Cover-Bild Das andere Tal
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21,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 20.03.2024
  • ISBN: 9783257614664
Scott Alexander Howard

Das andere Tal

Anke Caroline Burger (Übersetzer)

Dieses Tal ist ein besonderer Ort. Geht man nach Osten oder Westen, stößt man auf die gleichen Häuser, Hügel, Straßen – doch alles ist zwanzig Jahre zeitversetzt. Nur in Trauerfällen dürfen die Grenzen passiert werden. Als die junge Odile in Besuchern aus der Zukunft die Eltern ihres Freundes Edme erkennt, weiß sie, dass er bald sterben wird. Was wäre, wenn Odile das ihr auferlegte Schweigen bricht? Ein bewegendes und außergewöhnliches Debüt über Freiheit und die Macht des Schicksals.

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Veröffentlicht am 04.06.2024

Was wäre, wenn man die Vergangenheit ändern könnte

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Die 16jährige Schülerin Odile lebt in einem Tal, das im Osten und Westen von völlig identischen Tälern begrenzt wird. Einziger Unterschied ist die Zeit, denn in dem einen Tal leben die Menschen zwanzig ...

Die 16jährige Schülerin Odile lebt in einem Tal, das im Osten und Westen von völlig identischen Tälern begrenzt wird. Einziger Unterschied ist die Zeit, denn in dem einen Tal leben die Menschen zwanzig Jahre zuvor, in dem anderen zwanzig Jahre in der Zukunft. Die Grenzen werden bewacht, ein Überschreiten ist streng verboten und nur auf Antrag und in Begleitung möglich. Entschieden wird darüber von den Mitgliedern des Conseils, deren Autorität nicht in Frage gestellt wird. Die genauen Kriterien, warum Besuche gestattet oder abgelehnt werden, sind nicht transparent.

In der Schule herrscht ein autoritärer Unterrichtsstil, zu dem auch ganz selbstverständlich körperliche Züchtigungen gehören. Obwohl Odile augenscheinlichlich gemobbt wird, schreitet der Klassenlehrer nicht ein, lediglich Alan und Edme, zwei Mitschüler, stellen sich auf ihre Seite.
Am Ende des Schuljahres steht der Übergang in die Ausbildung bevor, am begehrtesten ist natürlich die Aufnahme in die Ausbildung am Conseil. Zunächst bewirbt Odile sich nur, weil es ihrer Mutter so wichtig ist. Doch ein Erlebnis hat Odile zutiefst irritiert, ohne dass sie darüber sprechen konnte. Sie hat Edmes Eltern als Besucher aus der Zukunft gesehen, sie weiß also, dass Edme sterben wird, ohne den genauen Zeitpunkt oder die Ursache zu kennen. Durch einen Zufall erfährt ihr Lehrer davon und empfiehlt sie deshalb für die Ausbildung. Für sie selbst überraschend, beginnen die herausfordernden Aufgaben sie zunehmend zu faszinieren und ihren Ehrgeiz zu wecken. Gleichzeitig ändert sich ihr Status bei ihren Klassenkamerad:innen und sie wird Teil einer Clique. Insbesondere zu Edme fühlt sie sich hingezogen, ohne ihm von ihrem Wissen über seinen bevorstehen Tod zu berichten.

Während dieses ersten Teils liest sich der Roman wie ein Jugendbuch, in dem es im Rahmen einer Dystopie um die ganz typischen Themen wie Außenseitertum, Mobbing, erste Liebe und langsames Erwachsenwerden geht. Gerade Odile wirkt in einigen Szenen viel jünger als 16 Jahre, um dann aber insbesondere im Zusammenleben mit ihrer Mutter viel zu erwachsen für das Alter zu handeln und zu denken. Insgesamt wirkt Odile sehr beherrscht und zeigt viel weniger Emotionen, als zu erwarten wären.

Der zweite Teil spielt 20 Jahre später. Sprachlich unterscheidet er sich gravierend von Teil I. Auch die Stimmung ist viel düsterer, von Aufbruchstimmung keine Spur. Odiles Dasein lässt sich nur als trist und monoton beschreiben, ihre Wünsche sind bescheiden. Doch dann geschehen einige Dinge, die sie aus ihrer Erstarrung aufwecken und Gedanken in Gang setzen, die sie bisher nicht zugelassen hat.

Der promovierte Philosoph Scott Alexander Howard erinnert mit seinem ersten Roman an berühmte Vorbilder, in denen es um autoritäre Systeme oder um klassische Zeitreisen geht. Diese beiden Themen verknüpft er geschickt und unterhaltsam, fordert seinen Leser:innen aber auch einiges an Konzentration ab. Unweigerlich stellt man sich die Frage, wie man selbst handeln würde. Was würde geschehen, wenn man die Vergangenheit ändern könnte? Welche Auswirkungen hätte das, nicht nur für die eigene Person, sondern für ganze Systeme?

Das andere Tal ist kein Wohlfühlbuch, dafür ist die Atmosphäre über weite Strecken zu düster. Der erste Eindruck, es könnte ein Jugendbuch sein, ist spätestens zu Beginn des zweiten Teils verflogen.
Auch Odile, die die tragende Figur des Romans ist, eignet sich nicht als Identifikationsfigur, obwohl sie letztlich eine Sympathieträgerin ist. Ebenso wie sie sind die anderen Hauptcharaktere überzeugend herausgearbeitet.

Klare Leseempfehlung für Leser:innen, die sich auf das Thema einlassen mögen und sich von düsteren Szenarien nicht abschrecken lassen.

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Veröffentlicht am 02.06.2024

Was für eine großartige Idee und fantastische Geschichte

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Die Geschichte um die Odile Ozanne handelt in einem Tal, das man nicht verlassen darf, es sei denn man kann überzeugend darlegen, dass der Schmerz über den Tod eines geliebten Menschen so groß ist, dass ...

Die Geschichte um die Odile Ozanne handelt in einem Tal, das man nicht verlassen darf, es sei denn man kann überzeugend darlegen, dass der Schmerz über den Tod eines geliebten Menschen so groß ist, dass es nötig ist, ihn in der Zukunft oder Vergangenheit zu besuchen, um diesen zu mildern. Denn das Tal ist ein ganz besonderes, es existiert zu mehreren Zeiten - in der einen Richtung ist es genau 20 Jahre früher, in der anderen 20 Jahre später. Eines Tages sieht Odile die Eltern ihres Freundes Edme, die aus der Zukunft zu Besuch sind und weiß, er wird bald sterben. Ein Wissen, das großen Einfluss auf die schüchterne 16-Jährige hat.

Was für eine großartige Idee und fantastische Geschichte, die Scott Alexander Howard in seinem Debütroman "Das andere Tal" erzählt. Zeitreiseromane gibt es eine ganze Menge, aber für mich ist diese Idee neu und wirft noch einmal ein ganz anderes Licht auf Reisen in die Zukunft oder Vergangenheit. Manchmal würde man sich vielleicht wünschen, dass es möglich wäre. Aber wenn man genauer darüber nachdenkt, können die Konsequenzen fatal sein. Deshalb wird in Odiles Tal auch so genau darauf geachtet, dass niemand versucht, das Tal zu verlassen, zum Teil mit Methoden, die an die ehemalige DDR erinnern.

Beschäftigt man sich auch nur ein bisschen mit dem Thema, wird sehr schnell klar, dass das Erzählen der Geschichte die große Schwierigkeit birgt, die Konsistenz auch über die Zeiten hinweg zu wahren. Diese Herausforderung meistert der Autor virtuos. "Das andere Tal" ist aber nicht nur ein Zeitreiseroman, es beschäftigt sich auch mit dem Thema "Schmerz und Trauer".

Scott Alexander Howard zeichnet ein sehr detailiertes Bild von Odile und den weiteren Figuren. Er schafft eine ganz besondere Atmosphäre, in der ich mich das ganze Buch über nicht wohl fühle, sie löst vielmehr Beklemmung in mir aus. Trotzdem fasziniert und begeistert mich die Geschichte. Mein erstes Lesehighlight im neuen Jahr, das schwer zu übertrumpfen sein wird.

Veröffentlicht am 28.05.2024

Jahreshighlight

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Wow dieser Schreibstyl und hinweise auf das was passieren wird ist mega. Man liest Stellen die Später wieder aufgegriffen werden und man merkt dann erst wie wichtig diese vorerst Randbemerkung war. Durch ...

Wow dieser Schreibstyl und hinweise auf das was passieren wird ist mega. Man liest Stellen die Später wieder aufgegriffen werden und man merkt dann erst wie wichtig diese vorerst Randbemerkung war. Durch die Reisen in den Tälern erfährt man so viel und man lernt auch so viel. Die Personen sind so liebevoll und man kann eigentlich nur alle mögen (ausgenommen paar Soldaten ;) ). Die Protagonistin möchte man am liebsten in den Arm nehmen. Sie muss in ihrem Leben so viel durch machen. Sie hat höhen und tiefe Tiefen in ihrem Leben und steckt so viel ein obwohl man die ganze Zeit weiß das mehr in ihr Steck. Man fiebert mir ihr mit und lernt mit ihr was das Leben in den Tälern wirklich bedeutet. Schon von Anfang an wird man von ihr "mitgenommen" und erlebt mit ihr die Geschichte.
Das Buch ist detailliert und beinhaltet viele "versteckte" Detaillies die sich erst später als wichtig herausstellen.
Durch den Styl des Buches kommt man richtig in einen Leserausch und kann nicht mehr aufhören, so bekommt man gar nicht mit wie lang dieses Buch doch ist.
Ich kann dieses Buch sehr empfehlen.

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Veröffentlicht am 18.05.2024

In einem Tal vor unserer Zeit

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Odile ist in der Schule eher unscheinbar. Weder ist sie besonders beliebt, noch ist sie besonders begabt, noch wächst ihr ein Baum auf dem Kopf, der die Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde. Die Hoffnung ...

Odile ist in der Schule eher unscheinbar. Weder ist sie besonders beliebt, noch ist sie besonders begabt, noch wächst ihr ein Baum auf dem Kopf, der die Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde. Die Hoffnung ihrer Mutter, eine Karriere die ihresgleichen sucht. Odile hingegen weiss nicht recht, um ihr diese Laufbahn gefällt. Und noch vielmehr weiss sie nicht recht, was sie von der unerwarteten Begegnung mit der Familie eines Schulkollegen halten soll. Denn diese Begegnung steht unter einem schlechten Stern.

"Das andere Tal" ist wahrlich anders. Nicht nur, dass sich der Leser fragen muss, wie diese besondere Welt aussieht und funktioniert, auch kommt die Frage auf, was man selbst an Odiles Stelle tun würde. Denn die Wahl fällt nicht nur zwischen Pflicht und Freiheit, sondern auch zwischen ihr selbst und dem großen Ganzen.

Auch wenn die Geschichte keine Antwort auf alle Fragen gibt, so kann man doch auf der Reise mitfiebern und seine eigenen Hoffnungen verfolgen.

Das Buch ist definitiv keine leichte Kost und erfordert auch den Wunsch, die Gedanken auf die Probe zu stellen.

Wie in einigen bekannten Büchern stellt sich auch die Frage, ob man Regeln blind folgen sollte oder ob man diese Verantwortung für sich selbst nicht abgeben darf.

Eine besondere Geschichte, die ihren Glanz nicht über Sympathie gewinnt.

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Veröffentlicht am 06.05.2024

20 Jahre davor - Jetzt - 20 Jahre danach

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Das Buch hat mich von Anfang an neugierig gemacht. Ein Tal mit seinen Menschen und ihren Leben. Daran angrenzend das gleiche Tal, mit den gleichen Menschen aber einmal 20 Jahre davor und einmal 20 Jahre ...

Das Buch hat mich von Anfang an neugierig gemacht. Ein Tal mit seinen Menschen und ihren Leben. Daran angrenzend das gleiche Tal, mit den gleichen Menschen aber einmal 20 Jahre davor und einmal 20 Jahre danach. Aber die Leben könnten ganz anders sein, wenn man zwischen den Tälern reisen und eingreifen könnte. Reisen sind aber nur in ganz seltenen Ausnahmen erlaubt, denn niemand darf wissen was die Zukunft bringt oder die Vergangenheit ändern.

In diesem Tal lebt Odile und sie sieht etwas was ihr Leben verändert. Verändern könnte. Wie ist das Leben aufbauend auf den Entscheidungen die man trifft?

Mich hat das Buch sehr begeistert. Die Grundidee hat mich fasziniert. Der eher langsame, nachdenkliche Erzählstil mit seinen melancholischen Abschnitten hat viel Raum für eigenen Gedanken gelassen. Die Geschichte und deren Entwicklung hat mich ebenfalls überzeugt.

Definitiv ein Buch, das ich nochmal lesen werde.

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