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Sadie

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.05.2019

Mein erster von Schirach und bestimmt nicht der letzte.

Verbrechen
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Dies ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die auf wahren Fällen des Strafverteidigers beruhen. Und es tatsächlich eine Sammlung, in der mir jede einzelne Geschichte mindestens gut gefallen hat (einige ...

Dies ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die auf wahren Fällen des Strafverteidigers beruhen. Und es tatsächlich eine Sammlung, in der mir jede einzelne Geschichte mindestens gut gefallen hat (einige so richtig gut). Was alle Geschichten gemeinsam haben: Sie lesen sich schnell und spannend weg; sie regen alle (!) zum Nachdenken über Schuld und Unschuld, Moral und Gerechtigkeit an und von Schirach schafft es bei allen Geschichten, die Charaktere mit nur wenigen Sätzen nicht nur gekonnt zum Leben zu erwecken, sondern Mitgefühl mit ihnen zu erwecken. Beeindruckend. Die Sprache ist klar und präzise, an vielen Stellen fast schon nüchtern-distanziert, aber auch das tut dem Mitfühlen/Nachdenken keinen Abbruch, es fühlt sich eher so an, als wenn man als Leser/Beobachter noch neutraler ("fairer") an die Fälle geht. Meine Liebelingsgeschichten (wobei die Auswahl schwer fällt, da jede auf ihre Art toll ist): "Das Cello" - da musste ich wirklich mehrfach schlucken, was für ein furchtbares Schicksal aller Beteiligten - und "Der Äthiopier" - ja nun, was soll ich sagen, ich musste vor Rührung weinen.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Lesen. Ganz klar.

Du
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Ein sagenhaft gutes, unheimlich verstörendes, extrem spannendes, ziemlich brutales, sehr nervös machendes, absolut unvorhersehbares und top geschriebenes Buch.

Keine Angst, auf die Handlung werde ich ...

Ein sagenhaft gutes, unheimlich verstörendes, extrem spannendes, ziemlich brutales, sehr nervös machendes, absolut unvorhersehbares und top geschriebenes Buch.

Keine Angst, auf die Handlung werde ich hier nicht weiter als Klappentext-mäßig eingehen, denn dieses Buch sollte man so ahnungslos wie möglich lesen. Ganz grob handelt es wechselnd von drei Personen(gruppen): einem Massenmörder, einem Gangsterboss (und seiner Gang) sowie fünf ziemlich abgebrühten Teeniemädels. Es werden viele Fehler gemacht, ziemlich viel läuft aus dem Ruder, aber irgendwie fügt sich doch alles nach und nach zusammen...

Mir ist schon klar, dass das wenig bis gar keinen Sinn ergibt. Deshalb, völlig spoilerfree, ein paar der Gründe, warum dieses Buch richtig, richtig gut ist:

- Der POV. Erzählt wird aus wechselnden (!) Perspektiven in der zweiten (!) Person. Zweite Person, wenn sie gut geschrieben ist, ist richtig gut. Drvenkar schreibt sie richtig gut. Es ist direkt, es ist nahbar, der Leser ist direkt dabei, fast schon ein Teil der Geschichte: Du bist einer von vielen. Du bist allein und wartest.

- Durch die häufigen Wechsel der Erzähler (die Kapitel sind größtenteils nur wenige Seiten lang) springt der Leser von Wissen zu Unwissen, von Wahrheit zu Lüge und zurück.

- Das 1. Kapitel - dieses Buch beginnt mit so einem Knall, woah. Bestes Eröffnungskapitel, das ich seit langem gelesen habe.

- Wie alles im ersten Viertel noch etwas wirr erscheint und sich dann nach und nach zusammenfügt - so, als wenn man anderen dabei zusieht, ein Puzzle zusammenzusetzen, ohne selbst mitmachen zu müssen - das ist schon ganz großes Kino.

- Der gesamte Plot ist so... irre. Verstörend. Faszinierend. Und so voller Wendungen, die mich teilweise echt atemlos zurückgelassen haben.

Lesen. Ganz klar.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Was für ein wundervolles, perfektes Buch!

Nach einer wahren Geschichte
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Im Mittelpunkt der Geschichte steht Delphine, eine Autorin, die kürzlich zu Ruhm gekommen ist und mit ihrem neuen Starstatus hadert. Sie fühlt sich unsicher und verletzlich und begrüßt in dieser Situation ...

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Delphine, eine Autorin, die kürzlich zu Ruhm gekommen ist und mit ihrem neuen Starstatus hadert. Sie fühlt sich unsicher und verletzlich und begrüßt in dieser Situation die beruhigende Wirkung, die ihre neue Bekanntschaft L. auf sie hat. L. ist eine mysteriöse Frau, die sich sofort um sich kümmert, und es scheint, als wäre diese schnell immer tiefer gehende Frauenfreundschaft das perfekte Match. Doch die Machtverhältnisse in dieser Beziehung beginnen sich zu verschieben, ganz langsam - mehr muss (sollte) man über den Plot zunächst gar nicht wissen.

Was dieses Buch für mich so besonders gemacht hat:
- die Geschichte an sich, die mich immer zum Spekulieren gebracht hat: Von "Wie weit wird es gehen?" bis "Wie konnte es soweit kommen?" Das erinnert an Thriller, auch wenn dies hier keine schnelle, actionreiche Geschichte ist, im Gegenteil:
- die Art des Erzählens hat mit sehr gefallen. Ruhig, langsam, fast schon einlullend hier und da - das unterstützt die Art, wie L. Delphine immer mehr einwickelt.
- L. als Charakter, sehr faszinierend
- das Ende - was für ein toller Twist, der nochmals so richtig zum Nachdenken anregt!

Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 14.05.2019

Sympathisch und unterhaltsam

Untenrum frei
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Ein tolles Werk, das so ziemlich alles erfüllt, was ich von einem guten Sachbuch erwarte. Sehr sympathisch und unterhaltsam zu lesen, viele Punkte, die zum Nachdenken anregen, was nicht zuletzt an den ...

Ein tolles Werk, das so ziemlich alles erfüllt, was ich von einem guten Sachbuch erwarte. Sehr sympathisch und unterhaltsam zu lesen, viele Punkte, die zum Nachdenken anregen, was nicht zuletzt an den zahlreichen "Aha-Momenten" liegt.

Worum geht es? Eigentlich darum, wie Frau Stokowski zur Feministin wurde: Anhand ihrer eigenen Lebensgeschichte, angefangen bei der Kindheit, über die Teenager-Jahre und Studium bis hin zum "Erwachsen sein", schildet die Autorin ihre ganz persönliche und gleichzeitig mit Fakten unterfütterte Geschichte vom Heranwachsenen eines selbstständig, philosophisch denkenden Individuums, das nach und nach Missstände, vor allem sexisitischer Natur, der Gesellschaft erkennt und diese schließlich anprangert.

Wow, das klingt groß und sperrig. Ist aber wirklich toll, nachvollziehbar und, wie bereits erwähnt, sehr sympathisch erzählt. Dass mir der "Ton" von Frau Stokowski gefällt, wusste ich schon aus ihren Kolumnen - dass sie auch über eine längere Strecke gut erzählen kann, hat sie hier nun auch unter Beweis gestellt.

Das Buch hat mich besonders angesprochen, da ich mich an vielen Stellen wiedererkannt und verstanden gefühlt habe: Sei es durch ähnlich erlebte Situationen/Momente, sei es durch ähnliche Handlungs- und Denkweisen. Allgemein fällt mir kein wirklich bedeutender Punkt ein, an dem ich der Autorin nicht zustimme. Auch die Mischung aus persönlichen Erlebnissen und allgemeiner Einordnung dieser hat mir sehr gut gefallen, wobei mich die besonders schlimmen Erlebnisse auch sehr berührt haben.

Ein rundum tolles Leseerlebnis, nicht nur für Frauen, sondern für alle Menschen, die sich mit dieser Thematik (Feminsmus, Seximus, Gleichberechtigung und -behandlung) auseinandersetzen oder vielleicht einfach nur mal mehr darüber erfahren möchten. Hier gibt es einen klugen, sehr unterhaltsamen Einstieg mit viel Inspiration zu weiterführenden Themen, neuen Sichtweisen und Denkanstößen. Und das ohne erhobenen Zeigefinger. Absolute Leseempfehlung! Mein Partner möchte das Buch nun auch lesen - ich freue mich schon jetzt auf die anregenden Gespräche, die wir dann darüber führen werden.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Was für ein wunderbares Buch!

Kleine Feuer überall
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Hier hatte ich ganz viele Gefühle beim Lesen, dank dieser vielen interessanten, alles andere als perfekten Charaktere, die so viele Storylines mit Leben gefüllt haben. Schreibstil, moralische Fragen, Gedankenspiele ...

Hier hatte ich ganz viele Gefühle beim Lesen, dank dieser vielen interessanten, alles andere als perfekten Charaktere, die so viele Storylines mit Leben gefüllt haben. Schreibstil, moralische Fragen, Gedankenspiele - alles top. Das Buch war so klar und deutlich, Kopfkino vom allerfeinsten (der Film hätte nie aufhören sollen!)

Was für eine Art von Buch das ist? Nun, zum Teil ein Familiendrama mit Fokus auf verschiedene Arten von Eltern-Kind-Beziehungen, vor allem Mutter/Tochter. Ein bisschen Mystery schwingt auch mit: Kein Thriller im klassischen Sinne, mehr das langsame Schritt-für-Schritt auf-die-Schliche-kommen eines dunklen Geheimnisses (das wird aber nicht unnätig ausgereizt, sondern gerade richtig erzählt). Außerdem geht es um soziale Ungerechtigkeit, haben oder nicht haben, Rassismus, Privilegien - und Moral und Ethik bei ganz großen Fragen. Nicht zuletzt geht es um Träume, die sich erfüllen oder zerstört werden, um das Gefühl, gefangen zu sein, ohne es zu merken, und die Frage: Was ist richtig, was ist falsch und wieso eigentlich?

Der allwissende Erzähler teilt Fakten und Infos, verurteilt aber nicht. Kein Caharkter ist absolut liebenswert oder verabscheuungswürdig, alle hatten ihre guten und schlechten Momente und waren allesamt lesenwert. Für mich gab es keine langweiligen Passagen, ich habe jede Seite mit Genuss gelesen.

Bonus: Das ungewöhnliche Setting der "geplanten Stadt" Shaker Heights sowie zahlreiche popkulturelle Referenzen an die 90er Jahre, in denen das Buch spielt.