Cover-Bild Bienenjunge
Band der Reihe "Edition Periplaneta"
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13,80
inkl. MwSt
  • Verlag: Periplaneta
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 196
  • Ersterscheinung: 09.03.2020
  • ISBN: 9783959961745
Heidi Lehmann

Bienenjunge

Roman

Cosmas ist ein besonderer Junge, er ist Autist.
Sein Vater Kai versucht, ihm ein erfülltes Leben zu ermöglichen, während Cosmas’ Mutter Jorinde die Behinderung ihres Sohnes nicht wahrhaben will. So hat Kai das Gefühl, dass er sich allein den Problemen stellen muss, die zwar alle Eltern haben, die aber durch die Eigenheiten seines Sohnes verstärkt werden. Nur bei der Künstlerin Lilith findet er Rückhalt. Doch als Cosmas eingeschult werden soll, eskalieren die familiären und gesellschaftlichen Konflikte.

Eine Geschichte über Familie, Liebe, Inklusion und über den Kampf für ein gutes Leben.







Coverbild: aphoto4you / stock.adobe.com

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.06.2020

Berührendes und tiefgründiges Buch

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„...Regeln waren wichtig für Cosmas, aber er empfand es als dringlicher, im jeweiligen Moment zu schauen, was genau der Junge benötigte...“

Kai ist mit seinem 6jährigen Sohn Cosmas am Strand der Elbe. ...

„...Regeln waren wichtig für Cosmas, aber er empfand es als dringlicher, im jeweiligen Moment zu schauen, was genau der Junge benötigte...“

Kai ist mit seinem 6jährigen Sohn Cosmas am Strand der Elbe. Der Junge beschäftigt sich im Sand. Schnell wird mir als Leser klar, dass Cosmas ein besonderes Kind ist.
Die Autorin hat einen einfühlsamen Roman über das Leben mit einem autistischen Kind geschrieben. Die Geschichte wird aus der Sicht des Vaters erzählt. Der ist Lehrer und weiß, dass Cosmas autistische Züge zeigt, auch wenn die Diagnosestellung schon mehr als ein Jahr auf sich warten lässt.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. In jeder Zeile wird klar, wie sehr Kai seinen Junge liebt und wie viel Mühe er sich gibt, dass es ihm gut geht.

„...Cosmas war Cosmas und er würde niemals jemand anders sein. Und er war genau richtig. Für Kai jedenfalls...“

Was in den vergangenen sechs Jahren passiert ist, bleibt weitestgehend im Dunkeln. Eines aber wird deutlich. Jorinde, Kais Frau und Cosmas Mutter, ist mit der Situation überfordert. Sie kann das Kind nicht so annehmen, wie es ist, und glaubt, es durch Erziehung zu einem normalen Kind zu machen, wobei normal immer ein relativer Begriff ist. Das stellt Kai vor zusätzliche Anforderungen.

„...Jorinde war wie Glas, einerseits hart und glatt, andererseits durchscheinend und zerbrechlich. Und Kai würde sich an ihr schneiden, immer und immer wieder...“

Kai schreibt in den Abendstunden ein Buch. Das ist für ihn eine Art Flucht aus der Realität und schenkt ihm eine gewisse Freiheit. Daraus schöpft er auch die Kraft, Cosmas alles zu geben, was der braucht, und die zerbrechliche Liebe zu seiner Frau nicht infrage zu stellen. Das heißt nicht, dass er alles richtig macht. Aber wer macht das schon in seinem Leben.
Cosmas spricht nicht viel. Doch an einigen Stellen wird deutlich, dass der Junge zu Empfindungen fähig ist, die wir nicht nachvollziehen können. So gibt es Menschen, die er Denkenlampe nennt. Seinem Vater erklärt er, dass diese leuchten. Auch die Depression der Mutter zeigt sich für ihn in bildhaften Farben.
Auf einer Vernissage lernt Kai die Künstlerin Lilith kennen. Ihre Lebensfreude beeindruckt ihn. Trotzdem setzt er seinem Handeln Grenzen, auch wenn er in Gedanken von mehr Nähe träumt.
Als Kai seinen Freund Peter besucht, beobachtet Cosmas die Bienen an dessen Bienenstöcken. Hier zeigt sich sein feines Empfinden für andere Lebewesen. Erstaunlich, wie er ihr Tun interpretiert. Daraufhin beschließt Kai, auf dem Balkon selbst Bienen zu halten. Die Beobachtung der Tiere lässt Cosmas zur Ruhe kommen. Was ihn sonst schnell aufregt, blendet er dabei völlig aus. Kais Gedanken zeigen, wie tief er sich mit der Problematik beschäftigt hat:

„...Vielleicht sollten wir versuchen, uns ihm anzupassen, anstatt ihn der Welt...“

Als Cosmas eingeschult wird und die Integration in der Schule nicht funktioniert, eskaliert auch die familiäre Situation. Jorinde kann ihr Verhalten nicht mehr steuern. Sie lebt zwischen Lethargie und heftigen Ausbrüchen, lehnt aber jede Hilfe ab.
Das offene Ende hat Für und Wider. Einerseits ermöglicht es mir als Leser, die Geschichte weiterzuspinnen, andererseits verlangen insbesondere Jorindes Aussetzer eine schnelle und konsequente Lösung.
Spannend wäre es sicher, das Geschehen aus Jorindes Sicht kennenzulernen. Vielleicht würde ich dann feststellen, dass ich sie falsch einschätze.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Kai ist hin- und hergerissen zwischen seinem Anspruch, das Beste für seinen Sohn zu wollen, den Forderungen der Ehefrau, die Zeit für sich beansprucht und doch seine Nähe scheinbar nicht mehr ertragen kann und fehlenden Hilfsangeboten der Gesellschaft.

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Veröffentlicht am 23.06.2020

Berührende Geschichte mit viel Tiefgang

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Heidi Lehmann erzählt die Geschichte einer besonderen Familie - besonders deshalb, weil der Sohn Cosmas Autist ist und die beiden Eltern sehr unterschiedlich mit der Situation umgehen. Wir erleben wie ...

Heidi Lehmann erzählt die Geschichte einer besonderen Familie - besonders deshalb, weil der Sohn Cosmas Autist ist und die beiden Eltern sehr unterschiedlich mit der Situation umgehen. Wir erleben wie schwierig ein Alltag für Autisten in unserer Gesellschaft ist, an dem die kleine Familie zu zerbrechen droht.

Als Leser nehmen wir die Geschehnisse aus Sicht des Vaters Kai wahr. Seine Handlungen strahlen die Liebe zu seinem Sohn aus. Cosmas steht für ihn an erster Stelle und er versucht beständig sich in seinen Sohn hineinzuversetzen. Ich schätze Kai sehr und sehe ihn als großartigen Vater. Kai stellt jedoch selber richtig fest: "ein Mensch, der kein Autist ist, kann nicht einmal annährend nachvollziehen, wie anders die Wahrnehmung eines Autisten funktioniert". Er fühlt sich oft hilflos und ist unsicher, wie er seinen Sohn am besten unterstützen kann.

Jorinde kann die Behinderung ihres Sohnes nicht akzeptieren. Sie macht sich schwere Vorwürfe in der Erziehung. Um Cosmas später ein eigenständiges Leben zu ermöglichen, ist sie sehr ehrgeizig darin, ihn auf die gesellschaftlichen Normen und Verhaltensweisen vorzubereiten.

Jorinde und Kai könnten in ihren Ansichten unterschiedlicher nicht sein. Der Autorin gelingt es, dass man beide Perspektiven verstehen kann. Kai möchte Cosmas Leid ersparen und passt sich seiner Welt an. Jorinde hält diese Einstellung auf lange Sicht als schädlich für ihren Sohn und möchte ihn dazu bewegen, in unserer Welt zu bestehen. Der Konflikt zwischen den beiden ist sehr realistisch beschrieben und geht mir als Leser sehr nahe.

Cosmas Verhalten ist häufig unvorhersehbar und unabwendbar. Er ist mir durch Kais Perspektive sehr ans Herz gewachsen. Die Geschichte verschönt nicht, sondern zeigt wie wenig Cosmas Welt mit unserer reizüberfluteten und lauten Welt vereinbar ist. Die Menschen zeigen wenig Verständnis für ihn. Sie schauen auffällig und tuscheln über sein "schlechtes Benehmen". Die beiden Eltern spüren diesen gesellschaftlichen Durck stark auf sich lasten. Es ist furchtbar zu erleben, wie hart wir als Gesellschaft mit Menschen umgehen, die nicht dem üblichen, erwarteten Verhalten entsprechen.

Die Konflikte spitzen sich im Verlauf des Buches sehr zu, doch es fällt mir schwer irgendjemandem einen Vorwurf zu machen. Ich kann nicht glauben, wie Heidi Lehmann es geschafft hat, dass ich an jedem der Personen und ihrem Schicksal hänge. Lilith, eine enge Vertraute von Kai, war mir zu Beginn nicht ganz geheuer, doch auch sie schätze ich mit ihrer ehrlichen Art, ihrer Unsicherheit und ihrer Toleranz gegenüber Cosmas.

Nur einen einzigen Handlungsstrang hätte ich mir anders gewünscht: die Entwicklung von Jorindes Gesundheit. Die Entfremdung von Jorinde und Kai hat mich als Leserin sehr mitgenommen. Für mich hätte dieser wachsende Konflikt zwischen den beiden etwas schleichender und detailreicher beschrieben genügt. Ihre Uneinigkeit und Entfremdung ist sehr realistisch. Jorindes Gesundheitszustand ist in der Härte für mich etwas zu viel - die Situation ist auch so schon schlimm genug.

Fazit: Die Geschichte der kleinen Familie ruft so viele Gefühle in mir hervor. Von Anfang an berührt mich das Schicksal der Charaktere sehr. Heidi Lehmann hat mich spüren lassen, wie schwierig es als Autist ist, in unserer Gesellschaft zu bestehen. Dabei ist besonders herausfordernd, wie die Umwelt einem Autisten begegnet. Ich lege jedem ans Herz, die Geschichte von Kai, Jorinde, Lilith und Cosmas zu lesen.

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Veröffentlicht am 03.12.2020

Die Bienen

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"Bienenjunge" ist die Geschichte über eine Familie mit einem authistisches Kind und deren Alltag.

Kai, der Vater, versucht sich der Krankheit zu stellen, dem Kind Sicherheit zu geben und ein halbwegs ...

"Bienenjunge" ist die Geschichte über eine Familie mit einem authistisches Kind und deren Alltag.

Kai, der Vater, versucht sich der Krankheit zu stellen, dem Kind Sicherheit zu geben und ein halbwegs normales Familienleben aufzubauen. Was angesichts der Lage nicht einfach ist und zu Spannungen führt.

Jorinde, die Mutter, fühlt sich mit der ganzen Situation überfordert. Sie versteht nicht, warum ihr Sohn so emotionslos reagiert und versucht ihn auf ihre Art zu "erziehen". Sie will ihm Verhaltensweisen aufzwingen, die in Cosmas Welt fremd sind. Sie möchte Regeln, genau wie Kai, aber dem ist das Wohl des Jungen vorrangiger.

Die Charaktere sind gut aufgebaut, man kann die Verhaltensweisen der Eltern gut nachempfinden. Wobei Jorindes Krankheit etwa geordneter sein könnte. Hätte sie auch eine Stimme in dieser Geschichte gehabt, dann wäre es perfekt gewesen. So steht sie leider nur neben den anderen und wirkt dadurch deplaziert und unsymphatisch. Was sie aber nicht wirklich ist.

Nicht jeder kann mit so einer Situation umgehen und ihr Tun und Handeln sind nachvollziehbar, ohne dass man sie dafür verurteilen kann.

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