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Veröffentlicht am 10.09.2020

So traurig wie tröstlich - ein großartiger Roman über menschliche Beziehungen

Bären füttern verboten
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„Ich fühle mich überhaupt nicht wie ein Mensch (....)Die Welt um einen herum wird intensiv und langsam, und der Körper bewegt sich mit animalischer Präzision. Je größer das Risiko, desto stiller der Kopf. ...

„Ich fühle mich überhaupt nicht wie ein Mensch (....)Die Welt um einen herum wird intensiv und langsam, und der Körper bewegt sich mit animalischer Präzision. Je größer das Risiko, desto stiller der Kopf. Es gibt keine Angst, keine Sorgen, keine Vergangenheit und keine Zukunft. Nur dieses Anheben des Beins. Nur dieses Ausstrecken des Arms. Es ist die reinste Form von Freiheit, die Sydney je erlebt hat“.
Die 47-jährige Sydney ist leidenschaftliche Freerunnerin, findet in der Sportart Ausgleich und Ablenkung, vergisst dabei ihre Sorgen. Sie kehrt nach dreißig Jahren nach St.Ives zurück, um sich dort ihrer Vergangenheit zu stellen, den Erinnerungen an einen Sommer, der alles veränderte. Als sie in einem kurzen Moment die Kontrolle verliert, setzt das eine Kette von Ereignissen in Gang, die viel mehr Menschen betrifft als vermutet.

Einfach macht es Autorin Rachel Elliot ihren Lesern nicht. Sie schreibt angenehm, treffend, präzise und direkt, oft humorvoll und scharfsinnig. Ihr multiperspektivischer Stil bezieht sich sowohl auf die Sichtweise verschiedener Personen als auch auf verschiedene Zeitpunkte. Da habe ich als Leserin -wie auch so manche Hauptfigur- schon mal die Orientierung verloren. Aber im Laufe der Geschichte lernt der Leser die Charaktere besser kennen und unterscheiden, alles wird klarer. Wie ein Puzzle fügen sich die einzelnen Kapitel zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen.

Eine ganze Reihe ungewöhnlicher Persönlichkeiten versammeln sich rund um Rachel und St. Ives. Da ist zunächst Rachel, die seit einem tragischen Erlebnis in der Kindheit nur noch glücklich ist, wenn sie Freerunning betreibt. Richtige Nähe lässt sich auch von Freundin Ruth selten zu. Besonders problematisch ist ihr Verhältnis zu Vater Howard: „Und wenn er die Hand ausstreckt, werde ich nie wissen, ob er damit sagt, komm her oder bleib weg“, erzählt Sydney. Howard schafft es einfach nicht, den frühen Tod seiner Frau Ila zu akzeptieren. Er hat Ila auf ein Podest gestellt, spricht in seiner Vorstellung immer noch mit ihr und lässt nicht zu, dass irgendjemand auch nur annähernd ihren Platz einnimmt. Zur Ruth, der Lebensgefährtin seiner Tochter Sydney hat er das Verhältnis, das er eigentlich mit seiner eigenen Tochter haben sollte. Ruth hält mit ihrer grenzenlosen Geduld so vieles zusammen, was eigentlich versehrt ist. Auch Dentalhygienikerin Maria, die Sydney in St. Ives kennenlernt, lebt in einer nicht intakten Beziehung mit Jon, mit dem sie wenig verbindet. Als Maria in Sydneys Leben tritt, ändert sich einiges im Leben aller Beteiligten.

Rachel Elliot hat von Berufs wegen als Psychotherapeutin viel mit Mensch zu tun. Das merkt man ihrem Werk an, sie beobachtet und kennt die Eigenarten, Schwächen, Stärken und Träume der Menschen ganz genau. Selten habe ich einen Roman gelesen, in dem so viel Treffendes über menschliche Beziehungen geschrieben wird: „Du machst ein Riesentheater darum, dass du kein Theater willst“ oder „Du tust es schon wieder. (..) Mich für etwas anmachen, was ich gar nicht gesagt habe“.
In „Bären füttern verboten“ geht es um allerlei komplizierte Beziehungen, aber auch um Trauer, Traumata und die Unfähigkeit, Dinge zu akzeptieren und sich und sein Leben zu ändern. So traurig die Situation und der Roman anfänglich ist, so tröstlich endet das Buch. Die Figuren lernen neue Menschen kennen, die sie trotz eigener Probleme stärken. Da fühlen sich Gespräche schließlich an „wie eine Reise, auf der man die falsche Abzweigung nimmt und sich verläuft und an einem Ort landet, den man von allein nie gefunden hätte“. Manchmal braucht es etwas länger, bis wir wieder Hoffnung finden. Rachel Elliots Roman zeigt aber eindrücklich, sie ist eigentlich immer da, manchmal allerdings ganz schön versteckt. Irgendwann wird sich die Zuversicht schon durchsetzen. Ein großartiger Roman über Trauer, Verlust, Verarbeitung, Vergebung und Neubeginn, vielfältig, so traurig wie tröstlich, absolut lesenswert.

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Veröffentlicht am 09.09.2020

Magische Detektivgeschichte mit krummen Reimen zum Schieflachen

Elfie und das magische Eichhörnchen
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Äußerst merkwürdige Dinge geschehen in letzter Zeit in Elfies Leben. Im Wipfelschloss, dem Baumhaus und Geheimquartier von Maya und Elfie finden die zwei Mädchen ein geheimnisvolles Kästchen. Nur Elfie ...

Äußerst merkwürdige Dinge geschehen in letzter Zeit in Elfies Leben. Im Wipfelschloss, dem Baumhaus und Geheimquartier von Maya und Elfie finden die zwei Mädchen ein geheimnisvolles Kästchen. Nur Elfie kann es öffnen und entdeckt darin eine mysteriöse Nachricht, dass sie die Freundin eines weißen, weisen Tieres werden soll. In der Nacht erhält sie auch noch überraschenden Besuch von einem weißen Eichhörnchen, das sie in ungelenken und ziemlich unverständlichen Reimen vor Gefahr warnt. Und das ist erst der Anfang. Das Tier gibt ihr immer wieder Rätsel auf und bei der Entschlüsselung kommt es oftmals zu Missverständnissen und peinlichen Situationen. Dass nur Elfie das weiße Eichhörnchen, das sie Krümel nennt, verstehen kann, macht die Sache nicht einfacher. Wie soll sie ihre beste Freundin Maya, die ziemlich gut im Knobeln und Rätsellösen ist, nur davon überzeugen, dass gerade ziemlich viel unerklärliche Magie passiert, ohne dass die sie für komplett verrückt hält?

„Elfie und das magische Eichhörnchen“ liest sich angenehm, schön flüssig und humorvoll. Autorin Susanne Rauchhaus schreibt aus Elfies Sicht und formuliert altersgemäß für die Zielgruppe von Kindern ab acht Jahren. Elfie spricht den Leser anfangs direkt an, dadurch wirkt der Sprachstil sehr lebendig. Das Cover und die wenigen Illustrationen am Kapitelanfang machen allerdings einen leicht altbackenen Eindruck, scheinen fast aus der Zeit gefallen. Von der graphischen Gestaltung her, hätte das Buch auch aus den 80er Jahren stammen können. Für mich ein „nostalgisches“, unmodernes Cover, aber vielleicht ist das beabsichtigt.

Elfie ist ein aufgewecktes, nettes Mädchen. Als zweitältestes Kind in einer Familie mit vier Kindern ist sie Trubel gewohnt und macht natürlich einiges mit. Sie ist rücksichtsvoll und sehr sozial, hat Phantasie und glaubt an Magie, zumindest ein bisschen. Ihre neugierige, scharfsinnige Freundin Maya ist Realistin durch und durch, sucht für alles logische Erklärungen. Die Zwei ergänzen sich ziemlich gut, sind aber nicht immer einer Meinung. Und dann ist da ja noch der Neue, der geheimnisvolle Noah, der einen besonderen Draht zu Raben hat. Sehr gerne mochten meine Kinder übrigens Krümel, das weiße Eichhörnchen. Krümel ist wirklich drollig und besticht durch seine herrlich direkte Art.

Ganz schön viele Rätsel gilt es für Elfie und Maya zu lösen. Wie gelangt denn plötzlich das Kästchen ins Baumhaus? Was bedeuten die seltsamen Reimbotschaften? Was hat es mit den mysteriösen Raben auf sich? Diese Fragen machen „Elfie und das magische Eichhörnchen“ ziemlich spannend. Krümel mit seinen ziemlichen schlechten, aber witzigen Reimen sorgt zur Auflockerung für witzige Szenen und einige Lacher. Das ungewöhnliche Ende kommt wirklich überraschend und macht definitiv Lust auf mehr. Ein fesselndes, witziges Kinderbuch mit viel Nusskuchen für alle, die gerne knifflige Fälle lösen und Geheimnisse und etwas Magie mögen. Wenn es nach uns ginge, könnten Elfie, Krümel und Co in Serie gehen.

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Veröffentlicht am 02.09.2020

Kleines Glück zum Hören für die ganze Familie

Zurück in Sommerby
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Endlich wieder Sommerby: Martha, Mikkel und Mats verbringen die Herbstferien bei Oma Inge in Sommerby, ohne Telefon und Internet, dafür in ziemlicher Idylle. Eigentlich könnte alles so schön sein, doch ...

Endlich wieder Sommerby: Martha, Mikkel und Mats verbringen die Herbstferien bei Oma Inge in Sommerby, ohne Telefon und Internet, dafür in ziemlicher Idylle. Eigentlich könnte alles so schön sein, doch als der fiese Makler wieder auftaucht und Oma Inge erneut unter Druck setzt, ihr Haus zu verkaufen, ist die Stimmung schnell getrübt. Und dann macht Martha auch noch eine unschöne Entdeckung, als sie Enes wiedertrifft.

Kirsten Boie schreibt sehr angenehm und kindgemäß. Sprecherin Julia Nachtmann setzt ihren Text für die Hörbuchversion perfekt um. Sie liest so, dass man ihr einfach zuhören muss und sich der Geschichte nicht entziehen kann, gut betont und lebendig. Den einzelnen Charakteren verleiht Julia Nachtmann individuelle Stimmen, man erkennt die Figuren sofort wieder. Vor allem ihre Interpretationen von Mats und Oma Inge finde ich sehr gelungen. Kaum zu glauben, dass hier wirklich nur eine einzige Person spricht.

Ganz wunderbare Menschen trifft man in Sommerby. Da ist natürlich Oma Inge, die manchmal etwas harsch wirkt, ihre Gefühle nicht immer unter Kontrolle hat, Fehler macht, mitunter zu Notlügen greift, aber im Grunde doch nur das Beste für ihre Enkel will. Martha ist für ihr Alter sehr reif, verständnisvoll und einfühlsam. Sie beobachtet genau und bekommt auf diese Weise vieles mit, was anderen vermutlich leicht entgehen würde. Martha ist kein kleines Kind mehr, hat erste Gefühle für einen Jungen und sorgt sich darum, sich nicht „peinlich zu machen“ und selbstverständlich um Oma Inges Zukunft. Keine einfache Situation für sie. Aber auch Mikkel, der leidenschaftliche Tierfreund mit dem großen Herzen und der einfallsreiche, pfiffige Mats sind ganz besondere Jungen, die es einem unmöglich machen, sie nicht zu mögen. Und dann gibt es ja auch noch Krischan Boysen, auf den immer Verlass ist.

Es ist idyllisch in Sommerby. Ein Stück heile Welt, das aber durch die fiesen Machenschaften des Maklers bedroht wird. Das macht die Geschichte ganz schön spannend. Auch nebenher passiert allerhand: Wie geht es mit Martha und Enes weiter? Wird Mats wie Astrid Lindgrens Pelle auch ausziehen? Und wird Mikkel am Ende doch noch zum Retter hilfloser Tiere?
Langeweile ist trotz der ruhigen, angenehmen Erzählweise Fehlanzeige. Gut gefallen hat mir, dass Kirsten Boie immer wieder Bezug auf Klassiker der (Kinder-)Literatur nimmt, Matha schmökert in „Vom Winde verweht“, Mats bekommt als Gute-Nacht-Geschichte „Rasmus und der Vagabund“ oder „Pelle zieht aus“ vorgelesen. Das weckte bei mir schöne Kindheitserinnerungen.
Dass wichtige Themen wie Tierquälerei oder die Geschlechterrollen ganz beiläufig behandelt werden, ohne dass das aufdringlich und aufgesetzt wirkt, finde ich sehr angenehm. In „Zurück in Sommerby“ geht es um Missverständnisse, langjährige Konflikte, Lügen und Notlügen, miteinander Reden und Versöhnung. Ganz schön viel enthalten in diesem Hörbuch, das aber trotzdem zu keiner Zeit überfrachtet wirkt.
Immer wieder werden kleine Wahrheiten eingeflochten, die die Dinge treffend auf den Punkt bringen: Wer sich wichtig fühlt, ist glücklich oder das Nicht-verzeihen-Können ist am schlimmsten für denjenigen, der nicht vergeben kann. Oft könnten wir uns das Leben etwas einfacher machen, wenn wir uns dabei nicht immer selber im Wege stehen würden und die Dinge auch so klar sehen könnten wie manchmal Martha oder Krischan Boysen. Ein wunderbares Wohlfühlhörbuch nicht nur für Kinder, sondern für alle die, die das Meer, kleine Abenteuer, Bücher, Natur und ruhige, besondere Geschichten lieben.

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Veröffentlicht am 02.09.2020

Vom Suchen und Finden der Liebe

Heute schon für morgen träumen
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„Liebe in all ihren Formen gibt den Ausschlag, ob das Leben eine trübsinnige Schwarzweißzeichnung ist oder ein farbenfrohes Ölgemälde“.

Emilia arbeitet in Brooklyn als Bäckerin im Feinkostgeschäft ihrer ...

„Liebe in all ihren Formen gibt den Ausschlag, ob das Leben eine trübsinnige Schwarzweißzeichnung ist oder ein farbenfrohes Ölgemälde“.

Emilia arbeitet in Brooklyn als Bäckerin im Feinkostgeschäft ihrer Familie, doch eigentlich möchte sie lieber schreiben. Als die von der Familie „verstoßene“ Großtante Poppy Emilia bittet, sie auf eine Italienreise zu begleiten, zögert sie zunächst. Poppy ist wie Emilia eine Zweitgeborene und die haben in Emilias Familie seit Generationen kein Glück in der Liebe. Manche Familienmitglieder glauben sogar an einen Fluch der zweitgeborenen Fontanas, der sie dazu verdammt, ihr Leben allein verbringen zu müssen. Gegen den Willen von Großmutter, Schwester und Vater beschließt Emilia schließlich, die Reise anzutreten. Gemeinsam mit Poppy und Cousine Lucy- ebenfalls zweite Tochter- geht es auf eine Tour durch das Land ihrer Vorfahren. Eine Reise in die Vergangenheit mit Blick in die Zukunft, in der Emilia klar wird, was für sie eigentlich wichtig ist.

Lori Nelson Spielman schreibt gewohnt flüssig und eingängig. Sie nimmt die Ich-Perspektive von Emilia ein, in Einschüben kommt aber auch Großtante Poppy zu Wort, die aus ihrem Leben im Italien der 60er Jahre erzählt.

Wer sind Emilia und Poppy, die Hauptfiguren des Romans? Für ihre Familie sind sie
Zweitgeborene, deren Schicksal vorherbestimmt ist. „Es ist doch interessant, dass wir alles dransetzen, die Meinung anderer über uns zu bestätigen- egal ob sie gut oder schlecht ist“, meint Poppy. Emilia ist natürlich überzeugt, dass es sowas wie Flüche nicht wirklich gibt, trotzdem hat sie sich in ihre Rolle des unscheinbaren Mädchens geflüchtet, wartet passiv, versteckt sich, kleidet sich wie eine alte Frau. Sie lernt sich in Italien selbst besser kennen. „Warum gibst Du dem Universum die Macht, über dich zu bestimmen, aber glaubst nicht, dass es dich erlösen kann“, fragt Poppy und bringt Emilia kräftig zum Nachdenken. Eigentlich ist nämlich Emilia eine Träumerin voller Zuversicht. Sie sieht das Leben lieber so wie es sein sollte, als wie es ist.

Poppy wirkt beinahe wie ein Gegenpol zu Emilia aktiv, schillernd, lebenslustig, temperamentvoll, selbstbewusst und selbstbestimmt. Sie blickt auf ein außergewöhnliches Leben voller dramatischer Momente zurück, hofft darauf, an ihrem 80. Geburtstag in Italien ihre große Liebe wieder zu treffen.

Wo Emilia zu passiv agiert, sich und ihr Temperament zu sehr zurückhält, versucht sich Cousine Lucy offensiv gegen den „Fluch“ zu wehren. Sie präsentiert sich sehr selbstbewusst, geizt nicht mit ihren Reizen, stürzt sich blind von einem Liebesabenteuer ins nächste, gönnt sich keine Pause und ärgert sich über Emilias Untätigkeit und Lethargie.
Die Reisegesellschaft besteht aus drei sehr unterschiedlichen Charakteren, die sich nach und nach immer näher kommen. Sie erkennen: Der wahre Fluch liegt in der Hoffnungslosigkeit, in der Untergrabung ihres Selbstvertrauens, in dem Unvermögen, an ihre Träume zu glauben- und damit an sich selbst.
Alle drei Frauen wecken Sympathien, sind nachvollziehbar und stimmig dargestellt. Die drei gegensätzlichen Persönlichkeiten gestalten die Geschichte lebendig und abwechslungsreich.

Wird Poppy die Liebe ihres Lebens wieder treffen? Können Emilia und Lucy den Fluch der Zweitgeborenen brechen? Und was geschah in den 60er Jahren wirklich in Poppys Vergangenheit?
Poppys Lebensgeschichte ist mindestens so spannend wie die aktuellen Ereignisse während des Italienaufenhalts.
Lori Nelson Spielman hat einen manchmal zwar leicht rührselig anmutenden, aber durchaus sehr unterhaltsamen, lesenswerten Roman über Familie, Rollen, Vorurteile, sich selbst erfüllende Prophezeihungen, Lebenslügen, Schicksal, Träume und natürlich über die Liebe geschrieben. Lebensweisheiten von Doris Day ,„the future is not ours to be“ finden darin genauso Platz wie die der Rolling Stones „You don‘t always get what you want, you get what you need“. Der Roman appelliert an die Leser, lieber im Jetzt zu leben, das Jetzt hat man schließlich besser unter Kontrolle als die Zukunft. Und wer sich dabei bemüht, das Besondere im Alltäglichen zu erkennen, kommt seinem Glück bestimmt noch ein paar Schritte näher.

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Veröffentlicht am 02.09.2020

Herrlich überdrehtes Lesevergnügen, auch für Lesemuffel

Hilfe, meine Eltern haben meinen Geburtstag gestrichen!
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Tom fiebert seinem Geburtstag entgegen, der ist am 11. und dann wird er endlich elf Jahre alt. Ein richtiger Glücksgeburtstag. Doch leider kommt es vor Toms besonderem Tag zu einer ausgewachsenen Pechsträhne: ...

Tom fiebert seinem Geburtstag entgegen, der ist am 11. und dann wird er endlich elf Jahre alt. Ein richtiger Glücksgeburtstag. Doch leider kommt es vor Toms besonderem Tag zu einer ausgewachsenen Pechsträhne: Ein Schwein fällt vom Dach, ein Hund wird zerquetscht, Oma stürzt, muss ins Krankenhaus und zieht danach bei Toms Familie ein und die Zahnfee verflucht Toms kleine Schwester Meg, zumindest glaubt Meg das. Bei all den Katastrophen sehen Toms Eltern nur eine Möglichkeit: Toms Geburtstagsfeier wird gestrichen, um noch mehr Unglück zu verhindern. Doch diese Entscheidung kann und will Tom nicht akzeptieren. Deshalb nimmt er die Organisation der „besten Party aller Zeiten“ einfach selbst in Hand.

Jo Simmons schreibt aus Toms Sicht prima verständlich, kindgemäß, lebendig und irre witzig. Die Kapitel sind recht kurz, der Text hat etwas mehr Zeilenabstand als gewöhnlich, manche Wörter sind fett hervorgehoben. Nathan Reeds lustige, comicartige Illustrationen sorgen für Auflockerung. Das Buch ist insgesamt sehr abwechslungsreich und motivierend gestaltet und spricht durch seine besondere Aufmachung auch Lesemuffel an.

Tom ist ein wirklich netter Kerl, begeisterungsfähig, phantasievoll, einfallsreich, sympathisch, unbefangen, aber auch ziemlich naiv. Mit erfrischendem kindlichen Tatendrang versucht er, sich seine Geburtstagsparty selbst zu organisieren. Seine nette, abergläubische Schwester Meg unterstützt Tom dabei vorbehaltlos. Auch auf seine treuen Freunde Harry und Keith und den verständnisvollen Mister Hector kann der Junge sich stets verlassen.

Wahnsinnig witzig und völlig absurd, was Tom alles erlebt und mindestens genauso verrückt-genial sind seine Vorstellungen vom perfekten Glücksgeburtstag. In der Geschichte reiht sich eine herrlich überdrehte skurrile Situation an die nächste: Verkleidete Riesenzahnfeen mit extra viel Glitter treten auf, es gibt Gladiatoren in Unterhosen zu bestaunen, die sich gegen furchteinflößende Hühner wehren oder auch Verfolgungsjagden zwischen Omas und als Zebras getarnten Schweinen. Ganz nebenbei feiert Jo Simmons noch Geschwisterbeziehungen und wahre Freundschaft und zeigt, dass auch Eltern Fehler machen können. Ein wirklich temporeiches, spannendes, lustiges Buch für Jungen und Mädchen ab acht, neun Jahren. Uneingeschränkte Leseempfehlung für alle, die das Leben nicht immer ganz so ernst nehmen.

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