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Veröffentlicht am 26.06.2025

Interessantes Thema, ummantelt von einer ausschweifenden, überladenen Storyline

Hello Stranger
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Kennt ihr das, wenn ein zu viel das Interesse schmälert?
So ging es mir in „Hello Stranger“ – aber von vorn …

Acht Jahre ist es her, seitdem sich Sadie gegen ein Medizinstudium – und somit gegen ihren ...

Kennt ihr das, wenn ein zu viel das Interesse schmälert?
So ging es mir in „Hello Stranger“ – aber von vorn …

Acht Jahre ist es her, seitdem sich Sadie gegen ein Medizinstudium – und somit gegen ihren Vater – entschieden und den Weg einer Künstlerin – jenen, den auch ihre Mutter einst mit Leidenschaft ging – eingeschlagen hat. Mittlerweile hält sich die junge Frau mit Porträtmalerei und dem Geplänkel mit ihrer besten Freundin gerade so über Wasser, vermeidet peinlich genau jeden nicht notwendigen Kontakt mit ihrer Familie und versucht ihr Glück regelmäßig bei verschiedenen Talentwettbewerben ‐ erfolglos. Bis jetzt. Denn nun hat es Sadie Montgomery endlich geschafft und zählt zu den 20 FinalistInnen des prestigeträchtigsten Porträtwettbewerbs des ganzen Landes. Ihre große Chance! In sechs Wochen muss sie ein Kunstwerk einreichen, dass das Beste ist, was je aus ihrem Pinsel floss …
Doch binnen eines Wimpernschlags ändert sich das Leben der Endzwanzigerin auf drastische Weise und plötzlich ist alles Talent nicht genug …

„Hello Stranger“ beschäftigt sich mit der »erworbenen apperzeptiven Prosopagnosie« – mit einer Erkrankung, von der ungefähr 2 Prozent der Weltbevölkerung betroffen sind und die bekannter ist unter „Gesichtsblindheit“. Dies war auch der Grund, wieso ich den Roman von Katherine Center unbedingt lesen wollte.
Erzählt wird einzig aus der Sicht von Sadie, sodass wir nicht nur Teil von ihrer gegenwärtigen Überforderung, der Verzweiflung und ihrer Angst sind, der mit jedem Tag weiter schwindenden Hoffnung auf eine (schnelle) Genesung, sondern auch innerhalb des Verlaufs etliche Informationen aus ihrer – einsamen, von Trauer durchzogenen – Vergangenheit zusammentragen können. Dass der anstehende Wettbewerb für die Zukunft der Protagonistin – ihre finanzielle Unabhängigkeit und ihre Karriere – ungemein wichtig, sie jedoch nicht mehr in der Lage ist, Porträts zu schaffen, erhöht Sadies inneren Druck. Jeder Schritt außerhalb ihrer Wohnung – tief erschrocken von Fragmenten, wo einst Mimik war, Sicherheit, Orientierung – wird von Gefühlen der Ohnmacht und Unsicherheit begleitet, bringt die Künstlerin an emotionale Grenzen. Und genau jetzt, als Sadie am verletzlichsten ist, sucht sie das Unheil ihrer Jugendjahre heim. Zudem kratzt der zwielichtige Nachbarstyp an ihren Nerven, Peanut braucht dringend Hilfe und Sue? Die steckt in einem ganz eigenen Abenteuer …

War der Beginn vielversprechend, aufgrund des lockeren Stils, etlicher herzerwärmender, skurriler Momente und der mitschwingenden (Selbst-)Ironie unterhaltsam, Sadies Beeinträchtigung interessant, verlor sich die anfängliche Euphorie in vielerlei Hinsicht stetig. Denn nach und nach kommt so einiges zusammen, dass die Gesichtsblindheit und den Umgang mit dieser kontinuierlich in den Hintergrund drängt.
Sadie, auf ihre Art durchaus sympathisch, rebellisch und darauf geeicht, mit Humor auf Niederlagen zu reagieren, verliert mehrfach binnen zwei Sätzen jeden frischen Tatendrang und neuerlichen Schub Selbstbewusstsein. Nur, um sich in etlichen, schier endlosen, irrelevanten Monologen und (wiederholenden) Überlegungen zu verlieren. Dieser Umstand ging mir ebenso rasch auf die Nerven wie die Masse an Konflikten und Missverständnissen. Ein Schritt vor, drei zurück – und das in einer Tour.
▪︎Seiten überblättern, ohne etwas zu verpassen? Ist hier problemlos und oft möglich.
▪︎Den Fokus verlieren, weil ein Gedankenstrom auf den nächsten, ein Drama auf das andere folgt? Ja! Einfach ja.
▪︎Parkers Sticheleien und Auftritte sollten vermutlich als Spannungskomponente fungieren, waren aber unnötig und too much.
▪︎Das distanzierte Vater-Tochter-Verhältnis erhielt zwar eine Basis, das „klärende Gespräch“ empfand ich jedoch als zu einfach/plötzlich – aber am Ende wird eben alles gut, oder?
▪︎Ebenfalls weist der Plot Schwächen und Unstimmigkeiten auf. Ob dies auch der Fall gewesen wäre, wenn sich die Autorin auf eine gute Ausarbeitung von nur ein, zwei Punkten konzentriert hätte?

Aber es gab auch Positives:
▪︎Die romantische Entwicklung bspw.: Vorhersehbar? Auf jeden Fall. Amüsant? Definitiv. Gerade die ernsten Gespräche und der spritzige Schlagabtausch mit Joe sorgten für einige Schmunzler. Das sich verändernde Verhältnis zwischen ihm und Sadie war insgesamt schön zu verfolgen.
▪︎Peanut: Weil Hunde die besseren Menschen sind.
▪︎Center greift „Trauer“ und den individuellen Umgang mit dieser authentisch auf. Manche Verluste tun auch Jahrzehnte später noch weh, und das ist vollkommen ok.
▪︎Der medizinische Aspekt wurde u. A. mithilfe von Dr. Nicole, in Kombination mit Sadies Empfindungen und den bildhaften, teilweise sehr emotionalen Schilderungen vorstellbar dargelegt.
Montgomerys Erfahrungen regen zusätzlich zum Nachdenken an: Denn wenn optische Attraktivität, die wir hauptsächlich in Gesichtern suchen, nicht erkennbar ist, müssten wir unser Gegenüber aufgrund von Taten, Können und Verhalten bewerten. Eine spannende Betrachtungsweise, oder?

Insgesamt schafft „Hello Stranger“ ohne Frage Aufmerksamkeit für Prosopagnosie und die ‚Sichtweise' Betroffener, bietet zeitgleich aber eine vollkommen überladene Storyline. Zwischen ausschweifenden Gedankenkreisen und etlichen Längen finden sich jedoch auch romantische Augenblicke, tiefgehende Überlegungen, Schmerz und eine an sich selbst zweifelnde Frau, die nicht bereit ist, aufzugeben – allen Widrigkeiten des Lebens zum Trotz.

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Veröffentlicht am 19.06.2025

Berührende, aufwühlende Familiengeschichte, deren Cover trügerisch ist

Ehemänner & Liebhaber
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In „Ehemänner und Liebhaber“ verbindet Beatriz Williams reale Ereignisse, ausgiebige Recherche und relevante Themen mit Fiktion, Dramatik und purer Liebe. Es entstand ein Roman, der gleichermaßen fesselt ...


In „Ehemänner und Liebhaber“ verbindet Beatriz Williams reale Ereignisse, ausgiebige Recherche und relevante Themen mit Fiktion, Dramatik und purer Liebe. Es entstand ein Roman, der gleichermaßen fesselt wie berührt, der Mitgefühl weckt und zum Mitfiebern verführt.

Zwei starke, beeindruckende Frauen, die auf unterschiedliche Art mit dem Schicksal ringen, getrennt durch Kontinente und Zeiten, nehmen uns mit in intimste Empfindungen und echtes Leid –

Kairo, ~ 1950: Nach traumatischen Erfahrungen, tiefschürfenden Verlusten und dem Elend des Kriegs blieb Hannah Ainsworth nichts anderes übrig, als zu flüchten. Gelandet in einer Ehe, die Sicherheit und Wohlstand versprach, treibt sie das Sehnen nach dem, was sie verloren hat, nach Leidenschaft und dem gewissen Mehr in die Arme eines anderen …

Neuengland, ~ 2022: Für Mallory Dunne ist jeder Tag mit ihrem Sohn ein Geschenk. Denn vor drei Jahren hing Sams Leben am seidenen Faden. Auch jetzt vergeht kein Tag ohne Sorgen – und doch weigert sich Mallory, ihre einstige, heute berühmte Sommerliebe zu kontaktieren. Indes macht sich Paige auf die Suche nach Alternativen und kommt einem Geheimnis auf die Spur, das die Schwestern in ein irisches, von Grausamkeit und Tragik behaftetes Waisenhaus führt …

Bereits mit den konträren Settings sorgt Williams für Interesse, ungute Vorahnungen und flirrende Spannung. Während im Ägypten der Nachkriegszeit, in dem Hass und politische Intrigen, Angst und Vorsicht schwelen, die Atmosphäre bedrohlich, nie wahrhaft ausgelassen ist, Hannahs Entscheidungen und Intentionen im Vordergrund stehen – oft die Luft anhalten, schwer schlucken lassen –, umspielt der fiktive, malerische Küstenort Winthrop Island eine Ballade aus ungesagten Worten und verlorener Liebe. Aus Nostalgie und „Was wäre, wenns“. Reue und Wehmut vermischen sich mit Humor und bittersüßer Hoffnung.

Die Frage, was die Linien von Hannah und Mallory trennte, ist stets präsent. Selbst als ein Teil ihrer Verbindung längst gelüftet ist, nimmt der Drang, tiefer in das Schweigen ein-, zu den Details und (Hinter)Gründen durchdringen zu wollen, nicht ab. Stilistisch finden wir einen angenehmen, klaren Ton, der Verzweiflung, Erschöpfung und Schwere mit einer gewissen Distanz unterstreicht – diese übertüncht jedoch zu keiner Zeit die guten, die warmen Gefühle. Die Storyline wurde nachvollziehbar ausgearbeitet, die Settings wunderschön und detailliert und die Hauptcharaktere mit Eigenheiten und ihren Fehlern.

Beatriz hüllt die Vergangenheit in Sepiatöne, lässt sie als stimmig eingeflochtenen Nebenstrang mitfließen – jedoch nicht weniger real, nicht weniger wahr. Dass die Autorin Aufmerksamkeit für marginale Minderheiten und deren Verfolgung, für Frauen, denen das Kostbarste entrissen wurde, generiert, gibt dem hier aufgegriffenen Geschehen der 1950er Jahre zusätzlich etliche Gänsehautmomente. Die Gegenwart wurde lebendiger, freier gestaltet. Es war leichter, sich mit Mallorys Situation und den hier verwobenen Themen – DNA-Tests, Organspende, Trauma, den Vorzügen und Tücken des öffentlichen Lebens – zu identifizieren. Doch beide Zeiten, die Fülle der unterschiedlichen, schrecklichen Ereignisse, das Potpourri an Empfindungen, Verlusten und Veränderungen gingen mir nah.

Mallory, allem Anschein nach eine alleinerziehende Mutter, die alles unter Kontrolle hat und mit den Schlägen des Lebens umzugehen weiß, wackelt und wankt im Inneren, kämpft mit Selbstvorwürfen, Sehnsucht und Erinnerungen. Hat es seit dem Sommer 14 Jahre zuvor nie wieder zugelassen, sich zu verlieben. Als Monk Adams nun aus dem Wasser steigt, bleibt ihre geordnete Welt kurz stehen. Bevor ihr Geheimnis den Musiker erschlägt …
Es war unterhaltsam und rührend, dem sachten Aufeinanderzugehen von Mallory und Adams beizuwohnen – von unbeholfenen Aussagen und An- sowie Entschuldigungen, von kurzen Blicken und dem leisen Wieder- und Neuerkennen. Wenn die Anfang Dreißigerin auch versucht, die Beherrschte zu mimen, lässt vor allem Monks Art, mit seiner neuen Realität umzugehen – mühelos und aufopferungsvoll – die Schmetterlinge fliegen. Dass die gegenwärtigen Entwicklungen von Einblicken in die Anfänge ihres ‚Gemeinsams' durchbrochen werden, gibt den LeserInnen die Möglichkeit, ein genaues Bild der beiden zu bekommen, ihren Gefühlen füreinander nachzuspüren – und zu verstehen, warum Mallory ihre erste Liebe und den Küstenort verlassen, ihre Zukunftspläne und -träume losgelassen hat …

Abgesehen von den im Fokus stehenden Couples und deren Geschichten treffen wir auf weitere Konflikte und Figuren, die die – im Mittelteil auf der Stelle tretende – Handlung bereichern und für Abwechslung sorgen. Bspw. Paige, die unterstützend ist, fürsorglich und hilfsbereit – jedoch von mir manchmal als bevormundend wahrgenommen wurde.
Lucien, der bereit ist, sein Herz zu öffnen, trotz der Gewissheit, dass es brechen wird.
Oder Sam. Die sacht entstehende Dynamik zwischen ihm und dem Rockstar bildet eine ganz eigene, aufmerksamkeitsheischende Komponente.

Es gab so viele erkenntnisreiche, schmerzhafte Augenblicke wie es Wahrheiten und Witz gab, Charme und reine Emotionen. Unterschiedliche Nuancen von Liebe und Mut, schwere Entscheidungen, deren Konsequenzen nachhallen – ertragen werden müssen.
Je weiter der Verlauf voranschreitet, umso dichter wird die Storyline, umso deutlicher treten einzelne Verbindungen und Zusammenhänge hervor, umso öfter überraschen Enthüllungen.

Du suchst nach einem Mix aus cozy Feelings, hartem Tobak und ergreifenden Momenten? Nach einer spannenden Familiengeschichte, realistischen Themen und Geheimnissen, die die Kraft haben, alles zu verändern?
Dann ist „Ehemänner und Liebhaber“ vielleicht genau dein Buch!

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Veröffentlicht am 19.06.2025

Authentisch geschildert, spannend konzipiert

The Goldens
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Im Gegensatz zu den meisten New-Adult-Romanen, die mit dem Zusatz „Suspense“ oder „Thriller“ gepimpt werden, sind es jene Bücher, die sich an die jugendliche Zielgruppe richten, die mich häufig mit der ...

Im Gegensatz zu den meisten New-Adult-Romanen, die mit dem Zusatz „Suspense“ oder „Thriller“ gepimpt werden, sind es jene Bücher, die sich an die jugendliche Zielgruppe richten, die mich häufig mit der Spannungskomponente und den Themen überzeugen können. So auch "The Goldens".

Als Chloe Alice Hughes die Zusage für die Dern University bekommt, fiebert sie einer Collegezeit wie aus dem Bilderbuch, Inspirationen und gleichgesinnten Wortbegeisterten entgegen. Doch schon kurz nach ihrer Ankunft gerät Chloes Euphorie ins Wanken. Zum Glück findet die angehende Schriftstellerin am ersten Vorlesungstag in Olivia eine Vertraute. Bis der Zufall dafür sorgte, dass Clara Holland – eine allseits beliebte, bewunderte und makellose Influencerin – sie – das unscheinbare Mädchen, nichts Besonderes – für eine Freundschaft auserkor …
Monate vergehen, in denen sich Chloe in Claras Glamour, ihrer unschuldigen Güte sonnt, nicht genug von dem grazilen und ästhetischen Auftreten des Models bekommt, nicht glauben kann, dass ihre neue Realität dem Campusstar gilt. Wochen, in denen alles andere – Olivia, ihre Eltern, ihre Zukunftsziele und das Studium – in den Hintergrund gerät. In denen die einst so strebsame Schülerin vergisst, wer sie ist. …

Lauren Wilsons Stil ist authentisch und klar, ihre Worte, die zu einem gewissen Anteil Distanz ausstrahlen, unterstreichen die Situation, die mit Vorsicht zu genießen ist, die subtilen Manipulationen, den immer präsenter werdenden Wahn. Dass etwas geschehen wird, ist sicher, doch was? Bleibt bis zum Schluss unklar. Je weiter der Verlauf voranschreitet, umso dichter wird das Netz, in dem sich die 18-Jährige verfängt, umso mehr wird sie von Claras Plänen eingenommen, von ihrer Präsenz verschluckt. Statt ihren eigenen Träumen und Leidenschaften nachzujagen, Vorlesungen zu besuchen und Hausarbeiten zu schreiben, cozy Nachmittage in hippen Cafés und Abende mit KommilitonInnen zu verbringen, widmet Chloe ihre Aufmerksamkeit, ihr Können, ihr ganzes Sein der gefeierten, bewunderten Influencerin, genießt den Luxus, die Dekadenz, die Deneside Manor ihr bietet. Sorglosigkeit. Glanzvolle Versprechen. All die Möglichkeiten, die ihr so selbstlos und frei eröffnet werden …
Zu spät merkt Hughes, dass Clara nichts gibt, ohne zu nehmen, dass Clara nicht teilt, ohne zu verlangen … und dass die mühelose Schönheit mehr will. Denn Macht und Einfluss könnten ihr ein ganzes Heer Getreuer bescheren.

Durch Chloes Erzählungen werden wir Teil von legendären, eleganten und pompösen Feiern, von Ausschweifungen und einer Verbindung, die gleichermaßen beeindruckend wie beängstigend ist. Jede Party war faszinierend inszeniert, bringt zum Träumen. Wir bekommen einen genauen Einblick in Chloes Sehnsucht, ihren klaffenden Zwiespalt, das aus Angst und Verleumdung, aus bedingungsloser Loyalität und falscher Liebe entstehende Chaos. Freiheit und Selbstbestimmung, ersetzt durch ein fadenscheiniges „Wir“. Die Autorin zeichnete – nicht nur, aber auch mit der unsicheren, angreifbaren und mit Selbstzweifeln kämpfenden Protagonistin – ein durchweg realistisches, greifbares Bild von einer toxischen Beziehung. Zeigt, wie schnell Abhängigkeit entsteht – wie sie Rationalität und den eigenen Willen überschreibt, wie sie nachhallt. Zeigt die Gefahren, die Opfer.
Obgleich Chloe nicht dauerhaft umhinkommt, die abrupten Stimmungswechsel und schleichenden Veränderungen ihrer besten Freundin zu ignorieren, deren Sucht nach Aufmerksamkeit, Anerkennung und Kontrolle überhandnimmt, Gerüchte, Lügen und Enthüllungen die Perfektion ihrer Zweisamkeit ins Taumeln bringen, sind Chloes Gefühle für ihr Idol zu groß, ihre Bewunderung unumstößlich – und der Wunsch, ein Teil von glitzernden Festivitäten, der Elite und von Clara zu sein – bleiben zu dürfen – erstickt jede Warnung …
Schon bald lebt sie den Traum zahlreicher Mädchen – doch zu welchem Preis?

Wilsons Story lebt von der unheilvollen, von Misstrauen geprägten Stimmung, der aufwallenden Bedrohung, kalter Skrupellosigkeit und der Frage, was als Nächstes geschieht – und noch passieren muss.
Eher hintergründig und leise, verpackt in Andeutungen und Ahnungen, fließen der Schrecken, das ganze Ausmaß mit.
Fungierten die Nebenfiguren auch als Statisten, erhielten beide Frauen ausreichend Tiefe, um ihre fragilen Wesen und Entscheidungen nachzuempfinden. Unvorhergesehene Ereignisse, überraschende Reaktionen, ein Hauch Romantik und bittersüße Leidenschaft finden sich genauso in der Handlung wie Glamour, Spannung und feine Stiche der Manipulation. Wie perfide Züge, Abgründe und Emotionen.
Gingen mir die abschließenden Entwicklungen teilweise zu einfach, war das Ende perfekt – und realistisch – gewählt.

"The Goldens" erzählt die Geschichte zweier entrückter junger Frauen, die auf unterschiedliche und doch ähnliche Weise ihren Platz in der Welt, Bestätigung und Liebe suchen.

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Veröffentlicht am 19.06.2025

Unterhaltsame, gefühlvolle RomCom.

Der Hot-Henry-Effekt
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Ihr liebt Ali Hazelwood, habt aber alle ihre Bücher schon durchgelesen?
Ihr steht auf Frauen, die in den MINT-Gebieten aktiv sind, auf nerdige Metaphern und amüsant integrierte Fachbegriffe? Auf unbeholfene ...

Ihr liebt Ali Hazelwood, habt aber alle ihre Bücher schon durchgelesen?
Ihr steht auf Frauen, die in den MINT-Gebieten aktiv sind, auf nerdige Metaphern und amüsant integrierte Fachbegriffe? Auf unbeholfene Flirtversuche und Charaktere, die mit tiefliegenden Wunden kämpfen? Auf trockenen Humor, süße Romantik und einen MMC der Kategorie Green-Flag?
Dann schnappt euch unbedingt den „𝐇𝐨𝐭-𝐇𝐞𝐧𝐫𝐲-𝐄𝐟𝐟𝐞𝐤𝐭“ von Lucy Chalice …

Sieben Jahre ist es her, seit sich die Wege von Dr. Clara Clancy und Dr. Henry Fraser trennten – und ihre besondere Freundschaft auf Eis gelegt wurde. Gerade jetzt, als eine wichtige Präsentation von Clara gehörig in die Hose – oder auf die Bluse – geht, taucht der Frauenschwarm, der sich seiner Anziehung noch immer nicht bewusst zu sein scheint, vor ihr auf. Und das auch noch als zukünftiger Geschäftspartner.
Man könnte meinen, dass sowohl die stille Zeit, ihre unterschiedlich eingeschlagenen Wege als auch das Älterwerden zwischen ihnen stehen, doch es braucht nicht lange, bis Fraser & Clancy wieder das scherzende Dreamteam von früher sind und sie zurück in ihre lockere, von Insider-Witzen und nostalgischen Erinnerungen geprägte Freundschaft finden. Während Claras Herz schneller schlägt und sich unwillkommene Gedanken, die es erneut zu verdrängen gilt, in ihr breitmachen, ist Henry der Ruhepol, der, der sie noch immer ansieht, als wäre sie seine persönliche Sonne.

Als die beiden auch noch zu „Versteck-mich“-Komplizen werden, nachdem sowohl der CEO von FraserTech als auch die begnadete Wissenschaftlerin mit unerwünschten Avancen konfrontiert werden, lädt sich die Stimmung zwischen ihnen – die vor unausgesprochenen Worten und vor zum Schweigen gebrachtem Verlangen prickelt – kontinuierlich auf. Doch Claras Selbstzweifel erlauben es ihr nicht, an Mehr zu glauben …

♡»(…) 𝗱𝘂 𝗺𝘂𝘀𝘀𝘁 𝘄𝗶𝘀𝘀𝗲𝗻, 𝗱𝗮𝘀𝘀 𝗱𝘂 𝗴𝗲𝗻𝗮𝘂 𝘀𝗼, 𝘄𝗶𝗲 𝗱𝘂 𝗯𝗶𝘀𝘁, 𝗴𝗲𝗻𝘂𝗴 𝗯𝗶𝘀𝘁 𝘂𝗻𝗱 𝗱𝗮𝘀𝘀 𝗶𝗰𝗵 𝗱𝗶𝗰𝗵 𝗶𝗺𝗺𝗲𝗿 𝗹𝗶𝗲𝗯𝗲𝗻 𝘄𝗲𝗿𝗱𝗲 (…)«♡

Lucy Chalice schrieb eine herzerwärmende RomCom, die mehr als einmal zum Seufzen, Schwärmen und laut Lachen verleitet. Hin und wieder weckt jedoch vor allem die Protagonistin den Drang, selbige schütteln zu wollen, denn Clara ist gefangen – in Gefühlen der Unzulänglichkeit, in „Nicht gut, niemals liebenswert genug“, der trügerischen Gewissheit, am Ende verlassen zu werden. Wir lernen eine Frau kennen, die sich und ihr Wesen degradiert, people pleasert, um keine Angriffsfläche zu bieten, und Sarkasmus und Witz wie eine Rüstung trägt, damit ihre Ängste verborgen bleiben und niemand zu ihr durchdringt. Lediglich bei Jo und Simmy lässt sie (fast) alles raus. Dabei ist Henry der Mensch, bei dem die 32-jährige Geborgenheit empfindet, Schmetterlinge, Bauchkribbeln …
Und ehrlich? Selbst ich habe mich bei ihm wohlgefühlt, habe bei seiner aufmerksamen, rücksichts- und durch und durch liebevollen Art geschmachtet. Denn Henry Fraser ist ein echter Superman!

Der Verlauf ist äußerst unterhaltsam, wenn auch stellenweise ein bisschen schleppend. Dafür bekommen wir einen guten Eindruck von der Protagonistin und ihrem „Kumpel“, von ihren Situationen und der einzigartigen Dynamik. Chalice verzichtet weder auf skurrile noch auf rührende oder spannende Momente, spricht unterschwellig die Missstände von Frauen in der Forschung und deutlicher jene an, die ihnen – auch Männern – im (Berufs)Alltag begegnen.
Stilistisch findet sich ein angenehmer, großteils leichter und humorvoller Ton, der weder den Ernst, die seelischen, inneren Verletzungen noch Claras Ängste oder Henrys aufrichtige Liebe, sein Interesse schmälert.

Insgesamt bescherte mir „Der Hot-Henry-Effekt“ tolle Wohlfühl-Lesestunden und bekommt somit eine Empfehlung.

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Veröffentlicht am 16.06.2025

Gelesen als eBook

Die Erben der Asche
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Ah … schwierig – von der Idee über den Stil bis hin zu der detailreichen Ausarbeitung der einzelnen Protagonisten fand ich „𝐃𝐢𝐞 𝐄𝐫𝐛𝐞𝐧 𝐝𝐞𝐫 𝐀𝐬𝐜𝐡𝐞“ echt klasse. Doch fehlte es mir persönlich an Mehr – vor ...

Ah … schwierig – von der Idee über den Stil bis hin zu der detailreichen Ausarbeitung der einzelnen Protagonisten fand ich „𝐃𝐢𝐞 𝐄𝐫𝐛𝐞𝐧 𝐝𝐞𝐫 𝐀𝐬𝐜𝐡𝐞“ echt klasse. Doch fehlte es mir persönlich an Mehr – vor allem in den ersten 60 % hätte ich mir mehr Spannung, Tempo und stellenweise auch mehr signifikante Ereignisse erhofft. Dementsprechend kam es mir öfter so vor, als dehnten sich die 583 eBook-Seiten immer weiter aus, statt weniger zu werden. Ein weiterer Kritikpunkt ist das flotte Ende, das konträr zu der slowen Reise steht, und das Fehlen von Kapitelüberschriften bzw. jenen Namen, von dessen Gedanken wir gerade Teil sind.

Denn erzählt wird aus vier Perspektiven: Azran und Morrow, die sich hinter der Mauer, an einem Ort, der die Stadt gegen mysteriöse Monster verteidigt, kennenlernen – aus Rivalen werden Verbündete und Liebende. Außerdem begleiten wir den vor seiner Bürde flüchtenden Dian und den tierfreundlichen Assassinen Kemlen. Auch das erste Aufeinandertreffen dieser beiden stand unter einem – mehr oder weniger – schicksalhaften Stern und machte aus einem Mörder und dessen Auftrag nicht nur Weggefährten und Freunde …
Während wir einiges über diese unterschiedlichen Figuren, ihre individuellen Geschichten, inneren Blessuren und gegenwärtigen Situationen erfahren, ihren Weg verfolgen, gerät etwas in Schieflage: Laut einer Prophezeiung des – niemals fälschlich sprechenden – Orakels bleiben der Menschheit und der Welt, wie sie im Jetzt besteht, nur noch 592 Schimmer – kein ganzes Jahr mehr, bevor sie untergeht. …
Wie würdest du die letzten Monate deines Lebens verbringen?
Wahrscheinlich nicht hinter Gittern, auf der riskanten Jagd nach Killcounts, nicht in den Fängen von Fanatikern, mit Angst in jeder Faser, nicht als Werkzeug, mit blutgetränkten Händen.
Auf der Suche nach Antworten, die das Volk weder von dem Ersten Morgen noch von anderen Obrigkeiten oder irgendwelchen Historikern erhielt, nach Lösungen, Freiheit (…) kommen die – nicht ganz freiwillig gebildeten – Zweierteams Geheimnissen nahe, finden Gefahren, stolpern von Hoffnungslosigkeit in Schwärze – auch in die eigene …

~ 𝗔𝗹𝗹𝗲 𝗠𝗲𝗻𝘀𝗰𝗵𝗲𝗻 𝘀𝗶𝗻𝗱 𝗴𝗲𝗳𝗮𝗲𝗵𝗿𝗹𝗶𝗰𝗵. 𝗘𝘀 𝗶𝘀𝘁 𝗻𝘂𝗿 𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗙𝗿𝗮𝗴𝗲 𝗱𝗲𝗿 𝗨𝗺𝘀𝘁𝗮𝗲𝗻𝗱𝗲. ~

Dieser High-Fantasy-Roman war mein erstes Buch von Gabriella Queen – stilistisch fand ich Ton und Formulierungen sehr passend, das Setting kam vorstellbar zur Geltung und auch die bedrückende, ausweglose Stimmung lastet, entsprechend der Umstände, schwer auf dem Geschehen. Hierarchien und Gegebenheiten kristallisieren sich im Verlauf greifbar heraus, genau wie die Facetten und Intentionen der Charaktere. Queens Figurenausarbeitung, die (inneren) Konflikte und Motivationen, ihre Hintergründe sorgen dafür, dass Leser:innen sie trotz moralischer Fragwürdigkeit verstehen und mitfühlen können.
Wenn Morrow auch schwerer zu greifen war als die anderen, generiert die Autorin mit diesem – körperlich überlegenen – Mann durchweg Interesse und Neugier, genau wie mit Kemlen, der erst später seine eigenen Wahrheiten findet. Azran und Dian sind die treibenden Kräfte, die uns hauptsächlich mit Informationen versorgen und durch die Story tragen.
Wie erwähnt fehlte es mir großflächig an Spannung und Catch-Moments, dabei bietet die Handlung interessante Entwicklungen, Mysterien und reichlich Gefühl. Auch die eine oder andere Nebenfigur ist dem Gesamtpaket und dem Vorankommen zuträglich, genau wie Verluste und der hier und da mitschwingende Humor. Zwar verzichtet die Autorin nicht auf romantische Empfindungen und Intimitäten, jedoch sind diese passend dosiert und übertünchen zu keiner Zeit den über allem schwelenden Untergang … Apropos Zeit: Erklärungen zu Queens Zeitrechnung finden sich zu Beginn.
Sowohl die Zusammenführung der Paare als auch das Ende selbst hätte ich mir aufregender, spektakulärer gewünscht, doch letztlich ist „Die Erben der Asche“ eine gelungene, logisch ausgearbeitete High-Fantasy-Geschichte, die trotz kleiner Kritikpunkte überzeugen konnte.

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