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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

5 Freunde und ein Mops

Ein Hummer macht noch keinen Sommer
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Nathalie Schilling ist über 40 und preist in einer 10-minütigen Abendsendung in einer TV-Show Bücher an, die sie selbst nie lesen würde. Ausserdem verdient sie ihr Geld mit dem Schreiben von Kolumnen. ...

Nathalie Schilling ist über 40 und preist in einer 10-minütigen Abendsendung in einer TV-Show Bücher an, die sie selbst nie lesen würde. Ausserdem verdient sie ihr Geld mit dem Schreiben von Kolumnen. Sie ist in einer Sinnkrise und besucht regelmäßig die Therapiesitzungen bei Dr. Theodor Silberstadt. Nathalie sieht in allem was passiert irgendwelche Zeichen, die sie ihr Leben bestimmen lässt. Und nicht zuletzt sind es die Zwergenstimmen, die ihr nicht aus dem Sinn gehen. Plötzlich ist sie sich sicher, sie hat sich in Dr. Silberstadt verliebt.

Theodor wiederum ahnt nichts davon. Würde auch keinen Sinn machen, denn er ist schwul und versucht vehement, seinen Lebenspartner David Tietze, mit dem er seit 25 Jahren zusammen ist, davon zu überzeugen, dass er zu ihm ziehen soll. Aber David braucht seinen Freiraum und auch seine Freiheit. Die verbringt er mit dem Nacktmodell Tim, der sich in seinem Atelier, das von Theodor bezahlt wird, häuslich niedergelassen hat und dort hier und da wilde Partys feiert.

Theodors Mutter Hertha, mit dem Herz am rechten Fleck, hat ein sehr gutes Verhältnis zu ihrem Sohn und seinem Freund. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es darum geht, einem von beiden mal wieder den Kopf zu waschen...



Der Beginn der Geschichte ist ein klein wenig düster. Alles dreht sich um einen Psychotherapeuten, der nicht mehr die richtige Berufung spürt und seine depressiven, Mitleid erregenden Patienten. Aber dann nehmen die Geschehnisse Fahrt auf und eine Verwirrung jagd die andere.

Tanja Wekwerth versteht es meisterhaft, die kleinen und großen Sorgen im Alltags- und Liebesleben der Protagonisten anzusprechen, sie aber nicht zu überwerten. Mit einer Lebendigkeit und Leichtigkeit zeichnet sie Figuren mit vielen kleinen Macken und Eigenheiten, die man einfach mögen muss. Egal ob Schaffen- oder Lebenskrise, die Menschen in ihrem Buch packen die ihnen gestellten Probleme an und bewältigen sie, wenn auch nicht immer gleich im ersten Anlauf. Aber oftmals mit einem Augenzwinkern und einem Lächeln im Gesicht.


"Ein Hummer macht noch keinen Sommer" ist ein leichter Sommerroman, den man sehr schnell durch gelesen hat, weil er einfach Spaß macht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Englischer Humor

All die schönen Toten
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n London werden 3 tote Frauen in Designerkleidern, schicker Handtasche und Schuhe von Jonny Choo, Louboutin und Manolo Blahnik mit jeweils 2 Schüssen in der Brust aufgefunden. Superintendent Richard Jury, ...

n London werden 3 tote Frauen in Designerkleidern, schicker Handtasche und Schuhe von Jonny Choo, Louboutin und Manolo Blahnik mit jeweils 2 Schüssen in der Brust aufgefunden. Superintendent Richard Jury, Metropolitain Police, CID und sein Team stoßen bei ihren Ermittlungen immer wieder auf Escourt-Services, bei denen die jungen Damen ihr Geld verdient haben. Zeitgleich mit dem Auffinden der ersten Leiche bei dem Pub "Black Cat" vermisst ein kleines Mädchen genau diese schwarze Katze...

In dieser kriminalistischen Geschichte lebt der englische Landhaus Mythos fort. In 66 kurzen Kapiteln, die sich sehr leicht und flüssig lesen lassen, erfahre ich viel vom Leben der besseren Gesellschaft in und um London und vor allem auch sehr viel über Designer-Schuhe, die hier eine wichtige Rolle spielen. Richard Jury, in dessen Privatleben ich auch einen kleinen Einblick bekomme, und seine Mit-Ermittler sind mir sehr sympathisch. Die ganze Geschichte trieft vor skurielen Ereignissen, vor Ironie und Doppeldeutig-keiten. Einzig mit den Kapiteln der Gespräche zwischen Mungo dem Hund und Morris der schwarzen Katze kann ich irgendwie überhaupt nichts anfangen. Das ist mir dann einfach zu viel.

Ich habe eine Kriminalgeschichte mit typisch englischem Humor gelesen, die mir an manchen Stellen schon zu englisch war, mir aber alles in allem spannende Lesestunden beschert hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Krimi, Kochkunst und Luxemburger Flair

Letzte Ernte
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Dies war mein erster Krimi des Autors, und der Einstieg fiel mir trotz fehlendem Vorwissen sehr leicht. Der Schreibstil ist locker und flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Da ich Luxemburg sehr mag, ...

Dies war mein erster Krimi des Autors, und der Einstieg fiel mir trotz fehlendem Vorwissen sehr leicht. Der Schreibstil ist locker und flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Da ich Luxemburg sehr mag, fand ich die Umgebungsbeschreibungen sehr gelungen. Auch die Personen waren äußerlich gut ausgearbeitet, aber mir fehlte etwas die emotionale Tiefe. Das betraf im überwiegenden Teil die Hauptfigur Xavier Kieffer, aber auch bei den anderen Figuren hätte etwas besser sein können.

Die Geschichte war eine gut ausgewogene Mischung aus Gesellschaftsroman und spannendem Krimi. Es geht um exzentrische Köche und (regionale) Küche, auch Xavier selbst ist Koch. Als er sich dann zum Privatermittler ernennt, greift der Autor die teilweise undurchsichtigen, hochspekulativen Machenschaften an den Rohstoffbörsen auf. Das verwendete Wirtschaftslatein und die Verstrickungen der Beteiligten erklärte er gut, trotzdem verlor ich hier und da den Faden.

Insgesamt fand ich die Geschichte allerdings sehr gut und spannend, in Teilen auch amüsant.

Luxemburger Flair gepaart mit spannender Wirtschaftskriminalität sorgt für Hochgenuss im doppelten Sinn.

Veröffentlicht am 15.09.2016

In Englands Provinz...

Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall
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In der abgelegenen nordenglischen Küstenstadt Hull verdingt sich Leanne Marvelle, 41, als Polizeiinformantin. Sie wird, wie bereits einige Vietnamesen vor ihr, mit den Händen auf den Knien angenagelt in ...

In der abgelegenen nordenglischen Küstenstadt Hull verdingt sich Leanne Marvelle, 41, als Polizeiinformantin. Sie wird, wie bereits einige Vietnamesen vor ihr, mit den Händen auf den Knien angenagelt in einem alten Abrisshaus gefunden, wo die Cannabisproduktion in vollem Gange ist. Die Drogenszene scheint sich gegen die Vietnamesen zu stellen...

In seiner Wohnung am Springfield Court wird der 24-jährige am Rücken wunderbar tätowierte Simon Appleyard erhängt an einem Strick aufge-funden. Alles deutet auf Selbstmord hin. Als Detective Sergeant Aector McAvoy, Kapitalverbrechen und organisierte Kriminalität, ein Handy findet, in dem auch der Name des jungen Toten gespeichert ist, hat er so eine Ahnung, dass es sich hier vielleicht um Mord handeln könnte...



Mehrere Geschichten aus dem Polizeialltag der kleinen Stadt Hull werden in diesem Taschenbuch zu einem insgesamt guten Krimi vereint. Und bei allen Geschichten ist DC McAvoy involviert. Ihn kann ich mir dank der ausführ-lichen Beschreibungen schon recht bald sehr gut vorstellen. Aber auch seine Chefin Trish Pharaoh, Helen Tremberg, Shaz Archer, Adrian Russell und Colin Ray, sowie seine Frau Roisin mit den Kindern Lilah und Finnlay sehr ich vor meinem inneren Auge im Laufe der Geschichte immer deutlicher vor mir. Suzie Devlin, die ebenfalls einen sehr wichtigen Part in der Geschichte spielt, würde ich gerne an die Hand nehmen und in mein gutbürgerliches Leben mitnehmen.

Es geht um Drogen, Dealerei, um Politik und um sexuelle Andersartigkeiten - und alles findet sich im Laufe der Geschichte zu einem spannenden Krimi zusammen. Ich erfahre einiges über das fahrende Volk der Roma, über Tattoos und über sexuelle Praktiken in Swingerclubs.

Einzig, dass manches etwas langatmig und daher nicht so spannend rüberkommt, bekommt von mir einen Stern Abzug.

Ansonsten kann ich diesen Krimi nur weiter empfehlen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das Gladbecker Geiseldrama als Roman?

Ein deutscher Sommer
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Am 16. August 1988 nehmen zwei Geiselnehmer nach einem Banküberfall in Gladbeck zwei Menschen in ihre Gewalt. Diese beiden kommen frei, bevor die Geiselnehmer einen Bus gekapert, einen jungen Italiener ...

Am 16. August 1988 nehmen zwei Geiselnehmer nach einem Banküberfall in Gladbeck zwei Menschen in ihre Gewalt. Diese beiden kommen frei, bevor die Geiselnehmer einen Bus gekapert, einen jungen Italiener erschossen und mit dem Bus in die Niederlande geflüchtet sind. Von den Holländern bekommen sie ein neues Fluchtfahrzeug und zwingen zwei junge Frauen aus dem Bus zur weiteren Mitfahrt. Bis zum blutigen Ende des Geiseldramas vergehen 54 Stunden. In dieser Zeit bleibt die Uhr für andere Menschen nicht stehen - und deren Geschichten werden hier erzählt...


Da sind z.B. Amina und Bertram, die um das Überleben ihres Frühchens Paul bangen, die Schriftstellerin Brigitte, die ihren Mann bei einem Reporter-Auslandseinsatz verloren hat, die Taxifahrerin Chris und der Busfahrer Adam, die beiden unmittelbar am Geschehen beteiligt sind.

Peter Henning bringt mir diese Personen in seinem Roman so nahe, dass ich glaube sie zu kennen, egal ob sympathisch oder unsympathisch. Jeder einzelne hat einen Lebenslauf, der an sich schon spannend ist und der sich in diesen 54 Stunden verändert. Mein Kopfkino hatte jede Menge zutun. Anfangs hat mir der in ellenlangen Sätzen mündende Schreibstil etwas zu schaffen gemacht. Ich musste manche Sätze zweimal lesen, um sie zu verstehen. Aber mit der Zeit habe ich mich an diese ausgefeilte Sprache gewöhnt. Hier und da gab es Abschnitte, die mir zu langatmig waren oder Situationen, wo ich gedachte habe "das ist mir jetzt zuviel". Aber alles in allem habe ich das Buch sehr gerne gelesen. Ich finde auch die Spannung kommt in diesem Roman nicht zu kurz. Die Erlebnisse der handelnden Personen enden immer wieder mal kurz vor ihrem Höhepunkt - und das erzeugt Spannung. Und natürlich immer wieder die Eindrücke zur Geiselnahme...


FAZIT:
Ich habe einen gesellschaftskritischen Roman gelesen, der mich gut unterhalten hat, auf den ich mich aber auch erst einlassen musste.