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Veröffentlicht am 20.11.2020

Düstere Zukunftsaussichten

Sterbewohl
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Nach dem Wahlsieg der BP – Bürgerpartei ist Deutschland kein freies Land mehr und hat sich zu einer Scheindemokratie entwickelt. Der Staat ist bankrott und das Rentensystem steht kurz vor dem Kollaps. ...

Nach dem Wahlsieg der BP – Bürgerpartei ist Deutschland kein freies Land mehr und hat sich zu einer Scheindemokratie entwickelt. Der Staat ist bankrott und das Rentensystem steht kurz vor dem Kollaps. Vier ältere Herrschaften Anna, Max, Fred und die Ich-Erzählerin Nadja hatten sich zu einer Art Alterswohngemeinschaft zusammengeschlossen. Alle waren über 65 Jahre und erhielten vom Staat eine Einladung für einen Urlaub in einem Luxushotel am Meer. Auf Kosten des Staates durften sie hier wunderbare Tage verbringen. Einzige Pflicht war die Teilnahme an einem Seminar zu dem Thema: „Wie erweise ich der Gesellschaft einen unschätzbaren Dienst, in dem ich die tödliche Pille „Sterbewohl“ schlucke und das Rentensystem entlaste.“ Eigentlich soll die Einnahme der Pille freiwillig sein, doch die vier Freunde sind skeptisch, denn bisher scheint niemand aus den Hotels zurückgekommen zu sein.

Das Cover ist ein regelrechter Hingucker, so dass man schnell auf das Buch aufmerksam wird. Der Roman ist eine Mischung von Dystopie und Krimi. Mit kurzen einfachen Sätzen wird die Geschichte durch die Ich-Erzählerin Nadja geschildert. Dieses geschieht auf eine fast sachliche Art und hält den Leser etwas auf Distanz. Trotzdem konnte man sich gut in die Situation hineinversetzen und spürte die langsam steigernde Angst.
Obwohl das Geschehen auf den ersten Blick unvorstellbar erscheint, bleibt ein beunruhigendes Gefühl zurück. Nachdenklich macht, wie schnell sich die Situation in einigen Ländern ändern kann und dass damals keiner mit den Folgen gerechnet hatte als Hitler an die Macht kam.

Mir hat gefallen, dass die Protagonisten nicht jung und dynamisch, sondern Personen im Herbst ihres Lebens sind, die eigentlich für diese Zeit noch Wünsche und Träume haben.
Ein Buch, welches zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 07.11.2020

Eisiges Friesland

Die Tote in der Gracht
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Ganz Holland ist in Aufruhr, denn ein bedeutendes Ereignis steht in Friesland bevor. Der Winter ist streng, Grachten und Flüsse sind zugefroren und alle hoffen, dass die Elfstedentocht wieder stattfinden ...

Ganz Holland ist in Aufruhr, denn ein bedeutendes Ereignis steht in Friesland bevor. Der Winter ist streng, Grachten und Flüsse sind zugefroren und alle hoffen, dass die Elfstedentocht wieder stattfinden kann. Das letzte Mal wurde dieses Langstreckenrennen 1997 durchgeführt. Commissaris Griet Gerritsen und ihr Kollege Pieter de Vries werden zu einem Fall nach Sloten gerufen. Eine junge Frau soll von einer Brücke in die Gracht gestürzt und ertrunken sein. Alles deutet auf einen Routinefall. Bei der Toten handelt es sich um die freie Journalistin Jessica Jonker. Sie plante eine Folgeserie über dramatische Erlebnisse von Amateurläufern beim Elfstedentocht von 1997. Bei den Ermittlungen tauchen immer mehr Verdächtige auf, die alle eins gemeinsam haben. Sie waren Teilnehmende beim letzten Rennen. Was war damals geschehen?

Den ersten Band dieser Reihe kenne ich nicht, trotzdem bin ich gut in die Geschichte hineingekommen. Interessant finde ich die eingestreuten Informationen über unser Nachbarland. Dem Autor ist es gelungen, den nationalen Mythos, der mit diesem Rennen verbunden ist, zu transportieren. Im Innenteil des Umschlags gibt es eine Karte mit den Orten und der Route des Langstreckenlaufs, so dass man das Geschehen sehr gut verfolgen kann. Mittels kurzer Einschübe erfährt man einiges zur Vorgeschichte. Die Charaktere sind sehr authentisch und individuell beschrieben, dadurch wirken sie lebendig. Neben der Kriminalgeschichte erfährt man auch etwas über das Privatleben des Ermittlerteams. Dieses hält sich aber in Grenzen, so dass die Spannung dadurch nicht zu kurz kam. Der Autor lieferte eine Gruppe von Verdächtigen, so dass mir viel Spielraum für die Suche nach Täter und Motiv blieb. Die eingestreuten niederländischen Worte verliehen der Geschichte Authentizität, störten aber manchmal meinen Lesefluss. Trotzdem hat mir dieser Krimi spannende Lesestunden bereitet.

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Veröffentlicht am 31.10.2020

Spannend mit offenen Ende

Wolfssommer
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In der schwedischen Kleinstadt Haparanda, nahe der finnischen Grenze, findet man eine tote Wölfin und ihr Junges. Untersuchungen weisen im Magen der Tiere menschliche Überreste auf. Hannah Wester und ihre ...

In der schwedischen Kleinstadt Haparanda, nahe der finnischen Grenze, findet man eine tote Wölfin und ihr Junges. Untersuchungen weisen im Magen der Tiere menschliche Überreste auf. Hannah Wester und ihre Kollegen folgen der Spur der Wölfe und stoßen auf eine männliche Leiche. Diese weist auf einen Drogendeal, der sich in Finnland abgespielt hat und dort blutig endete. Die angeheuerte Profi-Killerin Katja soll das verschwundene Geld und die Drogen aufspüren und an den russischen Auftraggeber zurückbringen.

Da ich Fan von Hans Rosenfeldt und seiner Bücherreihe um den Polizeipsychologen Sebastian Bergmann bin, war ich schon ganz gespannt auf dieses neue Buch.

Der Einstieg in die Handlung wird aus Sicht der Wölfin geschildert, diesen ungewohnten Beginn fand ich sehr passend. Am Anfang der Geschichte musste ich mich doch etwas konzentrieren, da eine große Anzahl an Personen und verschiedenen Handlungssträngen auf den Hörer zu kamen. Es hat erst eine ganze Weile gedauert bis für mich erkennbar war, in welchem Zusammenhang die unterschiedlichen Stränge stehen. Ich finde es ratsam, nicht zu große Pausen zwischen den Abschnitten zu machen, um nicht den Faden zu verlieren. Die Hauptprotagonistin, die Polizistin Hannah Wester, war mir sympathisch, dadurch, dass es sich um eine ganz normale Frau mit Stärken und Schwächen handelte.

Vera Teltz leiht dem Hörbuch ihre Stimme. Sie ist eine sehr gute Sprecherin, so dass für mich das Hörbuch zum Genuss wurde. Sie hat immer den richtigen Erzählton getroffen und ich konnte ihr gut über einem längeren Zeitraum zu hören.

Da am Ende noch einige Fragen offen blieben, darf man gespannt auf die Fortsetzung sein.

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Veröffentlicht am 08.10.2020

Ein neues Jahrzehnt hat begonnen

Und die Welt war jung
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Ein neues Jahrzehnt hat begonnen, der Krieg ist vorbei, doch wie soll es weitergehen und was bringt die Zukunft? Diese Fragen stellen sich drei unterschiedliche Familien am Neujahrstag 1950. Alle kommen ...

Ein neues Jahrzehnt hat begonnen, der Krieg ist vorbei, doch wie soll es weitergehen und was bringt die Zukunft? Diese Fragen stellen sich drei unterschiedliche Familien am Neujahrstag 1950. Alle kommen aus verschiedenen Orten und haben abweichende Lebensstile.

In Hamburg leben Elisabeth und Kurt Borgfeldt gemeinsam mit ihrer Tochter Nina und dessen Sohn Jan, der seinen Vater nie kennengelernt hat. Nina ist mit Joachim verheiratet, doch ihr Mann wird in Russland vermisst. Im Herzen von Nina macht sich ein anderer Mann breit. Doch darf sie das zulassen?

Die Freundin von Elisabeth, Gerda Aldenhoven wohnt gemeinsam mit ihrem Mann Heinrich, den beiden Kindern und den unverheirateten Kusinen im geerbten Haus in Köln. Finanziell geht es der Familie nicht gut. Sie haben eine Galerie und die Geschäfte laufen schlecht, denn wer kauft in dieser Zeit Bilder.

Die dritte Familie ist Anfang des Krieges von Köln nach San Remo gezogen. Margarethe Canna, die Schwester von Heinrich, ist ihrem Mann Bruno nach Italien gefolgt und lebt hier gemeinsam mit dem Sohn Gianni. Agnese, die Schwiegermutter, hat klare Vorstellungen wie die Dinge zu laufen haben. Alle fühlen sich durch die Familienbande an Agnese gefesselt.

Die Handlung setzt im Januar 1950 ein und endet im September 1959. Nach dem Krieg geht es langsam aufwärts, die Spuren des Krieges sind noch sichtbar. Als Leser begleiten wir die Familien über diese zehn Jahre. Hilfreich sind am Anfang des Buches das Personenregister und die Stammbäume der Familien. Carmen Korn schafft es diese Zeit mit all ihren Höhen und Tiefen aus der Perspektive dieser drei Familien zu schildern. Die Figuren des Romans werden einem schnell vertraut und kommen nah, so dass man fast glauben könnte, dabei gewesen zu sein. Sie bedient sich einer sehr gradlinigen Sprache, die ohne große Beschreibungen zur Sache kommt. Die Geschichte wird in vielen kurzen Momentaufnahmen beschrieben und wechselt von einer Familie zur nächsten. Die Schilderungen handeln nicht immer von großen Ereignissen, sondern auch viele Alltäglichkeiten werden aufgeführt. Dieses macht den besonderen Charme des Buches aus.

Am Ende bleiben noch einige Fragen offen, so dass man gespannt auf die Fortsetzung sein darf.

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Veröffentlicht am 28.09.2020

Kommt die Wahrheit ans Licht?

Der kleine Buchsalon am anderen Ende der Welt
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Patricia Sloane lebt allein auf dem elterlichen Hof in Charlottesville. Gern hätte sie den Hof verlassen, aber nachdem ihre jüngere Schwester vor mehr als dreißig Jahren verschwunden war, konnte sie ihn ...

Patricia Sloane lebt allein auf dem elterlichen Hof in Charlottesville. Gern hätte sie den Hof verlassen, aber nachdem ihre jüngere Schwester vor mehr als dreißig Jahren verschwunden war, konnte sie ihn nicht aufgeben. Ihre Schwester Madeleine bekam damals die Chance auf einen Praktikumsplatz in einem kleinen schwedischen Ort, dem Heimatland ihrer verstorbenen Mutter. Nach einigen Monaten packte Madeleine dort ihren Koffer und verschwand spurlos. Nun bekommt Patricia überraschend einen Brief aus Schweden ohne Absender, in ihm lag eine kleine Halskette, die sie ihrer Schwester zum achtzehnten Geburtstag geschenkt hatte. Patricia hat immer mit der Ungewissheit gelebt, was aus ihrer Schwester geworden ist. Wer ihr diese Kette geschickt hat, muss etwas über das Verschwinden von Madeleine wissen. So macht sich Patricia auf den Weg nach Schweden, um mehr zu erfahren und die Wahrheit ans Licht zu bringen. Sie mietet sich in der kleinen Pension von Mona ein und freundet sich mit den Frauen des Buchsalons an, die alle versuchen ihr zu helfen.

Das Buch umfasst zwei Erzählstränge. In der Gegenwart begleitet man Patricia bei der Suche nach ihrer Schwester und lernt gleichzeitig die Frauen aus dem Buchsalon kennen. Diese planen einen Literaturquiz, bei dem nicht nur Bücher im Vordergrund stehen, sondern es werden auch Gerichte aus den Büchern serviert. Alles wird sehr ansprechend geschildert, dass ich gern einige Zeit in der Pension mit dem Buchsalon verbringen möchte.

Der zweite Handlungsstrang führt in das Jahr 1987. Hier herrscht nicht nur Sonnenschein und man erfährt mehr über die Vorgänge, die zum Verschwinden von Madeleine geführt haben.

Die Geschehnisse in der Vergangenheit sprechen für mich dagegen, dass es sich hier um einen Wohlfühlroman handelt. Aber trotzdem hat mir das Buch gut gefallen. Es ist angenehm geschrieben und zeigt wie die richtigen Leute einen wieder Mut machen können.

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