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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.11.2022

Anspruchsvolles und bewegendes Werk

Die Kriegerin
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Helene Bukowski erzählt von zwei Frauen, die jede für sich stark sein, gegen innere Schatten kämpfen und sich ihnen irgendwann stellen muss. Lisbeth hat die Grundausbildung kurz vor Ende abgebrochen, ist ...

Helene Bukowski erzählt von zwei Frauen, die jede für sich stark sein, gegen innere Schatten kämpfen und sich ihnen irgendwann stellen muss. Lisbeth hat die Grundausbildung kurz vor Ende abgebrochen, ist in die Fußstapfen ihres Vaters getreten und hat als Floristin auf einem Kreuzfahrtschiff gearbeitet. Mittlerweile lebt sie in Berlin und ist Mutter einer Tochter. Doch eines Tages wird alles zu viel, die Neurodermitis, unter der sie schon immer leidet, bricht wieder extrem aus und sei muss weg aus der Stadt - hin zur Ostsee, dem einzigen Ort, an dem sie zur Ruhe kommen und immer wieder auf Florentine, die Kriegerin, trifft. Die beiden Frauen haben sich bei der Bundeswehr kennengelernt und im Gegensatz zu Lisbeth ist Florentine dort geblieben, befindet sich in Auslandseinsätzen und schreibt Lisbeht in Briefen, wie es ihr damit ergeht.

Helene Bukowski spricht in "Die Kriegerin" sehr wichtige gesellschaftliche Themen an, die sie auf beeindruckende Weise umgesetzt und in die Figuren eingeflochten hat. Sie schreibt roh, explizit und gleichzeitig nutzt sie ganz viele Metaphern, erzählt bildlich und lässt zwischen den Zeilen lesen. Vieles wird nur angedeutet, anderes direkt ausgesprochen und trotz allem ist klar, worum es geht - das Leid, den Schmerz und den täglichen Kampf, den die beiden Frauen (stellvertretend für alle weiblich gelesenen Menschen) führen, die Sehnsucht nach einem schützenden Panzer und die Kraft, die sie jeden Tag aufs Neue aufbringen müssen.

Ein ergreifendes Buch, das schockiert, aufrüttelt und bewegt. Eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 13.11.2022

Persönlich, nahbar und ermutigend

Bleibt das jetzt so?
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Isabell Horn, bekannt als Schauspielerin aus GZSZ und Bettys Diagnose sowie als Influencerin, erzählt in "Bleibt das jetzt so?" von ihren depressiven Phasen. Sie beginnt mit ihrer Zeit bei GZSZ, erzählt, ...

Isabell Horn, bekannt als Schauspielerin aus GZSZ und Bettys Diagnose sowie als Influencerin, erzählt in "Bleibt das jetzt so?" von ihren depressiven Phasen. Sie beginnt mit ihrer Zeit bei GZSZ, erzählt, was der plötzliche Rauswurf für Ängste und Gedanken erzeugt hat und wie sie in ihre erste depressive Phase geraten ist. Viel wichtiger ist jedoch, dass sie sich Hilfe in Form von Psychotherapie geholt hat und dort über ihre Gedanken und Gefühle gesprochen hat. Die zweite Depression folgte nach der Geburt ihrer Tochter und die dritte im Folge des Lockdowns.

Die meisten kennen Isabell Horn vermutlich aus dem Fernsehen oder Social Media. Umso interessanter ist die Verknüpfung ihrer Erfahrungen und Erinnerungen mit ihren intimen Gedanken, den Gesprächen in der Therapie und dem wichtigen Aspekt, sich Hilfe und Unterstützung zu holen. Es wird deutlich, dass Depressionen nichts Schlimmes sind, sie jede*r bekommen kann und in der Öffentlichkeit ein viel größeres Bewusstsein und mehr Offenheit bekommen sollte. Neben persönlichen Erzählungen enthält "Bleibt das jetzt so?" sehr informative Abschnitte über die verschiedenen Arten von Depressionen, deren Auslöser sowie deren Wege hinaus.

Ein sehr intimes Buch, das ermutigend ist und hoffentlich allen Betroffenen eine Stütze sein kann!

Veröffentlicht am 01.11.2022

Emotional berührend

Zehn Jahre du und ich
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Becca und Charlie verbindet die tiefe Verbundenheit zu ihrer geliebten Freundin Ally. Ansonsten haben sie nichts gemeinsam und können sich auch absolut nicht ausstehen. Als Ally in sehr jungen Jahren stirbt, ...

Becca und Charlie verbindet die tiefe Verbundenheit zu ihrer geliebten Freundin Ally. Ansonsten haben sie nichts gemeinsam und können sich auch absolut nicht ausstehen. Als Ally in sehr jungen Jahren stirbt, verliert Becca mit ihr ihre beste Freundin und Charlie seine Partnerin. Bei beiden bleiben tiefe Wunden und es fällt ihnen nicht leicht, Allys Tod zu verarbeiten, geschweige denn darüber hinwegzukommen.
"Zehn Jahre du und ich" setzt direkt mit Allys Beerdigung ein, bei der Becca und Charlie bereits heftig aneinander geraten und klar wird, dass sie sich eigentlich nie wieder sehen möchten. Doch an Allys erstem Todestag landen beide auf dem Sofa von Allys Mutter und sehen sich plötzlich am Anfang einer Bucket List, die gemeinsam abarbeiten sollen.
Die Leser*innen begleiten die beiden nun in den kommenden zehn Jahren bei den zu erledigenden Aufgaben und können durch Pernille Hughes' bildhafte Schilderungen mitverfolgen, wie Becca und Charlie nicht nur einen guten Umgang mit Allys Tod, sondern auch miteinander entwickeln.
Der Schreibstil ist flüssig, die Figuren waren mir auf Anhieb sympathisch und sowohl der Plot als auch die Darstellungsweise und vor allem der Erzählton haben mich emotional sehr ergriffen und mir wunderbare Lesestunden beschert!

Veröffentlicht am 31.10.2022

Lässt keine Zeit zum Durchatmen

Rachejagd - Gequält
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Anna Jones wurde drei Jahre zuvor mit ihrer besten Freundin Natalie von einer Student*innenparty entführt und einige Zeit von Edward Harris auf perfide Weise gequält. Während Anna die Flucht gelang, um ...

Anna Jones wurde drei Jahre zuvor mit ihrer besten Freundin Natalie von einer Student*innenparty entführt und einige Zeit von Edward Harris auf perfide Weise gequält. Während Anna die Flucht gelang, um Hilfe zu holen, entkam Harris und Natalie musste auf brutale Art sterben. Als für Anna - nun erfolgreiche Journalistin in Chicago - ein unfrankierter Brief in der Redaktion zugestellt wird, überkommt sie eine böse Ahnung: Harris ist zurück und hat noch immer das Ziel, Anna zu bekommen. Sofort schaltet sie den FBI-Agenten und ehemalige Jugendliebe Nick Coleman ein und die Jagd beginnt.

Dem Autorenduo Nica Stevens und Andreas Suchanek ist es nur nach wenigen Seiten gelungen, mich vollkommen in ihren Bann zu ziehen. Sowohl die Schilderungen der vergangenen Entführung als auch der gegenwärtigen Entwicklungen sind packend und einnehmend erzählt. Dabei überschlagen sich die Ereignisse, der Täter ist dem FBI immer mehrere Schritte voraus und Anna ist schnell die Gejagte. Die Kapitel sind kurz, enden häufig mit einem Cliffhanger und die Auflösung des temporeichen Katz-und-Maus-Spiels lässt auf sich warten. Währenddessen kommen immer neue Ermittlungserkenntnisse ans Licht und die Geschehnisse nehmen überraschende Wendungen.

Dabei sind die Figuren absolut überzeugend. Annas Ängste werden nachvollziehbar geschildert und Nick Coleman sowie Profilerin Lynette McKenzie überzeugen durch ausgezeichentes Fachwissen und realistische Einschätzungen.

Ein absoluter Pageturner und gelungener Auftakt der Trilogie. Ich möchte gar nicht länger auf den Folgeband warten müssen!

Veröffentlicht am 27.10.2022

Ungewöhnliche Lektüre

Die guten Frauen von Safe Harbour. Ein lebensbejahender Roman über Freundschaft und Versöhnung
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Frances Delaney hat sich in all den Jahren immer um die Häuser anderer Menschen gekümmert, geputzt, Ordnung gehalten und sich um die Kinder gekümmert - wie um die junge Edie, bei deren Familie sie in letzter ...

Frances Delaney hat sich in all den Jahren immer um die Häuser anderer Menschen gekümmert, geputzt, Ordnung gehalten und sich um die Kinder gekümmert - wie um die junge Edie, bei deren Familie sie in letzter Zeit war. Doch als ihr Krebs diagnostiziert wird, entscheidet sie sich gegen alle Maßnahmen, kündigt ihren Job und möchte ihre letzte Lebenszeit genießen. Sie fängt an zu rauchen, trinkt in Regelmäßigkeit Whiskey und fängt mit Edie eine Art Bucket List an. Ein Punkt ist auch, noch einmal in ihren Heimatort Safe Harbour zurückzukehren, wo sie auf Annie trifft - die einstige Freundin, mit der sie in den letzten Jahrzehnten gar keinen Kontakt hatte, einst jedoch tief verbunden war.


Bobbi French erzählt Frances Geschichte in einem recht außergewöhnlichen und ungewöhnlichen Stil. Irgendwie ganz nüchtern und klar, auf den Punkt, geradeheraus und doch schwingt so viel in den Zeilen mit. Es sei gesagt, dass die Grundstimmung eher negativ geprägt ist - allein schon durch die Ausgangslage und Frances' Vergangenheit, die sich Stück für Stück entblättert. Dennoch habe ich die Lektüre weder als bedrückend noch als belastend oder negativ wahrgenommen, sondern als ganz ehrliche Draufschau, welche Gedanken und Handlungen kurz vor dem eigenen Tod noch stattfinden - ohne all dies zu romantisieren.

Definitiv ein Buch, das mich in Gedanken noch eine Weile begleiten wird!