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Veröffentlicht am 08.03.2022

Verliere mich. Nicht.

Verliere mich. Nicht.
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Nachdem der erste Teil mich mit einem fiesen Cliffhanger zurück gelassen hat, war ich froh wenige Tage später bereits "Verliere mich. Nicht." in den Händen zu halten. Sage und Luca hatten mich vom ersten ...

Nachdem der erste Teil mich mit einem fiesen Cliffhanger zurück gelassen hat, war ich froh wenige Tage später bereits "Verliere mich. Nicht." in den Händen zu halten. Sage und Luca hatten mich vom ersten Moment an gefesselt, weshalb ich unbedingt wissen musste wie es mit ihnen weitergeht. Bereits im Vorfeld bin ich der Meinung gewesen, dass die Geschichte ohne Probleme in nur einem Band hätte erzählt werden können. Diese Vermutung hat sich für mich bestätigt, denn im Grunde wird die komplette Handlung noch mal aufgerollt und erst nach 300 Seiten kommt endlich Schwung in die Geschichte. Während die Nebencharaktere im ersten Band noch ein absoluter Pluspunkt waren, verliert die Autorin diese hier nach der Hälfte vollkommen aus den Augen und lässt die einzelnen Handlungsstränge allesamt offen. Und obwohl die Fortsetzung meiner Meinung nach unnötig war, kann ich nicht leugnen, dass ich wieder jedes Wort aufgesaugt habe und vollkommen von der Geschichte gefesselt war. Mit "Berühre Mich. Nicht." kann der zweite Band definitiv nicht mithalten, weil man merkt, dass die Handlung zwanghaft in die Länge gezogen wird. Sage und Luca können sich trotzdem etwas von ihrem Charme bewahren und wer den ersten Teil geliebt hat, kommt um die Fortsetzung nicht herum.

CHARAKTERE
Während ich mich im ersten Band schnell mit Sage angefreundet habe und sie mir mit jeder Seite besser gefallen hat, war ich von ihrer Darstellung in "Verliere mich. Nicht." eher enttäuscht. Von ihrer kämpferischen und selbstständigen Seite bekommt man nur wenig zu sehen und stattdessen mutiert sie zu der klassischen New Adult Protagonistin die ihren strahlenden Ritter braucht, der sie rettet. Ich fand es schade wie abhängig sie von Luca zu sein schien, zudem war Sage auf einmal unglaublich weinerlich und hat sich ständig selbstbemitleidet. Für mich war dieser Umschwung nicht nachvollziehbar, zumal die Autorin ihrer Heldin damit jeden Charme nimmt. Sage erschien auf einmal blass und obwohl ich verstehen kann, dass sie denkt nicht gut genug für Luca zu sein, hat es meine Nerven ziemlich strapaziert wie oft sich dieser Gedanke wiederholt.

Luca war in "Berühre mich. Nicht." nah der Perfektion. Doch das erste Drittel von "Verliere mich. Nicht." hat mir dies ganz schön ruiniert. Ja, er hatte seine Gründe auf Sage sauer zu sein und es ist wegen seiner familiären Situation nachvollziehbar, dass er verletzt ist. Aber das ist kein Grund direkt die nächstbeste aufzureißen und dann auch noch die Szene an Silvester. Das war mir zuviel und für mich hat es nicht zu dem Luca gepasst, den wir alle kennen und lieben gelernt haben. Ich muss zugeben, dass er mich dann aber relativ schnell versöhnt hat und wahrscheinlich geht es einem wie Sage, man kann ihm einfach nicht böse sein. Luca wird in der Fortsetzung noch mehr zum Held aufgebaut und wenngleich ich mir andere Umstände gewünscht hätte, kann ich an ihm selber absolut nichts bemängeln. Laura Kneidl hat einen großartigen Charakter erschaffen, der mir definitiv fehlen wird.

Ein Großteil meiner Lieblinge findet sich nach wie vor in den Nebencharakteren. Mit Megan und April, dem Wirbelwind und dem Sonnenschein, hat Sage wunderbare Freundinnen. Ich liebe die Freundschaften zwischen den drei und finde es großartige, wenn ein Roman auch mal ohne Zickenkrieg auskommt. Leider ist Gavin wieder viel zu kurz gekommen und ich hätte mir gewünscht mehr von ihm zu lesen. Begeistern konnte mich dafür der Handlungsstrang rund um Aaron und Conner, wenngleich mich das Ende dahingehend enttäuscht zurück gelassen hat.

WELTENBAU
Bereits bei "Berühre mich. Nicht." habe ich hervorgehoben was für eine großartige Arbeit Laura Kneidl bei den Nebencharakteren und ihren Geschichten geleistet hat. Was die Fortsetzung angeht muss ich dieses Kompliment leider zurück nehmen. Bis zur Mitte der Handlung folgt der Leser den Nebenplots, welche weiterhin spannend aufgebaut sind und einen ebenso fesseln wie Sage und Luca selbst. Doch dann verliert die Autorin sämtliche Nebencharaktere vollkommen aus den Augen. Und dies kann ich mir einfach nicht erklären. Es wird keine einzige offene Frage beantwortet, womit das Ende einen sehr bitteren Beigeschmack erhält. Für mich liest es sich, als würden die Nebencharaktere eigene Bücher bekommen. Allerdings wurde von der Autorin mehrmals betont, dass sie keine weiteren Fortsetzungen schreiben wird. Was mich zu der Frage bringt, weshalb die Nebenplots so in den Sand gesetzt wurden? Entweder kommen doch noch weitere Bücher, dann muss dies nicht erst verneint werden. Oder die Handlungsstränge wurden tatsächlich einfach aus den Augen verloren. Für mich ist dies definitiv ein ganz großer Minuspunkt an "Verliere mich. Nicht.".

Allgemein hat mir diesmal ein wenig der Tiefgang gefehlt. Die ersten 300 Seiten sind im Grunde eine komplette Wiederholung von "Berühre mich. Nicht.". Die Geschichte startet mit allerlei Problemen, dann lässt sich Sage doch überzeugen bei Luca und April einzuziehen und dort gibt es ein stetiges auf und ab der Gefühle zwischen Sage und Luca. Bis auf die Umstände und Details der Szenen hält man der Geschichte einen Spiegel vor. Das fand ich unheimlich schade, besonders weil der eigentliche Showdown viel zu schnell und unglaubwürdig über die Bühne läuft. Ich hätte mir gewünscht die Konfrontation wäre vorgezogen worden. Die ganze Geschichte über nimmt sich Laura Kneidl viel Zeit, aber im entscheidenden Moment zieht sie das Tempo viel zu stark an. Ich war unglaublich gespannt auf die Reaktion ihrer Familie, aber diese wird in wenigen Sätzen abgehandelt und ihre Schwester, die eine zentrale Rolle in dem spielt, kommt dabei nicht einmal vor. Da all dies keine 100 Seiten einnimmt, kann ich nicht verstehen weshalb eine Fortsetzung nötig war.

Der Epilog war in Hinblick auf Sage und Luca trotzdem schön zu lesen und konnte der Liebesgeschichte einen schönen Abschluss geben. In Hinblick auf die Darstellung von mentalen Krankheiten bietet die Geschichte allerdings kein gutes Beispiel. Besonders in "Verliere mich. Nicht." hatte ich das Gefühl, als wollte die Autorin vermitteln, dass es nur den Traumprinzen benötigt und alle Probleme sind vergessen. Gerade auf jüngere Leser und Betroffene kann so etwas schnell falsch wirken und ich hätte es schön gefunden, wenn dies mehr in die Geschichte eingeflossen wäre. Der perfekte Mann kann keine Therapie ersetzen und auch die Fortschritte die Sage nur wegen Luca macht halte ich letztendlich für etwas fragwürdig. Es mag nur ein fiktives Werk sein, aber bei dieser Thematik geht ein Autor meiner Meinung nach einfach eine gewisse Verpflichtung ein.

SCHREIBSTIL
Laura Kneidl hat einen wunderbaren Schreibstil, der mich wieder einmal an die Geschichte gefesselt hat. Denn obwohl die Geschichte rund um Sage und Luca für mich Schwächen aufgewiesen hat, ist es letztendlich trotzdem so, dass ich regelrecht an ihren Worten geklebt habe. Es ist wie mit einer Daily Soap, von der man ohne es zu merken süchtig wird und nicht mehr davon loskommt. Beim lesen selbst bin ich komplett abgetaucht und wurde erneut verzaubert. So sind mir viele Schwachstellen auch erst wirklich bewusst geworden, nachdem ich am Ende noch mal alles Revue passieren ließ. Mir gefällt die Art wie Laura Kneidl Geschichte erzählt sehr gut, weshalb ich gespannt auf ihre Bücher bin, die eher meinem Genregeschmack entsprechen. Auch in "Verliere mich. Nicht." erlebt der Leser alles aus der Sicht von Sage und wenngleich wechselnde Erzähler sicherlich interessant gewesen wären, hätte das den Rahmen der Geschichte deutlich gesprengt.

COVER
Die Covergestaltung von "Verliere mich. Nicht." gleicht, abgesehen vom Farbschema her, genau seinem Vorgänger. Diesmal sind die Blumen und die Schrift in grün und blau Tönen gehalten und wie schon beim ersten Teil hat man sich wieder für Pastellfarben entschieden. Es macht sich wunderbar im Regal und die beiden Bücher sind ohne Frage ein absoluter Eyecatcher! Auch der Titel ist wieder wunderbar gewählt und für das Gesamtpaket kann man dem Verlag nur gratulieren. Ich finde es großartig wenn der Titel die Geschichte selbst widerspiegelt und das ist hier perfekt gelungen.

FAZIT
"Verliere mich. Nicht." zieht die Geschichte unnötig in die Länge. Trotzdem vermögen es Sage und Luca noch immer zu fesseln und ich hätte den Abschluss nicht missen wollen. Ich finde es schade, dass die Nebencharaktere vollkommen vergessen werden und auch die Handlung erinnert mich zu sehr an den ersten Teil. Die finale Konfrontation mit Sages Vergangenheit macht es aber lesenswert und gibt der Geschichte zumindest für Sage und Luca einen schönen Abschluss.

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Veröffentlicht am 08.03.2022

Suizid - Dean Koontz

Suizid
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"Suizid" ist der erste Teil der Jane Hawk Reihe des erfolgreichen amerikanischen Autors Dean Koontz. Um diesen Namen kommt man im Bereich Thriller nur schwer herum und dementsprechend hoch waren meine ...

"Suizid" ist der erste Teil der Jane Hawk Reihe des erfolgreichen amerikanischen Autors Dean Koontz. Um diesen Namen kommt man im Bereich Thriller nur schwer herum und dementsprechend hoch waren meine Erwartungen. Man muss vorneweg bereits darauf aufmerksam machen, wie sehr sich dieses Buch von anderen seines Genres abhebt. Mit seinen wissenschaftlichen Aspekten, die in Richtung düstere Zukunftsvisionen gehen, dürfte der Thriller nicht jedem gefallen! Allerdings verleiht gerade die Gewissheit wie nah die Wissenschaft solch Errungenschaften seien könnte, dem Lesevergnügen eine sehr bedrückende Note. "Suizid" ist eine clevere Actiongeschichte und erinnert oftmals an einen klischeehaften Hollywood Blockbuster, was durch den bildhaften, schonungslosen Schreibstil von Dean Koontz noch gefördert wird. Der Leser befindet sich auf einer Verfolgungsjagd, die einen regelrecht paranoid werden lässt und bei soviel Action dürfte es den meisten leicht fallen über die Schwachpunkte hinweg zu sehen. Es ist ein unterhaltsames, aber kurzweiliges Lesevergnügen, welches zum Glück ohne Cliffhanger auskommt, wodurch man nicht gezwungen ist die Reihe weiter zu verfolgen.

CHARAKTERE
Im Mittelpunkt steht Jane Hawk, FBI-Agentin und Powerfrau. Sie ist tough! Diese Beschreibung fällt mir als erstes ein, wenn es um die Protagonistin geht und viel mehr braucht man über sie auch eigentlich nicht zu wissen. Und genau da kommen wir auch schon zum größten Problem. Jane Hawk ist einfach zu tough. Sie hängt all ihre Verfolger ab, geht aus jedem Konflikt als Siegerin hervor und bekommt dabei nicht mal einen Kratzer ab. Sie lässt bereitwillig ihren kleinen Sohn zurück, um sich auf eine hoffnungslose Mission gegen einen übermächtigen Feind zu begeben. Alleine, versteht sich! Zwar gibt es Momente, in denen Jane an ihre Grenzen gerät und auch mal Menschlichkeit zeigt, aber mir waren diese einfach zu selten. Für mich hatte ihr Charakter nicht genug Tiefe und ich konnte mich einfach nicht in sie hineinversetzen oder eine Verbindung zu ihr aufbauen. Es mag durchaus daran liegen, dass man von einer Situation zur nächsten hetzt und es nur wenige ruhige Momente gibt, in denen man Jane besser kennen lernen kann.

"Suizid" lebt von Jane Hawk und abgesehen von ihr gibt es nur wenige Charaktere, die wirklich als erwähnenswert eingestuft werden könnten. Besonders die Nebencharaktere waren klischeehaft gezeichnet und dadurch ziemlich enttäuschend. Es gibt den gewalttätigen, sadistischen Muskelprotz und das widerwärtige, hinterhältige Internetgenie und im Grunde geht es immer so weiter. Zudem sind alle Charaktere deutlich in schwarz und weiß aufgeteilt, es gibt keine Graustufen und dadurch nur wenige interessante Charaktere. Einzige Ausnahme war Dougal. Nach einem holprigen Start konnte ich mich schnell mit ihm anfreunden und innerhalb weniger Seiten hat er sich als richtig vielversprechend herausgestellt. Letztendlich war er auch der Einzige, den ich wirklich mochte. Silverman war zwar vielversprechend, allerdings wurde – wie bei dem Großteil der Charaktere – seine Storyline leider nicht ausgeschöpft.

Als größte Enttäuschung haben sich allerdings die Antagonisten in "Suizid" herausgestellt, die allesamt nichtssagend herüberkommen und keinerlei Tiefe besitzen. Bestes Beispiel dafür ist Shenneck. Das ganze Buch über wird auf die große Auseinandersetzung hingearbeitet und er als böser Kopf der Organisation aufgebaut. Meine Erwartungen haben sich mit jedem Kapitel gesteigert und ich habe dem Finale entgegen gefiebert. Doch dann musste ich mit einem unglaublich enttäuschenden Genie Vorlieb nehmen, das weinerlich zusammenbricht wenn es zu Problemen kommt. Ich habe eine Vorliebe für faszinierende Antagonisten und habe einen solchen Charakter in "Suizid" schmerzlich vermisst.

WELTENBAU
"Suizid" ist ein sehr schnelllebiger Roman, der mit raschen Ortswechseln dem Leser keinerlei Entspannung erlaubt. Jane ist auf der Flucht und dies merkt man der Handlung auch an. Sie übernachtet nur selten länger als eine Nacht am gleichen Ort, wechselt von einem Motel ins nächste und beschafft sich Informationen in öffentlichen Bibliotheken. Man bekommt selten ein wirkliches Gespür für die Orte und wie Jane selbst fängt man an hinter jede Ecke eine Gefahr zu sehen. Besonders zu Beginn der Geschichte wird dieses Feeling gekonnt vermittelt und es fiel leicht sich in die Verfolgungsjagden hineinversetzen. Die Handlungsorte selbst nehmen eine untergeordnete Rolle ein.

Ein wichtiger Part der Geschichte ist der wissenschaftliche Aspekt, welcher sicherlich die Gemüter spalten dürfte und einer der Gründe ist, weshalb viele dieses Buch als eines der schwächeren Werke von Dean Koontz ansehen. Es ist definitiv pure Geschmackssache, aber ich persönlich mag Bücher mit komplexen Antagonisten. Wenn diese aber mehr Schein als Sein sind und die Wissenschaft der größte Feind ist, dann macht es sich der Autor in meinen Augen ein wenig zu leicht. Mind Control und all diese Aspekte nehmen der Handlung die Spannung, da jede Bedrohung einfach programmiert wird und damit aus der Welt geschafft ist. Da fehlt einfach der Reiz. Natürlich lässt es sich spannend lesen und hat eine abschreckende Wirkung. Gleichzeitig bringt es dem Leser auch zum nachdenken. Aber rein vom Spannungsbogen her konnte es meinen Geschmack nicht treffen.

SCHREIBSTIL
Dean Koontz besitzt großen Widererkennungswert. Man merkt wie er sich vollkommen in seinen Geschichten verliert und unglaublich Spaß beim schreiben hat. Der Schreibstil harmoniert mit der Handlung, ist ebenso schnell und macht es gerade dadurch dem Leser leicht in die Geschichte abzutauchen. Dies wird durch die kurzen Kapitel unterstützt, die einen dazu verführen mehr zu lesen, als man eigentlich geplant hat. Erzählt wird die Geschichte aus der der Sicht von verschiedenen Charakteren. In den meisten Kapiteln begleiten wir zwar Jane, aber mit fortlaufender Handlung kommen mehr Perspektiven dazu. Diese wechselnden Erzählstränge sind interessant zu lesen und ermöglichen einen besseren Überblick der Ereignisse. Es wäre allerdings schön gewesen mehr aus der Sicht der Gegenseite zu lesen, da der Leser die meiste Zeit Jane folgt, wodurch alles eher einseitig bleibt und einem ein Blick auf die Gegenseite verwehrt wird. Stellenweise neigt Dean Koontz zu schonungslosen Beschreibungen. Auffällig sind auch sein bildhafter Schreibstil mit vielen Metaphern und die vielen verschachtelten Sätze, die mich gelegentlich etwas verwirrt haben. Seinen Schreibstil finde ich dennoch wirklich interessant und macht mich neugierig auf seine anderen Werke.

COVER
Das Cover ist schlicht gehalten, aber wenn man es erstmal in der Hand hält, macht es durchaus etwas her. Sobald man den Roman gelesen hat, ergibt das aus Punkten und Strichen erinnernde Netzwerk zudem Sinn, was ich immer sehr schön finde. Nichts ist schlimmer als ein Cover, das überhaupt nicht zum Inhalt passt. Besonders gut gefallen mir die Blautöne und auch der dicke, schlichte Schriftzug passt gut dazu! Es hebt sich von anderen Thrillern ab und ist auch im Vergleich zum Original definitiv mein Favorit. Das amerikanische und britische Cover erinnert an unzählige andere Werke und kann sich nicht von der Masse abheben, da hat HarperCollins Germany definitiv bessere Arbeit geleistet!

FAZIT
"Suizid" ist eine atemberaubende Verfolgungsjagd, bei der an jeder Ecke neue Feinde warten. Durch den bildhaften Schreibstil fühlt man sich in einen typischen Actionfilm versetzt, der zwar gut unterhält aber keinen bleibenden Eindruck hinterlässt. Der wissenschaftliche Aspekt ist interessant, wird aber nicht näher ausgeführt. Solider Auftakt, der einige Schwächen aufweißt aber neugierig auf die Fortsetzung macht!

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Veröffentlicht am 08.03.2022

Geheimnis in Rot

Geheimnis in Rot
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"Geheimnis in Rot" ist ein klassischer, britischer Krimi. Wer das goldene Zeitalter der englischen Spannungsliteratur liebt, der ist mit diesem Buch genau richtig beraten. Es wurde erstmal im Jahre 1935 ...

"Geheimnis in Rot" ist ein klassischer, britischer Krimi. Wer das goldene Zeitalter der englischen Spannungsliteratur liebt, der ist mit diesem Buch genau richtig beraten. Es wurde erstmal im Jahre 1935 veröffentlicht und das merkt man der Geschichte auch an, denn sie kommt ohne Blutvergießen und viel Action aus, welches aus heutigen Thrillern kaum noch wegzudenken ist. Stattdessen ist es ein cleveres Rätselraten, bei dem der Leser selbst gefragt ist seinen Kopf zu benutzen und den Hinweisen und Ungereimtheiten zu folgen. Die Spannung liegt im Versuch das Geschehene zu rekonstruieren und die einzelnen Aussagen miteinander zu vergleichen. Dabei wird der Leser mehrfach gekonnt von Mavis Doriel Hay auf die falsche Spur geführt! Gleichzeitig ist es ein Spiegel der damaligen Gesellschaft mit dem niederen Adel und ihren Angestellten und den Problemen, die dieses Leben mit sich brachte. Der Krimi schlägt keine lauten Töne an und konzentriert sich stattdessen ganz auf die klassische Ermittlungsarbeit.

CHARAKTERE
Dem Großteil der Geschichte folgen wir Colonel Halstock, der als Chief Constable versucht dem Täter auf die Spur zu kommen. Obwohl diese Erzähltechnik die beste Herangehensweise für so einen Krimi darstellt, wird gleichzeitig verhindert, dass der Leser eine wirkliche Verbindung zu den Charakteren aufbauen kann. Mir blieben die Familienmitglieder und die Angestellten im Anwesen der Melburys dadurch eher fremd und wenngleich ich gespannt war den Täter zu finden, hätte es jeden treffen können ohne das ich allzu entsetzt gewesen wäre. Es wird stetig an der Oberfläche der einzelnen Verdächtigen gekratzt, aber keiner von ihnen gewinnt wirklich an Tiefe, was mir ein wenig den Spaß am lesen genommen hat. Insbesondere die Familienmitglieder entsprechen oftmals eher den gängigen Klischees, wodurch individuelle Charaktere leider vergebens gesucht werden. Meiner Meinung nach ist dies ein Problem, welches hauptsächlich der Erzählweise geschuldet ist.

Durch die Größe der Familie wird der Leser besonders am Anfang der Geschichte zunächst einmal mit Namen und Hintergrundinformationen erschlagen. An dieser Stelle wäre ein Personenregister hilfreich gewesen, da ich mehrmals zurück blättern musste um die Übersicht zu behalten und die Charaktere nicht durcheinander zu bringen. Dies legt sich aber nach einigen Kapiteln glücklicherweise, wodurch dem Rätselraten nichts mehr im Wege steht. Während die Hauptcharaktere einem nach dem holprigen Einstieg im Gedächtnis blieben, waren die Nebencharaktere leider sehr farblos und nichtssagend. Zwar bekamen sie alle einen Namen, aber der Widererkennungswert fehlte. Dies war letztendlich jedoch nicht weiter tragisch, weil ihre Rollen nur sehr unbedeutend ausfielen und es nicht weiter tragisch war wenn man sich die Namen nicht merken konnte. Das Rätselraten um den Mörder macht unheimlich viel Spaß, weil so viele Motive im Raum stehen und jeder Verdächtige zu einem Mord fähig scheint. Leider hat mich die Auflösung ziemlich enttäuscht, weil man daraus wesentlich mehr hätte machen können. Mir war es zu einfach und langweilig, da hätte ich ein spektakuläres Finale vorgezogen, zudem man in den letzten Kapiteln bereits erahnen kann wer der Mörder ist.

WELTENBAU
"Geheimnis in Rot" kommt mit einem sehr kleinen Setting aus und konzentriert sich hauptsächlich auf das Anwesen der Familie Melbury. Britische Herrenhäuser sind unglaublich reizvoll und ein spannendes Ambiente für einen Mordfall und besonders zur Weihnachtszeit könnte es kaum einen stimmungsvolleren Schauplatz geben. Allerdings kommt dieses ganz spezielle Flair nicht wirklich rüber. Es wäre schön gewesen, wenn das Anwesen näher beschrieben worden wäre und die Autorin es vor den Augen ihrer Leser hätte lebendig werden lassen. Doch auch hier kommt wieder einmal die Erzählweise in die Quere. Alles konzentriert sich auf die Suche nach dem Mörder, wodurch die Atmosphäre etwas zu kurz kommt. Zwar gibt es einige Beschreibung zu den einzelnen Räumen, aber diese sind alle sehr sachlich, da sie lediglich der Rekonstruktion des Falles dienen. Zum Ende der Geschichte gibt es auch einen kleinen Ortswechsel, wobei erneut auffällt wie sachlich und neutral alles beschrieben ist. Das Hauptaugenmerk liegt durchgehend auf dem Fall und es fällt schwer ein Gefühl für das Setting zu bekommen! Obwohl sich alles über die Weihnachtstage ereignet, geht auch dies etwas unter und wäre der Mörder nicht als Weihnachtsmann verkleidet gewesen, hätte es auch zu jeder anderen Jahreszeit spielen können.

SCHREIBSTIL
"Geheimnis in Rot" wird fast durchgehend aus der Sicht von Colonel Halstock erzählt. Zu Beginn des Buches fassen einige der Familienmitglieder das Geschehen vor Weihnachten bis zum Mord selbst zusammen und auch zum Ende hin treten noch andere Erzähler auf. Allgemein lässt sich der Schreibstil als sehr förmlich beschreiben. Es finden sich keine Ausschmückungen und keine bildhaften Beschreibungen. Durch die Wahl des Erzählers folgt man ganz sachlich den Ermittlungen und fühlt sich stellenweise in einen Polizeibericht hineinversetzt. Diese Erzählweise hat bei mir sehr widersprüchliche Gefühle hervorgerufen. Auf der einen Seite ist es perfekt für das clevere Rätselraten und der Suche nach dem Mörder, da man sich nur auf die Fakten und die verschiedenen, teils widersprüchlichen Aussagen konzentriert. Andererseits fehlt es der Geschichte durch die Erzählweise an Atmosphäre. Es fällt schwer sich in die Geschehnisse hineinzuversetzen, da man sich eher als Außenstehender fühlt und auch den Charakteren fehlt es dadurch an Tiefe. Der Schreibstil von Mavis Doriel Hay ist sicherlich Geschmackssache, aber man sollte sich im Klaren sein, dass sich das Buch in keinerlei Weise mit modernen Thrillern vergleichen lässt.

COVER
Das Cover zeigt das verschneite Anwesen der Familie Melbury und ist dabei ganz in blau und weiß Tönen gehalten. Im Vordergrund finden sich ein Weihnachtsbaum und davor die Silhouette eines Weihnachtsmannes. Das Cover ist definitiv ein stimmungsvoller Hingucker und schafft es viel Atmosphäre zu vermitteln, da es perfekt zum Inhalt passt. Der Vollmond im Hintergrund und die fallenden Schneeflocken geben dem Cover stimmige Details. Das Buch ist in Leinenband gefasst, wodurch es sich schön in der Hand halten lässt und zwar nicht so dick wie ein gebundenes Buch ist, aber wesentlich fester als ein Taschenbuch. Klappt man das Buch auf findet sich ein Grundriss des Erdgeschosses vom Anwesen, was im späteren Verlauf sehr hilfreich ist um die Geschehnisse zu rekonstruieren. Ich hätte es schön gefunden auch noch eine Karte vom Grundstück und der Umgebung zur Hilfe zu haben.

FAZIT
"Geheimnis in Rot" ist ein clever konstruierter Krimi, der den Leser zum Rätselraten verführt und diesen dabei mehrmals in die Irre führt. Das britische Herrenhaus bietet ein stimmungsvolles Ambiente und durch die verschiedenen Motive der Charaktere ist der Fall lange Zeit sehr undurchsichtig. Durch die sachliche und ermittlerische Erzählweise mangelt es den Charakteren allerdings an Tiefe und besonders zum Ende hin zieht sich das Buch etwas in die Länge. Für Fans von klassischen Krimis ist dieses Buch definitiv empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 20.11.2023

Die Geschichte des Pferdes Lexington

Das Gemälde
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„Das Gemälde“ spielt auf drei verschiedenen Zeitebenen und ist durch das titelgebende Gemälde miteinander verbunden. In Kentucky 1850 verbindet den versklavten Jungen Jarret und ein braunes Fohlen ein ...

„Das Gemälde“ spielt auf drei verschiedenen Zeitebenen und ist durch das titelgebende Gemälde miteinander verbunden. In Kentucky 1850 verbindet den versklavten Jungen Jarret und ein braunes Fohlen ein ganz besonderes Band. Gemeinsam gewinnen sie zahlreiche Rennen. Als der Bürgerkrieg ausbricht treffen sie auf einen jungen Künstler, der sich mit den Gemälden des Pferdes einen Namen gemacht hat.

In New York City im Jahre 1954 findet die Galeristin Martha ein Ölgemälde eines Pferdes von unbekannter Herkunft. Und 2019 in Washington, D.C. führt das Gemälde Jess, eine australische Wissenschaftlerin und den Kunsthistoriker Theo zueinander. Jess unterschied die Knochen des Hengstes und Theo will die verlorene Geschichte des schwarzen Trainers aufdecken.

Die wahre Geschichte des Pferdes Lexington wird in diesem Roman aus verschiedenen Perspektiven erzählt und verbindet durch die verschiedenen Zeitebenen gelungen die Vergangenheit mit der Gegenwart. Ich lese gerne Geschichten, die auf verschiedenen Zeitebenen spielen und finde besonders die Blicke in die Vergangenheit immer sehr spannend. In diesem Fall beschäftigt sich die Autorin vom Bürgerkrieg bis in die Gegenwart eingehend mit dem Thema Sklaverei und man merkt auch wie viel Recherche in dieses Thema geflossen ist.

Die Geschichte des Pferdes zieht sich durch die ganze Handlung und steht im Mittelpunkt, von daher ist das Buch für Pferdeliebhaber sicherlich die passende Lektüre. Persönlich fand ich die vielen sich wiederholenden Beschreibungen des Pferdes aber teilweise doch schwierig und ich habe immer wieder gemerkt wie meine Konzentration verloren ging. Allgemein fand ich das Tempo der Geschichte nicht sehr gelungen. Der Anfang hat sich für meinen Geschmack sehr gezogen und ich habe nicht richtig in die Geschichte hineingefunden. Zwar bringen die verschiedenen Zeitebenen eine gewisse Abwechslung in die Handlung, aber ich habe mich immer zwingen müssen weiterzulesen und fand die Geschichte leider nicht sehr fesselend.

Die Charaktere sind hauptsächlich durch die verschiedenen Zeitebenen leicht zu unterscheiden, bleiben davon abgesehen aber eher blass. Vorallem die Nebencharaktere sind austauschbar und oftmals wirkt es als wüsste die Autorin nicht was sie mit den Charakteren anfangen soll. Ich konnte keine Verbindung zu den einzelnen Protagonisten aufbauen und mir hat die jeweils eigene Stimme der Figuren gefehlt.

Für Pferdeliebhaber mag „Das Gemälde“ die richtige Lektüre sein. Ich selbst kann den Roman aber nicht wirklich empfehlen, weil ich die Handlung überhaupt nicht mitreißend fand. Ich musste mich immer wieder zwingen weiterzulesen und fand auch die Charkatere selbst nicht überzeugend.

Veröffentlicht am 03.10.2023

Langatmige Island Erzählung

60 Kilo Kinnhaken
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Die isländische Insel Segulfjörour ist nach der vierten erfolgreichen Heringssaison zum zweitgrößten Ort Nordislands herangewachsen. Für den jungen Waiser Gestur, der gerade volljährig geworden ist, bietet ...

Die isländische Insel Segulfjörour ist nach der vierten erfolgreichen Heringssaison zum zweitgrößten Ort Nordislands herangewachsen. Für den jungen Waiser Gestur, der gerade volljährig geworden ist, bietet der Fischerort eine Chance auf schnellverdientes Geld und eine neue Welt voller ungeahnter Möglichkeiten. Ohne das Wissen seines Ziehvaters verkauft er dessen Grundstück und findet Arbeit in der gerade errichteten Fischfabrik. Und auch seine Jugendliebe tritt erneut in sein Leben.

Mir war im Vorfeld leider nicht bewusst, dass es sich hierbei um den zweiten Teil der Island Saga handelt und vielleicht war es auch der Grund weshalb ich nicht so gut in die Geschichte hineingefunden habe. Was mir wirklich gut gefallen hat war das Setting. Island ist so ein faszinierender Ort und ein absolutes Traumziel von mir und der Autor schafft es teilweise sehr gelungen dieses Setting zum Leben zu erwecken. Es ist spannend mehr über das Land und die Leute und auch die Traditionen herauszufinden.

Was ich ebenfalls positiv erwähnen muss ist das Cover, welches mir mit seinen Farben unglaublich gut gefällt. Allerdings finde ich den Titel nicht schön gewählt und auch die Schriftart auf dem Cover lenkt zu sehr vom Motiv ab. Besonders die enorm große 60 nimmt das gesamte Bild ein. Ich weiß nicht was man sich dabei gedacht hat, aber ich bin definitiv kein Fan!

Die Handlung selbst fand ich etwas seltsam, weil mir nicht wirklich bewusst wurde was der Autor eigentlich möchte und oftmals wirkte es so, als wüsste er selber nicht was er mit dieser Geschichte erzählen muss. Wir folgen dem jungen Waisen Gestur, aber irgendwie hat mir einfach eine bessere Plotstruktur gefehlt. Alles hat recht wahllos gewirkt; es gab keine wirklichen Höhepunkte und irgendwie kam einfach keine Spannung auf.

Ebenfalls nicht gefallen hat mir der Schreibstil, aber ich bin mir nicht sicher, ob das vielleicht nicht vielmehr die Schuld der Übersetzung ist. Ich habe auf jeden Fall Schwierigkeiten gehabt in die Handlung hineinzufinden und war immer sehr schnell gelangweilt und wollte auch nicht wirklich weiterlesen. Es war ein ziemlicher Kampf mich durch die Geschichte zu arbeiten, da es auch ein wirklich dickes Buch ist. Und wie gesagt passiert halt leider wirklich nicht viel.

Ich bin am Ende mit vielen Fragen zurückgeblieben. In erster Linie wüsste ich gerne was der Autor mit dieser Geschichte eigentlich bezwecken würde. Und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los meine Zeit verschwendet zu haben. Von mir gibt es daher leider keine Empfehlung.

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