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Veröffentlicht am 07.04.2018

Ein rundum gelungener, historischer Roman

Die Nachtigall
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INHALT
Zwei Schwestern im von den Deutschen besetzten Frankreich: Während Vianne ums Überleben ihrer Familie kämpft, schließt sich die jüngere Isabelle der Résistance an und sucht die Freiheit auf dem ...

INHALT
Zwei Schwestern im von den Deutschen besetzten Frankreich: Während Vianne ums Überleben ihrer Familie kämpft, schließt sich die jüngere Isabelle der Résistance an und sucht die Freiheit auf dem Pfad der Nachtigall, einem geheimen Fluchtweg über die Pyrenäen. Doch wie weit darf man gehen, um zu überleben? Und wie kann man die schützen, die man liebt?
Zwei Schwestern: Die eine kämpft für die Freiheit, die andere für die Liebe.
(Quelle: Klappentext - Aufbau Taschenbuch Verlag)
MEINE MEINUNG
Mit ihrem historischen Roman „Die Nachtigall“ hat Kristin Hannah einen großartigen, äußerst berührenden Unterhaltungsroman geschrieben, den man inzwischen zu Recht einen Weltbestseller nennen kann. Das fesselnd und sehr eindrücklich erzählte Schicksal von zwei Schwestern in Frankreich während des Zweiten Weltkriegs ist ein bewegender Roman, der mich unglaublich rasch in seinen Bann gezogen hat. Die Haupthandlung ist aus Perspektive der zwei jungen, französischen Schwestern Vivianne und Isabelle geschrieben. Nach dem frühen Tod ihrer Mutter sind die beiden in recht kaputten Verhältnissen ohne ein richtiges Zuhause aufgewachsen, denn der im 1. Weltkrieg traumatisierte Vater ist mit seiner Rolle völlig überfordert. Die zwei Schwestern könnten kaum unterschiedlicher sein - Vianne sucht Zuflucht in ihrer Familie mit ihrer großen Liebe Antoine und ihrer kleinen Tochter, während die jüngere Isabelle rebelliert und von etlichen Schulen verwiesen wird. Durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges und die Besetzung Frankreichs durch die Deutschen 1939 ändert sich das bisherige Leben der beiden ungleichen Schwestern schlagartig und es wird für sie zunehmend schwieriger, den Alltag zu meistern.
Die Autorin hat ihre vielschichtig angelegten Hauptfiguren sehr plastisch und einfühlsam vor dem historischen Hintergrund charakterisiert, stellvertretend für die vielen Frauenschicksale jener Zeit. Zudem wird sehr glaubwürdig vermittelt, wie jede schließlich über sich hinauswächst und auf ihre Art und Weise ihren Weg durch die schwierige Zeit unter der Nazidiktatur geht.
Die Autorin versteht es, ihre Geschichte mitreißend, atmosphärisch dicht und sehr anschaulich zu schildern und ihre Leser trotz der schwierigen Thematik zu unterhalten. Hierbei ist es ihr hervorragend gelungen, den Lesern aufzuzeigen, dass es trotz aller Ängste, unvorstellbarer Greuel und Unmenschlichkeit durch die Nazis immer auch Hoffnung auf das Gute im Menschen gab. Sehr eindrücklich sieht man, wie sehr der Krieg Menschen verändern, aber auch wie viel Mut, Kraft und Stärke jeder einzelne mobilisieren kann. So fragt man sich bei vielen aufrüttelnden Episoden, wie man sich wohl in einer vergleichbaren Situation verhalten hätte.
Zudem ist es der Autorin außergewöhnlich gut gelungen, viele der recherchierten historischen Details in ihre fiktive Geschichte einzuarbeiten und dem Leser ein anschauliches, facettenreiches und sehr authentisches Bild vom Alltag in jener schwierigen Zeit im besetzten Frankreich zu vermitteln.
FAZIT
Ein rundum gelungener, historischer Roman – bewegend, lehrreich und zudem unterhaltsam geschrieben!
Ein echtes Lese-Highlight und eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 10.03.2018

Ein Muss für Liebhaber des historischen Genres!

Die Revolution des Mondes
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INHALT
Als 1677 in Sizilien der Vizekönig, der als Stellvertreter der spanischen Krone am Hof in Palermo lebt, an Elephantiasis stirbt, reiben sich die königlichen Räte die Hände: Endlich können sie sich ...

INHALT
Als 1677 in Sizilien der Vizekönig, der als Stellvertreter der spanischen Krone am Hof in Palermo lebt, an Elephantiasis stirbt, reiben sich die königlichen Räte die Hände: Endlich können sie sich nach Herzenslust bereichern! Doch sie haben nicht mit der jungen, unfassbar schönen Witwe Donna Eleonora di Mora gerechnet die ihnen gewaltig einen Strich durch die Rechnung macht. Zielstrebig besteigt sie den Thron, und einen Monat lang lehrt sie einer durch und durch korrupten Männergesellschaft das Fürchten.

MEINE MEINUNG
In seinem historischen Roman „Die Revolution des Mondes“ hat der sizilianische Schriftsteller Andrea Camilleri eine faszinierende, wahre Begebenheit aus Siziliens bewegter Vergangenheit aufgegriffen. Es handelt sich um die kurze Regentschaft der längst vergessenen, bemerkenswerten Revolutionärin Donna Eleonora di Mori, die im Jahre 1677als „Vizekönigin“ der spanischen Krone am Hof in Palermo lebte und regierte.
Camilleri erzählt eine äußerst unterhaltsame und vielschichtig angelegte Geschichte, mit nachdenklich stimmenden menschlichen Schicksalen und einer mitreißenden Handlung, die sich zunehmend zu einem spannenden Krimi entwickelt. Gerade die politischen Verwicklungen und Intrigen dieser sehr korrupten Männergesellschaft lassen uns Leser zwangsläufig auch gewisse Parallelen zu aktuellen Ereignissen ziehen.
Sehr fesselnd wird geschildert, wie sich mit der wachsenden Beliebtheit Eleonoras beim Volk der anfängliche Unmut der machtgierigen Herren immer mehr zu einem erbitterten Machtkampf entwickelt, bei dem die unliebsame Regentin mit allen Mitteln zu Sturz gebracht werden soll. Die schillernde Persönlichkeit der Protagonistin Donna Eleonora wurde von Camilleri sehr plastisch ausgearbeitet. Sie war eine äußerst mutige und selbstbewusste Frau mit herausragendem Intellekt und bemerkenswerter Durchsetzungskraft und zudem eine geschickte und unnachgiebige Strategin, die der Korruption den Kampf angesagt hat und sich mit dringend notwendigen Reformen für die Schwachen der Gesellschaft einsetzte. Auch die meisten Nebenfiguren sehr lebendig und vielschichtig ausgearbeitet. Vor allem die Mitglieder des Heiligen Königlichen Rats in Palermo, die den mächtigen Adel und Klerus repräsentieren, und ihr scheinheiliges, arrogantes und intrigantes Wirken am Hofe sind von Camilleri sehr treffend beschrieben. Machtlüstern, habgierig und voller Neid schrecken sie nicht vor Korruption, Amtsmissbrauch, persönlicher Bereicherung und Gewalttätigkeiten zurück.
Camilleris Erzählstil ist sehr abwechslungsreich und einfühlsam. Er verwendet eine schöne, leicht altertümliche Sprache, die der damaligen Zeit angemessen erscheint und sich trotzdem flüssig lesen lässt.
Der Autor versteht es hervorragend, Dekadenz und Verlogenheit des prunkvollen höfischen Lebens humorvoll, leicht spöttisch und sehr schonungslos auf den Punkt zu bringen Die Atmosphäre und unterschiedlichen Schauplätze beschreibt er sehr bildhaft und anschaulich, so dass man alles sehr lebendig vor Augen hat. Camilleri hat die historischen Ereignisse und damaligen Zustände auf Sizilien wirklich sehr gut recherchiert. Den Sumpf aus Skrupellosigkeit, kriminellen Machenschaften und menschlichen Abgründen der herrschenden Oberschicht und des Klerus stellt er authentisch und sehr glaubwürdig dar.
Am Ende des Romans finden sich in einer Nachbemerkung noch einige interessante Erläuterungen zu den historischen Hintergründen, den verwendeten Quellen und den fiktiven Anteilen seiner Geschichte.
FAZIT
Ein sehr unterhaltsamer und lesenswerter historischer Roman - mitreißend und humorvoll erzählt.

Veröffentlicht am 03.03.2018

Unterhaltsame, ziemlich abgedrehte Familiengeschichte

Die erstaunliche Familie Telemachus
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INHALT
In den 1970ger Jahren war die „Erstaunliche Familie Telemachus“ im Fernsehen bei Talk und Late Night Shows mit ihren aufsehenerregenden, übernatürlichen Auftritten sehr gefragt. Nachdem bei einer ...

INHALT
In den 1970ger Jahren war die „Erstaunliche Familie Telemachus“ im Fernsehen bei Talk und Late Night Shows mit ihren aufsehenerregenden, übernatürlichen Auftritten sehr gefragt. Nachdem bei einer ihrer Darbietungen in der Mike Douglas-Show einiges schief gelaufen war und sie von ihrem Erzfeind vor laufender Kamera als Trickbetrüger entlarvt wurden, ging es mit ihrem Ruhm und ihrem Glück schlagartig bergab. Ihr mediales Debakel war ein einschneidendes Erlebnis für alle, aber nach dem plötzlichen Tod von Maureen haben sich sie mehr schlecht als recht durchs Leben geschlagen.
Matty, Enkel des großen Familienpatriarchs Teddy Telemachus, ist eigentlich ein ganz normaler vierzehnjähriger Junge mitten in der Pubertät, bis er die Entdeckung macht, dass er plötzlich recht ungewöhnliche Fähigkeiten besitzt. Voller Neugier beginnt er, mehr über die ihm völlig verheimlichte Vergangenheit seiner einst berühmten Familie in Erfahrung zu bringen. Besitzt seine so gewöhnliche Familie etwa doch wesentlich mehr Talente als er bisher für möglich gehalten hat. Könnte er diese vielleicht sogar geerbt haben?
MEINE MEINUNG
„Die erstaunliche Familie Telemachus“ des amerikanischen Autors Daryl Gregory ist ein komplex angelegter, etwas skurriler und unglaublich unterhaltsamer Roman. Mit seinen paranormalen Elementen, irrwitzigen Verwicklungen und skurrilen Figuren wird er allerdings nicht jedermanns Geschmack treffen.
In dieser wundervoll witzig geschriebenen, teilweise ziemlich abgedrehten Familiensaga geht es um die sehr außergewöhnliche Familie Telemachus, die alles andere als eine Vorzeigefamilie ist, sondern eher eine Ansammlung von sehr exzentrischen Charakteren und gescheiterten Existenzen.
Geschickt beginnt der Autor seine recht komplizierte, detailreiche Geschichte mit Einblicken in das eher tragische und bizarre Leben der Familie. Der Einstieg in die Geschichte ist jedoch nicht einfach, denn Gregorys Erzählweise wirkt trotz der Untergliederung in Kapitel zunächst chaotisch und scheint eher eine Auflistung von unzusammenhängenden Geschehnissen zu sein. Erzählt wird die im Jahr 1995 angesiedelte Haupthandlung abwechselnd aus der Sichtweise der verschiedenen Familienmitglieder. Zudem erfolgen immer wieder Zeitsprünge mit Rückblenden auf wichtige Ereignisse aus der Vergangenheit. Die ständigen Perspektivwechsel, in denen immer neue Aspekte kurz beleuchtet werden, Fragen aufwerfen und aber dann längere Zeit nicht mehr aufgegriffen werden, unterbrechen zunächst immer wieder den Lesefluss. Die eingestreuten Andeutungen auf zukünftige dramatische und sehr unheilvolle Verwicklungen machen sehr neugierig auf den Fortgang der mysteriösen Geschichte. Das Auftauchen eines Agenten einer geheimen Regierungsorganisation und anderer vermeintlicher Widersacher sowie alte Kontakte zum Chicagoer Mob steigern ungemein die Spannung. Erst allmählich beginnt man die Zusammenhänge zwischen den vielen kleinen Puzzlestücken zu erkennen und lässt die geniale Konzeption dahinter erkennen. Zum Höhepunkt hin ergibt sich aus den vielen Details ein äußerst facettenreiches, aber stimmiges Gesamtbild. Gregory ist es gelungen, auf den verschiedenen Erzählebenen eine unglaublich abwechslungsreiche und grandios geplottete Gesamtstory zu schaffen. Sehr kunstvoll hat er ein feines Netz um seine Charaktere gesponnen und sie in die vielschichtige, wendungsreiche Handlung eingewoben.
Sehr gelungen sind dem Autor auch seine sehr unterschiedlichen Charaktere, die er äußerst facettenreich und lebendig ausgearbeitet hat. Im Laufe der Geschichte lernen wir die Familienmitglieder des Telemachus-Clans stückchenweise besser kennen. Die verschrobenen, teilweise wenig sympathischen aber mit all ihren Ecken und Kanten doch irgendwie interessanten Charaktere der Familie ziehen einen unweigerlich in ihren Bann. Teddy ist der etwas großspurige Patriarch der Familiensippe, ein genialer Trickbetrüger und früher sehr talentierter Falschspieler ohne jegliche übernatürliche Gabe. Seine viel zu früh verstorbene, über alles geliebte Frau Maureen, mit ihrem Talent zu Astralreisen, hat ihre paranormalen Fähigkeiten an ihre Kinder vererbt. Für sie stellen ihre paranormalen Fähigkeiten mehr Fluch als Segen dar und haben gelernt, auf ganz unterschiedliche Weise mit ihrem Schicksal fertig zu werden. Irene, die Tochter, ist ein menschlicher Lügendetektor; Frankie, der älteste Sohn, hat große Probleme seine telekinetischen Fähigkeiten zu steuern und der jüngste, in sich gekehrte Sohn Buddy ist hellseherisch begabt. Sehr schön ist es mitzuerleben, wie der fast schon verloren gegangene Familienzusammenhalt angesichts ungeahnter Bedrohungen wiederbelebt wird, und die Telemachos sich zusammenraufen und ihre unsichtbaren Kräfte reaktivieren.
Zum Ende hin nimmt der Roman nochmals enorm an Fahrt auf und gipfelt in einem fesselnden, geradezu filmreifen Showdown. Als gelungenen Ausklang präsentiert uns Gregory noch einige äußerst überraschende Wendungen. Das sehr stimmige und in sich abgeschlossene Ende seiner Familien-Geschichte lässt dennoch Raum für einige Spekulationen.
Sehr gelungen ist auch der angenehm zu lesende Schreibstil, der mit vielen humorvollen, recht schrägen aber äußerst amüsanten Momenten angereichert ist, so dass man immer wieder einfach schmunzeln muss und sich bestens unterhalten fühlt.
FAZIT
„Die erstaunliche Familie Telemachus“ ist eine äußerst unterhaltsame, ziemlich abgedrehte Familiensaga voll irrwitziger Verwicklungen und skurriler Figuren! Ein ungewöhnliches, aber unglaublich fesselndes und amüsantes Leseerlebnis, das sich zu lesen lohnt!

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  • Fantasie
Veröffentlicht am 12.02.2018

Ein äußerst fesselndes, einfallsreiches Jugendbuch

Der Schein
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INHALT
Die 16-jährige Alina aus Berlin ist nicht gerade begeistert, als sie von ihrem alleinerziehenden Vater erfährt, dass er beruflich nach Amerika muss, und sie für ein halbes Jahr auf das noble Internat ...

INHALT
Die 16-jährige Alina aus Berlin ist nicht gerade begeistert, als sie von ihrem alleinerziehenden Vater erfährt, dass er beruflich nach Amerika muss, und sie für ein halbes Jahr auf das noble Internat Hoge Zand auf der kleinen Ostseeinsel Griffiun gehen soll. Genervt sitzt sie nun auf der öden Insel fest - ohne ihre Freunde Lukas und Pinar, ohne Handynetz und dafür mit jeder Menge zickiger oder verschrobener Internatsschüler. Doch so schlimm wie befürchtet ist es gar nicht: immerhin gibt es die sympathische „Klette“ Cara und die vier „Lonelies“, die schon bald zu ihrer neuen Freundes-Clique werden. Als Alina eines Nachts ein dunkles Schiff am Horizont und seltsame Blitze am Himmel sieht, beschließt sie den mysteriösen Erscheinungen auf den Grund zu gehen. Schon bald überschlagen sich die Ereignisse und Alina macht eine abenteuerliche Entdeckung, die ihr Leben völlig auf den Kopf stellen wird …
MEINE MEINUNG
„Der Schein“ ist ein äußerst fesselnder, einfallsreicher Jugendroman aus der Feder der beiden deutschen Autorinnen Antje Wagner und Tania Witte, die das Buch unter dem offenen Pseudonym Ella Blix veröffentlicht haben. Es handelt sich bei dem Roman um eine gelungene Mischung aus Internatsgeschichte und einem Mystery-Thriller mit interessanten übernatürlichen Elementen, die mich sehr begeistert und bestens unterhalten hat. Zugleich ist es aber auch eine berührende Geschichte über Freundschaft, Solidarität, Verlust, Trauerbewältigung und der Suche nach der eigenen Identität.
Erzählt wird die vielschichtig angelegte Geschichte hautsächlich aus Alinas Sicht in der ersten Person. Zudem sind in die Handlung kursiv hervorgehobene Tagebucheinträge von Alina eingeschoben, die sie witziger Weise an ein fiktives DU richtet. Die spannenden Rückblenden auf Alinas Kindheit und Jugend geben schrittweise Einblick in ihr Seelenleben aber auch in die näheren Umstände des rätselhaften Verschwindens ihrer Mutter. Der Anfang ist wie eine typische Internatsgeschichte gestaltet mit Alinas Ankunft, dem Kennenlernen der Örtlichkeiten und der verschiedenen Charaktere sowie ersten Anpassungsprobleme mit dem neuen Umfeld. Doch in die Normalität des Internatslebens schleichen sich zunehmend rätselhafter werdende Ereignisse, so dass man schon bald zu Spekulieren beginnt, in welche Richtung sich die geheimnisvollen Geschehnisse bewegen werden. Durch das Auftauchen des ominösen „Dunklen Schiffs“ aus den uralten Legenden nimmt die mitreißende Handlung rasch einen völlig unerwarteten, sehr mysteriösen Verlauf und hat mich vollkommen in ihren Bann gezogen.
Sehr gut gefallen hat mir die vielschichtige, äußerst sympathische Hauptfigur Alina, die sehr einfühlsam und liebevoll ausgearbeitet ist, so dass sie mit ihren Eigenarten und Verletzlichkeiten sehr lebendig und lebensnah wirkt. Im Laufe der Geschichte muss sie so manches Mal ihr „Schubladen-Denken“ über Bord werfen, sich der Vergangenheit stellen und über ihren Schatten springen.
Aber auch viele der interessanten Nebenfiguren bereichern die Geschichte und sind rundum gelungen: Vor allem die vier sehr außergewöhnlichen und facettenreichen Charaktere der Lonelies und die so überaus patente Cara, aber auch die faszinierende Fremde Tinka, die mit ihrer exotischen Spezialausrüstung im Naturschutzgebiert campiert und eine besondere Beziehung zu Alina besitzt oder schließlich der seltsame Herr Mühstetter, der mit seinem Zylinder und Monokel etwas aus der Zeit gefallen zu sein scheint und für einige Gruseleffekte sorgte.
Mit vielen einfallsreichen Details gelingt es den Autorinnen mühelos, die ganz spezielle Atmosphäre im Internat zum Leben zu erwecken aber auch die toll beschriebenen Schauplätze der Insel wie beispielsweise das unheimliche Naturschutzgebiet mit seiner aggressiven Herde von Urwildrindern. Mit der zunehmend temporeich verlaufenden Handlung und immer neuen rätselhaften Entwicklungen wird schrittweise eine enorme Spannung aufgebaut, so dass ich der Auflösung richtig entgegen gefiebert habe. Die Geschichte endet mit einem äußerst fesselnden Finale voller Überraschungen und Dramatik, das in sich schlüssig war und mich mit keinen offenen Fragen zurückgelassen hat. Insgesamt haben die Autorinnen ein sehr passendes und zufriedenstellendes Ende für ihre tolle, gut durchdachte Story gefunden.
Neben ihrem sehr lebendigen, jugendsprachlich geprägten Schreibstil konnten die Autorinnen mich auch mit wundervoll bildreichen, poetischen Formulierungen überzeugen. Sehr gelungen sind auch die vielen amüsanten, humorvollen Passagen, die dem Roman eine besondere Würze verleihen und für beste Unterhaltung sorgen.
FAZIT
Ein äußerst fesselndes und einfallsreiches Jugendbuch, mit tollen Charakteren, witzig und locker-flockig geschrieben und insgesamt sehr unterhaltsam!
Sehr lesenswert!

Veröffentlicht am 09.02.2018

Lesenswerter Roman über ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte

Der Reisende
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INHALT
Während der Novemberpogrome 1938 muss der wohlhabende jüdische Kaufmann Otto Silbermann aus seiner Berliner Wohnung fliehen und überhastet seine Frau und sein Geschäft zurücklassen. Aus Angst vor ...

INHALT
Während der Novemberpogrome 1938 muss der wohlhabende jüdische Kaufmann Otto Silbermann aus seiner Berliner Wohnung fliehen und überhastet seine Frau und sein Geschäft zurücklassen. Aus Angst vor einer Verhaftung durch die Nazi-Schergen begibt er sich auf eine ziellose Reise mit der Reichsbahn quer durch Deutschland. Nachdem sein Fluchtversuch ins Ausland misslungen ist, irrt Silbermann gehetzt und ohne vernünftigen Plan von Stadt zu Stadt. Schließlich hat er kaum noch Hoffnung, eine sichere Zuflucht zu finden, und verliert immer mehr seinen Verstand.
MEINE MEINUNG
Mit dem Roman „Der Reisende“ hat Ulrich Alexander Boschwitz ein wichtiges literarisches Zeitdokument hinterlassen, das nun erstmalig auf dem deutschen Markt erscheint. Der bereits 1935, nach Verkündung der Nürnberger Rassengesetze aus Deutschland emigrierte Boschwitz hat seinen Roman 1939 in nur wenigen Wochen verfasst, um die schrecklichen Ereignisse der Novemberpogrome und den Beginn der Judenverfolgung in Deutschland zu verarbeiten. Dass Boschwitz viele eigene Erlebnisse und die seiner Familie mit in seinen Roman hat einfließen lassen, trägt zur besonderen Authentizität und Intensität des Romans bei.
In seiner Geschichte um den gutsituierten, jüdischen Kaufmann Otto Silbermann portraitiert der Autor exemplarisch das Schicksal der jüdischen Deutschen, die als ehemals angesehene Bürger plötzlich Willkür, Demütigungen und Gewalt ausgesetzt waren, und denen nur noch die meist vergebliche Flucht ins Ungewisse blieb.
Sehr einfühlsam und eindringlich gelingt es dem Autor, dem Leser die anfänglich noch ungläubige, pragmatische Betrachtungsweise der Hauptfigur nahe zu bringen, die sich aber während seiner Flucht zunehmend in Aktionismus und panische Verzweiflung angesichts seiner Situation wandelt. Die Geschichte mit ihrer bedrückenden Atmosphäre und der Schilderung von Silbermanns planloser, gehetzter Irrfahrt durch das Land hat mich immer mehr in ihren Bann gezogen.
Auf seinen immer schneller wechselnden Etappen begegnet die Hauptfigur einer Menge Menschen, so dass man durch die geführten Gespräche sehr aufschlussreiche und beklemmende Einblicke in die Haltung und Gedankenwelt der damaligen Gesellschaft in Deutschland erhält. Die Bandbreite an Nebencharakteren reicht von überzeugten Nazis, dumpfen Mitläufern, unwissenden, passiven wie auch wohlwollenden Deutschen bis hin zu zahllosen flüchtenden Leidensgenossen. Man kategorisiert die Mitbürger nur noch in zwei Klassen: Arier oder Juden. Schockierend ist zum einen die Gleichgültigkeit und Unwissenheit vieler Mitmenschen, zum anderen aber auch die plötzliche Feindseligkeit, ja sogar Skrupellosigkeit vieler arischer Freunde, Geschäftspartner und Verwandter. Hervorragend hat der Autor vor allem den charakterlichen Wandel und seelischen Ausnahmezustand Silbermanns angesichts der Ausweglosigkeit seiner Flucht und der permanenten Gefahr, von den Nazis aufgegriffen zu werden, herausgearbeitet. Sein anfängliches Schwanken zwischen Selbstaufgabe und Kampfeswillen weicht immer mehr einem völlig irrationalen Verhalten und einer fortschreitenden Fahrigkeit, Zerrissenheit und Mutlosigkeit – all dies wird vom Autor sehr realistisch eingefangen und äußerst anschaulich umgesetzt. Man erlebt im Laufe der Handlung einen getriebenen Menschen, der schließlich seine Selbstachtung, sogar seinen Verstand verliert und sich willenlos in sein Unheil fügt.
Ein auch in der heutigen Zeit lesenswerter, wichtiger Roman gegen das Vergessen und ein Appell für mehr Toleranz und Menschlichkeit!
FAZIT
Ein sehr bewegender Roman über ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte, der mit seinen beeindruckend authentischen Schilderungen, die Geschehnisse jener Zeit dokumentiert.