segeln ins Blaue und wir dürfen sie auf ihrer siebenjährigen Reise, die sie bis Französisch-Polynesien führt, begleiten. Wir erleben Herzlichkeit und Gastfreundschaft, die Freundschaft und Solidarität in der Seglergemeinschaft, aber auch die Sorgen uns liebe Geld, die Reparaturen bei Inti und die Ängste, es nicht zu schaffen. Aber eines können wir alle von den beiden lernen - es gibt immer wieder einen neuen Weg und manchmal sollten wir uns treiben lassen. Zusätzlich ist das Buch mit schönen Beschreibungen der Natur und den bereisten Ländern abgerundet, welche aber nicht verklärt sind, sondern auch deutlich auf Armut und Umweltverschmutzung hinweisen. Es lohnt sich mit den Beiden in die Welt zu segeln und den Atem der Ozeane zu spüren.

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Veröffentlicht am 15.10.2023

Erinnerungen

Die Welt war voller Fragen
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Es ist schwierig, wenn man an der Grenze zwischen Kindheit und Erwachsenwerden herumirrt und dabei von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt. Der Protagonist Siggi lässt jedenfalls selten eins aus und das ...

Es ist schwierig, wenn man an der Grenze zwischen Kindheit und Erwachsenwerden herumirrt und dabei von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt. Der Protagonist Siggi lässt jedenfalls selten eins aus und das nur, weil er noch kindlich naive Fragen stellt. Nur irgendwie reagiert die Lehrerschaft und der Pfarrer darauf mit Wutausbrüchen und Einträgen. An Siggi kann es nicht liegen oder doch? Eine Geschichte über einen Jungen, der quasi im Aufbruch ist und noch nicht genau weiß, wo er hingehört. Ein Buch, dass mich ab der ersten Seite gefangen genommen hat. Die niedlich naive Art, wie Siggi seinen Alltag beschreibt, die Familienfeste wie Weihnachten, die wie überall weit entfernt von Gemütlichkeit und Heiler Welt sind. Die Spannungen, die er wahrnimmt und sich doch nicht erklären kann, all das hat Herbert Dutzler gekonnt eingefangen. Es ist egal, ob die Kindheit in den 60ern oder in den 70ern oder in einem anderen Jahrzehnt war, wir werden Teile davon wieder erkennen, Erinnerungen werden Aufflammen und manchmal möchte man ihm zuflüstern. Halte durch - es wird besser jedenfalls manches. Ich kann das Buch nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 19.09.2023

Kampf gegen die Bestie

Die Formel der Hoffnung
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Wenn Krankheiten eine Gestalt hätten, dann würde ich mir die Kinderlähmung als riesige Würgeschlange vorstellen, die ihre Opfer umschlingt bis diese sich zuerst nicht mehr rühren und später auch ...

Wenn Krankheiten eine Gestalt hätten, dann würde ich mir die Kinderlähmung als riesige Würgeschlange vorstellen, die ihre Opfer umschlingt bis diese sich zuerst nicht mehr rühren und später auch nicht mehr atmen können. Manche tötet sie und andere lässt sie abrupt los.
Das Buch beginnt, als sich die Welt in den 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts im Griff dieser Seuche befindet. Dr. Horstmann gehört mit zu den Forschern, die Polio den Kampf angesagt haben. Ein Buch über einen Teil des Lebensweges einer mutigen, empathischen und engagierten Frau. Der Roman stimmt nachdenklich, er führt uns vor Augen wie zerbrechlich ein Leben ist und um wieviel zerbrechlicher in der Zeit vor Penicillin. Aber er macht auch Mut, wenn man liest wie unbeirrbar Dorothy Horstmann sich allen Widrigkeiten stellt. Ich fand diesen Roman sehr gelungen, er hat mich beeindruckt. Mir gefiel der schnörkellose Schreibstil frei von Kitsch und ich kann dieses Buch nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 19.09.2023

Irgendwo im Nirgendwo wartet der Tod

Die Suche nach dem Route 66 Killer
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„Get your kicks on Route 66“ diese Liedzeile hatte ich quasi als Ohrwurm im Kopf als ich mit dem Lesen des Buches begonnen habe. Nur nicht jeder wird sich bis zum Schluss amüsieren können. Männer verschwinden ...

„Get your kicks on Route 66“ diese Liedzeile hatte ich quasi als Ohrwurm im Kopf als ich mit dem Lesen des Buches begonnen habe. Nur nicht jeder wird sich bis zum Schluss amüsieren können. Männer verschwinden auf der Route 66 - ohne erkennbares Muster. Vermisst werden Biker, Hiker und sowohl normale Touristen als auch Hobos. Genau an diesem Schauplatz der Biker und Hinterwäldler finden sich die Hauptpersonen aus dem „Pacific Crest Trail Killer“ wieder. Mark und Rebecca, die gerade erst eine Privatdetektiv-Agentur gegründet haben, werden von der Mutter eines der verschwundenen Bikers engagiert, um unauffällig nach deren Sohn zu suchen. Hier zeigt sich wieder der geniale Schreibstil von Christian Piskulla. Zum einen schaut man regelmäßig dem Mörder über die Schulter ohne zu ahnen, wer es ist, zum anderen schüttelt man immer wieder den Kopf über Mark und Rebecca, die nach zwei Jahren des Nichtstuns und mit üppigen finanziellem Polster ausgestattet, überaus unengagiert und naiv agieren. Zum Glück haben die Beiden Unterstützung vom FBI-Agenten im Ruhestand Steve Cortez, der sich, wie ein Terrier in die Ratte, im Fall verbeißt. Allerdings verschwinden immer noch Männer, es passieren seltsame Unfälle und zwei Cops werden hingerichtet. Was ist in dieser Einöde, die gefühlt aus Staub, lost Places und Motels, die ums Überleben kämpfen, nur los?
Das Buch ist mega spannend und in bildhafter Sprache geschrieben. Ich konnte es kaum aus der Hand legen, so sehr hab ich mitgeraten und mitgefiebert. Auch die Beschreibung der einzelnen Orte und der merkwürdigen Menschen, die diese besiedeln, und in welche die eigenen Erinnerungen des Autors einfließen, haben mich in diesen entlegenen Teil der Welt gezogen. Ich würde das Buch niemanden empfehlen, der zeitnah die 66 fahren möchte. Es könnte gar zu gruselig werden. Einige Szenen sind schon sehr detailliert beschrieben und je nach Konstitution könnte der eine oder andere Leser schamhaft erröten oder sich grün verfärben. Eine Triggerwarnung wäre für empfindsame Leser durchaus angebracht. Alle anderen können es genießen und sich in seinen Bann ziehen lassen.

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Veröffentlicht am 08.09.2023

Berlins erste Babyklappe

Wie ein Stern in mondloser Nacht
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Das Elend beginnt bei vielen nach der Geburt. Dies hat die junge Henni schon so oft erleben müssen und sie, die ihre Berufung nach einem Schicksalsschlag, den sie alleine durchstehen musste, fand, versucht ...

Das Elend beginnt bei vielen nach der Geburt. Dies hat die junge Henni schon so oft erleben müssen und sie, die ihre Berufung nach einem Schicksalsschlag, den sie alleine durchstehen musste, fand, versucht alles um verzweifeln Frauen zu helfen. Nie wieder soll eine Frau sich nach der Entbindung die Pulsadern aufschneiden müssen oder versuchen sollen, das Baby während der Entbindung zu töten.
Zusammen mit einer befreundeten Anwältin geht Henni einen mutigen Schritt in einer rechtlichen Grauzone und zu einer Zeit, in der bei allem Fortschritt die Gleichberechtigung noch weit entfernt ist.
Dieses Buch verspricht die ganze Bandbreite an Gefühlen. Es beginnt mit der jugendlichen Henni, die frech und liebevoll ihr ärmliches Leben mit Mutter und kleinen Bruder meistert über ihre Verliebtheit bis zu dem Tag, nach dem alles anders sein wird. Ich habe mit Henni gefühlt, war begeistert über ihre ruhige und unkonventionelle Art, Entbindungen vorzunehmen und den Gebärenden die Angst zu nehmen. Sie war ihrer Zeit weit voraus. Dieses Buch erhält von mir - jedenfalls für weibliche Leserinnen eine volle Leseempfehlung.

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