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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.08.2021

Informativ und emotional

Dreieinhalb Stunden
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Dreieinhalb Stunden erzählt von einem einzigen Tag, von einer Mauer, einem Zug, aber gleichzeitig von ganzen Leben, von Schicksalen und von Entscheidungen, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können.
Zwischen ...

Dreieinhalb Stunden erzählt von einem einzigen Tag, von einer Mauer, einem Zug, aber gleichzeitig von ganzen Leben, von Schicksalen und von Entscheidungen, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können.
Zwischen der DDR und der BRD soll eine Mauer gebaut werden und nur mehr wenige Züge werden noch ein letztes Mal über die Grenze fahren dürfen. In so einem Zug sitzen unsere Protagonist:innen und müssen die Entscheidung ihres Lebens treffen. Im Westen bleiben, der nicht ihr zu Hause ist und ein neues Leben anfangen oder zurück in die Heimat kehren und nie wieder in den Westen können?
Der Roman schafft es dabei sehr gut die Beweggründe aller Protagonist:innen aufzufangen und sowohl für das Leben im Westen, als auch für den Osten positive und negative Seiten aufzuzeigen. Die Zerrissenheit ist sehr gut beschrieben und zeichnet ein historisch gut dargestelltes Bild, dass einmal nicht den Westen in den Himmel lobt und den Osten verteufelt. Die Leser:innen erfahren sehr viel vom Leben damals und lernen sich in die Zivilbevölkerung einzufühlen.
Historisch wertvoll, sprachlich eher mittelmäßig und teilweise zu überfüllt mit Perspektiven ist es ein gutes Buch, für Spannung und Nervenkitzel fehlt aber etwas.

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Veröffentlicht am 27.07.2021

Solider Thriller

Eskalation
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Wer schon viele Thriller gelesen hat, wird mit Eskalation wohl nicht allzu glücklich sein. Der Roman bietet zwar alles, was ein Thriller braucht, aber auch nicht wirklich viel mehr.
Die Handlung, die Frau, ...

Wer schon viele Thriller gelesen hat, wird mit Eskalation wohl nicht allzu glücklich sein. Der Roman bietet zwar alles, was ein Thriller braucht, aber auch nicht wirklich viel mehr.
Die Handlung, die Frau, die in der Nacht vom Täter entführt wird, der dabei auch einen Polizisten tötet, geht sehr lange gar nicht voran, da die Ermittler keine neuen Hinweise erhalten und die Leser:innen erfahren die Information, durch die verschiedenen Erzählperspektiven immer und immer wieder. Die kleinen Highlights zwischendurch und die kleinen Rätsel, die manche Kapitel aufgeben, sind nicht gerade überraschend aufgelöst und bringen nicht die erhoffte Spannung, die die ersten Seiten versprechen.
Durch die kurzen Kapitel und die vielen Perspektivenwechsel können die Leser:innen auch nicht wirklich mit irgendwelchen Charakteren warm werden, da diese nie genug Zeit haben, sich zu entfalten.
Die titelgebende "Eskalation" findet ganz am Ende innerhalb von 20 Seiten statt, um gleich danach wieder abzufallen und auf den letzten Seiten nochmal die gesamte Handlung kurz zusammenzufassen für die, die nicht gut genug aufgepasst haben.
Das Buch versucht seine Leser:innen in die Irre zu führen, indem falsche Fährten viel zu offensichtlich gelegt werden und am Ende eine Auflösung präsentiert wird, die nicht mal von Wahrsager:innen erkannt hätte werden können, da den Leser:innen einfach die wichtigen Informationen nie gegeben wurden.

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Reisen durch Kurzgeschichten

Mein Sternzeichen ist der Regenbogen
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Rafik Schami beweist einmal mehr, dass er nicht nur ein einfacher Autor sondern ein Geschichtenerzähler ist. In diesem Buch veröffentlicht er Kurzgeschichten zu den wichtigen Themen des Lebens, sowie einen ...

Rafik Schami beweist einmal mehr, dass er nicht nur ein einfacher Autor sondern ein Geschichtenerzähler ist. In diesem Buch veröffentlicht er Kurzgeschichten zu den wichtigen Themen des Lebens, sowie einen kurzen Abriss von eigenen Gedanken oder psychologischen, kulturellen, geschichtlichen, etc. Betrachtungen der Themen. Wie so oft gibt er den Leser:innen einen Einblick in Welten, die ihnen sonst unbekannt bleiben würden und zeigt ein Syrien, wie man es Tourist nicht kennenlernen könnte und wie es westliche Medien nie zeigen würden.
Rafik Schamis Erzählstil fühlt sich an wie die perfekte Umarmung: nicht zu fest, sodass es wehtung würde, aber auch nicht zu schlaff, sodass man sich geborgen fühlt, dass man weiß, man könnte jetzt kurz einknicken, weil die andere Person einen festhalten würde. Und auch wenn Kurzgeschichten nicht die typische Länge sind, wie ich es von Schami gewohnt bin, hatten sie wie bei einer Umarmung, immer genau die richtige Länge. Die non-fiktionalen kurzen Abrisse zu jedem Thema waren dann noch wie dieser kurze Moment, bevor man die andere Person loslässt, in der man nochmal kurz fester drückt.
Schami schafft es immer von neuem, mich zu verwundert, wie gut er eigentlich ist und er beweist immer wieder, wie magisch das einfache Leben sein kann!

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Veröffentlicht am 14.07.2021

Ein Lockdown-Must-Read

The Comfort Book – Gedanken, die mir Hoffnung machen
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Bei Matt Haigs "The Comfort Book" hält der Titel, was er verspricht! Dieses Buch ist eine Sammlung von Gedanken, Zitaten, Erinnerungen und kurzen Geschichten in Kapiteln, die teilweise nur wenige Sätze, ...

Bei Matt Haigs "The Comfort Book" hält der Titel, was er verspricht! Dieses Buch ist eine Sammlung von Gedanken, Zitaten, Erinnerungen und kurzen Geschichten in Kapiteln, die teilweise nur wenige Sätze, manchmal auch 2-3 Seiten lang sind. Manche hängen gar nicht zusammen, andere wiederum haben ein gemeinsames Grundthema - aber alle geben einem Hoffnung und ein Gefühl der Wärme in einer Zeit, in der dies mehr als notwendig ist.
Das Besondere an diesem Buch ist, dass Haig nicht irgendein jahrelang studierter Psychologie-Professor ist, der seine Lehrbuchweisheiten mit den Leser:innen teilt, sondern ein einfacher Mensch, der selbst an Depressionen und Angststörungen leidet und seine Erfahrungen damit offen teilt. Deshalb sind die hier festgehaltenen Methoden und Gedanken auch so kostbar und viele, die ähnliches durchmachen, werden sich in diesem Buch wiederfinden und das Buch wird für sie ein Rettungsanker sein, die Umarmung, die wir alle mal wieder benötigen könnten, nach der ganzen Zeit "social distancing".
Matt Haig hat im Corona-Lockdown das wohl wichtigste Buch für diese harte Zeit geschrieben.

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Veröffentlicht am 14.07.2021

Zeitlose monologische Erzählung

Die Beichte einer Nacht
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"Die Beichte einer Nacht" zeigt wie zeitlos manche Romane sein können. Obwohl der Roman im Original 1930 erschienen ist, liest er sich in seiner Neuübersetzung, als wäre er erst vor kurzem geschrieben ...

"Die Beichte einer Nacht" zeigt wie zeitlos manche Romane sein können. Obwohl der Roman im Original 1930 erschienen ist, liest er sich in seiner Neuübersetzung, als wäre er erst vor kurzem geschrieben worden. Wie sehr hier die Übersetzung jedoch die Sprache möglicherweise modernisiert hat, ist leider unbekannt.
Die Ich-Erzählerin erzählt der Stationsschwester der psychiatrischen Anstalt, in der sie Patientin ist, in der Nacht aus ihrem Leben. Dabei werden die Leser:innen als jene Schwester angesprochen, denn wir bekommen nur die direkte Rede der Frau zu lesen. Dies baut Nähe und Sympathie zur Sprechenden auf und macht den Roman sehr emotional. Die Frau erzählt zwar nichts all zu außergewöhnliches oder spannendes, aber genau das macht den Roman so gut. Sie erzählt von Sorgen, die viele Menschen haben, von Dingen, die einigen Personen passieren und die sie durchmachen müssen. Das macht diesen Roman aus. Er ist ruhig und sehr nah am tatsächlichen, alltäglichen Leben vieler Menschen dran und besticht mit seiner Erzählweise und der sympathischen Stimme.

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