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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.10.2023

Patchworkfamilie

Das Vampirtier und die Sache mit den Tomaten
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Ausgerechnet an ihrem achten Geburtstag muss sich Emma einer unumstößlichen Tatsache stellen: Sie und ihr Papa sind nicht mehr allein. Seine Freundin Diana und deren Zwillingssöhne Lennie und Paul ziehen ...

Ausgerechnet an ihrem achten Geburtstag muss sich Emma einer unumstößlichen Tatsache stellen: Sie und ihr Papa sind nicht mehr allein. Seine Freundin Diana und deren Zwillingssöhne Lennie und Paul ziehen bei ihnen ein. Das könnte zu einer wirklich unangenehmen Situation kommen - wenn sich Diana und die Jungs nicht als Verbündete herausstellen würden. Denn Emma wünscht sich nichts sehnlicher als einen Hund und jetzt hat sie auch noch dreifachen Rückhalt. Da muss Papa nachgeben, aber es muss ein Tier aus dem Tierschutz sein. So kommt Brutus ins Haus: klein, wuschelig und irgendwie ... seltsam. Dazu kommt, dass das gruselige Haus oben auf dem Hügel plötzlich einen neuen Bewohner hat - und was passiert eigentlich mit den Tomaten der fiesen Vermieterin?

Diese Geschichte haben mein Vorlesekind und ich wirklich genossen. Natürlich ist sie total vorhersehbar und fast ein bisschen zu heile Welt ohne Probleme, was Patchwork und Familienbeziehungen angeht. Aber darüber machen sich Kinder ja keine Gedanken. Und die Sprecherin hat die verschiedenen Personen wirklich mega witzig umgesetzt und einen sehr guten Job erledigt. Wir werden uns - falls es Fortsetzungen gibt - diese wieder gern anhören.

Veröffentlicht am 13.10.2023

Marssiedler

Colony One Mars
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Vor drei Jahren ging der Kontakt zu den ersten Siedlern auf dem Mars verloren. Satellitenbilder zeigten eine zerstörte Kolonie und so ist die sechsköpfige Erkundungstruppe, die ausgeschickt wurde, um herauszufinden, ...

Vor drei Jahren ging der Kontakt zu den ersten Siedlern auf dem Mars verloren. Satellitenbilder zeigten eine zerstörte Kolonie und so ist die sechsköpfige Erkundungstruppe, die ausgeschickt wurde, um herauszufinden, was genau passiert ist, erstaunt, als sie Teile der Anlage noch intakt vorfinden. Doch plötzlich werden sie von einer seltsamen Krankheit infiziert. Der Kommandant rastet aus, es gibt Tote. Und plötzlich ist Jann Malbec, die Astrobiologin, die eigentlich nur Ersatz für das eigentliche Crewmitglied ist, auf sich allein gestellt. Und vor allem, die letzte Chance der Menschheit zu verhindern, dass eine verheerende Krankheit die Erde erreicht ...

Mit diesem Buch haben wir kein superoriginelles Leseerlebnis zu erwarten, aber eines, das mich durchaus fesseln konnte. Ein paar der Handlungen der Erkundungscrew habe ich nicht ganz nachvollziehen können, aber was so auf dem Mars und in der Kolonie passierte, kann ich mir durchaus vorstellen. Auch die Intrigen, die sowohl auf der Erde als auch auf dem roten Planeten geschmiedet wurden, sind realistisch. Eine kurzweilige, spannende Lektüre ohne allzu sympathische Charaktere.

Veröffentlicht am 12.10.2023

Ghost Theatre

Das Vogelmädchen von London
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London. Das siebzehnte Jahrhundert hat gerade erst begonnen. Shay, das Vogelmädchen, ist Mitglied und seit dem Tod ihrer Mutter die Anführerin einer Sekte namens Aviscultarier; sie kann aus dem Flug der ...

London. Das siebzehnte Jahrhundert hat gerade erst begonnen. Shay, das Vogelmädchen, ist Mitglied und seit dem Tod ihrer Mutter die Anführerin einer Sekte namens Aviscultarier; sie kann aus dem Flug der Vögel die Zukunft vorhersagen. In London arbeitet sie als Botin und viel zu oft befreit sie Vögel und wird deshalb gejagt. An so einem Tag, als sie über die Dächer der Stadt um ihr Leben rennt, begegnet sie Nonesuch, einem Jungen, der im Blackfriars-Theatre für den Adel auftritt. Sie verlieben sich und gründen gemeinsam das Ghost Theatre. Doch Shays besondere Fähigkeiten bleiben nicht unbemerkt und als selbst Königin Elisabeth ihr Augenmerk auf sie richtet, hat das nicht nur gute Folgen.

Wow. Was für ein verrückter Genre-Mix. Wir haben hier eine äußerst fantasievolle Reise in die Vergangenheit, ins elizabethanische Zeitalter und der Autor nimmt kein Blatt vor den Mund. Der Dreck, die Armut und das Elend werden so beschrieben, dass man geradezu mit poetischer Wucht überrollt. Als Nonesuch das erste Mal seinen Auftritt im Theater hatte, war ich geradezu mittendrin, genau da, wo sich Shay als Souffleuse betätigte. Anfangs dachte ich eher an einen fantastischen Jugendroman im historischen Gewand (schon allein wegen der Wölfe, mit denen sie anfangs gejagt wird), doch ich glaube, der Autor möchte sich gar nicht festlegen lassen. So verrückt sein Genre-Mix ist, so interessant ist auch sein Schreibstil, der sich zwischen poetischem Feinsinn und brutalem Slang hin- und herbewegt, ohne dass es einen Bruch geben würde. Manchmal war mir die Geschichte ein bisschen zu langatmig; obwohl sie entschleunigte, ließ sie trotzdem keine Sekunde einen Zweifel daran, dass es dramatisch werden würde, sodass ich mich trotzdem immer ein bisschen unter Druck fühlte. Trotzdem hat das Ganze was. Wer sich darauf einlassen kann, wird mit etwas belohnt, das sich abseits ausgetretener Pfade und dem 08/15-Einheitsbrei bewegt.

Veröffentlicht am 08.10.2023

Gelb in grau

Die graue Stadt
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Robin ist ein kleines Mädchen, das mit Vater und Kater in eine große, graue Stadt zieht. Alles ist grau: die Häuser, die Kleidung, selbst die Stimmung. Robin liebt ihre gelbe Regenjacke, ihre bunten Stifte, ...

Robin ist ein kleines Mädchen, das mit Vater und Kater in eine große, graue Stadt zieht. Alles ist grau: die Häuser, die Kleidung, selbst die Stimmung. Robin liebt ihre gelbe Regenjacke, ihre bunten Stifte, alles, was fröhlich ist, doch in der Schule muss sie jeden Tag nachsitzen und sich auf einem kleinen, schwarz-weißen Fernseher ein Filmchen über Anpassung anschauen. Dort lernt sie auch Alani kennen, einen Jungen, der wie sie gerne singt, fröhlich ist und für ein buntes Leben einsteht. Robin und Alani finden heraus, dass die Grauwerke hinter all der Indoktrination stehen und beschließen, etwas gegen diese und für ein buntes Leben zu unternehmen.

Ich liebe die Mäusegeschichten von Torben Kuhlmann, seine Ideen und Zeichnungen sind außergewöhnlich und das zeigt sich auch hier wieder. Auf jeder Seite entdeckt man etwas Neues und man kann dieses Buch garantiert öfter anschauen und findet immer wieder Kleinigkeiten, die man vorher übersehen hat. Auch für Kinder ist das Buch gut geeignet, um sich mit ihnen über all das zu unterhalten, was Gleichförmigkeit und Diktatur bedeutet. Allerdings fand ich, dass die Story zu knapp gehalten wurde, überhaupt keine richtige Gelegenheit bekommen hat, sich richtig zu entfalten und wenn man bedenkt, dass die Mäuseabenteuer doppelt so viele Seiten bekommen haben, ist das auch logisch.

Veröffentlicht am 02.10.2023

Hidden Memories

Ein Fluss so rot und schwarz
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Desorientiert und ohne Erinnerung an sich selbst wacht ein Mann auf einem Militärboot auf. Seine Haare sind rasiert, er hat OP-Narben und auf seinem Handgelenk steht ein Name: Huxley. Zusammen mit ihm ...

Desorientiert und ohne Erinnerung an sich selbst wacht ein Mann auf einem Militärboot auf. Seine Haare sind rasiert, er hat OP-Narben und auf seinem Handgelenk steht ein Name: Huxley. Zusammen mit ihm befinden sich fünf weitere Personen auf dem Schiff, alle in derselben Situation, sowie ein toter Mann, der offensichtlich Selbstmord begangen hat. Nach und nach finden die Frauen und Männer heraus, dass sie sich auf einer Selbstmordmission ins zerstörte London befinden, auf einer Themse, in und an der es vor tödlichen Wesen wimmelt, die einmal Menschen waren. Nur ein Satellitentelefon begleitet sie und gibt automatische Anweisungen. Was ist passiert? Warum können sie sich nicht erinnern? Doch Erinnerungen sind tödlich ...

Ich bin ein großer Fan von Anthony Ryans Fantasyepen und so war klar, dass mich auch seine erste Dystopie/sein erster Mysteryhorror interessieren würde. Es ist ein typischer Vertreter des Genres, nicht wirklich etwas Neues, aber gut erzählt und mit einigen Monstern und Hintergründen, wie man es für eine Mischung aus den Glorreichen Sieben meets Walking Dead erwartet. Die Stimmung ist düster - nicht wirklich gruselig oder gar echter Horror, aber mit einer unterschwelligen Erwartung ständiger Gefahr trotzdem fesselnd und gut zu lesen. Von mir aus darf sich der Autor gern öfter in dieses Genre wagen.