Berührende Geschichte über die Zerbrechlichkeit des Glücks
Die Unwahrscheinlichkeit des GlücksIch muss gestehen, ich hatte eigentlich kaum Erwartungen an das Buch. Die Inhaltsangabe hörte sich interessant an und ich hatte mich auf gut Glück beworben. Da hat mich die Geschichte mit ihrer Tiefgründigkeit ...
Ich muss gestehen, ich hatte eigentlich kaum Erwartungen an das Buch. Die Inhaltsangabe hörte sich interessant an und ich hatte mich auf gut Glück beworben. Da hat mich die Geschichte mit ihrer Tiefgründigkeit wirklich überrascht!Zum einen haben wir da Alexis "Lexie" Riggs, die mit ihrer rationalen Art und ihrem trockenen, manchmal bösen Humor die gesamte Story sehr gut alleine tragen kann. Denn entgegen ihrer eigenen Meinung und dem ersten Eindruck ist sie alles andere als emotionslos. Sie hat schwer mit sich und den Ereignissen um sie herum zu kämpfen und tut dies auf eine Art und Weise, die man selten bei jungen Heldinnen antrifft: Mit der richtigen Mischung aus Charakterstärke und der typischen jugendlichen Unsicherheit. Sie ist nicht übertrieben tapfer und abgebrüht, aber auch kein wehleidiges Mäuschen, das sich zu sehr in seine Gefühle verliert. Und gleichzeitig macht sie eine interessante, nachvollziehbare Entwicklung durch, die mir von dem gesamten Roman am besten gefallen hat.Die übrigen Figuren unterstützen sie dabei mit ihren warmherzigen und liebenswerten Eigenschaften, auch wenn ich von Lexies Freundinnen Beaker und El gerne noch mehr erfahren hätte.
Zum anderen passt der Schreibstil sehr gut zu dem Charakter der Hauptperson: Durch die vielen umgangssprachlichen Wendungen lässt er sich schön flüssig lesen. Rational geschriebene Passagen unterstreichen Lexies Hang zur Mathematik und trotzdem kommen gefühlvolle Absätze nicht zu kurz, die durch die Mischung noch intensiver wirken. Und gerade das wird dem Thema Selbstmord bei Teenagern erst richtig gerecht, das hier unglaublich sensibel und tiefschürfend ausgeführt wird. Allerdings verliert die Autorin trotz vieler depremierender und emotional brutaler Szenen nie aus den Augen, dass das Leben auch schöne Seiten hat. Allein Lexies lakonische und oft ruppige Art, mit den Erlebnissen umzugehen, hat durchaus humorvolle Facetten, die dem Gesamtwerk etwas Tragikomisches verleihen.Ein winziger Kritikpunkt ist für mich, dass ein paar Hintergründe einfach außenvor gelassen werden. Ein Handlungsstrang über Tys Freund Patrick wird zum Beispiel begonnen, aber dann nur angedeutet und einfach fallengelassen. Gerade bei dem Plot wirkt das eher aufgesetzt und das wird den Geschehnissen einfach nicht gerecht.
Fazit
Die Unwahrscheinlichkeit des Glücks ist ein authentisch und niemals kitschig wirkender Roman über die Folgen eines schweren Verlusts. Mit einer absolut nicht stereotypischen Hauptperson, die auf ihre ganz eigene Art trauert und wieder ins Leben zurückfindet, einem dazu passenden Schreibstil und einer gefühl- und gleichzeitig humorvollen Handlung, die das Thema Selbstmord sensibel behandelt, konnte mich die Geschichte begeistern.
Allerdings wird der Nebenplot rund um Patrick nur angerissen, obwohl er mehr verdient hätte und Lexies Freundinnen Beaker und El hätten wesentlich mehr Raum verdient.
Wer gerne ernste Inhalte liest, die tragikomisch und lebensbejahend rübergebracht werden, Charaktere liebt, die durch ihre nachvollziehbare Einzigartigkeit bestechen, und jugendliche Storys mag, die auch für Erwachsene geeignet sind, der sollte sich dieses Buch einmal genauer ansehen.