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Veröffentlicht am 07.01.2021

Märchenhafte Geschichte, die winterlichen und weihnachtlichen Zauber einfängt

Das Winterkarussell
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Nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter findet sich die fünfzehnjährige Antonia bei ihrem Großvater Otto wieder, von dessen Existenz sie bisher noch nicht einmal etwas geahnt hat. Er ist griesgrämig, scheint ...

Nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter findet sich die fünfzehnjährige Antonia bei ihrem Großvater Otto wieder, von dessen Existenz sie bisher noch nicht einmal etwas geahnt hat. Er ist griesgrämig, scheint eher ein Einsiedler zu sein und auch im Ort ist er nicht sonderlich beliebt. Doch dann entdeckt das Mädchen in der Scheune ein altes Karussell und ist völlig verzaubert von dem nostalgischen Fahrgeschäft, welches Otto wie seinen Augapfel hütet.

Erzählt wird in zwei Perspektiven und Zeitsträngen. Einerseits erfährt der Leser die aktuellen Ereignisse aus Antonias Sicht. Den Verlust ihrer Mutter und die damit verbundene Trauer habe ich als sehr bewegend empfunden und konnte mich sehr gut in ihre Gefühlswelt hineinversetzen. Umso schöner war es dann zu sehen, wie Enkelin und Großvater sich langsam annähern.

In Rückblenden ins Jahr 1938 berichtet Otto von seinem Leben als Schausteller des Frankfurter Weihnachtsmarktes, bei dem das Karussell natürlich eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Er spricht von seiner großen Liebe, den Unterschieden und Vorurteilen zwischen armen und reichen Bevölkerungsschichten und letztendlich ist auch der Krieg ein Thema. Nach und nach versteht man, warum aus einem sympathischen, etwas naiven, aber hoffnungsvollen jungen Mann ein derartig ruppiger alter Mann geworden ist. Es ist eine tragische und emotionale Geschichte, die mich sehr berührt hat.

Grade dieser Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart macht den besonderen Reiz des Buches aus. Die jeweiligen Abschnitte enden immer besonders spannend, so dass ich unbedingt wissen wollte wie es weiter geht. Interessant war außerdem das vergangene Frankfurt im Vergleich zur heutigen Stadt kennenzulernen. Ein Großteil der Geschichte spielt auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt, der eine ganz spezielle und feierliche Atmosphäre verbreitet.

Auch die Charaktere konnten mich überzeugen. Neben Antonia und Otto treten noch einige Personen auf, die alle irgendwie charmant, liebenswert und besonders sind. Das Untereinander war einfach schön zu beobachten und erleben. Grade Otto sorgte durch seine verschrobene Art und Weise immer wieder für ein Schmunzeln bei mir.

Zugegeben, das Ende kommt jetzt nicht wirklich unerwartet. Aber insgesamt ist „Das Winterkarussell“ eine mitreißende, schon fast märchenhafte Geschichte, die den winterlichen und weihnachtlichen Zauber einfängt. Eine Geschichte über Freundschaft, Familie und die erste Liebe, aber eben auch über Verlust und Trauer, verpasste Chancen.

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Veröffentlicht am 15.12.2020

Schwein müsste man haben

Mookie – Weihnachten mit Schwein
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Joachim ist am Boden: seit Monaten hockt er zuhause, schlägt die Tage tot und versucht die wirren und ausweglosen Gedanken im Alkohol zu ertränken. Er vernachlässigt Freunde, Familie, die Arbeit und nicht ...

Joachim ist am Boden: seit Monaten hockt er zuhause, schlägt die Tage tot und versucht die wirren und ausweglosen Gedanken im Alkohol zu ertränken. Er vernachlässigt Freunde, Familie, die Arbeit und nicht zuletzt sich selbst. Doch am 24. Dezember steht plötzlich ein an ihn adressiertes Paket vor seiner Haustür und darin befindet sich nichts anderes als ein quicklebendiges Schwein. Doch wer würde ihm ein solch ungewöhnliches Haustier schenken? Er begibt sich zusammen mit seinem neuen tierischen Begleiter Mookie auf die Suche nach dem mysteriösen Absender.

Natürlich befindet er sich letztendlich nicht nur auf den Spuren des heimlichen Schenkers, sondern auch auf der Suche nach sich selbst und der Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens. Dabei erhält er einige Erkenntnisse über sich, seine Vergangenheit und die Menschen, die er aufsucht.

Auf den ersten Seiten zieht das Buch doch ein wenig runter. So beschreibt Joachim die jüngsten Ereignisse, die zu seinem Zustand führten, lässt sich über seinen trostlosen Alltag aus und tut allerlei verrückte und wenig durchdachte Dinge, die schon fast Verzweiflungstaten gleichen. Kurzum: man merkt wie schlecht es ihm geht. Dementsprechend werden Depressionen, Angststörungen und auch Panikattacken thematisiert. Obwohl der Protagonist einem nicht unbedingt immer sympathisch ist, kann man sich dennoch sehr gut in ihn hineinversetzen und fühlt seinen Leidensdruck. Daher kann man teilweise schon verstehen, warum er sich manchmal merkwürdig verhält.

Das Hausschwein Mookie spielt natürlich auch eine nicht unerhebliche Rolle. Auch wenn es gar nicht so viel macht, sondern manchmal einfach nur da ist und rumschnüffelt, versprüht es einen einzigartigen Charme und gibt dem Buch das gewisse Etwas.

Für mich ist "Mookie Weihnachten mit Schwein" kein typisches Weihnachtsbuch, das diese spezielle Stimmung und Atmosphäre verbreitet. Joachim an sich mag das Fest noch nicht mal besonders. Es ist eher die Botschaft, die Hoffnung macht. Depressionen müssen nicht das Ende sein, manchmal kann eine Kleinigkeit dafür sorgen, das Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Mir haben diese teils tiefgründigen und emotionalen Parts ebenso gut gefallen wie die amüsanten und süßen Situationen, die hauptsächlich durch Mookie ausgelöst werden. Lesenswert.

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Veröffentlicht am 07.12.2020

Urban Fantasy, Steampunk und sprechende Tiere

Die Weltenatlas-Chroniken, Band 1
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Wenn Roo träumt verlässt er seinen Körper und reist an den düsteren und unheimlichen Asphodeliengrund. Dies ist ein Ort in der Astralwelt, an dem schwarze Seelen verfallen, also jene die nicht für eine ...

Wenn Roo träumt verlässt er seinen Körper und reist an den düsteren und unheimlichen Asphodeliengrund. Dies ist ein Ort in der Astralwelt, an dem schwarze Seelen verfallen, also jene die nicht für eine Wiedergeburt vorgesehen sind. Er ahnt nicht in welcher Gefahr er sich befindet, grade auch weil der Dunkle Astralat - ein Mörder und Verräter - zurück ist und es auf den Achtjährigen abgesehen hat. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Es handelt sich hier um Urban Fantasy, die Ende des 19. Jahrhunderts in London spielt und einige Steampunk-Elemente enthält. Nach dem Tod gelangen Seelen in die Astralwelt. Astralaten bringen sie an ihren Bestimmungsort. Andere sorgen dafür, dass die Menschen nichts von der Astralwelt erfahren oder sind generell für die Sicherheit zuständig. Ich finde dieses Setting sehr interessant, auch wenn ich bestimmt noch nicht alles verstanden habe.

Besonders gut gefallen haben mir die sogenannten intellektuellen Tiere. Roos bester Freund Findus ist nämlich ein Kater, der sprechen kann und obendrein noch ziemlich klug ist. Die Vorstellung ein solches "Haustier" an meiner Seite zu haben ist einfach nur cool. Er ist dementsprechend natürlich auch mein Liebling im Buch gewesen.

Doch man begleitet nicht nur Findus und Roos Weg, sondern erhält auch Einblicke in die Erlebnisse anderer Personen wie des Dunklen Astralaten selbst oder weiterer Astralaten, deren Aufgabe es ist Roo zu finden und zu schützen. Es ist spannend jeden einzelnen zu begleiten, allerdings konnte ich mich nur in Roo richtig hineinfühlen. Die anderen Charaktere bleiben eher distanziert und sind relativ undurchsichtig. Es werden eine Vielzahl von Fragen aufgeworfen, die dann wahrscheinlich in den weiteren Teilen beantwortet werden. Dieser Auftakt macht also definitiv Lust auf mehr.

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Veröffentlicht am 21.11.2020

Schade, dass es jetzt vorbei ist...

Die Stimmen des Abgrunds
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Nachts steigen Dämonen aus dem sogenannten Horc empor und töten alles, was sich bewegt. Doch im Verlauf der letzten Bände haben die Menschen sich weiter entwickelt. Anstatt sich nur hinter schützenden ...

Nachts steigen Dämonen aus dem sogenannten Horc empor und töten alles, was sich bewegt. Doch im Verlauf der letzten Bände haben die Menschen sich weiter entwickelt. Anstatt sich nur hinter schützenden Siegeln zu verstecken, haben sie gelernt die Dämonen zu bekämpfen. So ist ein wahrer Krieg zwischen ihnen und den Horclingen entstanden und der letzte Kampf scheint nun kurz bevor zu stehen.

In der Dämonenzyklus Reihe lernen wir einige Charakteren kennen und lieben. Erzählt wird dementsprechend mit vielen Perspektivenwechseln, die meistens in einem Cliffhanger enden. Dies hält die Spannung immer recht hoch, denn man möchte unbedingt wissen, wie es den Protagonisten ergeht. Sie sind unterschiedlicher, wie sie nicht sein können, aber jeder von ihnen ist absolut interessant und erzählt seine eigene Geschichte. Dennoch haben sie alle das gleiche Ziel, nämlich die Dämonen zu bekämpfen und die Menschen zu schützen. Wir begleiten sie über viele Jahre hinweg und haben Teil an deren Schicksalen und Lebenswegen. Ich könnte gar nicht sagen, wen ich am meisten in mein Herz geschlossen habe. In diesem letzten Teil werden alle Handlungsstränge nochmals erwähnt, zusammen geführt und wichtige Fragen geklärt.

Allerdings hätte ich mir – so wie auch bei einigen Vorgängern vorhanden - ein Glossar mit wichtigen Begrifflichkeiten, Orten und Personen gewünscht. Durch die Vielzahl der Charaktere und die Komplexität der Handlung und Welt ist es doch oft recht schwierig den Überblick zu behalten, vor allem wenn man nicht alle Teile direkt hintereinander liest.

Die Dämonen-Saga ist ein wahres Epos, ein Muss für Fantasy-Fans, das Magie, Dämonen, Freundschaft und tiefe Gefühle, Politik und Intrigen, Kriege und den Kampf ums Überleben vereint. Mich hat diese Geschichte mit seinen bemerkenswert gut ausgearbeiteten Charakteren bereits vor Jahren sofort in ihren Bann gezogen. Auch das Ende konnte mich begeistern - ein würdiges Finale, schade, dass es jetzt vorbei ist...

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Veröffentlicht am 11.11.2020

Erschreckend und regt zum Nachdenken an - sehr lesenswert

Sterbewohl
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Das Deutschland der Zukunft ist nur noch eine Scheindemokratie. Die Regierung hat sogenannte Sterbeseminare eingeführt zu denen der ältere Teil der Bevölkerung in Luxushotels eingeladen wird. Dort erleben ...

Das Deutschland der Zukunft ist nur noch eine Scheindemokratie. Die Regierung hat sogenannte Sterbeseminare eingeführt zu denen der ältere Teil der Bevölkerung in Luxushotels eingeladen wird. Dort erleben sie einen mehrwöchigen Urlaub auf Kosten des Staates. Während ihres Aufenthaltes wird ihnen „Sterbewohl“ schmackhaft gemacht, eine tödliche Pille, die sie einnehmen sollen bevor sie der Gesellschaft oder ihren Angehörigen durch Rentenzahlungen, Erkrankungen oder lediglich Einschränkungen des Alters zur Last fallen. Angeblich ist es eine freiwillige Entscheidung, ob man sein Leben beenden möchte oder nicht. Doch es geht das Gerücht um, dass noch niemand aus diesen Hotels zurückgekehrt ist.

Nadja, Anna, Fred und Max sind in heller Aufregung, denn sie haben den gefürchteten Brief vom Gesundheitsamt bekommen, der sie zu einem solchen Seminar „einlädt“. Alle sind zwar über 65 Jahre alt, aber definitiv noch nicht bereit zum Sterben. Grade Nadja ist eben erst in Rente gegangen und hat noch so einiges vor. Die vier beschließen, dass sie sich keinesfalls freiwillig aus dem Leben zu verabschieden werden.

Die von Olivia Monti erdachte dystopische Welt ist mehr als erschreckend und menschenverachtend, denn sie vertritt das Motto „Wer nichts beiträgt, ist nichts wert“. Das gilt dementsprechend für Kranke, Alte und sogar Arbeitslose. Eine verstörende Vorstellung, die allerdings leider auch irgendwie aktuell ist. Denn durch Corona erheben sich manche Stimmen, die verlauten lassen, es träfe „nur“ die älteren, schwächeren oder sowieso schon kranken Menschen. Das erweckt den Anschein als würde ihr Sterben keinen großen Verlust darstellen. All diese Menschen sind aber auch Großeltern, Eltern, Kinder, Geschwister oder Freunde von irgendjemanden und deren Tod wiegt natürlich schwer... Daher ist für mich schon fast unverständlich, dass sich im Buch niemand gegen diese neue Regelung auflehnt oder sie wirklich hinterfragt. Im Gegenteil: sie findet immer mehr Fürsprecher.

Ich finde die Botschaft des Buchs sehr wichtig: Wann ist Leben lebenswert und wann nicht mehr? Und vor allem: wer darf darüber entscheiden. Jawohl nur der Betroffene selber! Deswegen sind beispielsweise Patientenverfügungen auch so wichtig, denn darin legt jeder selber fest, welche lebensverlängernden Maßnahmen in welcher Situation durchgeführt werden sollen und wann nicht.

Auf der anderen Seite wird natürlich auch die Frage nach Sterbehilfe aufgeworfen.. Ein schwieriges und unangenehmes Thema, das allerdings nicht weniger von Bedeutung ist. Denn auch hier sollte doch gelten: Jeder sollte entscheiden dürfen, dass er schmerzfrei und in Würde gehen darf, wenn für ihn sein Leben nicht mehr lebenswert ist.

Für mich ist „Sterbewohl“ nicht unbedingt der typische Kriminalroman, auch wenn es so draufsteht. Es ist eher eine Dystopie mit Gesellschaftskritik und Elementen des Kriminalromans. Denn die Senioren versuchen die Machenschaften der Sterbehotels aufzudecken und begeben sich dabei in zunehmende Gefahr.

Das Buch ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend und mitreißend geschrieben. Man erlebt die Geschehnisse aus Nadjas Sicht, kann ihre Gedankengänge und vor allem ihre Angst sehr gut nachvollziehen. Je weiter die Geschichte fortschreitet, desto haarsträubender wird das Ganze. Sie wird mir garantiert noch lange im Gedächtnis bleiben und ist definitiv sehr lesenswert!

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