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Veröffentlicht am 24.11.2025

✎ Stefanie Reich & Madlen Ottenschläger - Otto fährt los 3 Weihnachten in Finnland

Otto fährt los – Weihnachten in Finnland
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Wir waren im Oktober das erste Mal in Finnland und hatten diesen Urlaub fest mit den Eindrücken verknüpft, die der Klappentext verspricht. Zur Einstimmung wollte ich eigentlich das Buch lesen, doch der ...

Wir waren im Oktober das erste Mal in Finnland und hatten diesen Urlaub fest mit den Eindrücken verknüpft, die der Klappentext verspricht. Zur Einstimmung wollte ich eigentlich das Buch lesen, doch der Zugang blieb schwierig. Also kam das Hörbuch dazu.

Diese Version klärt den Ablauf deutlicher. Die Familie holt erst den geliehenen Camper ab, was der Printtext nicht erläutert. Da wir die Vorgänger nicht kennen, war uns dies nicht bewusst. Beide Formate verzichten darauf, die sprechende Funktion von Otto vorher anzudeuten. Die Familie erfährt das zufällig, als Otto das erste Mal spricht, obwohl er ja auch ein „Gesicht“ hat.

Das Hörbuch liefert generell breitere Kontextflächen. Figuren wie Saunawichtel erhalten dort eine nachvollziehbare Einbettung. Die gedruckte Ausgabe hält sich dagegen knapp und erzeugt Lücken. Der Handlungssprung von Helsinki in den Norden bleibt textlich ungeklärt, obwohl die Strecke einen wesentlichen Teil der Reise bestimmt. Im Hörbuch erfährt man zudem, dass sich das Weihnachtsmanndorf in Rovaniemi befindet. Mein Kind hat sich total über diese Information gefreut, denn wir waren selbst dort. Eine kleine Karte oder Reiseroute am Ende des Buches hätte dem Ganzen mehr Orientierung gegeben.

Unstimmigkeiten zwischen Illustrationen und Text treten ebenfalls auf. Aufforderungen zum Umblättern treffen auf Figuren, die bereits sichtbar sind.

Die Sprache richtet sich klar an sehr junge Zuhörende (Altersempfehlung vom Verlag ist 4), was den erzählerischen Spielraum einschränkt. Eine etwas höhere Altersausrichtung mit der Informationsfülle des Hörbuchs hätte der Geschichte gutgetan.

Das Buch bleibt dadurch distanziert, während das Hörbuch durch klare Struktur, zusätzliche Informationen und eine stimmige Umsetzung trägt.

©2025 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 18.11.2025

✎ Andreas Steinhöfel - Anders

Anders
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„Anders“ lag neulich im Tauchregal und da der Klappentext interessant klang, nahm ich es für eine kurze Lektüre zwischendurch mit.

Die Lektüre zog sich jedoch deutlich länger als erwartet, weil Steinhöfel ...

„Anders“ lag neulich im Tauchregal und da der Klappentext interessant klang, nahm ich es für eine kurze Lektüre zwischendurch mit.

Die Lektüre zog sich jedoch deutlich länger als erwartet, weil Steinhöfel den Stoff mit einem breiten Erzählfluss und permanenten Blickwechseln versieht. Der Text verlangt hohe Konzentration, nicht zuletzt wegen überladener Satzkonstruktionen - teilweise geht ein Satz über 9 Zeilen -, die das Erfassen des Handlungsverlaufs bremsten. Ich empfand die Form als unnötig verschachtelt und dadurch distanziert.

Der Roman bündelt eine Vielzahl an Motiven, setzt sie aber oft nur an und lässt sie ohne vertiefte Bearbeitung stehen. Das Ergebnis: thematische Überladung ohne nachhaltigen Erkenntnisgewinn. Somit erzeugt der Text zwar Impulse, doch die Menge der Denkanstöße überfordert bereits mich als Erwachsene. Für die angegebene Zielgruppe wirkt das ambitioniert.

Die letzten Kapitel eskalieren in eine Härte, die für junge Lesende grenzwertig ist. Einzelne Szenen sind so drastisch, dass sie sensiblere Kinder klar überfordern können. Dieser Kontrast verstärkt die Diskrepanz zwischen vermarktetem Anspruch und tatsächlicher Wirkung.

Unterm Strich blieb die Lektüre für mich unbefriedigend. Der Klappentext suggeriert einen anderen Schwerpunkt, während die tatsächliche Geschichte sich stärker auf Identitätsfragen, Wahrnehmung und familiäre Spannungen stützt.

Dass das Buch im Unterricht eingesetzt wird, erklärt sich durch seine Interpretierbarkeit. Die Vielzahl offener Fäden liefert Stoff für analytisches Arbeiten, weniger für ein stimmiges Leseerlebnis. Damit erfüllt „Anders“ für mich eher eine schulische als eine erzählerische Funktion.

©2025 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 11.11.2025

✎ Joanna Quinn - Das Theater am Strand

Das Theater am Strand
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Ich bin mit dem Gefühl gestartet, dass diese Lektüre Kraft verlangen wird. Der Umfang signalisiert Ausdauerarbeit und der Plan, das Buch gemeinsam zu lesen, hat den Einstieg überhaupt erst praktikabel ...

Ich bin mit dem Gefühl gestartet, dass diese Lektüre Kraft verlangen wird. Der Umfang signalisiert Ausdauerarbeit und der Plan, das Buch gemeinsam zu lesen, hat den Einstieg überhaupt erst praktikabel gemacht. Der erwartete Sog blieb jedoch aus.

Der Zugang zur Handlung verlangte Disziplin. Der Stil fordert konstante Aufmerksamkeit und die Vielzahl an Figuren erzeugt eine Streuung, die den Fokus verwässert. Diese strukturelle Weite zog das Erzähltempo zusätzlich in die Länge.

Die Entwicklung der Kinder, die Kriegsjahre und die Zeit danach bilden zwar ein breites Panorama, doch die narrative Ausdehnung wirkt überzogen. Der Titel suggeriert eine Schwerpunktsetzung, die der Roman kaum erfüllt. Das titelgebende Theater tritt erst spät auf und bleibt trotz Ankündigung eine Randerscheinung. Die Diskrepanz zwischen Paratext und tatsächlicher Gewichtung irritiert und war ein großer Bruch zwischen meiner Erwartung und der Umsetzung.

Einzelne historische Aspekte schärfen den Blick, etwa die Rolle der WAAF, deren Bedeutung hier sichtbarer wird als in vielen gängigen Darstellungen. Dieser Informationsgewinn trägt jedoch nur bedingt durch die schleppenden Passagen.

Für mich bleibt es ein historischer Roman, der seine erzählerische Energie verzettelt. Ohne die gemeinsame Lektüre hätte ich das Buch nicht beendet.

©2025 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 07.11.2025

✎ Gunda Frey - Kindern geben, was sie brauchen

Kindern geben, was sie brauchen
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Gunda Frey eröffnet das Buch mit starkem Fokus auf die eigene Person. Das prägt den Einstieg und verschiebt den Fokus, bevor sie zum Kern kommt. Erst danach rückt sie die strukturellen Fehlentwicklungen ...

Gunda Frey eröffnet das Buch mit starkem Fokus auf die eigene Person. Das prägt den Einstieg und verschiebt den Fokus, bevor sie zum Kern kommt. Erst danach rückt sie die strukturellen Fehlentwicklungen des Schulsystems in den Vordergrund. Ihre Kritik ist zutreffend: Lehrkräfte und Eltern erkennen die Defizite längst, doch zentrale Vorgaben verhindern substanzielle Veränderungen. Der Handlungsspielraum reduziert sich auf minimale Anpassungen im Unterricht, während grundlegende Reformen ausbleiben. So entsteht eine gewisse Ohnmacht gegenüber den Rahmenbedingungen.

Klarer wird der Text, sobald Frey die Wirkung nonverbaler und unterschwelliger Botschaften auf Kinder beschreibt. Der Satz „Wir senden Signale, immer“ (65%) wirkt, weil er den blinden Fleck der Erwachsenen trifft. Er zeigt die Lücke zwischen Erwachsenenwahrnehmung und kindlichem Erleben. Ihr Beispiel aus dem Alltag verdeutlicht, wie stark Kinder auf implizite Bedeutungen reagieren. Die Distanz zwischen Absicht und Wirkung zwingt zu präzisem Beobachten und korrigierendem Verhalten.

Frey arbeitet stark mit Fallbeispielen aus Familie und Praxis. Das gibt Nähe, aber kein Werkzeug. Fachfremde Lesende könnten hier Halt erwarten, bekommen aber wenig Struktur für konkrete Veränderungen. Besonders fehlt der Blick auf Familien unter Zeitdruck, auf Alleinerziehende oder Eltern, die stark auf Bildungsinstitutionen angewiesen sind. Die Lebensrealität wirkt ausgeblendet.

Obwohl Frey ankündigt, auf Fachterminologie zu verzichten, greift sie doch regelmäßig auf Begriffe zurück, die nicht definiert werden. Dadurch entsteht ein Spannungsfeld zwischen Anspruch und Umsetzung. Die Sprache bleibt emotional und appellativ. Das erzeugt Intensität, aber keine analytische Schärfe. Für mich als Leserin war das wirksam, weil es zu Pause und Reflexion zwingt. Gleichzeitig fällt der begrenzte Nutzwert auf.

Ihr zentrales Muster ist der Ruf nach konsequenter Selbstreflexion der Erwachsenen. Das ist psychologisch nachvollziehbar, aber in der Realität begrenzt tragfähig. Frey konstruiert ein Modell, in dem Erwachsene stets reguliert, präsent und reflektiert agieren. Stress, finanzielle Belastung oder institutionelle Zwänge tauchen kaum auf. Dadurch entsteht ein theoretisches Ideal, das reale Umstände ignoriert und Schuldgefühle begünstigt. Die fehlende Einbettung in sozialpsychologische Zusammenhänge schwächt die praktische Anwendbarkeit.

Positiv bleibt der klare Appell an emotionale Verantwortung und die verständliche Vermittlung psychologischer Grundgedanken, was gerade für unerfahrene Eltern nutzbar ist. Fachlich betrachtet bleibt der Text jedoch oberflächlich, terminologisch ungenau und gesellschaftlich konservativ.

Hinzu kommen handwerkliche Defizite. Stellen wie „Männer haben einen Penis und Frauen eine Vagina oder Scheide. Männer und Frauen schlafen miteinander und haben so Sex, […]“ (81%) zeigen ein heteronormatives Weltbild und ein Lektorat, das grobe Vereinfachungen nicht korrigiert. Weitere Fehler wie „Bespreche […]“ wirken wie Durchrutscher. Für ein Buch dieser Reichweite ist das unzureichend.

Der Text transportiert klare Leitgedanken zu Perspektivwechsel, Leistungsdruck Beziehungsgestaltung und Selbstabgrenzung. Sie zeigen, was Frey erreichen will: Sensibilisieren, wachrütteln, zum Umdenken animieren. Das gelingt auf der emotionalen Ebene, nicht auf der analytischen. Das Resultat ist ein engagierter, aber einseitiger Appell, der ohne strukturelle Einbindung und ohne tragfähiges Handwerkszeug stehen bleibt.

©2025 Mademoiselle Cake

Zitate:

»Dieses Buch ist ein leidenschaftliches Plädoyer für den Respekt vor der Individualität und den Bedürfnissen von Kindern.« (1%)

»Warum werden in den meisten Schulen schlechte Leistungen bewertet? Es wird benotet, was Kinder nicht können, aber ihre Stärken werden nicht gestärkt. Schule erzeugt DRuck auf verschiedenen Ebenen: […]« (7%)

»Aus diesem Grund habe ich dieses Buch geschrieben: In der Hoffnung, dass sich viele Menschen dazu herausfordern lassen, die Perspektive zu wechseln und wieder mit den Augen der Kinder sehen lernen wollen.« (10%)

»Ich habe dich lieb, immer, und du bist großartig. Aber dein Verhalten kann ich gerade nicht tolerieren.« (28%)

»Du bist nicht dein Kind und dein Kind ist nicht du« (33%)

»Mit ihrem Sein spiegeln Kindern das unsere.« (34%)

Veröffentlicht am 05.11.2025

✎ Tanya Stewner - Hummelbi 1 Wie weckt man eine Elfe?

Hummelbi – Wie weckt man eine Elfe?
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Ich kenne von Tanya Stewner bereits “Alea Aquarius 1 Der Ruf des Wassers“ und “Alea Aquarius 2 Die Farben des Meeres“ - beides Kinder-Fantasyromane, die mir sehr gefallen haben. Als ich nun im offenen ...

Ich kenne von Tanya Stewner bereits “Alea Aquarius 1 Der Ruf des Wassers“ und “Alea Aquarius 2 Die Farben des Meeres“ - beides Kinder-Fantasyromane, die mir sehr gefallen haben. Als ich nun im offenen Bücherschrank den Band „Hummelbi 1 Wie weckt man eine Elfe?“ entdeckte, nahm ich ihn direkt mit.

Zunächst war ich ehrlich gesagt wenig begeistert. Stewner schildert die Elfe Hummelbi mit einem dicken kleinen Körperchen, stämmigen Ärmchen und dass sie für ihr Gewicht zu klein sei - eine Beschreibung, die auf mich zunächst abwertend wirkte, da sie auch ständig wiederholt wurde.

An dieser Stelle hatte ich sogar überlegt, die Lektüre abzubrechen. Doch ich las weiter - und wurde positiv überrascht.

Auf S. 46 kommt die Aussage, die mich quasi ein wenig versöhnte, denn Hummelbi erklärt Florentine etwas über Hummeln und sagt: „Jeder kann über sich selbst hinauswachsen.“ Ab da konnte ich die Geschichte mit anderen Augen lesen und den wahren Kern darin erkennen.

Im Text wird deutlich, dass Zusammenhalt (insbesondere in der Familie), die Kraft der Fantasie und die Einsicht, dass Unterschiede nicht automatisch negativ sind, zentrale Themen sind. Für mich entwickelte sich das Buch zu einer sehr stärkenden Geschichte.

Stewner beschreibt ihre Figuren sehr bildhaft, gerade die Elfen erscheinen bunt im Text. Allerdings fehlt mir persönlich die visuelle Entsprechung: Die Illustrationen sind lediglich schwarz-weiß, wodurch der Charme der Beschreibung meiner Meinung nach nicht voll entfaltet wird. Dies ist ein konstruktives Manko, denn die von mir wahrgenommenen positiven Aspekte bleiben davon unberührt.

Durch den leichten, kindgerechten Stil finde ich die Lektüre für viele Kinderzimmer und unsere Schulbibliothek für lesestarke Kinder ab ca. 8 Jahren geeignet. Gerade auch, weil Stewner das Thema Elfen und Feen wirklich wunderbar aufgreift und mir persönlich in dieser Hinsicht einen Aha-Moment geschenkt hat, denn ich kannte den Unterschied zwischen den beiden nicht.

Zwei der drei Bände sind mittlerweile unter neuen Namen und mit anderen Illustrationen erhältlich.

Fazit: Das Buch hat mich von Skepsis zu Wertschätzung geführt. Wenn ich meine Erfahrungen und Eindrücke nun zusammenfasse, denke ich, dass „Hummelbi 1 Wie weckt man eine Elfe?“ insbesondere durch seine Botschaften und seine ungewöhnliche Darstellung von Elfen überzeugt, auch wenn technische Aspekte wie Illustrationen nicht vollständig meinen Erwartungen entsprechen.

Auf meinem Instagramprofil gibt es einen kleinen Einblick ins Buch.

©2025 Mademoiselle Cake