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Veröffentlicht am 08.06.2023

Die unnahbare Mutter

Mutters Lüge
2

„Wenn mein Roman Menschen dazu anregt, über ihre persönliche Wahrnehmung von Glück und den Begriff Heimat nachzudenken, über Dinge, die sie benötigen, um mit dem Widrigkeiten des Lebens positiv umzugehen, ...

„Wenn mein Roman Menschen dazu anregt, über ihre persönliche Wahrnehmung von Glück und den Begriff Heimat nachzudenken, über Dinge, die sie benötigen, um mit dem Widrigkeiten des Lebens positiv umzugehen, würde es mir sehr viel bedeuten.“ Dieser Schlusssatz von Monika Hürlimann verdeutlicht in aller Kürze, was sie veranlasst hat, „Mutters Lüge“ niederzuschreiben - einen Roman, der auf ihrer Lebensgeschichte basiert.

Es ist Marta, deren Leben ich verfolge. In Polen ist sie mit ihrem Zwillingsbruder Tomek und ihrer Mutter Joanna, die sich später Johanna nennt, aufgewachsen. Es ist ein karges Leben dort und doch sind sie zufrieden, sie kennen nichts anderes. Marta war schon immer zielstrebig, sie bringt stets gute Noten heim und doch wird Tomek bevorzugt, die Mutter würdigt gefühlt jede Kleinigkeit an ihm, während sie, Marta, eher mitläuft. Lob oder gar Anerkennung kennt sie nicht. Eines Tages beschließt Mutter, nach Deutschland zu emigrieren. Der Neuanfang ist hart, aber sie beißen sich durch.

Eine Lebensgeschichte, die sich durchweg spannend liest - Martas Stationen verfolge ich aufmerksam. Die Gleichgültigkeit ihrer Mutter macht ihr zeitlebens zu schaffen, sie sucht ihren unbekannten Vater, sucht nach ihren Wurzeln. Und wird erst dann mit der ganzen Wahrheit konfrontiert, als ihre Mutter nicht mehr lebt. Es ist eine aufwühlende Geschichte über ein dunkles Geheimnis, über Lügen und über das Verzeihen, auch wenn es schwer fällt. Über Liebe und Verrat, über Krankheiten und das Dasein für den anderen, ihn stützen, ihm einen Weg aus der Ausweglosigkeit aufzeigen, wenn nötig mit sanfter Gewalt.

Sie musste sich immer wieder neu anpassen, sich in verschiedenen wirtschaftlichen und politischen Systemen zurechtfinden, musste Sprachen lernen und nicht nur einmal wechselten sie Wohnung, Schule und Bezugspersonen – sie lernte, flexibel mit all den Unwägbarkeiten umzugehen. War sie eher Außenseiterin oder gehörte sie doch dazu? Und - was ist Heimat?

Die Geschichte liest sich spannend, die eher nüchterne Erzählweise ist voller intimer Momente, sehr emotional und doch nicht gefühlsdusselig. Das Dazwischen hat die Autorin gut gemeistert – für mein Empfinden hat sie den genau richtigen Ton getroffen.

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Veröffentlicht am 08.06.2023

Dramatisch und spannend bis zum Schluss

Wasserschlag für Greetsiel
2

Der bereits zehnte Fall für Jan de Fries ist mein erstes Aufeinandertreffen mit ihm, dem ostfriesischen Anwalt. Bald war ich drin im Geschehen und konnte auch ihn einigermaßen einschätzen. Perfekt. Ich ...

Der bereits zehnte Fall für Jan de Fries ist mein erstes Aufeinandertreffen mit ihm, dem ostfriesischen Anwalt. Bald war ich drin im Geschehen und konnte auch ihn einigermaßen einschätzen. Perfekt. Ich mag es, wenn man in Reihen einsteigt und trotz fehlender Vorgängerbände gut vorankommt.

Was geschieht hier? In Gretas Kneipe, dem Rettungsschuppen? Sie ist hin und weg, ist doch ihr Lieblingsschriftsteller Lars Lundström zu Gast. Mit seiner Rebecca-King-Saga hat er sie erobert, sie wartet sehnsüchtig auf den Abschlussband. Aber was muss sie sehen? Der Beststellerautor und Fin Strindberg, der mit seiner Jacht Ghost die Welt umsegelt, geraten heftig aneinander. Greta gerät dazwischen und Jan erteilt den beiden Streithähnen Hausverbot.

Kurz darauf fischt Jan den Schriftsteller mit durchschnittener Kehle aus dem Hafenbecken, ein des Mordes verdächtiger wird festgenommen und nicht genug damit, kommt in Jans Kanzlei eine Frau, die sich Melanie Hinze nennt und ihn beauftragt, diesen Verdächtigen aus dem Gefängnis zu holen. Zeitgleich brennt vor Norderney und Juist ein Transportschiff mit nagelneuen Autos an Bord, die so an die 200 Mio. € insgesamt wert sein dürften.

Wie schon angemerkt, habe ich mich bald gut zurechtgefunden, auch wenn ich mich anfangs ob der vielen Personen auf sie alle, ihre Beziehung zueinander, ihre Eigenheiten und natürlich auch auf diesen Fall konzentrieren musste. Gelohnt hat es sich allemal, ich hab mich nicht nur einmal gefragt, warum dieser mutmaßliche Täter unbedingt inhaftiert bleiben will.

Um einen besseren Überblick über die Örtlichkeiten in und um Greetsiel zu bekommen, habe ich mir Bildmaterial gesucht, so konnte ich mir die komplexe Geschichte um die Aufklärung dieses mysteriösen Mordes noch besser vorstellen. Und doch musste ich meine Gedanken immer wieder neu ordnen, der Fall war ganz schön verzwickt. Jan hat mich sofort mit seiner schon etwas unkonventionellen Art begeistert, wenngleich dies auch zum Teil Motte, seinem Vierbeiner, geschuldet war. Natürlich mischt auch die Polizei etwas mit, wenngleich sie ein wenig holprig daherkommt. Naja – an Jan de Fries kommt keiner ran, er ist die Spürnase schlechthin.

Die durchweg spannende Story bietet unvorhergesehene Wendungen, ein bis zum Schluss spannender Kriminalfall mit Lokalkolorit und einem sympathischen Ermittler mit dem richtigen Spürsinn. Mein später Einstieg in die Jan de Fries-Reihe hat sich allemal gelohnt, ich werde ihm treu bleiben.

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Veröffentlicht am 06.06.2023

Familiensaga vor traumhafter Kulisse

Das Erbe der Greiffenbergs - Gegen den Wind
3

In Prien am Chiemsee leben die Greiffenbergs. Sie alle sind gekommen, um das traditionelle Anschwimmen an Elsas Geburtstag, es ist ihr achtzigster, wie jedes Jahr zu zelebrieren.

Das Feinkostgeschäft ...

In Prien am Chiemsee leben die Greiffenbergs. Sie alle sind gekommen, um das traditionelle Anschwimmen an Elsas Geburtstag, es ist ihr achtzigster, wie jedes Jahr zu zelebrieren.

Das Feinkostgeschäft leitet Ludwig, Elsas jüngster Sohn, der ältere Sohn Wolfgang arbeitet im Unternehmen mit. Die nächste Generation hat nicht viel übrig für das exklusive Familienunternehmen und doch müssen sie sich damit beschäftigen, als Ludwig eines Tages von einem Segeltörn nicht zurückkommt. Was tun? Ferdinand ist eher dem süßen Leben zugetan, liebt schnelle Autos und heiße Girls und fühlt sich als das Sportass schlechthin in seiner Rolle als Stuntman sichtlich wohl. Bleiben noch Pauline und Antonia, letztere ist noch zu jung und Pauline hat mit Mann und den sechsjährigen Zwillingen Ada und Max genug zu tun. Und doch hängen alle Hoffnungen an ihr, wenngleich Sebastian, ihr Ehemann, damit so überhaupt nicht einverstanden ist.

„Feinkost Greiffenberg steht noch heute für erlesene Köstlichkeiten aus aller Welt.“ Aber eher auf dem Papier, denn sie sind hoch verschuldet.

Der Auftakt der Familiensaga „Gegen den Wind“ hat alles, was Hinterlist und Ränkespiele zu bieten haben. Da wird manipuliert und intrigiert was das Zeug hält. Auch wenn so mancher nicht in der Lage wäre, einen Betrieb dieser Größenordnung zu führen, so darf es doch nicht sein, dass Pauline auch nur annähernd Erfolg hat. Elsa kann sie davon überzeugen, dass sie es schafft, die Firma wieder auf Kurs zu bringen. Widersacher hat sie zuhauf, allen voran ihren eigenen Ehemann, aber auch Wolfgang und ihr Bruder Ferdinand setzen ihr gehörig zu. Und natürlich gibt es auch außerhalb der Familie nicht nur diejenigen, die ihnen wohlgesonnen sind. Und – wie könnte es anders sein – spielt auch die Liebe eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Isabell Schönhoff präsentiert eine mitreißende Story vor einer traumhaften Kulisse. Ihre starken, zupackenden Frauenfiguren sind allesamt sympathisch, man fiebert direkt mit und verteufelt so manch bitterbösen Racheplan, ersonnen – wie könnte es anders sein - von einem der von sich eingenommenen Männer. Natürlich gibt es auch in ihren Reihen Ausnahmen, ansonsten hätte die Liebe keine Chance.

Dieser Auftaktband ist kurzweilig zu lesen, man ist sofort mitten im Geschehen, fiebert mit den einzelnen Figuren mit und verteufelt so mach finstere Gestalt. Es ist so einiges passiert, es waren die Guten und die Bösen am Werk. Beide Seiten passen perfekt ins Klischee. Und - eine Vermutung, die sich durchs Buch zieht, wird leider nicht aufgeklärt, schon aufgrund dieses Cliffhangers hoffe ich, dass der zweite Band nicht allzu lange auf sich warten lässt.

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Veröffentlicht am 06.06.2023

Durchweg spannend erzählt

Die Wahrheit
2

Vor kurzen habe ich „Die Bosheit“, meinen ersten Roman von Mattias Evardsson, als langatmige Nachbarschaftsstory mit kaputten Typen abgetan. Sein neuestes Werk „Die Wahrheit“ dagegen habe ich durchweg ...

Vor kurzen habe ich „Die Bosheit“, meinen ersten Roman von Mattias Evardsson, als langatmige Nachbarschaftsstory mit kaputten Typen abgetan. Sein neuestes Werk „Die Wahrheit“ dagegen habe ich durchweg positiv gesehen - im Sinne von kurzweilig, von gut und äußerst spannend und wendungsreich zu lesen. Der Autor wird als Meister der subtilen Spannung beschrieben, dieser Aussage kann ich mich ohne Wenn und Aber anschließen, wenngleich der Schluss ein Aber zulässt.

Bill lebt nach dem Tod seiner Lebensgefährtin mit der gemeinsamen Tochter Sally in einer Wohnung, die sie sich nicht mehr leisten können, also suchen sie eine Untermieterin. Karla zieht bei ihnen ein, die Studentin hat einen Putz-Job bei den gut situierten Rytters. Steven Rytter ist ein angesehener Kinderarzt, während seine Frau Regina meist vor sich hindöst. Kein Arzt findet die Ursache ihrer Probleme, sodass Steven sie im Alleingang medikamentiert, ihren Zustand jedoch eher verschlechtert denn verbessert. Wäre noch Jennika, die ihre Brötchen in einer Hotline als Lebensberaterin verdient und immer auf der Suche nach dem Richtigen ist, den sie dann auch findet.

Zwischendurch lese ich Auszüge aus den polizeilichen Vernehmungsprotokollen aller bekannten Personen und auch von denen, die noch nicht erwähnt sind. Es geht um den Doppelmord an Steven und Regina, diese Tötungsdelikte sind von Anfang an bekannt. Wer dafür verantwortlich sein soll, ist bis zum etwas schnell abgehandelten und für mich ziemlich konstruierten Schluss nicht erkennbar, auch wenn jeder ein Motiv haben könnte.

„Die Wahrheit“ ist gute Unterhaltung im besten Sinne, man lernt die Charaktere kennen, blickt hinter die Kulissen. Aber gerade so viel, wie es der Autor zulässt. Denn immer dann, wenn es so richtig spannend wird und man unbedingt mehr von dieser gerade beschrieben Situation wissen möchte, in der sich die einzelnen Personen befinden, folgt eine neue Szene. Denn nicht alles ist so, wie es den Anschein hat, das wird zunehmend deutlich. Auch wenn sich zum Schluss alles aufklärt, ist dieses Ende für mich nicht stimmig, das Gesamtbild ist unrund. Abgesehen davon hat mir Mattias Edvardsson fesselnde Lesestunden beschert.

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Veröffentlicht am 30.05.2023

Gute Unterhaltung

Schattenbilder
2

Ihr größter Feind? Ihr Ehemann? Claire meint zu wissen, dass er es war, der sie in ihrer Garage überfallen, sie beinahe getötet hätte. Ganz in Schwarz, vermummt, war dieser Typ und sie hat es einem morschen ...

Ihr größter Feind? Ihr Ehemann? Claire meint zu wissen, dass er es war, der sie in ihrer Garage überfallen, sie beinahe getötet hätte. Ganz in Schwarz, vermummt, war dieser Typ und sie hat es einem morschen Balken zu verdanken, dass sie zwar schwer verletzt wurde, aber doch davongekommen ist. Mit letzter Kraft rettet sie sich in den nahe gelegenen Wald und dabei kommt ihr zugute, dass ihr Vater ihr vieles beigebracht hat, um zu überleben.

Zeitgleich ereignet sich auf einem Boot eine Explosion, an Bord waren Vater, Mutter und die beiden kleinen Kinder. Die Mutter kann nur noch tot geborgen werden, von den Kindern fehlt jede Spur bis auf die Tatsache, dass sie in einem Rettungsboot abgetrieben sein könnten. Beide Frauen kannten sich.

Mir dem Angriff auf Claire beginnen diese „Schattenbilder“, als erstes kommt Claire zu Wort. Griffin ist ihr Ehemann, er steckt mitten im Wahlkampf und hat gute Chancen, als nächster Gouverneur des Bundesstaates Connecticut gewählt zu werden. Und als solcher ist seine Außenwirkung enorm wichtig. Ist er mehr Schein als Sein? Ist er in Wirklichkeit ein ganz anderer? Claire kennt nicht nur seine schillernde Seite, sie hat ihn durchschaut.

In den kurzen Kapiteln kommt nicht nur Claire zu Wort. Zunächst sind die Sprünge zu den einzelnen Vorkommnissen, die irgendwie miteinander zu tun haben, verwirrend. Zu viele Personen müssen zugeordnet werden, was anfangs eher abstrus wirkt. Rund um die Tat geht es etliche Tage zurück und dann wieder erzählt Luanne Rice von später. Bald habe ich mich an diese Erzählweise gewöhnt und kann mich ganz auf die Story einlassen. Ich erfahre immer mehr, die vielen Infos ergeben so nach und nach ein erschreckendes Gesamtbild. Der Angriff und wie es dazu kam, auch ob derjenige der Täter ist, den Claire vermutet, wird letztendlich schlüssig dargelegt.

Man sollte sich schon Zeit nehmen, der Thriller erfordert Konzentration ob der vielen Personen und auch der Handlungsstränge, die wie lose Fäden dann doch noch zusammenfinden. Eine gute Story, teilweise etwas langatmig, aber nie langweilig. Die Spannung war immer da.

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