Profilbild von Miss_Page-Turner

Miss_Page-Turner

Lesejury Star
offline

Miss_Page-Turner ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Miss_Page-Turner über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.07.2017

Tollpatsch Anna ist wieder herrlich komisch

Plötzlich It-Girl - Wie ich versuchte, die größte Sportskanone der Schule zu werden
0

Die Abenteuer unseres Lieblings It-Girl mit nerdigen Tendenzen gehen weiter. Kaum hat Anna sich ein bisschen an den Medienrummel gewöhnt, fällt sie kopfüber in einen Übertopf und wird unfreiwillig zum ...

Die Abenteuer unseres Lieblings It-Girl mit nerdigen Tendenzen gehen weiter. Kaum hat Anna sich ein bisschen an den Medienrummel gewöhnt, fällt sie kopfüber in einen Übertopf und wird unfreiwillig zum Youtube Hit. Hinzu kommt ein fieser Artikel der die Daseinsberechtigung und Vorbildfunktion von It.Girls in Frage stellt (Zugegeben, in der Realität, wäre ein solcher Artikel durchaus berechtigt). Anna fasst also den Plan sich zu beweisen und nicht mehr jedes Fettnäpfen mitzunehmen. Ausgerechnet das Sportfest soll Sportniete Anna dabei zum Erfolg helfen.

Tja, was soll ich sagen? Grobmotorikerin Anna läuft auch in diesem Band wieder zur unfreiwilligen Höchstform auf und beschert dem Leser eine urkomische Situation nach der anderen. Hinzu kommen natürlich der treudoofe Labrador Hund, ihre sarkastischen Freunde und Helena die in wahnwitzige Hochzeitspläne versinkt und Eulen und Pferde für eine prima Idee hält. Alles in allem geht es also genauso aberwitzig weiter wie im Vorgänger. Wobei ich sagen muss, dass es an manchen Stellen sogar schon etwas zu überspitzt war. So unkoordiniert wie Anna kann kein Mensch sein. Was nicht heißt dass es mir nicht ein Lächeln entlockte, als Anna mal wieder ihren Ruf als Tollpatsch alle Ehre macht.

Ein weiterer Kritikpunkt ist für mich der Anfang des Buches. Annas Selbstvertrauen und ihre Fixierung auf „Kein Looser sein“ erinnerten mich doch stark an den Beginn des Vorgängers und ich hatte das Gefühl Anna hat wieder bei null angefangen, was ich sehr ärgerlich fand. Glücklicherweise macht sie eine recht positive Entwicklung in diesem Band durch, sodass ich wieder zufrieden gestimmt war. Ich hoffe bloß, dass Anna im 3. Band dann nicht wieder von vorne beginnt. Mir ist durchaus bewusst, dass ich für manche von Annas Problemen einfach aus dem Alter raus bin, um sie wirklich nachzuvollziehen und dass jüngere Leser sich sich sehr gut mit Anna identifizieren können, aber eine gewisse weitere Entwicklung wäre dennoch wünschenswert.
Nichtsdestotrotz hat mich das Buch fabelhaft unterhalten und meine Lachmuskeln ordentlich in Anspruch genommen.

Fazit
Auch der 2. Band beansprucht mit liebevollen Charakteren, urkomsichen Situationen und witzigen Dialogen wieder die Lachmuskeln im höchsten Maße. Allerdings hätte ich mir bei Anna noch etwas mehr Charakterentwicklung gewünscht, damit es 5 Sterne geworden wären.

Veröffentlicht am 14.10.2024

Lesenswert – trotz bekannter Stories

33 Sportereignisse, die die Welt verändern
0

Wer meinen Rezensionen schon länger folgt, weiß es vielleicht schon: Aber ich bekenne mich als großer Fan des Katapult Magazin und Verlages. Die Mischung aus Information, Humor und Anschaulichkeit in ihren ...

Wer meinen Rezensionen schon länger folgt, weiß es vielleicht schon: Aber ich bekenne mich als großer Fan des Katapult Magazin und Verlages. Die Mischung aus Information, Humor und Anschaulichkeit in ihren Sachbüchern und Atlanten begeistert mich immer wieder aufs neue und so war es nur eine Frage der Zeit, bis das nächste Katapult Buch einzog. Dieses Mal begab ich mich in die Welt des Sportes.

Die Mär vom “neutralen” Sport
Als ich Geschichtswissenschaften studierte, belegte ich in einem Semester einen Kurs, der sich mit dem Sport in der DDR beschäftigte. Im Zuge dessen begann ich eine Hausarbeit über die Fanfreundschaft vom FC. Union und Hertha BSC (ich weiß, heute unvorstellbar, pfui), die über die Mauer hinweg und gegen das System Berliner verband und vereinte. Ein wahnsinnig spannendes Thema und auch wenn ich die Hausarbeit nie abgab (sorry Frau Dr. Laukötter) hat mir die Bearbeitung des Themas doch vor Augen geführt, wie sehr der Sport die Menschen beeinflusst und umgedreht. Denn letztendlich ist der Sport ein Spiegel der Gesellschaft und als solcher kann er eigentlich gar nicht neutral sein, denn er wird immer vom aktuellen Zeitgeschehen beeinflusst, ist Wandel und Anpassungen unterworfen und ein Ausdruck dessen, was die Menschen gerade bewegt. Der “neutrale” Sport, den diverse Verbände wie z.B. FIFA oder IOC also so gerne proklamieren, ist nichts weiter, als eine Illusion und das wird auch anhand von den 33 hier vorgestellten Geschichten deutlich.

Was mir gut gefallen hat, war die Bandbreite der Themen. Von sozialen Themen wie dem Rassismus in der NFL, Homophobie im Sport oder diversen Situationen, in denen Frauen benachteiligt werden, geht es auch um geopolitische Themen wie z.B den Sport als Mittel zur Anerkennung eines Staates (Was z.B. die DDR, um auf den Anfang zurückzukommen, im großen Stil betrieb), oder klimarelevante Themen wie die katastrophale Ökobilanz der Formel 1.

Vom Spektrum her also eine breit gefächerte und ansprechende Auswahl. Was die “Bekanntheit” angeht, hätte ich mir allerdings etwas mehr Überraschungen erhofft. Der Großteil der Themen hatte in den vergangenen Jahren schon einiges an mediale Präsenz, sodass ich bei diesem Buch, anders als bei anderen Büchern des Verlags, etwas weniger das Gefühl hatte, viel Neues zu erfahren.
Sicherlich, vieles, was in den Medien nur kurze Nachrichten waren, wird hier vertieft und mit Grafiken ergänzend dargestellt, trotzdem hätte ich mir ein paar mehr Geschichten gewünscht, die weniger bekannt sind. Genug Material liefert die Sportwelt, da bin ich mir sicher. Dafür gibt es auch den einen Punkt Abzug in meiner Bewertung.

Ansonsten ist das Buch, wie von Katapult gewohnt, wieder lehrreich und unterhaltsam zugleich. Autor Fabian Sommavilla hatte mir schon mit seinem Buch 55 kuriose Grenzen und 5 bescheuerte Nachbarn gezeigt, dass er Fakten gut verständlich und unterhaltsam vermitteln kann und zeigt dies auch hier wieder. Mit einer guten Balance zwischen lockerem Geplauder und Infodropping führt Sommavilla einen durch die Welt des Sports und zwar eben nicht aus der Sicht eines reinen Sportfans oder Athleten, sondern mit seinem journalistischen Blick, was das Buch auch für jene, die weder gerne Sport treiben noch schauen einen Blick wert macht.

Fazit:


Ein weiteres spannendes Sachbuch aus dem Katapult Verlag, dass den Sport ins Licht sozialkritischer und gesellschaftlicher Themen rückt und selbst für Sportmuffel lesenswert ist. Wer allerdings aufmerksam das Zeitgeschehen verfolgt, wird viele Geschichten schon kennen. Trotzdem lohnt sich das Buch, schon allein wegen den, wie immer, tollen Grafiken als Ergänzung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.10.2024

Was wäre wenn...

Eroberung
0

Auf dieses Buch bin ich eigentlich nur durch Zufall gestoßen, ist die zeitgenössische Literatur eigentlich weniger mein Beuteschema. Aber ich habe mir schon seit längerem vorgenommen mehr Gegenwartsliteratur ...

Auf dieses Buch bin ich eigentlich nur durch Zufall gestoßen, ist die zeitgenössische Literatur eigentlich weniger mein Beuteschema. Aber ich habe mir schon seit längerem vorgenommen mehr Gegenwartsliteratur zu lesen und bei Eroberung hat mich die Prämisse sofort fasziniert. Alternativweltgeschichten finde ich ohnehin spannend und dann hier noch die Umkehr der eurozentrischen Erzählungen von Eroberungen und Entdeckungen? Her damit, dachte ich mir nur und setzte das Buch prompt auf die Leseliste.

Wenn kleine Dinge die ganze Weltgeschichte verändern…
Der Klapptet des Buches hat mich wahnsinnig neugierig gemacht. Wie wird es wohl sein, wenn die Europäer mal nicht erobern, sondern erobert werden? Welche Auswirkungen hat das auf Europa und den Machtverhältnissen dort? Wie vermischen sich die Kulturen, vermischen sie sich überhaupt? Wie ändert sich der Alltag der Menschen und, die ganz große Frage, die der Klapptext ja auch stellt: Wie sähe unsere Welt heute aus? All diese Fragen schwirrten schon durch meinen Kopf, bevor ich auch nur die erste Seite aufschlug und ich freute mich sehr darauf, wie Laurent Binet sie mir wohl beantworten würde.

Das Buch ist keine einzige lineare Erzählung, sondern eine Zusammenstellung mehrerer “Berichte”. Als Erstes haben wir eine nordische Saga, in der von Freydis Eriksdottir und ihre Reise nach Amerika erzählt wird. An dieser Stelle ändert Binet zum ersten Mal die Weltgeschichte grundlegend. Indem er die Wikingerin bis nach Südamerika vordringen lässt, ändert er zwei ganz entscheiden Faktoren, die später in unserer Realität den Untergang der großen amerikanischen Zivilisationen maßgeblich beeinflussten: Pferde, Eisenwaren und Viren. Die Dominanz der Kavallerie, der geschärften Metallwaffen und die fehlende Abwehr gegen europäische Krankheiten waren entscheidend dafür, dass die Europäer den großen Doppelkontinent in die Knie zwingen konnten. Indem aber Binet die amerikanischen Indigenen schon gut 500 Jahre früher in Kontakt mit den Viren und in den Besitz von Pferden und dem Wissen zur Eisenverarbeitung brachte, änderten sich die Voraussetzungen europäischer Eroberungsambitionen grundlegend.

Das muss in Binets Alternativwelt dann auch Christoph Kolumbus feststellen, von dessen nun eher unrühmlichen Reise Tagebucheinträge im zweiten Abschnitt des Buches berichten. Und hier ist die zweite entscheidende Änderung: Kolumbus kehrt nie nach Europa zurück und errichtet dementsprechend auch nicht von Gold und anderen Reichtümern in der “neuen Welt”, weshalb die Europäer weder vom Doppelkontinent erfahren, noch Begehrlichkeiten nach den Schätzen dort entwickeln und dementsprechend keinen Anlass mehr haben, sich auf den Weg zu machen. Die Inkas hingegen schon …
Und damit wären wir bei dem Teil, der den Großteil des Buches ausmacht. Den Bericht vom großen Eroberungsfeldzug des Inkakönigs Atahualpa.

Der Sonnenkönig in Europa
Also, wie kann das Wunder geschehen, mit 200 Männer und Frauen einen halben Kontinent zu erobern und das ohne, wie es in der Realität bei Francisco Pizarro der Fall war, mit der Überlegenheit von Pferden, Eisenwaffen und Seuchen im Gepäck? Was unmöglich erscheint, erzählt Binet auf gekonnte Art und Weise. Dabei zeigt sich, dass der Autor auch Historiker ist. Trotz des augenscheinlich abwegigen Szenarios schafft er es, die Erzählung über Atahualpa Eroberungsfeldzug glaubhaft erscheinen zu lassen, indem er reale historische Ereignisse abwandelt und auch zahlreiche Persönlichkeiten dieser Zeit auftreten lässt: große Namen wie, Karl V., Martin Luther, El Greco, Michelangelo, Lorenzino de Medici, Erasmus von Rotterdam oder Machiavelli in Erwähnung, um nur einige zu nennen. Mit zielsicherem Blick und scharf, wie ein Skalpell nimmt Binet die europäische Gesellschaft und das fragile Machtverhältnis des 16. Jahrhundert auseinander und gestattet dem/der Leser/in durch die Augen eines Außenstehenden wie Atahualpa einen neuen Blick auf Europa. Dabei bekommt der/die Leser’in zwar nicht unbedingt eine südamerikanische Perspektive (man merkt immer noch, dass dies ein Buch eines Europäers über Europa ist), aber trotzdem veranschaulicht die Umkehr von “alte” und “neue Welt”, die Absurdität europäischer Übergelegenheitsgedanken. Dabei sind nicht alle Ereignisse allzu ernst zu nehmen (oft hat Atahualpa auch einfach verdammtes Glück), vielmehr gleicht das Buch einer Parodie oder Satire auf europäische Gepflogenheiten, das Christentum und allgemein dem Eurozentrismus.

Doch das Buch regt nicht nur zur Infragestellung der “europäischen Vormachtstellung” in der Geschichtsschreibung an, sondern ist auch einfach wahnsinnig amüsant. Denn Binet schafft es gleichzeitig, die Geschichte sehr temporeich und unterhaltsam zu erzählen. Wenn Heinrichs VIII. von England zum Sonnenglauben wechseln will, weil der die Polygamie erlaubt und das ganz bequem sein Problem mit dem Papst wegen Anne Boleyn lösen würde, oder die 95 Sonnenthesen fundamentale christliche Glaubensgrundsätze infrage stellen, dann muss man schon schmunzeln, ob dieser Parodien europäischer Geschickte. Diese neuen Wendepunkte der Geschichte mitzuverfolgen machte mir unheimlich viel Spaß und da der Autor eine eher lockere Erzählweise hat, liest sich das alles auch gar nicht so trocken, wie es zuerst klingen mag. Im Gegenteil. In Momenten, wo Atahualpa vor den Spaniern fliehen muss oder auf Eroberungsfeldzug ist, liest sie das Buh schon fast wie ein Abenteureroman.

und da war es einfach vorbei
Ich hatte so viel Spaß mit Atahualpas Chronik, dass ich schon ein bisschen traurig war, als sie endete und der vierte und letzte Teil des Buches begann. Aber ich freute mich auch, da ich dachte, dass wir nun weiter in der Zeit voranschreiten und erfahren, wie sich der Eroberungsfeldzug der Inkas auf die späteren Jahrhunderte ausgewirkt hat, ja vielleicht sogar die Gegenwart, wie es der Online Verkaufstext mit der Frage “Wie ginge es uns heute, fragt Binet, wären wir statt der kapitalistischen Ideologie den Lehren des Inkahäuptlings Atahualpa gefolgt?” suggerierte.
Leider war dieser Werbetext die reinste Irreführung und meine Enttäuschung groß: Statt das Gedankenspiel der Inkas in Europa groß weiterzudenken, spielt die letzte Episode nur wenige Jahre nach der dritten und erzählt eine alternative Lebensgeschichte von Miguel de Cervantes und die ist ehrlich gesagt furchtbar langweilig gewesen und trug, wie ich finde, auch nichts wirklich Neues mehr an Erkenntnissen oder zu Binets alternative Welt bei. Stattdessen wirkt sie fast schon losgelöst ans Ende hinten dann geklatscht, wie eine Bonusstory zum eigentlichen Roman. Den Teil hätte man meinem Empfinden nach komplett streichen können. Dann hätte ich zwar immer noch bedauert, dass das Gedankenexperiment nicht fortgeführt wurde, hätte mich aber immerhin nicht durch diese zähen letzten 40 Seiten quälen müssen.

Fazit:


Laurent Binets Eroberung bietet eine faszinierende Umkehr der uns bekannten Geschichtserzählungen von “Eroberung und Entdeckungen”. Durch die geschickte Verknüpfung von Fiktion und historischen Ereignissen entsteht eine temporeiche und unterhaltsame Lektüre, die zum Nachdenken über eurozentrische Vorstellungen anregt und dabei auch ziemlich unterhaltsam ist. Lediglich der letzte Abschnitt erschien mir ziemlich langweilig und überflüssig, aber den ignorierend möchte ich das Buch euch sehr ans Herz legen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.03.2024

Auf Spurensuche im alten Korea

Der Rote Palast
0

In das Cover habe ich mich mit dem ersten Blick verliebt und als ich dann noch im Klapptext das Setting, nämlich Korea im 18. Jahrhundert entdeckt hatte, wollte ich das Buch sofort haben und lesen. Das ...

In das Cover habe ich mich mit dem ersten Blick verliebt und als ich dann noch im Klapptext das Setting, nämlich Korea im 18. Jahrhundert entdeckt hatte, wollte ich das Buch sofort haben und lesen. Das sofort funktionierte zwar nicht ganz, aber dafür begleitete mich das Buch zum Jahresausklang und ich verrate euch schon mal: Es hat mein Lesejahr rund beendet.

Mord und Intrigen im alten Korea
Ich gebe zu, als ich mit dem Buch begann, bin ich irgendwie davon ausgegangen, dass es ein Historisches Fantasy Buch ist. Vielleicht wegen dem doch mystisch anmutenden Cover? Naja, wie dem auch sei, Fantasy haben wir hier nicht, so viel kann ich spoilern, damit niemand mit falschen Erwartungen ans Buch geht und dann enttäuscht ist. Dieser Jugendroman ist eine Mischung aus historischer Roman und Krimi. Da ich diesen auch nicht völlig abgeneigt war, war diese Erkenntnis für mich keine böse Überraschung, sondern einfach nur unerwartet, aber ich wollte es trotzdem gesagt haben.

Wir befinden uns also im Korea im 18. Jahrhundert, der sogenannten Joseon-Dynastie. Die Immersion in diese Zeit gelingt der Autorin recht gut, zumindest insoweit ich das als Laie sagen kann. Ich gestehe, ich kenne mich mit der koreanischen Geschichte nicht besonders gut aus. Aber gerade deswegen haben mir die Bezüge zu real historischen Charaktere gefallen, die die Autorin in einem Nachwort aufschlüsselt, ich verrate euch nicht, um wen/was genau es geht, denn wer wie ich völlig ahnungslos liest, hat mehr vom Täter/in raten.
Denn die Frage, wer der oder die MörderIn ist, ist natürlich wie in jedem Krimi ein zentrales Element und auch in diesem Buch der Faktor, der den Spannungsboden am meisten hochtreibt. Insgesamt ist der gesamte Krimiaspekt sehr unterhaltsam. Vielleicht nicht allzu komplex, aber wir haben hier ja auch ein Jugendbuch. Dies führt (man möchte meinen obligatorisch) auch dazu, dass es neben der Spurensuche auch eine Liebesgeschichte geht, doch diese hält sich angenehm zurück. Was wohl auch an den Charakteren liegt. Sowohl Hyeon, als auch Eojin sind eher besonnene Charaktere, ihre Dynamik kommt ohne viel Drama aus (Was nicht heißt, dass alles sofort glattläuft zwischen den beiden), das mochte ich sehr und es hat wirklich Spaß gemacht, die beiden bei ihrer Jagd nach Hinweisen und Spuren zu begleiten.

Der große Knall am Ende? Eher ein leiser Plopp
Tatsächlich hätte ich dem Buch sogar die volle Punktzahl gegeben, wenn da nicht das Ende gewesen wäre. Denn während sich die Autorin Zeit lässt, Hyeon, als auch Eojin von Zeuge zu Zeuge und von Hinweis zu Hinweis zu schicken, was einen als LeserIn immer neugieriger werden lässt, wird die Auflösung am Ende ziemlich schnell abgehandelt. Zack, Bum Ende. Ein Eimer kaltes Wasser über deinen Kopf, direkt nach der Sauna. Das fand ich schade, da die Geschichte bis dato wirklich gut war, nicht überragen, aber gut, da hätte das Ende durchaus runder sein können. Auch wie letztendlich die Geschichte endet, konnte mich nicht wirklich überzeugen, doch was mich daran genau störte kann ich nicht ohne Spoiler verraten.

Fazit:


Das Buch entführte mich geschickt ins Korea des 18. Jahrhunderts und bot eine fesselnde Mischung aus historischem Roman und Krimi. Die Charaktere waren gut ausgearbeitet, und die Spurensuche hielt mich bis zum Ende in Atem. Jedoch wirkte die Auflösung des Falls etwas überstürzt und hinterließ bei mir einen leicht enttäuschenden Eindruck. Trotzdem ein lesenswertes Buch, das ich gerne weiterempfehle.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.03.2024

Tee, Magie und Intrigen

A Magic Steeped in Poison – Was uns verwundbar macht
0

Schon als ich “Tee-Magie” las, wusste ich, dass ich dieses Buch lesen will. Tee-Magie, das klingt neuartig, spannend und für Asia-Setting bin ich ja sowieso immer zu haben, daher wanderte das Buch schnell ...

Schon als ich “Tee-Magie” las, wusste ich, dass ich dieses Buch lesen will. Tee-Magie, das klingt neuartig, spannend und für Asia-Setting bin ich ja sowieso immer zu haben, daher wanderte das Buch schnell auf die Wunschliste, von dort ins heimische Regal und für meine Verhältnisse auch schnell auf der Leseliste. Doch konnte mich die Tee-Magie dann auch überzeugen?

Die Magie der Teezeremonie
In “A Magic Steeped in Poison” begleiten wir Ning an den kaiserlichen Hof, wo ein Wettkampf den oder die nächste kaiserliche Shénnóng-Shi (magische TeemeisterInnen) bestimmen soll und dem/der GewinnerIn darüber hinaus ein Wunsch gewährt wird. Ning hofft, mit diesem das Leben ihrer Schwester retten zu können, die seit einem Giftanschlag schwer krank ist.

Wie bereits in meiner Einleitung erwähnt, hat mich an diesem Buch besonders das Worldbuilding gereizt. Zu einem natürlich das asiatische Setting, hier hauptsächlich von der chinesischen und taiwanischen Kultur inspiriert und eben die Teemagie. Das reine Worldbuilding ist solide, ohne herausragend zu sein, wer schon einige asiatisch inspirierte Romane gelesen hat, findet sich schnell zurecht und die Verflechtungen chinesischer Mythologie und Folklore mit der Handlung sind erkennbar, man hätte aber den/die LeserIn ruhig noch etwas tiefer in die fernöstliche Welt eintauchen lassen können.
Umso besser hat mir die Idee mit der Teemagie gefallen, das hatte wirklich etwas erfrischend Neuartiges und es war gerade in den Wettbewerbskämpfen spannend, wie Ning aber auch ihre KonkurrentInnen ihre Künste einsetzten. Etwas irritiert haben mich aber die englischen Namen für die Teesorten, die auch in der deutschen Übersetzung so bleiben. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung von historischen asiatischen Teesorten und vielleicht waren wirklich englische Bezeichnungen mit dem Einfluss der Briten auf China ab dem 18. Jahrhundert üblich, auf mich wirkten diese Bezeichnungen jedoch Fehl am Platz und störten etwas die Immersion in diese ans historische China angelehnten Welt, das ist aber nur ein kleiner Kritikpunkt.

Kommen wir zur Handlung. Diese spielt sich auf mehrere Ebenen ab. Zu einem haben wir da natürlich den magischen Wettkampf, ein YA-Trope, das ich sehr mag, zum anderen gilt es aber noch die Intrigen am Hof und die landesweiten Giftanschläge aufzuklären. Ach ja und ein Love Interest ist auch noch da. Viel zu tun für Ning und ja manchmal stolpert die Handlung kurz, wenn sie nicht weiß, welche Richtung zuerst eingeschlagen werden soll, das sind aber tatsächlich nur kurze Momente und die meiste Zeit hat mich das Buch wirklich gut unterhalten, wobei der Wettkampf Handlungsstrang doch mein liebster war, denn trotz althergebrachtes YA-Rezeptur, waren die Aufgaben interessant und der Wettkampf damit spannend zu verfolgen. Die Liebesstory war ok. Es hätte sie nicht wirklich gebraucht, aber störend oder zu aufgesetzt war sie immerhin auch nicht.

Fazit:


Alles in allem hat mich “A Magic Steeped in Poison” zwar nicht komplett vom Hocker gehauen, aber definitiv gut unterhalten. Die Autorin verleiht vielen klassischen YA Fantasy Elementen ihre eigene Note, was die Geschichte auch für LeserInnen, die schon länger in dem Genre unterwegs sind, noch unterhaltsam und originell genug macht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere