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Veröffentlicht am 26.12.2021

Solider Schwedenkrimi

Nächte des Zorns
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Amanda Lund die nach der Geburt von Zwillingen jetzt alleinerziehende Mutter ist, kehrt nach ihrer Elternzeit in den Polizeidienst zurück und hat wenig Zeit sich wieder einzugewöhnen. Ein Polizist ist ...

Amanda Lund die nach der Geburt von Zwillingen jetzt alleinerziehende Mutter ist, kehrt nach ihrer Elternzeit in den Polizeidienst zurück und hat wenig Zeit sich wieder einzugewöhnen. Ein Polizist ist im Kosovo entführt worden und Amanda ist die Spezialistin mit Erfahrungen im Balkan, die vor Ort ermitteln und verhandeln soll. Doch hinter dem Entführungsfall steckt offensichtlich mehr als die Erpressung von Lösegeld. Es geht um Korruption, Drogenhandel und Rache.

Wie schon in Teil 1 schreibt Anna Tell spannend und man wird als Leser sofort in die Geschichte hineingezogen. Mir waren Amanda und ihre Kollegen sehr sympathisch. Die Protagonistin geht in ihrem Job als Unterhändlerin Risiken ein, die für eine Mutter natürlich ganz anders zu werten sind als für eine Person, die sich nur um sich selbst sorgen muss. Auch wenn der Vater ihrer Kinder in der bisherigen Erziehung keine Rolle gespielt hat, muß sie sich die Frage stellen, ob sich das nicht ändern sollte. Der Anteil von Kriminalfall und Privatleben der Ermittlerin habe ich als ausgewogen empfunden. Es fehlte vielleicht noch ein unerwarteter Knalleffekt am Schluss, eine Überraschung, mit der man nicht gerechnet hätte, aber ansonsten war es eine solide Unterhaltung, die ohne großes Blutvergießen ausgekommen ist.

Ich vergebe 3,5 Sterne und empfehle diesen 2. Teil gerne weiter.

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Veröffentlicht am 05.11.2021

Interessant und unterhaltsam aber kein Highlioght, leider

Every (deutsche Ausgabe)
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Jetzt ist sie da, die Fortsetzung zu Dave Eggers Dystopie "Der Circle" , in dem es auch schon über die Allmacht der Internetkonzerne geht. Vieles, was Eggers 2014 zu Papier brachte, ist heute schon Realität.

Der ...

Jetzt ist sie da, die Fortsetzung zu Dave Eggers Dystopie "Der Circle" , in dem es auch schon über die Allmacht der Internetkonzerne geht. Vieles, was Eggers 2014 zu Papier brachte, ist heute schon Realität.

Der neue Konzern "Every" geht aus einem Zusammenschluss der Internetfirma "Der Circle" mit dem weltweit größten Onlinehändler hervor, und man braucht nicht lange raten, welche Firma hier das Vorbild des Autors war.

Die Mitarbeiter dieser Firma, die "Everyones", entwickeln mit Nachdruck immer neue Ideen, die die Individualität jedes Einzelnen auszumerzen und den Menschen unbemerkt immer mehr Freiheiten nehmen. Delaney Wells sieht die Entwicklung mit Sorge und macht sich Gedanken, wie man das Monopol zerstören könnte. Die junge Parkrangerin und Technikskeptikerin schleust sich mit Hilfe ihres Programmierer- Freunds Wes als neue Angestellte in das Unternehmen ein und hat den Plan das Unternehmen von innen zu zerstören. Dazu will sie Ideen für immer absurdere Apps verbreiten, um die Menschen endlich zum Protest zu bewegen. Die Idee ist naiv und die Menschen feiern regelrecht jede noch so irrwitzige neue App, die sie immer mehr Privatsphäre kostet.

Ich muss sagen, wenn man Egger's Ideen bezüglich dieser Apps liest, sträuben sich einem die Nackenhaare. In der Welt, die hier entworfen wird und die erschreckenderweise nicht allzu weit von der unsrigen entfernt ist, möchte man nicht leben. Die Technikskeptiker, kurz Trogs genannt sind schon zu Beginn der Geschichte in der Minderzahl. Sie leben abgeschottet in Stadtviertel (Trogtown) mit so rückständigen Dingen, wie einer " Papierpost", und ihnen wird nach und nach ein Ruf angehängt als wären es die schlimmsten Slums. Aus so einem Viertel kommt Delaney und es ist mehr als erstaunlich, dass sie mit ihrem Background den Job bei Every bekommt.

Nichtsdestotrotz fand ich den Roman hochaktuell, die logische Weiterentwicklung von Apps und Technologie, die wir heute schon zu Hause haben, erschreckend. Ein sogenanntes Socialrating, wie es in dem Buch beschreiben wird, gibt es heute z.B schon in China. Dort wird Wohlverhalten belohnt und Kritik am Regime hat sofort Sanktionierungen, wie etwas die Verweigerung eines Reisepasses zur Folge.

Nicht so gut gefallen hat mir die Figurenzeichnung. Selbst die Protagonistin Delaney bleibt erstaunlich blass. Außerdem hätte das Buch sicher gestrafft werden können. Es hatte zwischendurch so seine Längen.

Trotzdem hat es mich gut unterhalten. "Every " ist wohl als Warnung zu verstehen und sendet den Apell, die eigene Privatsphäre zu verteidigen und nicht aus purer Bequemlichkeit auf Freiheiten zu verzichten und zu riskieren, dass unsere Demokratie einem autokratischen Staat weicht.

Der Roman ist kein Highlight für mich bekommt aber gute 3,5 Sterne, lesenswert!


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Veröffentlicht am 03.10.2021

Die Katastrophe

Die Geschichte der Baltimores
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Mit hohen Erwartungen, bin ich an dieses, für mich erste Buch des Autors herangegangen, dass ich als Hörbuch vorliegen hatte. Ich muss gestehen, dass ich drauf und dran war es im ersten Drittel tatsächlich ...

Mit hohen Erwartungen, bin ich an dieses, für mich erste Buch des Autors herangegangen, dass ich als Hörbuch vorliegen hatte. Ich muss gestehen, dass ich drauf und dran war es im ersten Drittel tatsächlich abzubrechen, mich dann aber dagegen entschieden habe. Nach diesem Tiefpunkt wurde die Geschichte dann auch für mich besser und konnte mich auch fesseln, wobei ich sie insgesamt als zu lang empfunden habe. Man sieht schon, so ganz konnte mich der Roman von Joël Dicker nicht packen.


Aber zum Inhalt:

In dem Roman wird die Familiengeschichte der Goldman’s erzählt, die wie der Autor quasi von der ersten Seite an nicht müde wird zu wiederholen, mit einer großen Katastrophe endet, die dann im letzten Teil des Buches auch näher beschrieben wird. Ein Teil der Familie Goldman lebt in Montclair, New Jersey und der andere Teil der Familie im Titel gebenden Baltimore, so dass fortan immer nur von den Montclair‘s und den Baltimore‘s gesprochen wird. Erzählt wird die Geschichte aus Sicht von Marcus Goldman, Sohn der weniger glamourösen Familie in Montclair, der als Junge viele Ferien bei seinem reichen, hochangesehenen Onkel Saul und seiner herzlichen Tante Anita verbringen darf, die er vergöttert. Mit seinen Cousin‘s wächst er in den Ferien zur Goldman Gang zusammen und hat die beste Zeit seines Lebens. Der Roman spielt aber in mehreren Zeitebenen und so erleben wir Marcus Sicht nicht nur aus der Perspektive des Kindes, sondern auch aus Sicht des Heranwachsenden, der plötzlich Brüche erkennt und seine nie in Frage stehende Freundschaft zu den Cousins auf die Probe gestellt sieht. Auch aus der Jetztzeit wird berichtet, wo Marcus ein berühmter Schriftsteller geworden ist, der Aufstieg und Fall der Baltimores zu Papier bringt.


Die Geschichte war spannend und mitreißend, das ewige Wiederholen der Katastrophe hat mich allerdings genauso genervt, wie die ausufernden Lobhudeleien auf die Baltimores. Die Katastrophe selbst war jetzt nicht so absonderlich, dass man es sich nicht schon hätte vorstellen können. Die Jungenfreundschaft hat mir sehr gefallen. Marcus, Hillel und Woody sind mir sehr an Herz gewachsen und auch die Erwachsenen waren mir sympathisch, auch wenn sie im Laufe des Buches ganz neue Seiten von sich gezeigt haben und von ihrem glorifizierten Sockel gestoßen wurden. Dadurch wurden sie aber auch nahbarer und menschlicher für mich. Es gab einen Punkt im Roman wo ich dachte, jetzt könnte die Geschichte gut beendet werden, aber es kamen noch ein paar abschließende Kapitel, die es für mich nicht gebraucht hätte. Für Leser, die aber jeden Werdegang noch genau verfolgen möchten, war das sicher nicht verkehrt aber mir war es fast zuviel. In meiner Fantasie hatte ich mir das Ende schon genauso ausgemalt.


Fazit: Ich mochte die Geschichte, die auf jeden Fall ein Pageturner ist, mit Einschränkungen. Leider hat mir auch der Hörbuchsprecher, Torben Kessler, nicht 100% zugesagt.

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Veröffentlicht am 04.09.2021

Die Bären von Björnstadt

Kleine Stadt der großen Träume (DAISY Edition)
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In einer kleinen, fiktiven schwedischen Stadt ganz im Norden des Landes ist der Eishockeysport das verbindende Element seiner Bewohner. Alle Björnstädter sind irgendwie mit dem Eishockey verbunden. Die ...

In einer kleinen, fiktiven schwedischen Stadt ganz im Norden des Landes ist der Eishockeysport das verbindende Element seiner Bewohner. Alle Björnstädter sind irgendwie mit dem Eishockey verbunden. Die Jugendmannschaft ist so gut, dass man dem Verein nach dem nächsten großen Sieg sorgar ein Leistungszentrum in Aussicht stellt. Das Ansehen des Vereins würde über die Stadtgrenzen weit hinaus steigen, und viele Arbeitsplätze wären gesichert, und es würden sogar neue Stellen in der strukturschwachen Gegend geschaffen werden.

Die Mannschaft trainiert hart, und es sieht ganz so aus, als ob das große Ziel erreichbar wäre. Ein Ereignis erschüttert dann jedoch die kleine Stadt und zwingt jeden dazu sich zu positionieren. Es bilden sich zwei Lager, und der Zusammenhalt der städtischen Gemeinschaft droht auseinanderzubrechen.

Der Schreibstil von Fredrik Backmann gefällt mir so mittel. Es gibt viele Wiederholungen, Superlative und was ich nicht so mag, sind so Sätze wie: " In zehn Jahren wird sie sich an dies und das erinnern..." , Diese vorweggenommenen Zukunftsperspektiven sind nach meinem Geschmack stilistisch einfach nicht schön.

Es gibt sehr sehr viele Perspektivwechsel. Manchmal springt der Autor nach 2-3 Sätzen schon wieder zur nächsten Person. Man hat das Gefühl, dass fast jeder Björnstädter irgendwann zu Wort kommt. Außerdem ist das Thema Eishockey sehr dominant. Trotzdem kommt man auch wenn man kein Anhänger dieser Sportart ist ganz gut mit. Nach dem Vorfall treten Themen wie Loyalität, Freundschaft und Liebe mehr in den Vordergrund.

Eishockey ist ein harter und von Männern dominierter Sport. In Björnstadt muss sich alles und jeder dem Eishockey unterordnen. Der raue Ton in der Kabine ist oft frauenfeindlich, rassistisch, und es werden derbe Sprüche gegen Minderheiten gekloppt. Die Entwicklung der Geschichte ist deshalb nicht sehr überraschend. Man ist nur gespannt, wer sich auf welche Seite stellt. Hier sind die vielen Perpektivwechsel von Vorteil, denn je nachdem in wessen Kopf man gerade schlüpft, entstehen auch wieder ganz andere Prioritäten.

Gelesen wird das Hörbuch von Heikko Deutschmann. Die Vertonung hat mir wirklich gut gefallen. Ich bewerte das Buch mit 3,5 Sternen.

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Veröffentlicht am 23.07.2021

60 Jahre Mauerbau

Dreieinhalb Stunden
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Die Worte des DDR Staats-und Parteichefs Walter Ulbricht: " Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen", entpuppen sich am 13. August 1961 als Lüge, als genau das passiert. Das historische Ereignis des ...

Die Worte des DDR Staats-und Parteichefs Walter Ulbricht: " Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen", entpuppen sich am 13. August 1961 als Lüge, als genau das passiert. Das historische Ereignis des Mauerbaus mitten durch Deutschland, jährt sich im August diesen Jahres zum 60.Mal. Das Buch " 3 1/2 Stunden" von Robert Krause erzählt von den letzten Stunden vor der Granzschließung und den Menschen , die eine Lebensentscheidung treffen mussten: Familie und Freunde oder die Freiheit in einer ungewissen Zukunft.

In der Geschichte begleiten wir ganz unterschiedliche Menschen in dem letzten Interzonenzug von München Richtung Ost-Berlin. Sie alle haben 3 1/2 Stunden Zeit als sich die Nachricht von der Grenzschließung in Windeseile in den Abteilen verbreitet. Die Hintergründe der Reisenden sind spannend zu lesen. Es sind aber zu viele unterschiedliche Personen, als dass der Autor allzu sehr in die Tiefe gehen könnte. Als Buch zum Film, der im August von der ARD ausgestrahlt wird, sind die Kapitel szenisch aufgebaut. Der Roman ist durchaus interessant geschrieben, und ich habe ihn auch gerne gelesen. Die Charaktere konnten mich allerdings in ihrer eher oberflächlichen Beschreibung nicht wirklich berühren. Allerdings hat die Vielzahl der Figuren den Vorteil, dass der Leser immer wieder eine andere Perspektive einnehmen kann. Ob es nun die Familie ist, die durch die Entscheidung Ost oder West auseinanderzubrechen droht, oder die Lokführerin, die sich Freiheit wünscht, aber gar nicht weiß, ob es im Westen weibliche Lokführer gibt, es ist spannend zu sehen, welchen inneren Konflikten jeder einzelne Reisende ausgesetzt war.

Ich mochte das Buch und bin gespannt auf den Film.

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