Cover-Bild Kaltenbruch
9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Droemer Taschenbuch
  • Themenbereich: Belletristik - Krimi: Historisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 01.04.2019
  • ISBN: 9783426306406
Michaela Küpper

Kaltenbruch

Roman

Eine vorlaute Bemerkung über die braune Vergangenheit seines Chefs bereitet den Karriereträumen von Kommissar Peter Hoffmann im Frühsommer 1954 ein jähes Ende. Stattdessen wird er in die rheinische Provinz versetzt. Da geschieht in dem abgeschiedenen Dorf Kaltenbruch ein Mord, der die Gemüter der Menschen bewegt. Gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin Lisbeth Pfau macht sich Hoffmann auf die Suche nach dem Täter – und stellt fest, dass der Krieg gerade auch der jüngeren Generation Wunden geschlagen hat, die noch lange nicht verheilt sind. Hoffmann und Pfau machen eine erschütternde Entdeckung.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.06.2019

Kaltenbruch

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1954 sind im kleinen rheinischen Dorf Kaltenbruch die Folgen des Krieges noch spürbar. Neben der angestammten Dorfgemeinschaft leben hier jetzt unter anderem auch mehr schlecht als recht Flüchtlinge aus ...

1954 sind im kleinen rheinischen Dorf Kaltenbruch die Folgen des Krieges noch spürbar. Neben der angestammten Dorfgemeinschaft leben hier jetzt unter anderem auch mehr schlecht als recht Flüchtlinge aus den einstmals deutschen Gebieten jenseits der Oder. Vor allem Frauen wie Berta Kaminski aus Breslau, ohne einen Mann, aber mit vielen Kindern, haben es schwer. Die Integration ist verhalten, Misstrauen/Argwohn und Ablehnung – bis auf wenige Ausnahmen – groß.

Während beispielsweise seine Geschwister Anfeindungen ausgesetzt sind, ist Rudi Kaminski anerkannt. Auch Marlene, die als Kind in Köln ausgebombt wurde und dabei ihre Mutter verlor, hat es nach Umwegen über Großmutter und Heim gut getroffen. Sie ist auf dem Bauernhof der Leitners, wo sie gemeinsam mit der Mutter einige Sommer verbracht hatte, untergekommen. Genauso wie Dana, deren Mutter den Platz der verstorbenen Frau Leitner eingenommen hat.

Da geschieht ein Mord und stellt das stillschweigende Arrangement der Dorfbewohner auf den Kopf. Der siebzehnjährige Heinrich Leitner, genannt Heini, liegt mit einer Axt hinterrücks erschlagen auf dem Erdbeerstand, an dem er kurz zuvor noch mit Marlene gesehen worden war. Statt ihrer wird Gruber, ein Dorfbewohner, der bekanntermaßen dem Alkohol verfallen und keiner Schlägerei in der Kneipe abgeneigt ist, blutbesudelt am Tatort aufgefunden. Allerdings beteuert er vehement seine Unschuld. Und Schlüter, Fabrikant und sein Arbeitgeber, nur sekundär an Politik interessiert, einer, der immer alle gut behandelt (hat, auch die Zwangsarbeiter), besorgt ihm einen Anwalt.

Es ist am Düsseldorfer Kommissar Peter Hoffmann, die Frage zu klären, ob Gruber der Täter ist. Unterstützung erhält er vom jungen schlaksigen Polizeimeister Kröger, der im Dorf seinen Dienst verrichtet, und Lisbeth Pfau, die zunächst lediglich kommentarlos als Schreibkraft fungieren soll, dann aber beweist, dass sie durchaus zu eigenen klugen Überlegungen fähig ist.

Schnell beißt sich der äußerst unwillig agierende und überheblich wirkende Hoffmann an Gruber als Täter fest und will diesen so möglichst bald überführen, um das Provinznest verlassen zu können. Doch nur wenige Tage später wird Gruber selbst zum Opfer und kommt gewaltsam zu Tode. Hat Heinis Mörder erneut zugeschlagen?


Michaela Küpper hat für ihr Debüt „Kaltenbruch“ einen interessanten, selten besehenen Zeitpunkt gewählt. Fast zehn Jahren nach dem zweiten Weltkrieg sind die Menschen zwar wieder zu einer gewissen Normalität zurückgekehrt, die Nachwirkungen des Krieges prägen sie und ihren Alltag, der vor allem aus harter Arbeit besteht, indes immer noch. Die Dorfgemeinschaft ist nicht mehr unter sich. So wundert es nicht, dass Zugezogenen gegenüber wenig Akzeptanz bekundet wird, vielmehr Unbehagen und ebenso Missgunst vorherrschen. Die Autorin skizziert mit wachem Auge die unterschiedlichen Figuren, und nach einiger Zeit gelingt es, sie zuzuordnen. Die Darstellung zeigt sich als einleuchtend und glaubwürdig, erschließt jedoch das eine oder andere Mal erst im Verlauf der Handlung.

Peter Hoffmann sieht auf den ersten Blick aus wie ein Pennäler, verhält sich allerdings nicht so. Auch auf den zweiten Blick ist er kein Zeitgenosse, dem die Sympathie zufliegt. Vielmehr stößt die Art, wie er mit Gruber umgeht, unweigerlich ab. Aber auch Hoffmann hat sein Päckchen zu tragen und offenbart gewisse Schicksalsmomente, in denen das Verständnis für ihn wächst.

Der Plot in seinem historischen Gewand ist merkbar detailliert recherchiert und durchdacht. Er präsentiert einen kniffligen Kriminalfall, mit Raum für eigene Überlegungen, ohne diesen in den Mittelpunkt zu setzen. Die Geschichte wird wechselnd aus Sicht einzelner Figuren erzählt.

Michaela Küpper schreibt ohne Effekthascherei, zurückhaltend und manchmal distanziert, bringt das Wesentliche aber mit überzeugenden und ergreifenden Bildern nahe, besonders wenn es darum geht, die beklemmende Vergangenheit zu schildern. Dabei entsteht leider auch eine Gefühlskälte, die erst nach und nach aufgebrochen wird und im gegenwärtigen Geschehen nicht durchgängig tiefgreifende Emotionalität aufweist.

Trotzdem ist „Kaltenbruch“ ein lesenswerter Roman mit einer gut aufgearbeiteten Zeitgeschichte und Protagonisten, die sich in kein Korsett pressen lassen, deshalb auffallen und mögliches Potential für ein Wiedersehen bieten.

Veröffentlicht am 06.06.2019

Ein toller geschichtlicher Einblick, der Krimi-Anteil ist für mich nachrangig

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Ich sitze gerade vor meinem Rechner und überlege welchem Genre ich dieses Buch eigentlich zuordnen kann. Es ist eigentlich eine Mischung aus Krimi und Roman mit geschichtlichem Bezug. Das Buch spielt in ...

Ich sitze gerade vor meinem Rechner und überlege welchem Genre ich dieses Buch eigentlich zuordnen kann. Es ist eigentlich eine Mischung aus Krimi und Roman mit geschichtlichem Bezug. Das Buch spielt in den 50er Jahren in einem kleinen Dorf im Rheinland. Der kriminalistische Anteil befasst sich mit einem Mord, viel interessanter fand ich jedoch die Rückblicke in die Vergangenheit.IMG5661

Nach den ersten drei Kapiteln war ich etwas erschlagen von den vielen Namen - zu dem Zeitpunkt hatte sich noch nicht herauskristallisiert, um wen und was es eigentlich geht. Das finde ich nicht so perfekt, aber irgendwann kommt etwas Klarheit in die Sache. Diese anfängliche Unübersichtlichkeit wird noch verstärkt durch den ständigen Perspektivenwechsel je Kapitel. Das wiederum führt jedoch auch dazu, dass ich eigentlich keinen Protagonisten ausmachen konnte. Wir lernen wirklich eine Menge Leute aus Kaltenbruch kennen... Mir hätte es besser gefallen, wenn ein Drittel davon weggefallen wäre und dafür mehr Tiefe erzeugt worden wäre.

Es stechen rückwirkend betrachtet zwei Personen etwas heraus, aber durch die Vielzahl von Erzählperspektiven habe ich mich eher als interessierter Betrachter von außen gefühlt. Es ist sicher Geschmackssache - aber ich habe es eigentlich lieber, wenn ich mich gedanklich in einen Protagonisten hineinversetzen kann.

Dies alles hat jedoch der im letzten Drittel merklich aufkommenden Spannung keinen Abbruch getan. Während das Buch anfänglich sehr neutral wirkt, hat es mich dann doch irgendwann gepackt und es wurde nicht mehr weggelegt. Aber auch hier muss ich sagen, war es nicht die Story um den Mord, sondern die Hintergründe. Somit waren die letzten Seiten mit der schlußendlichen Aufklärung für mich dann wiederum nicht so spannend. Leider ist übrigens eine dieser interessanten Hintergrundgeschichten schon verdammt früh im Buch erkennbar - das hätte auch gut noch später angerissen werden können.

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Alles in allem hat mich das Buch jedoch definitiv gut unterhalten. Auch der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Der Zeitgeist der Nachkriegszeit wird durch Beschreibungen und die Wortwahl bei den Dialogen gut eingefangen.

Fazit: Für geschichtlich interessierte Leser sicher mal einen Blick wert. Der Krimi-Anteil ist für mich in diesem Buch nachrangig zu betrachten.


Herzlichen Dank an den Drömer Knaur Verlag und die Netzwerkagentur Bookmark für das Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hierdurch nicht beeinflusst.

Veröffentlicht am 19.06.2021

Rheinische Provinz

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Im Jahr 1954 ist der Krieg schon eine Weile vorbei, aber mitnichten aus den Köpfen der Menschen verschwunden. Der Kommissar Peter Hoffmann wird zur Unterstützung der Ortswache in Kaltenbruch versetzt. ...

Im Jahr 1954 ist der Krieg schon eine Weile vorbei, aber mitnichten aus den Köpfen der Menschen verschwunden. Der Kommissar Peter Hoffmann wird zur Unterstützung der Ortswache in Kaltenbruch versetzt. Dort wurde ein junger Mann umgebracht und Hoffmann versteht nicht, was er in dem kleinen Nest überhaupt soll, seiner Meinung nach steht der Täter bereits fest. Denn neben dem Toten ist der betrunkene Mitarbeiter des einzigen größeren Arbeitgebers am Ort aufgegriffen worden. Dieser streitet die Tat allerdings vehement ab. Und so ist Hoffmann gehalten, weitere Zeugen zu vernehmen, um zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden.

Ein Kommissar, der sich erstmal zurechtfinden muss. So sagt er erstmal seiner künftigen Sekretärin ab, weil die nicht die erwartete Vorbildung hat. Dann findet er nicht die richtige Abzweigung und schließlich legt er sich gleich auf einen Täter fest, weil er das Kaff möglichst schnell wieder verlassen will. Von den Stimmungen im Ort bekommt er nicht viel mit, hier ist er sehr auf den einzigen Polizisten vor Ort angewiesen, wobei Hoffmann es schafft auch diesen vor den Kopf zu stoßen. Man hat den Eindruck, so schnell wird der Städter Kaltenbruch nicht verlassen.

Über diesem aus heutiger Sicht doch recht unsympathischen Kommissar geht doch einiges aus dem guten Ansatz verloren. So ein arroganter Dämlack. Wobei auch die Tat ein wenig unvermittelt wirkt, ahnt man als Leser gleich, der vermeintliche Täter kann es nicht gewesen sein. Man denkt fast schon in die richtige Richtung, was den Grund angeht, ob man den richtigen Mörder erahnt, darüber deckt man lieber das Mäntelchen des Schweigens. In diesem Punkten enttäuscht dieser Kriminalroman, da hat der Klappentext einfach mehr versprochen. Was einen jedoch mitnimmt, ist die überzeugende Schilderung des Dorflebens auch im Zusammenleben mit den einquartierten Flüchtlingen, die auch Jahre nach dem Krieg erst langsam integriert wurden und meist doch noch außen vor waren. Auch was Kinder mit körperlichen Einschränkungen zu erleiden hatten, wird eindringlich geschildert. In diesen Bereichen vermag der Roman zu überzeugen.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Potenzial verschenkt

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Kaltenbruch ist ein kleiner, rheinischer Ort, indem ein Mord geschieht, weshalb der Düsseldorfer Kommissar Peter Hoffmann vor Ort ermittelt.

Das Buch hat keinen wirklichen Hauptprotagonisten, es wechseln ...

Kaltenbruch ist ein kleiner, rheinischer Ort, indem ein Mord geschieht, weshalb der Düsseldorfer Kommissar Peter Hoffmann vor Ort ermittelt.

Das Buch hat keinen wirklichen Hauptprotagonisten, es wechseln ständig die Personen, die im Fokus der Geschichte stehen.

Und einige Charaktere scheinen vom 2.Weltkrieg traumatisiert, was in Rückblenden erzählt wird. Grundsätzlich finde ich sowas nicht verkehrt und es erklärt vielleicht auch hier und da, wie es letztlich zu den aktuellen Geschehnissen kommen konnte, aber wirklich relevant ist das nicht.

Auch der ständige Wechsel der Figuren im Mittelpunkt und die damit einhergehenden Informationen zu deren bisherigen Lebenslauf finde ich teilweise zuviel, weil man doch Gefahr läuft, den Überblick zu verlieren.

Ich hatte am Anfang auch enorme Schwierigkeiten, mich in die Geschichte rein zu finden, was Schade ist, da die Geschichte weniger als 400 Seiten hat.

Der Schreibstil ansich ist völlig in Ordnung, nur hätte man sich allgemein vielleicht eher auf weniger Personen fokussieren sollen, und deren Beteiligung an dem Ganzen dafür ausbauen können.

Was ich leider auch bemängeln muss, ist, dass manche Geschehnisse vorauszusehen sind und dadurch die eh nicht besonders große Spannung noch gemindert wird.

Trotz allem handelt es sich hier um einen recht soliden Roman, aus dem man meiner Meinung nach allerdings viel mehr hätte rausholen können.