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Veröffentlicht am 06.06.2023

Familiensaga vor traumhafter Kulisse

Das Erbe der Greiffenbergs - Gegen den Wind
3

In Prien am Chiemsee leben die Greiffenbergs. Sie alle sind gekommen, um das traditionelle Anschwimmen an Elsas Geburtstag, es ist ihr achtzigster, wie jedes Jahr zu zelebrieren.

Das Feinkostgeschäft ...

In Prien am Chiemsee leben die Greiffenbergs. Sie alle sind gekommen, um das traditionelle Anschwimmen an Elsas Geburtstag, es ist ihr achtzigster, wie jedes Jahr zu zelebrieren.

Das Feinkostgeschäft leitet Ludwig, Elsas jüngster Sohn, der ältere Sohn Wolfgang arbeitet im Unternehmen mit. Die nächste Generation hat nicht viel übrig für das exklusive Familienunternehmen und doch müssen sie sich damit beschäftigen, als Ludwig eines Tages von einem Segeltörn nicht zurückkommt. Was tun? Ferdinand ist eher dem süßen Leben zugetan, liebt schnelle Autos und heiße Girls und fühlt sich als das Sportass schlechthin in seiner Rolle als Stuntman sichtlich wohl. Bleiben noch Pauline und Antonia, letztere ist noch zu jung und Pauline hat mit Mann und den sechsjährigen Zwillingen Ada und Max genug zu tun. Und doch hängen alle Hoffnungen an ihr, wenngleich Sebastian, ihr Ehemann, damit so überhaupt nicht einverstanden ist.

„Feinkost Greiffenberg steht noch heute für erlesene Köstlichkeiten aus aller Welt.“ Aber eher auf dem Papier, denn sie sind hoch verschuldet.

Der Auftakt der Familiensaga „Gegen den Wind“ hat alles, was Hinterlist und Ränkespiele zu bieten haben. Da wird manipuliert und intrigiert was das Zeug hält. Auch wenn so mancher nicht in der Lage wäre, einen Betrieb dieser Größenordnung zu führen, so darf es doch nicht sein, dass Pauline auch nur annähernd Erfolg hat. Elsa kann sie davon überzeugen, dass sie es schafft, die Firma wieder auf Kurs zu bringen. Widersacher hat sie zuhauf, allen voran ihren eigenen Ehemann, aber auch Wolfgang und ihr Bruder Ferdinand setzen ihr gehörig zu. Und natürlich gibt es auch außerhalb der Familie nicht nur diejenigen, die ihnen wohlgesonnen sind. Und – wie könnte es anders sein – spielt auch die Liebe eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Isabell Schönhoff präsentiert eine mitreißende Story vor einer traumhaften Kulisse. Ihre starken, zupackenden Frauenfiguren sind allesamt sympathisch, man fiebert direkt mit und verteufelt so manch bitterbösen Racheplan, ersonnen – wie könnte es anders sein - von einem der von sich eingenommenen Männer. Natürlich gibt es auch in ihren Reihen Ausnahmen, ansonsten hätte die Liebe keine Chance.

Dieser Auftaktband ist kurzweilig zu lesen, man ist sofort mitten im Geschehen, fiebert mit den einzelnen Figuren mit und verteufelt so mach finstere Gestalt. Es ist so einiges passiert, es waren die Guten und die Bösen am Werk. Beide Seiten passen perfekt ins Klischee. Und - eine Vermutung, die sich durchs Buch zieht, wird leider nicht aufgeklärt, schon aufgrund dieses Cliffhangers hoffe ich, dass der zweite Band nicht allzu lange auf sich warten lässt.

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Veröffentlicht am 06.06.2023

Durchweg spannend erzählt

Die Wahrheit
2

Vor kurzen habe ich „Die Bosheit“, meinen ersten Roman von Mattias Evardsson, als langatmige Nachbarschaftsstory mit kaputten Typen abgetan. Sein neuestes Werk „Die Wahrheit“ dagegen habe ich durchweg ...

Vor kurzen habe ich „Die Bosheit“, meinen ersten Roman von Mattias Evardsson, als langatmige Nachbarschaftsstory mit kaputten Typen abgetan. Sein neuestes Werk „Die Wahrheit“ dagegen habe ich durchweg positiv gesehen - im Sinne von kurzweilig, von gut und äußerst spannend und wendungsreich zu lesen. Der Autor wird als Meister der subtilen Spannung beschrieben, dieser Aussage kann ich mich ohne Wenn und Aber anschließen, wenngleich der Schluss ein Aber zulässt.

Bill lebt nach dem Tod seiner Lebensgefährtin mit der gemeinsamen Tochter Sally in einer Wohnung, die sie sich nicht mehr leisten können, also suchen sie eine Untermieterin. Karla zieht bei ihnen ein, die Studentin hat einen Putz-Job bei den gut situierten Rytters. Steven Rytter ist ein angesehener Kinderarzt, während seine Frau Regina meist vor sich hindöst. Kein Arzt findet die Ursache ihrer Probleme, sodass Steven sie im Alleingang medikamentiert, ihren Zustand jedoch eher verschlechtert denn verbessert. Wäre noch Jennika, die ihre Brötchen in einer Hotline als Lebensberaterin verdient und immer auf der Suche nach dem Richtigen ist, den sie dann auch findet.

Zwischendurch lese ich Auszüge aus den polizeilichen Vernehmungsprotokollen aller bekannten Personen und auch von denen, die noch nicht erwähnt sind. Es geht um den Doppelmord an Steven und Regina, diese Tötungsdelikte sind von Anfang an bekannt. Wer dafür verantwortlich sein soll, ist bis zum etwas schnell abgehandelten und für mich ziemlich konstruierten Schluss nicht erkennbar, auch wenn jeder ein Motiv haben könnte.

„Die Wahrheit“ ist gute Unterhaltung im besten Sinne, man lernt die Charaktere kennen, blickt hinter die Kulissen. Aber gerade so viel, wie es der Autor zulässt. Denn immer dann, wenn es so richtig spannend wird und man unbedingt mehr von dieser gerade beschrieben Situation wissen möchte, in der sich die einzelnen Personen befinden, folgt eine neue Szene. Denn nicht alles ist so, wie es den Anschein hat, das wird zunehmend deutlich. Auch wenn sich zum Schluss alles aufklärt, ist dieses Ende für mich nicht stimmig, das Gesamtbild ist unrund. Abgesehen davon hat mir Mattias Edvardsson fesselnde Lesestunden beschert.

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Veröffentlicht am 30.05.2023

Gute Unterhaltung

Schattenbilder
2

Ihr größter Feind? Ihr Ehemann? Claire meint zu wissen, dass er es war, der sie in ihrer Garage überfallen, sie beinahe getötet hätte. Ganz in Schwarz, vermummt, war dieser Typ und sie hat es einem morschen ...

Ihr größter Feind? Ihr Ehemann? Claire meint zu wissen, dass er es war, der sie in ihrer Garage überfallen, sie beinahe getötet hätte. Ganz in Schwarz, vermummt, war dieser Typ und sie hat es einem morschen Balken zu verdanken, dass sie zwar schwer verletzt wurde, aber doch davongekommen ist. Mit letzter Kraft rettet sie sich in den nahe gelegenen Wald und dabei kommt ihr zugute, dass ihr Vater ihr vieles beigebracht hat, um zu überleben.

Zeitgleich ereignet sich auf einem Boot eine Explosion, an Bord waren Vater, Mutter und die beiden kleinen Kinder. Die Mutter kann nur noch tot geborgen werden, von den Kindern fehlt jede Spur bis auf die Tatsache, dass sie in einem Rettungsboot abgetrieben sein könnten. Beide Frauen kannten sich.

Mir dem Angriff auf Claire beginnen diese „Schattenbilder“, als erstes kommt Claire zu Wort. Griffin ist ihr Ehemann, er steckt mitten im Wahlkampf und hat gute Chancen, als nächster Gouverneur des Bundesstaates Connecticut gewählt zu werden. Und als solcher ist seine Außenwirkung enorm wichtig. Ist er mehr Schein als Sein? Ist er in Wirklichkeit ein ganz anderer? Claire kennt nicht nur seine schillernde Seite, sie hat ihn durchschaut.

In den kurzen Kapiteln kommt nicht nur Claire zu Wort. Zunächst sind die Sprünge zu den einzelnen Vorkommnissen, die irgendwie miteinander zu tun haben, verwirrend. Zu viele Personen müssen zugeordnet werden, was anfangs eher abstrus wirkt. Rund um die Tat geht es etliche Tage zurück und dann wieder erzählt Luanne Rice von später. Bald habe ich mich an diese Erzählweise gewöhnt und kann mich ganz auf die Story einlassen. Ich erfahre immer mehr, die vielen Infos ergeben so nach und nach ein erschreckendes Gesamtbild. Der Angriff und wie es dazu kam, auch ob derjenige der Täter ist, den Claire vermutet, wird letztendlich schlüssig dargelegt.

Man sollte sich schon Zeit nehmen, der Thriller erfordert Konzentration ob der vielen Personen und auch der Handlungsstränge, die wie lose Fäden dann doch noch zusammenfinden. Eine gute Story, teilweise etwas langatmig, aber nie langweilig. Die Spannung war immer da.

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Veröffentlicht am 23.05.2023

Kurzweilig erzählte Familiensaga

2

„Ein verheerender Brand zerstörte 1872 das Dorf Zernez im Engadin, von den 145 Häusern blieben nur 27 unversehrt…“

Die fünf Erzählungen sind fiktiv, die Figuren erfunden und doch könnte es sich so oder ...

„Ein verheerender Brand zerstörte 1872 das Dorf Zernez im Engadin, von den 145 Häusern blieben nur 27 unversehrt…“

Die fünf Erzählungen sind fiktiv, die Figuren erfunden und doch könnte es sich so oder so ähnlich zugetragen haben. „Fö“, das Feuer, spielt immer mit hinein. Nicht unbedingt vernichtend, wie es vor 150 Jahren war, mal ist es ein Funke, dann sind es eher die Kerzen, um die sich alles rankt oder auch die Fackel und die Küche an sich, zum Schluss bleibt dann die Asche.

Mit LA LINTERNA (die Laterne) ist die erste Geschichte überschrieben, hier lerne ich Braida kennen, die Stolze wird sie genannt und sie schaut sich Fracasch aus, den Nachfahren dieser beiden begegne ich in den nächsten Kapiteln, allesamt sind sie von der Illustratorin Anja Streit liebevoll gestaltet. Das Glossar am Ende sei noch erwähnt, es ist beim Lesen hilfreich, die im Text eingestreuten rätoromanischen Begriffe sind nach Kapiteln geordnet, ich habe mich bald gut zurechtgefunden.

Selma Mahlknecht hat im Auftrag der Gemeinde Zerniz, ihrer Wahlheimat, diesen Brand und den Wiederaufbau bis in die heutige Zeit hinein thematisiert, es sollte keine exakte Chronik sein und doch daran erinnern. Es ist eine Familiensaga über mehrere Generationen geworden, die von Zweisamkeit genauso wie vom Auseinanderleben erzählt, vom Glück und vom Leid, von Schuld und unterdrückter Homosexualität. Kurz - vom Leben an sich, das nicht immer fair ist. Ein schmales Buch, das jede Generation in kurzen Episoden vorstellt, das eher Abrisse wiedergibt. Und doch ist dies genug, um sich ihr Leben vorstellen zu können, auch wenn ich mir ein wenig mehr davon gewünscht, einige tiefere Einblicke gehabt hätte, so hat mir diese Erzählung und dazu die wunderschöne Aufmachung, die als erstes ins Auge fällt, gut gefallen. Ein schmales Buch, das nachhallt.

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Veröffentlicht am 22.05.2023

Die Magie der Musik

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie
2

Anne Stern erzählt von den ersten Jahren der Semperoper, begleitet von viel Musik - wie könnte es anders sein – und von den Menschen, die hier arbeiten, deren Lebensinhalt das Spiel der Melodien ist, ...

Anne Stern erzählt von den ersten Jahren der Semperoper, begleitet von viel Musik - wie könnte es anders sein – und von den Menschen, die hier arbeiten, deren Lebensinhalt das Spiel der Melodien ist, das jedoch viel zu oft geprägt ist von Armut und schierem Überlebenskampf.

Wir schreiben das Jahr 1841 und treffen auf die junge Elise, deren Geigenspiel alle verzaubert. Die Musik liegt ihr und ihrer Familie im Blut. Bald auch begegne ich dem äußerst begabten Malergehilfen Christian, der gefeierten Primaballerina in ihrem Tutu mitsamt der Garderobiere des Königlichen Theaters, dem Ballettmeister und noch vielen anderen, sie alle haben mit dem Opernhaus zu tun. Die einen mehr, die anderen eher am Rande.

Es hat ein wenig gedauert, bis ich mich zurechtgefunden habe, ich die einzelnen Erzählstränge zusammenführen konnte. Ich lese von einer ganz anderen Zeit, in der die gesellschaftlichen Konventionen mit unseren heutigen nur wenig zu tun haben. Die Moralvorstellungen waren streng, ein uneheliches Kind war ausschließlich der Verwerflichkeit des weiblichen Geschlechtes geschuldet. Männer hingegen konnten sich die Hörner abstoßen, was auch so manchen Ehemann mit einschloss.

Nach dem Lesen wird mir der Titel erst so richtig bewusst, der dunkle Himmel und die Armut mit den einhergehenden Hungersnöten in weiten Teilen der Bevölkerung führen zu sozialen Unruhen. Und ja, es prallen Gegensätze aufeinander, auch das feudale Luxusleben findet daneben statt. Die Musik und die goldhelle Melodie klingen immer mit, es ist „ein Fest der Sinne“. So wie die nicht standesgemäße Liebe zwischen zwei jungen Menschen, die sich durchs Buch rankt - ihre heimlichen Treffen, ihre gestohlenen Stunden erzählen davon.

Elbflorenz, wie Dresden auch bezeichnet wird und die Semperoper bilden die Kulisse, den historischen Hintergrund, in dessen Mittelpunkt eine von der Gesellschaft nicht tolerierten Liebe steht, ein Nachfolgeband ist angedacht.

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