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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.10.2019

Künstlerleben im Paris um 1930

Die Zeit des Lichts
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"Das Licht ist unser Werkzeug", sagte er. "Der Film ist nur die Oberfläche, um das Licht einzufangen und zu fixieren, aber bevor er nicht entwickelt ist, wird jedes zusätzliche Licht zum Feind."

Dieser ...


"Das Licht ist unser Werkzeug", sagte er. "Der Film ist nur die Oberfläche, um das Licht einzufangen und zu fixieren, aber bevor er nicht entwickelt ist, wird jedes zusätzliche Licht zum Feind."

Dieser Roman befasst sich mit der Lebensgeschichte der Fotografin Lee Miller. Wir begegnen der alten, alkoholkranken Frau am Ende ihres Lebens und blicken gemeinsam auf ihre ereignisreiche Vergangenheit zurück:

Elizabeth „Lee“ Miller kommt als junge Frau nach Paris, um ihr Model-Dasein gegen dass einer Fotografin einzutauschen. Es ist die Zeit in der Models noch Mannequin heißen, Charleston getanzt, Absinth getrunken wird und das künstlerische Leben in Paris seinen Höhepunkt erreicht. Sie lernt auf einer Party Man Ray, den charismatischen Fotografen und Maler kennen, wird seine Assistentin und später seine Geliebte. Dass sie dem viele Jahre älteren Fotografen ergeben, ja beinahe hörig ist, liegt daran, dass sie als Siebenjährige von einem Freund der Familie missbraucht wurde. Sie tut alles, um Man Ray zu gefallen. Sie arbeitet fast rund um die Uhr, bringt seine Buchhaltung in Ordnung und kümmert sich um neue Aufträge. Relativ spät erkennt Lee, welche einseitige Beziehung sie mit Man Ray führt. Er ist extrem Besitz ergreifend. Während sich Lee weiterentwickelt, kreativ auch etwas anderes als Fotoshootings betreibt, scheint Man Ray künstlerisch auf der Stelle zu treten. Lee lernt Jean Cocteau kennen, dreht einen Film mit ihm und alle sind sich einig, dass Lee eine tolle Schauspielerin ist.
Als er dann ihre Entdeckung der Solarisation und die Fotos dazu als sein Werk zu einem Wettbewerb einsendet, ist Schluss mit lustig und Lee verlässt ist.

Meine Meinung:

Der Autorin ist ein tolle Romanbiografie gelungen. Fakten und Fiktion werden gekonnt miteinander verknüpft.

Die Fotografin Lee Miller ist mir als „Frau in Hitlers Badewanne“ ein Begriff.
Sie ist Kriegsberichterstatterin und dokumentiert die Gräuel der Nazis, die die in den Konzentrationslagern verübt haben.
Dieser Teil ihres Lebens kommt für meinen Geschmack viel zu wenig heraus. Das Leben an der Seite von Man Ray in Paris füllt den größten Teil der Seiten. Nur wenige Male, wenn ein bestimmtes Keyword genannt wird, gibt es einen Flashback, der Lee Miller für 1-2 Seiten wieder in den „Kriegsmodus“ versetzt. Über diese Ereignisse hätte ich gerne mehr gelesen. Doch das kann ich durch die Literaturhinweise am Ende des Roman nachholen.

Manchmal wirkt der Schreibstil opulent, dann wieder karg und distanziert. Die Jahre in Paris gleichen dem Tanz auf einem Vulkan. In der Mitte steht eine Frau, die sich in der Männerwelt der Fotografen und Künstler jener Zeit behauptet. Der Preis dafür ist allerdings sehr hoch.

Fazit:

Ein bemerkenswerter historischer Roman, der die Zeit der 1930er in Paris farbenprächtig erzählt. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 27.10.2019

Als das SChifahren nach Wien kam

Lottes Träume
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Dieser historische Roman der Wiener Autorin Beate Maly spielt zu Beginn der 20. Jahrhunderts. Wien ist noch die Hauptstadt eines Vielvölkerstaates. Das riesige Habsburgerreich zeigt langsam aber sicher ...

Dieser historische Roman der Wiener Autorin Beate Maly spielt zu Beginn der 20. Jahrhunderts. Wien ist noch die Hauptstadt eines Vielvölkerstaates. Das riesige Habsburgerreich zeigt langsam aber sicher Abnützungserscheinungen. In Wien regiert Bürgermeister Karl Lueger, der mit seinen antisemitischen Aussagen, so manchen Bewohner aus dem Herzen spricht. Die Bevölkerung ist in mehrere Klassen eingeteilt: Hier der Adel und das wohlhabende Bürgertum, dort die armen Fabriksarbeiter, die kaum das nötigste zum Leben haben. Die einen gehen Polo spielen, die anderen suchen in den Abfälle nach Nahrung. Soweit das historische Umfeld.

Lotte Seidl muss, um die Schulden, die die Krankheit des Vaters verursacht haben, nach seinem Tod den bisherigen Haushalt in Mürzzuschlag, einem kleinen Ort an der steirischen Seite des Semmerings, auflösen. Mit wenig Geld und großen Hoffnungen begibt sie sich nach Wien, um eine Stellung anzunehmen. Mit viel Glück ergattert sie, auf Grund ihrer Kenntnisse vom Schifahren und Bergsteigen, einen Job als Verkäuferin bei einer der wenigen selbständigen Geschäftsfrauen Wiens: Bei Mizzi Langer-Kauba in der Kaiserstraße nahe dem Westbahnhof. Mizzi verkauft Reitausrüstung und Reitbekleidung und als sie entdeckt, dass Lotte etwas vom Schifahren versteht, steigt sie, trotz vehementer Ablehnung durch ihren Ehemann, sofort auf Wintersport um.

Die Geschäftsbeziehung der beiden unterschiedlichen Frauen entwickelt sich trotz diverser Auffassungsunterschiede in eine zumindest für MIzzi profitable Richtung. Allerdings ist die Neue immer wieder Anfeindungen von Mila, der Senior-Verkäuferin und Bert, dem faulen Verwandten von Mizzi ausgesetzt. Trotz langer Arbeitstage lernt Lotte den jungen Arzt Jakob Sonnstein kennen, der als schwarzes Schaf seiner reichen, jüdischen Familie gilt. Die Sonnsteins sind Zuckerl-Fabrikanten und die soziale Ader des Arztes, der im Kinderkrankenhaus bis zur Erschöpfung arbeitet, ist ihnen unverständlich. Wenn er wenigstens reiche Privatpatienten behandeln würde, aber nein, verlauste, an Tuberkulose erkrankte Arbeiterkinder sind sein Klientel.

Lotte wird letztendlich Opfer einer von Mila gesponnenen Intrige und verliert, ohne sich rechtfertigen zu können, ihre Stellung bei Mizzi Langer-Kauba.

Meine Meinung:

Beate Maly ist ein buntes Bild der Zeit gelungen, in der einige wenige alles und andere nichts haben. Gut gelungen sind die Lebensumstände der Verkäuferinnen geschildert. Auch der Kampf von Mizzi, die ihr Geschäft de facto gegen den Willen ihres Ehemanns führt, gegen die Windmühlen der öffentlichen Meinung ist gut getroffen. Klasse ist auch Mizzis Erkenntnis, das auch negative Berichterstattung Werbung ist. Hauptsache man spricht über das Geschäft! Witzig finde ich die Szene, in der Mizzi und Lotte ins Warenhaus spionieren gehen und nach Schiausrüstung fragen.

Die sozialkritischen Töne hätten für mich noch ein wenig schärfer sein können. Denn obwohl Lotte lange Arbeitszeiten hat, ist ihr Los gegenüber den Ziegelarbeiterinnen oder Fabriksarbeiterinnen fast schon luxuriös. Sie hat immerhin ein Dach über dem Kopf, mehrere Mahlzeiten am Tag und muss nicht wie andere ihren Körper feil bieten, um auch nur überleben zu können. Auch in der Fabrik von Joseph Mandl gehört sie eher zu den Privilegierten. Allerdings spielt sie diesen Vorteil nie aus, sondern versucht das Los anderer, wie z.B. von Fritz zu verbessern.

Beate Maly hat wieder gründliche Recherchen angestellt, so dass die Leser ein umfassendes Bild von den Lebensumständen der Menschen um die Jahrhundertwende bekommen. Vor allem das Fehlen von Krankenversicherungen und Absicherung der Hinterbliebenen machen einen großen Teil des Elends aus. Das ist auch Jakob klar, der mit seinem Idealismus und seinem Sendungsbewusstsein, auch mittellose Kranke zu behandeln, ständig im Clinch mit seinem Klinikchef liegt

Die Grenzen zwischen den Schichten sind kaum durchlässig. So ist es nur schwer glaubhaft, dass das Mädel vom Land, in die großbürgerliche Familie Sonnstein einheiraten kann. Allerdings, scheint Jakob einer der wenigen Idealisten zu sein, mit dem eine solche Verbindung möglich sein könnte.

Beate Malys Schreibstil ist angenehm zu lesen. Geschickt flicht sie historische Persönlichkeiten wie eben Mizzi Langer-Kauba, deren Ehemann und/oder Mathias Zdarsky ein. Die Charaktere sind recht gut angelegt. Einzig Lotte hätte ein wenig mehr Kontur vertragen können. Mizzi Langer-Kauba hat sich gehörig in den Vordergrund gedrängt.

Der Titel „Lottes Träume“ ist wieder ein bisschen so ein Fall in dem der Verlag das letzte Wort gesprochen hat. Denn eigentlich kommen Lottes Träume gar nicht zur Sprache.

Das Cover möchte ich noch besonders hervorheben. Es gibt im ober Teil eine Berglandschaft und unteren Bildabschnitt eine winterliche Ansicht von Wien wieder. Auch haptisch ist das Buch ein Erlebnis, da der in glitzernden Buchstaben gedruckte Titel, hervorgehoben ist.

Fazit:

Ein historischer Roman aus dem Wien des Fin de Siècle, der die Probleme von berufstätigen Frauen anreißt. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 27.10.2019

Rechtsgeschichte von der Neuzeit bis in die Gegenwart

"Alles, was geschieht, geschieht mit Recht."
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Alles, was geschieht, geschieht mit Recht“ - dieser Titel ist ein Zitat aus Marc Aurels „Selbstbetrachtungen“. Doch stimmt das überhaupt?

In seinem zweiten Buch zur Rechtsgeschichte befasst sich Alfred ...

Alles, was geschieht, geschieht mit Recht“ - dieser Titel ist ein Zitat aus Marc Aurels „Selbstbetrachtungen“. Doch stimmt das überhaupt?

In seinem zweiten Buch zur Rechtsgeschichte befasst sich Alfred J. Noll mit dem Staat, dem Eigentum und dem modernen Sicherheitsfetischismus. Der Autor ist begeisterter Jurist und versucht in zehn Kapiteln den Lesern seine Leidenschaft zu vermitteln. ?

Eigentum: seit jeher und für immer?
Staat und Gesetz
Volkssouveränität: Das Beispiel Österreich
Demokratie als Perpektivenvielfalt
Parlamentarismus
Höchstgerichtsbarkeit und Justiz
Menschenrechtspolitik und Völkerrecht
Europa braucht eine Verfassung
Migration und Multikulturalismus
Sicherheit vor allem

Meine Meinung:

Wie schon das Vorgängerbuch „Wie das Recht in die Welt kam“ ist auch dieses hier mit großer Sachkenntnis geschrieben.
Schmunzeln musste ich beim Zitat von Johann Wolfgang von Goethe, der ja nicht nur Dichter und Universalgelehrter war, sondern vornehmlich Jurist, der die Gesetzesflucht schon zu seiner Zeit anprangert: „Wenn man alle Gesetze studi[e]ren sollte, so hätte man keine Zeit sie zu übertreten.“ (S. 69).

Im Kapitel 4 - „Demokratie als Perspektivenvielfalt“ geht Alfred J. Noll mit den Medien hart ins Gericht. Er stellt die durchaus berechtigte, provokante These auf, dass die Medien die „Entstehung von Wissen sogar verhindern“. (S. 120)

Bedenklich kann einen stimmen, wenn, wie der Autor auf S. 179 ausführt, dass bei Eingabe des Wortes „Freiheit“ in die Stichwortsuche des RIS (Rechtsinfomationssystem), der Datenbank des österreichischen Bundeskanzleramtes, eingibt die Trefferanzahl 867 ergibt. Bei Eingabe des Suchwortes „Sicherheit“ erhöht sich die Trefferquote auf 9.450. Also ein Verhältnis 10:1 für die Sicherheit. Das gilt auch für die größte Internetsuchmaschine.

In seinem Postskriptum geht der Autor noch auf die Beziehung „Recht und Revolution“ ein. „Jedes Recht kommt durch Unrecht auf die Welt. Die Revolution stört die Ordnung, schafft Unrecht.“ (S. 200)

Wie schon im Vorgängerbuch geschrieben ist die umfassende Sachkenntnis gleichzeitig Stärke und Schwäche dieses Buches. Kaum jemand kann dem Autor ein x für ein u vormachen (ausgenommen ein Juristenkollege natürlich).

Das Buch, das vom Verlag als Essay bezeichnet wird, besticht durch die schier unerschöpfliche Sachkenntnis und einen beeindruckenden Schreibstil, der allerdings manchmal zu lange Sätze mit einer Wendung zu viel, beinhaltet. Wieder zitiert der Autor ausgiebig aus vielen anderen Werken. Doch Nicht-Juristen, denen die philosophischen Werk Hegels oder Karl Marx‘ nicht geläufig sind, müssen beinahe über diese Zitate hinweglesen.


Das Buch verfügt über eine gediegene Aufmachung: Als Hardcover mit einem Lesebändchen und abgerundeten Ecken. Die Schriftart und Schriftgröße sind augenfreundlich gewählt.

Fazit:

Dieses Buch zeigt viele Facetten des Rechtes seit der Bildung von Nationalstaaten bis in die Gegenwart und warum es nicht möglich ist, ohne Recht auszukommen. Ein paar Gesetze weniger wären auch genug (siehe J. W. von Goethe). Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 26.10.2019

EIne Anleitung zur Weiterentwicklung

Aufrichten!
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Die Grande Dame der österreichischen Psychotherapie hat ein leicht lesbares Buch darüber geschrieben, wie sich vor allem Frauen, nach kleinen oder größeren Schicksalsschlägen wieder aufrichten können.

Im ...

Die Grande Dame der österreichischen Psychotherapie hat ein leicht lesbares Buch darüber geschrieben, wie sich vor allem Frauen, nach kleinen oder größeren Schicksalsschlägen wieder aufrichten können.

Im Grunde erzählt sie wenig Neues. Eine Vielzahl der Ratschläge ist sattsam bekannt. Worin liegt also der Mehrwert dieses Buches? Zum einem können Ermunterungen nicht oft genug wiederholt werden und zum anderen sind die Beispiele, aus dem reichen Erfahrungsschatz der Autorin, so bildhaft dargestellt, dass es möglich ist, das eine oder andere für sich selbst zu adaptieren.

In acht Kapiteln zeigt uns Rotraut Perner wie es möglich ist, sich (wieder) Aufzurichten und eine andere Haltung einzunehmen:

Einige Vorbemerkungen
vom Boden empor
Blickrichtungen
Aufrichten
Haltungen
Bewegung
Selbstbestimmung
Wachsen in Schritten

Ergänzt wird das Buch durch Anmerkungen und ein Literaturverzeichnis.

Interessant habe ich gefunden, dass sie das Buch ursprünglich „Haltung“ nennen wollte, und dann auf Grund des gleichnamigen Buches von Reinhold Mitterlehner davon Abstand genommen hat. Trotzdem geht es in diesem Buch um „Haltung“ - nämlich um „Kopf hoch, Bauch einziehen und gerader Rücken“. Wer dies schon selbst ausprobiert hat, merkt, dass diese nunmehr gestraffte Körperhaltung sich auch auf die Psyche auswirkt. Allerdings bedarf es einiger Übung, diese Haltung auch in kritischen Situationen des Alltags einzunehmen. Hier muss ich ein altes Sprichwort zitieren: „Gut Ding braucht Weile“. Auch die Autorin weist darauf hin, dass diese „Anleitung zum seelischen Wachstum“ nichts für Eilige ist.

Fazit:

Ein gutes Buch, um Bekanntes zu wiederholen und zu verinnerlichen. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 19.10.2019

Ein Fall für Antoine Sturni

Pariser Enthüllungen - Kommissar Sturnis zweiter Fall
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In seinem zweiten Fall für den Elsässer Mordermittler Antoine Sturni präsentiert Autor Stefan Böhm gleich mehrere Themen: Zum einem der ambivalente Umgang mit Atomstrom in Frankreich, dem Schicksal der ...

In seinem zweiten Fall für den Elsässer Mordermittler Antoine Sturni präsentiert Autor Stefan Böhm gleich mehrere Themen: Zum einem der ambivalente Umgang mit Atomstrom in Frankreich, dem Schicksal der Immigranten und der sehr patriotischen Haltung im Elsass.

Sturni wird von seinem Chef nach Paris „weggelobt“, um in einer Gruppe von verschiedensten Ermittlern eine Untersuchungskommission zu bilden, die einen „Persil-Schein“ für die Atomlobby ausstellen soll. Denn die Atomkraftwerke in Frankreich sind längst nicht so sicher, wie die Betreiber das den Menschen vorgaukeln (wollen). Für viele Franzosen ist es wichtig, dass der Strom billig und stets aus der Steckdose kommt. Sicherheitsbedenken? Nicht bei uns in Frankreich. Schrottmeiler haben die anderen, die Russen, die Japaner usw.. Dass dem doch nicht so ist, und ausgerechnet das Atomkraftwerk im Elsass ein enormes Sicherheitsrisiko birgt, hat die junge ambitionierte Journalistin Zoé Le Coq herausgefunden. Wenige Minuten nachdem sie Sturni höchst brisante Informationen übergibt, wird sie mit ihrem Auto in die Luft gesprengt. Als dann noch die Untersuchungskommission aufgelöst und die Pariser Mordkommission hier nicht ermitteln darf, ist für Sturni klar, dass die Ermordete im Recht war. Und so begibt sich Antoine Sturni auf eine private Recherche. Mit von der Partie sind die Mitglieder seiner WG Sophia, Saba und Abdel.

Der zweite Handlungsstrang um die algerischen Immigranten Saba und Abdel, die es auf ähnliche Weise nach Paris, der Stadt ihrer Träume verschlagen hat, zeigt die Probleme der illegalen Einwanderer. Besonders Frauen wie Saba sind häufig sexuellen Angriffen durch ihre Arbeitgeber ausgesetzt.

Der dritte Handlungsstrang ist das komplizierte Privatleben Sturnis. Seit einem Jahr geschieden und mit seiner feschen Sekretärin Margeaux liiert, leidet er unter seiner dominanten Mutter Clothilde. Bei einem Besuch von Margeaux und Clothilde, die auch Sturnis Sohn Christian nach Paris mitbringen, kommt es zum Eklat.

Meine Meinung:

Wie schon im letzten Fall wird Sturni ein bisschen hinterwäldlerisch dargestellt, der in der großen weiten Welt verloren wirkt. So ist Antoine aber nicht. Bodenständig ja, er liebt seine Heimat das Elsass sehr und fühlt sich außerhalb anfangs nicht sehr wohl. Er ist durch und durch ein Genussmensch und so kann er über die lukullischen Speisen auch Paris etwas abgewinnen. Trotzdem, ein Gericht mit Elsässer Sauerkraut schmeckt ihm doch noch am besten.

Autor Stefan Böhm erzählt die Geschichte mit feinem Humor und die Eigenarten einzelner Personen lässt die Leser schmunzeln. Clothilde Sturni ist, wie wir aus Band 1 wissen, sehr, sehr bodenständig, und so trägt sie beim Paris-Besuch Elsässer Tracht und wird für eine Touristenattraktion gehalten. Über diese ihre Empörung habe ich herzlich lachen müssen. Sonst ist die Dame ziemlich nervig. Ihre „Jetzt-komm-ich“-Mentalität ist ziemlich überzogen. Mehrmals müssen sich Antoine und der siebenjährige Sohn für Clothilde genieren. Ich hätte sie ja von den Flics abholen lassen.

Lachen musste ich auch über die Abreiseszene und die Bahnreise. Der intensive Geruch des Munster-Käses die Mitreisenden aus dem Abteil vertreibt.
Sehr gut ist die katastrophale Wohnungsnot in Paris geschildert. Da werden klitzekleine Verschläge als Wohnungen vermietet. Denn in Paris entscheidet oft die Adresse, ob man einen Job erhält oder nicht. Eine Innenstadt-Adresse ist hui, eine in den Banlieus pfui.

Einen Stern muss ich trotzdem abziehen: Einiges wird mehrfach wiederholt. Auch wenn wir Leser manchmal mehrere Bücher parallel lesen, können wir uns Informationen merken. Ich hoffe, dass Clothilde im nächsten Fall, auf den ich mich übrigens freue, ein wenig zurecht gestutzt wird. Ihre Auftritte sind mir persönlich zu dominant.

Fazit:

Ein vergnüglicher Krimi mit ernsten Untertönen, dem ich gerne 4 Sterne gebe.