Zu lange Kapitel, anspruchsvolle Sprachegewalt
KumariDas Wort "Kumari" bedeutet wörtlich „Mädchen“ und bezeichnet in Nepal die Inkarnation einer Göttin. Die Auswahl dieser Mädchen erfolgt nach strengen Kriterien, meist im Alter zwischen zwei und vier Jahren. ...
Das Wort "Kumari" bedeutet wörtlich „Mädchen“ und bezeichnet in Nepal die Inkarnation einer Göttin. Die Auswahl dieser Mädchen erfolgt nach strengen Kriterien, meist im Alter zwischen zwei und vier Jahren.
Dieses Buch erzählt die Geschichte der Kumari aus dem Jahr 2001 aus der Ich-Perspektive. Dabei verlässt ihr Geist gelegentlich den unmittelbaren Handlungsraum und beobachtet das Geschehen aus einer distanzierten Zuschauerposition, sie bleibt jedoch weiterhin die Erzählerin. Der Autor verbindet historische Fakten mit Fiktion und gewährt den Lesern faszinierende Einblicke in das Leben einer Kumari sowie in die politischen Spannungen Nepals zu jener Zeit.
Die Erzählstruktur des Buches umfasst drei Kapitel, die jeweils einen Tag der Handlung abbilden. Dadurch sind die Kapitel ungewöhnlich lang, was durch die kraftvolle Sprache des Autors verstärkt wird – eine stilistische Herausforderung, die das Lesen nicht immer leicht macht.
Besonders beeindruckend sind die Einblicke in die nepalesische Gesellschaft und die Tradition der Kumari. Dennoch hätte eine Unterteilung in Unterkapitel, insbesondere bei Szenenwechsel, die Lesbarkeit verbessert. Insgesamt handelt es sich um eine anspruchsvolle Lektüre, die ich nur eingeschränkt empfehlen kann – insbesondere für Leser, die sich auf die sprachliche und thematische Tiefe einlassen möchten. Trotz der herausfordernden Struktur bot mir das Buch eine kurzweilige und interessante Leseerfahrung.