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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.04.2024

Zündelnde Idee, aber leider etwas zäh und viel Infodump

Silberne Geister
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Silvia Moreno-Garcia schafft es einfach immer, innerhalb kürzester Zeit richtig coole Figuren einzuführen, die ich sofort fühlen kann. Gepaart mit einer originellen Idee und interessantem Setting funktionieren ...

Silvia Moreno-Garcia schafft es einfach immer, innerhalb kürzester Zeit richtig coole Figuren einzuführen, die ich sofort fühlen kann. Gepaart mit einer originellen Idee und interessantem Setting funktionieren ihre Bücher meist für mich. Doch hat dieser Mix bei “Silberne Geister”, übersetzt von Frauke Meier, bei mir gezündet? 🔥

Ich würde sagen: Ja, aber mit ein paar Abstrichen.

Wie auch schon in den bisherigen Büchern, die ich von SMG gelesen habe, war ich wirklich sofort im Setting drin. Wir befinden uns nämlich in den 90er-Jahren in Mexiko und begleiten Montserrat, eine Toningeneurin im Filmbusiness, und ihren Jugendfreund Tristán, einen in Vergessenheit geratenen Schauspieler, der inzwischen nur noch Animationsserien synchronisiert. Eines Tages bekommen die beiden das Angebot, einen kultigen Horrorfilm zu vollenden, der angeblich mit einem Fluch belegt sein soll - und von da aus entspinnt sich ein Geflecht aus Intrigen über Okkultisten und den Geistern von Nzis…

Neben dem wirklich cool gemachten Setting waren die beiden Protagonist
innen wieder ein Highlight für mich. Sie haben beide Ecken und Kanten, verworrene Lebensumstände, Vorlieben und Abneigungen, sind echt gar nicht mal so sympathisch, aber es hat mir riesigen Spaß gemacht, ihnen durch die Geschichte zu folgen. Außerdem strotzt das Buch nur so vor Referenzen und Verneigungen zu Kultfilmen des Genres, was dem Ganzen eine interessante Metaebene gibt.

Der Horroranteil hat für mich aber nicht wirklich funktioniert. Schade, denn Okkultismus und Spiritismus in Popkultur finde ich faszinierend. Ich mochte zwar, wie behutsam mit den problematischen Seiten des Themas umgegangen wurde (als langjährige Hoaxilla_podcast - Hörerin kamen mir einige Stellen bekannt vor, hehe). Aber puh, streckenweise war es mir einfach zu viel Infodump. Auch wenn sich SMGs Schreibstil leicht lesen lässt, war es mir ein wenig zu zäh und zu lang, um mich wirklich zu gruseln.

Ich vergebe 3,5 Sterne - bin aber umso gespannter, was uns Genre-Chamäleon Silvia Moreno-Garcia zukünftig bietet.

Vielen Dank an den Verlag / das Bloggerportal für dieses Rezensionsexemplar.

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Veröffentlicht am 18.04.2024

Immersives Leseerlebnis

Fast verschwundene Fabelwesen. Die sagenhafte Expedition des Konstantin O. Boldt
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So, Freunde. Ich habe meinen Reiserucksack gepackt und bin bereit, am Wochenende ins Reich der Fabelwesen aufzubrechen. Ihr wisst nicht, was das ist und wie man dorthin gelangt? Dann empfehle ich euch ...

So, Freunde. Ich habe meinen Reiserucksack gepackt und bin bereit, am Wochenende ins Reich der Fabelwesen aufzubrechen. Ihr wisst nicht, was das ist und wie man dorthin gelangt? Dann empfehle ich euch dringend, das Expeditionstagebuch von Konstantin O. Boldt zu lesen! Dort bekommt ihr einen wunderbaren Eindruck davon, was es für einen Forscher und Fabelwesenenthusiasten heißt, in einer Welt zu leben, in der die Fabelwesen wie Einhörner, Basilisken und Co. durch Industrialisierung und Entwaldung schon fast ausgestorben sind.

Mit dem hehren Ziel, eben jene Fabelwesen einzufangen und in ein Gebiet zu bringen, in dem sie friedvoll überleben können, bricht Konstantin O. Boldt mit weiteren Forschenden, einer Freischützin und einer Nonne auf eine Expedition, genannt Letho-Expedition, auf eine Reise durch Europa auf.

In Tagebucheinträgen erfahren wir Unwissenden mehr über das große Abenteuer, das allerhand Gefahren - tierischer, paranormaler und menschlicher Natur - bietet. Aber nicht nur das, denn es lassen sich auch Feldnotizen, Skizzen, Karten, Zeitungsartikel, Fotografien… (ich könnte an der Stelle noch ewig so weitermachen) finden, die uns die Welt der Fabelwesen näher bringen. Dies und die vollständige Kollorierung der Seiten lassen einen quasi selbst zum Teil der Letho-Expedition werden. (Mit weniger Werwölfen vielleicht)

Ein Highlight für mich waren die Illustrationen und die Bestiarien-Einträge - ich habe so viel gelernt! Die Balance aus wissenschaftlicher Fundierung, was das Historische und die Fabelwesen angeht, und das Phantastische an der Geschichte hat für mich perfekt funktioniert.

Wenn ich etwas kritisieren wollen würde, wäre es, dass ich gerne mehr über die anderen Mitglieder der Expedition erfahren hätte. Das sind nämlich echt interessante Charaktere! Außerdem musste ich so manches Mal eine Lupe zur Hand nehmen, denn es gab eine gewisse Schriftart, die ziemlich klein war… wobei das der Immersion keinen Abbruch tat.

Ich bin jetzt umso gespannter, wie meine eigene Expedition abläuft (hoffentlich mit weniger Unfällen) und kann euch dieses wunderschöne Buch wärmstens empfehlen. Für 32 Euro bekommt ihr hier unglaublich viel geboten.

Vielen Dank an den Verlag, Florian Schäfer und Elif Siebenpfeiffer für das Rezensionsexemplar!

P.S.: Im Sommer geht Konstantin O. Boldt wieder auf Reisen, habe ich gehört 🌊🦑

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Veröffentlicht am 18.04.2024

Gemütliche spicy Romance, die sich selbst nicht zu ernst nimmt

Der Tag, an dem ich mich betrank und einen Werwolf bezauberte
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🍯🧀 Sie ist eine Käsemacherin. Er ist laktoseintolerant. Can I make it anymore obvious? 🍻🍺

Auch der 2. Band der Mead-Mishaps-Reihe (engl. übrigens: The day I got drunk and yeeted a love potion at a werewolf) ...

🍯🧀 Sie ist eine Käsemacherin. Er ist laktoseintolerant. Can I make it anymore obvious? 🍻🍺

Auch der 2. Band der Mead-Mishaps-Reihe (engl. übrigens: The day I got drunk and yeeted a love potion at a werewolf) von Kimberly Lemming, übersetzt von Bettina Hengesbach, ist absolut unhinged, noch mehr als der erste Teil - und ich liebs!

Wir haben hier eine Käsemacherin namens Brie (wieder sehr passend, nachdem es im ersten Band um eine Gewürzhändlerin namens Cinnamon Hotpepper 🌶 ging), die in ihrer Freizeit gerne Omegaverse-Bücher, also spicy Werwolf-Geschichten, liest. Da passt es doch gut, dass sie aus Versehen im angetrunkenen Zustand einen Liebestrank auf einen eben solchen Werwolf namens Felix wirft! Er ist aber mehr so der Golden Retriever unter den Werwölfen. Oder stecken in ihm vielleicht noch eine düstere Seite? Das müsst ihr dann wohl selbst herausfinden.

Der zweite Band hat weniger Plot als der erste, was eine Leistung ist, was mir aber umso besser gefallen hat. Denn es gibt weniger spicy Szenen, dafür mehr Gemütlichkeit und noch mehr Humor und eine dicke popkulturelle Metaebene. Teilweise habe ich mich echt weggeschmissen! Außerdem lieb ich die ganz natürlich eingebrachte Body Positivity (das nächste Mal gern auch für die männlichen Protagonisten! das fehlt tatsächlich noch) und das diverse World Building.

Insgesamt sind das Bücher, die sich selbst überhaupt nicht ernst nehmen und einfach Spaß machen. Ich habe quasi nichts auszusetzen 🐝

Ich habe jetzt richtig Lust auf den 3. Band, denn das Pairing wurde schon angeteasert und hach, ich brauche das!

Vielen Dank an den Verlag für dieses Rezensionsexemplar.

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Veröffentlicht am 02.04.2024

Popkultureller Science-Fiction-Snack!

Die Gesellschaft zur Erhaltung der Kaijū-Monster
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Seit „Iron Widow“ von Xiran Jay Zhao ist bei mir die Faszination für Kaijū wieder aufgeploppt. Kaijū sind riesige Monster, meist aus japanischer Popkultur oder an diese angelehnt, die aus anderen Dimensionen, ...

Seit „Iron Widow“ von Xiran Jay Zhao ist bei mir die Faszination für Kaijū wieder aufgeploppt. Kaijū sind riesige Monster, meist aus japanischer Popkultur oder an diese angelehnt, die aus anderen Dimensionen, dem Meer oder anderen Planeten auf die Erde kommen. Think: Godzilla und Pacific Rim!

John Scalzi scheint ebenfalls großer Fan von Kaijūs zu sein, denn in „Die Gesellschaft zur Erhaltung der Kaijū-Monster“ (GEK), über setzt von Claudia Kern, geht es darum, Kaijū vor der Zerstörungswut der Menschen zu schützen. In einer Art Dino-Park in einer anderen Dimension schützen ein paar Menschen diese „Tiere“ vor den bösen Menschen, die, wie könnte es anders sein, Böses mit ihnen vorhaben.

Sehr witzig fand ich es, dass Scalzi wirklich versucht hat, Kaijūs so zu beschreiben, dass sie zumindest ein klein wenig wissenschaftlich Sinn ergeben. Generell, der Humor in diesem Buch war erfrischend platt, aber das, und die schnelle und klare Handlung ohne viel drumherum haben dazu geführt, dass ich das wie einen guten Snack im Kino quasi eingeatmet habe.

Ich fand es interessant, dass genau das Scalzis Ansatz war, denn er erzählt im Nachwort, dass das sein „Pandemie-Buch“ war und er keine Kapazitäten für eine super philosophische, ernste Science-Fiction zu der Zeit hatte, was er überhaupt nicht abwertend sieht: „Wir alle brauchen ab und zu einen Popsong, vor allem nach einer dunklen Zeit“, schreibt er.

GEK wird wahrscheinlich nicht so lange in meinem Kopf bleiben – was ja auch der „Zweck“ war, aber: Ich kann euch diese Kaijū-Geschichte sehr empfehlen, wenn es euch nach popkultureller Popcorn-Literatur gelüstet. Oder nach einem fröhlichen Popsong, der einen aufheitert 😊

Mein erster Scalzi war das übrigens, und es wird mit Sicherheit nicht mein letzter sein!

Vielen Dank an Cross Cult für dieses Rezensionsexemplar.

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Veröffentlicht am 31.03.2024

Perspektivwechsel Neurodivergenz

Neuropunk
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Die Anthologie Neuropunk ist die erste Veröffentlichung des Weltenruder-Verlags, die mir freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurde – vielen Dank!

Es gibt 11 Geschichten, in ...

Die Anthologie Neuropunk ist die erste Veröffentlichung des Weltenruder-Verlags, die mir freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurde – vielen Dank!

Es gibt 11 Geschichten, in denen neurodivergente Perspektiven eingenommen werden (ADHS, Autismus u.a.). Ziel dieser Anthologie war es, diese Perspektiven zu repräsentieren und ihnen eine Plattform in der Phantastik zu geben und natürlich dieses Erfahren ein klein wenig greifbarer zu machen.

Wenn man an das Thema Neurodiversität denkt, fällt einem wahrscheinlich zuerst die Ebene der Psyche oder des Gehirns ein, was auch auf dem Cover dargestellt ist. Wie beim Thema Behinderung auch wird oftmals erst das Individuum selbst fokussiert: Welche Rolle spielt derdie Behinderte in der Gesamtgesellschaft, welche Rolle für* sie?

In dieser Anthologie sind die meisten Geschichten ebenfalls sehr nah am Selbst dran, nah an der erlebten Erfahrung neurodivergenter Figuren, aber: ich fand es gut, dass das Gesellschaftliche, die Communities und Found Families, im Sinne des sozialen bzw. kulturellen Modells von Behinderung, trotzdem viel Platz fanden. Das ergab für mich eine gute – und zugängliche – Balance.

Es gibt in dieser Anthologie Welten, in denen Figuren Hindernisse erst überwinden müssen, aber auch welche, in denen Neurodivergenz nicht die „Abweichung vom normalen“ darstellt, oder Welten, in denen sie sogar von Vorteil sein kann; Teilhabe an etwas, an Freundschaft, Partnerschaft, Community etc. war oftmals ein zentraler Faktor für die Geschichte. Alle Figuren verorten sich, oft auch in Bezug zu ihrem Körper und durch Sinneseindrücke, in ihrer materiellen Umwelt. Dabei standen Achtsamkeit auf diesen Körper und die Wahrnehmung im Vordergrund, was mich in Verbindung mit dem Thema der gesellschaftlichen Teilhabe am Ende stets positiv zurückgelassen hat.

Besonders in Erinnerung geblieben mir folgende Geschichten:

„Zurück zur Natur“ von Kián KoWananga ist eine kurze Tiefabel, die vom kleinen Kobold Puck erzählt, der in der Welt der Menschen quasi unsichtbar ist. Im Laufe der Geschichte lernt Puck wahrzunehmen, welche Umwelteinflüsse ihn negativ oder positiv beeinflussen und kann schließlich achtsamer mit sich selbst umgehen und seine Bedürfnisse äußern.

„Wurzelkind“ von Julia Winterthal sticht wegen des Schreibstils aus der Anthologie hervor. Ich bin mir nicht sicher, ob ich alles verstanden habe, es war super atmosphärisch und das Motiv des „Monsters“ und der Rache gefiel mir richtig gut.

„Das Lied der einsamen Maschine“ verleitet mich dazu, mir endlich mehr von Jol Rosenberg anzuschauen. Zwischen Muderbot-Charme und Cyborg-Manifesto begleiten wir einen Androiden, der auf ein menschliches Kind stößt. Der Fokus der auditiven Geräuschwahrnehmung wurde interessant eingesetzt.

Insgesamt hat mir, wie in fast jeder Anthologie, die ich bisher gelesen habe, nicht jede Geschichte komplett zugesagt. Allerdings ist es mein ziem bei Anthos immer, einen gewissen roten Faden für mich rauszuarbeiten und mich mit diesem näher zu beschäftigen. Und das habe ich hier definitiv gefunden!

Ich vergebe daher 4 Sterne und bin gespannt, was wir aus diesem Verlag noch zu lesen bekommen.

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