Klischeehaft, aber Schattentheater
Zwischen uns das LichtAm Roman gereizt hat mich das Motorradfahren und eine Frau mit wechselndenen Frauengeschichten. Letztlich ist das Buch ein gut geschriebener, aber klischeehafter Roman mit dem Schattentheater als Schwerpunkt.
Rezi ...
Am Roman gereizt hat mich das Motorradfahren und eine Frau mit wechselndenen Frauengeschichten. Letztlich ist das Buch ein gut geschriebener, aber klischeehafter Roman mit dem Schattentheater als Schwerpunkt.
Rezi enthält Spoiler!
Worum geht es?
Lea arbeitet bei einem Security-Service und fährt semi-professionell Motorrad. Sie kann jedoch nie gewinnen, weil sie kurz vor dem Ende abbremst - offensichtlich ein emotionales Problem. Als sie an den Ort ihrer Kindheit, einem Schattentheater, zurückkehrt, trifft sie dort die Tochter des Leiters und Schauspielerin Sophie. Die beiden verlieben sich, doch Sophie ist deutlich älter und eher unstet. Doch mit der vereinten Kraft der Liebe können sie beide Herausforderungen bewältigen.
Wie hat mir das Buch gefallen?
Die Autorin weiß, was sie tut. Das Buch schafft es in 222 Seiten eine Geschichte aufzubauen, interessant zu erzählen und abzuschließen. Romantisch wird es, aber leider auch ziemlich klischeehaft.
Das Schattentheater steht im Mittelpunkt und es gibt sehr rührende Szenen rund um das Thema. Leider schafft es das Buch nicht, mir ein Bild von dieser Kunstform und von der Faszination zu vermitteln, aber das liegt in der Natur der Sache. Ich bewundere aber die Energie, die in all diese Szenen geflossen ist; die Mühe dahinter wertschätze ich.
Das Motorradfahren und das Alter werden relativ kurz behandelt. Beim Motorradfahren geht es scheinbar eher ums Gewinnen, was dem sportlichen Aspekt, aber nicht dem Genuss gerecht wird. Das Thema Alter kommt erst kurz vor dem Schluss zum Tragen. Ich hatte lange Zeit das Gefühl, dass der Altersunterschied Spannung verheißen soll, aber nicht erfüllt. Ich empfand beide Figuren als gleichalt, daher bin ich oft mit den Namen durcheinander gekommen. Ich hätte mir hier mehr Unterschiede gewünscht.
Schwierig fand ich auch, dass im Klappentext Leas Frauenbekanntschaften eher negativ betrachtet werden. Sie hat aber nur wenige Bekanntschaften, diese entwickeln sich - was ich erfrischend fand! - zu Freundschaften. Außerdem ist sie übertrieben ergeizig, doch das Gewinnen bringt ihr am Ende keine Erfüllung. Sophie wiederum reist gern mit ihrem Theater durch Deutschland, was Lea ihr vorwirft. Letztlich ist Sophies Drang der Abgrenzung vom Vater geschuldet. Indem sie akzeptiert, dass sie anders ist und sein Erbe nicht fortführen kann, legt sich das scheinbar. Mich frustriert, dass hier wieder der Eindruck erweckt wird, dass die Figuren Fehler haben, die durch Liebe bereinigt werden. Es gibt aber Menschen, die gern mit anderen schlafen. Oder die gern neue Eindrücke haben und oft an fremden Orten leben. Ich verstehe aber auch, dass der Roman Probleme brauchte, die gelöst werden müssen.
Mich hat's emotional nur an wenigen Stellen gepackt, oft kam mir der Roman altbacken vor. Ich kann mir aber vorstellen, dass es Leser:innen gibt, die genau das mögen.
Es gibt im Roman einige erotische Szenen, aber für mich war das Maß in Ordnung. Gut fand ich, dass sich die Szenen real angefühlt haben, was Körperstellen betraf. Es las sich nicht wie ein Porno, sondern fühlte sich liebend an. Der Schreibstil ist jedoch sehr beschreibend, über-korrekt und hölzern. Das spürte ich leider auch bei den Liebesszenen. Hier haperte es oft an der Dynamik z.B. 76 % "Sophies Hände legten sich um ihren Oberkörper, auf Leas Schulterblätter und krallten sich ungehemmt in ihre Haut."
Fazit
Für mich ist der Roman ein unterhaltsamer Text, der sich binnen einer Stunde lesen lässt. Außer dem interessanten Grundthema gibt es leider kaum Dinge, die das Werk einzigartig machen, ganz im Gegenteil: Zu oft wird hier auf Altbewärtes zurückgegriffen. Damit ist der Roman aber auch eine gute Wahl für Leute, die Berechenbarkeit mit etwas Romantik mögen. Mich hat es leider nicht umgehauen und im Zweifel eher Flop.