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Veröffentlicht am 16.11.2025

Ein Lebensratgeber als Roman

Drei Tage im Schnee
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Hannah will ihrem hektischen und durchgetakteten Leben entfliehen und bucht sich kurzerhand für ein verlängertes Wochenende eine Hütte am See. Dort lernt sie die kleine Sophie kennen, mit der sie viel ...

Hannah will ihrem hektischen und durchgetakteten Leben entfliehen und bucht sich kurzerhand für ein verlängertes Wochenende eine Hütte am See. Dort lernt sie die kleine Sophie kennen, mit der sie viel Zeit verbringt, Schneeengel formt, ein Schneinhorn baut. Doch vor allem bringt das kleine Mädchen sie zum Nachdenken darüber, wie kasteiend sie ihr Leben verbringt.

Nachdem ich die Leseprobe gelesen hatte, dachte ich, mich würde ein leichter Roman über eine schöne Begegnung erwarten, die die Protagonistin vielleicht etwas zum Umdenken über ihr hektisches Leben bringen würde. Tja, das tun die Begegnungen mit Sophie tatsächlich - allerdings anders als erwartet. Hannah reflektiert in den wenigen Tagen ALLES, was in ihrem Leben schief gelaufen ist oder es immer noch tut. Das kleine Mädchen Sophie ist dafür ihr Spiegel, mit einfachen Fragen aus Kindersicht bringt sie Hannahs Welt zum Wanken. Soweit so unkritisch. Allerdings ist für meinen Geschmack der Reflexionsprozess viel zu ratgeberisch überladen: Hannah hat eine Erkenntnis nach der anderen, weiß plötzlich, was sie ändern muss oder was falsch läuft, die paar Begegnungen scheinen ihr Leben komplett umzuwerfen. Die Geschichte rückt dabei vollkommen in den Hintergrund, wir verfolgen Hannahs Gedankengänge, ihre Erkenntnisse über ihre Unglücklichkeiten, die Zwänge, in denen sie sich - und vermutlich auch alle Leserinnen - tagtäglich befindet. Für mich persönlich ist das alles viel zu überkonstruiert, überladen und deshalb unglaubwürdig. Nicht, dass ich etwas gegen Texte hätte, die eine dazu bewegen, über das eigene Leben nachzudenken, aber ich bevorzuge dann eher unterschwelligere Hinweise. Bei diesem Buch hätte ich mir gewünscht, dass es als "Ratgeber-Roman" gekennzeichnet ist, dann hätte ich vermutlich nicht dazu gegriffen, da ich ehrlicherweise nichts mit Ratgebern anfangen kann (was mir dieses Buch auch wieder zeigte).

Am Schreibstil selbst ist nichts auszusetzen und ich bin überzeugt davon, dass das Buch sehr vielen Leser
innen helfen wird, ihr Leben zu überdenken, die die Art und Weise, wie das Buch mit allem Ratgeberpathos geschrieben ist, mögen. Die Geschichte selbst ist süß und unaufgeregt. Für mich war das es allerdings überhaupt nichts und darauf beziehen sich meine zwei Sterne.

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Veröffentlicht am 27.10.2025

Hirnlos

Heimat
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Jana und Noah leben seit kurzen in einer Neubausiedlung im Dorf. Sie beschließt plötzlich, ihre Arbeit zu kündigen, was bei ihrem Mann so gar nicht auf Verständnis stößt. Dieses findet Jana dann bei einigen ...

Jana und Noah leben seit kurzen in einer Neubausiedlung im Dorf. Sie beschließt plötzlich, ihre Arbeit zu kündigen, was bei ihrem Mann so gar nicht auf Verständnis stößt. Dieses findet Jana dann bei einigen Frauen im Ort, allen voran Karolin. Die Insta-Influencerin zieht Jana schnell in ihrem Bann, auch wenn deren konservative Haltung sie - zumindest am Anfang - irritiert.

Ich hatte mich wirklich schon sehr auf diesen Roman gefreut, da er so viele positive Kritiken bekommen hat. Allerdings bin ich im Nachgang irgendwie enttäuscht. Die Protagonistin Jana ist völlig naiv und unreflektiert. Mir kommt vor, dass sie zu gar nichts eine eigene Meinung hat. Warum sie ihren Job gekündigt hat, ist nicht wirklich nachvollziehbar. Dass ihre neue Freundinnen erzkonservativ sind und sich ihren Männern unterstellen, um ganz für die Kinder da zu sein, lässt sie zwar anfänglich etwas wundern. Doch im Laufe der Zeit entwickelt sie eine beinahe krankhafte Obsession mit Karolin, man fragt sich, ob sie sich nicht in sie verliebt hat. Deren Mann, der offensichtlich nicht vor Gewalt seiner Frau gegenüber zurückschreckt, findet sie ebenfalls ziemlich anziehend. Dass Noah über ihre unnachvollziehbare Wandlung nicht glücklich ist und Jana kaum mehr erkennt, scheint sie überhaupt nicht zu stören.

Ab und an lesen wir über die Aktivitäten der AfD im Dorf, über die Ablehnung von fremder Kinderbetreuung und Impfungen. Über die augenscheinliche Differenz zwischen Insta-Wahrheit und Wirklichkeit, über Gewalt gegen Frauen und Lästereien sogenannter Freundinnen. Das hätte grundsätzlich das Potential für eine packende, gesellschaftskritische Story, doch die Protagonistin bleibt m.E. so farb- und hirnlos und unrealistisch, dass ich mich nur drüber ärgern kann. Außerdem werden absichtlich etliche Lücken eingebaut, die Leser*innen wissen über vieles nicht Bescheid und das Ende bleibt absolut offen. Das wäre ja an und für sich kein Problem, Spekulationen besonders bei einem offenen Ende sind reizvoll. Aber hier bleibt bereits im Fortgang der Geschichte so viel unerzählt, dass ich mich frage, warum es überhaupt thematisiert wurde. Die rechtsextremen und tradwifeigen Tendenzen werden auch eher nur eingestreut, ohne eine stimmiges Gesamtbild geschweige denn eine entsprechende Dorfatmosphäre zu ergeben. So frage ich mich am Schluss: was sollte hier eigentlich erzählt werden?

Mein Fazit: Heimat ist ein gut zu lesender Roman mit einem aktuellen Thema, aus dem man eine gute, gesellschaftskritische Geschichte bauen hätte können. Leider ist für mich die Story und vor allem die Protagonistin weder stringent noch nachvollziehbar, auch wenn das offene Ende seinen Reiz hat.

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Veröffentlicht am 26.10.2025

Frönen im Frohner

Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels
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Angelika ist eine gute Buchhalterin. Sie arbeitet im Grand Hotel Frohner in Wien und wird schnell die Vertraute vom Direktor, der sie ab und an bittet, nicht ganz legale Sachen für ihn zu erledigen. Da ...

Angelika ist eine gute Buchhalterin. Sie arbeitet im Grand Hotel Frohner in Wien und wird schnell die Vertraute vom Direktor, der sie ab und an bittet, nicht ganz legale Sachen für ihn zu erledigen. Da sie mit ihrer neu gekauften Wohnung Probleme hat und sie auch nicht das allerbeste Händchen für Männer besitzt, beschließt sie, sich ein bisserl was vom Hotel zu borgen. Erst ist sie panisch, erwischt zu werden, schnell aber merkt sie, dass das Borgen so überhaupt nicht auffällt. Und so läppert sich im Laufe der Jahre ein hübsches Sümmchen zusammen...

Vea Kaiser ist mit "Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels" ein amüsanter und kurzweiliger Roman gelungen, der nie im Leben leugnen kann, dass er aus Österreich stammt. Da ist die vielfältig eingesetzte österreichische Sprache (sogar mit einem wienerischen - deutschen Wörterbuch am Ende), da ist die österreichische Bussi-Bussi-Gesellschaft, zu der Angelika gern dazu gehören möchte und da ist der Fakt, dass man es mit der Buchhaltung nicht so genau nimmt, weil der Direktor das sagt und er schließlich auch seine Golfurlaube bezahlen muss - die natürlich nur im Sinne des Hotels getätigt werden.

Die Protagonistin ist zwar gut im Buchhalten, ein Menschengespür scheint sie aber nicht zu haben. Immer wieder klappt es nicht mit den Männern, auch nicht mit ihrem Sohn, für den sie alles, wirklich alles tut (u.a. natürlich sich für seine Spielschulden ein bisserl was vom Hotel ausleihen). Dann hat sie noch eine typisch österreichische Mutter, die mit ihrem ordinären Slang nicht in der Lage ist, Zuneigung zu zeigen, sondern lieber in ihrem Grant den Gemeindebau beglückt und einfach nicht in Pension gehen will, obwohl sie es mit dem Vergessen hat - sprich: dement ist.

Der Humor ist amüsant, die Sprache der Autorin sehr eingänglich zu lesen und lange Zeit kann man irgendwie Verständnis für Angelika aufbringen. Das hat auch damit zu tun, dass wir ausführlich und zum Mitfühlen mit der Figur vertraut werden, mit ihrem Karrierebewusstsein, ihren Männergeschichten, der Beziehung zu ihrer Mutter und zu ihrer heroinsüchtigen Freundin Ingi. Bis dass sich Angelika das erste Mal etwas borgt, dauert es sehr viele Seiten. Noch interessanter macht die Geschichte, dass zwischen den Kapiteln immer auch wieder die vermeintliche Autorin berichtet, wie sie Angelika im Gefängnis besucht und sie sie zu ihrer Lebensgeschichte interviewt. Vea Kaiser berichtete in Interviews, dass sie sich an einer realen Geschichte orientierte, die Interviews im Roman dürften aber reine Fiktion sein.

Trotzdem das umfangreiche Buch wirklich gut und schnell zum Lesen geht, bleibt bei mir am Ende ein wenig ein fahler Beigeschmack. Während wir wirklich sehr ausführlich in Angelikas Leben eingeführt werden und vorerst eher nur über wenige Monate und Jahre begleiten, beginnt die Geschichte ab ca. der Hälfte zu hetzen. Ganz schnell wird ihr Sohn groß, plötzlich gibt es neue Partner, ihre kriminellen Machenschaften bleiben immer eher im Hintergrund (auch wenn wir doch immer wieder von ihren Schuldgefühlen erfahren). So hat für mich das Erzählte ein Ungleichgewicht und ich konnte den Kern der Geschichte nicht so ganz ausmachen. Denn plötzlich ist Angelika auf Luxus aus, obwohl davon in der langen Einleitungsphase noch überhaupt nichts zu ahnen war. Der Tiefpunkt kommt ebenso schnell und auf wirklich den letzten Seiten des Buches. Von mir aus hätte das Buch ruhig noch ein paar Seiten mehr haben dürfen, damit ich besser nachvollziehen hätte können, wie sich der Wandel der Hauptfigur einstellte.

Mein Fazit: Fabula Rasa ist ein eingänglich zu lesendes Buch, dass mit viel österreichischem Kolorit und einem Humor, der eine viel schmunzeln lässt, aufwartet. Trotzdem ich das Buch wirklich sehr gern gelesen habe, finde ich schade, dass der Wandel der Hauptfigur für mich nicht ganz schlüssig von statten gegangen ist. Trotzdem kann ich das Buch allen empfehlen, die Lust auf humorig Österreichisches haben und sich nicht vom Umfang abschrecken lassen.

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Veröffentlicht am 26.10.2025

Glück ohne Kitsch

Das glückliche Leben
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Das Leben von Éric ändert sich schlagartig, als seine ehemalige Schulkollegin Amelié ihn in die Politik holt. Als der zuverlässige Karrierist bei einer wichtigen Geschäftsreise in Seoul auf eine außergewöhnliche ...

Das Leben von Éric ändert sich schlagartig, als seine ehemalige Schulkollegin Amelié ihn in die Politik holt. Als der zuverlässige Karrierist bei einer wichtigen Geschäftsreise in Seoul auf eine außergewöhnliche Dienstleistung stößt, haut es ihn buchstäblich aus den Socken: er erlebt seine eigene Beerdigung und weiß, er will etwas in seinem Leben ändern. Prompt importiert er das Konzept nach Frankreich und trifft damit den Zahn der Zeit. Dadurch, dass er wieder zu seiner eigenen Mitte findet, verbessert sich auch die Beziehung zu Familie und Freunden und bringt unerwartete Wendungen.

David Foenkinos Roman "Das glückliche Leben" ist eine wohlige Erzählung darüber, dass Karriere und Erfolg nicht alles ist im Leben. Wir erleben die stressige und auslaugende Welt der Politik, in der man genauso schnell abgeschrieben werden kann, wie man einst hineingerutscht ist, wir erfahren aber auch von der Kraft und dem Willen zur Veränderung, wenn man mit seinem eigenen Ende konfrontiert ist. Die Beschreibungen wie die Menschen "Happy Life", wie die Fake-Eigene-Beerdigung heißt, wahrnehmen und wie sie die Erfahrung verändert, ist einnehmend, wenn auch teilweise etwas zu schnell abgehandelt und nicht voll nachvollziehbar argumentiert. Grundsätzlich scheint dem Protagonisten Éric schier alles zu gelingen, was er nach seiner Wandlung anfasst. Er reflektiert gut, was er will und was nicht und handelt auch dementsprechend.

Sehr gut hat mir der Schreibstil gefallen. Er ist oft humorig, besonders die Nachsätze oder Kommentare, welche die Gedanken der Protagonist*innen ergänzen und als Klammer oder Fußnoten eingeschoben werden, sind sehr lustig. Wir lesen auch in verschiedenen Perspektiven - von Amelié und von Éric - was auch die Spannung gut aufbaut. Grundsätzlich lässt sich das Buch sehr kurzweilig lesen. Zudem wechseln sich Tiefe, Oberflächlichkeit und leichte philosophische Gedanken in einem guten Verhältnis ab.

Was man bekritteln kann, ist, dass alles schon fast zu glatt läuft, alles so wohl bedacht ist und dann auch noch alles so fein ausgeht. Normalerweise bin ich davon kein großer Fan, doch irgendwie hat es der Autor durch seine sympathische Figurenzeichnung und den einnehmenden Schreibstil geschafft, dass das Buch ein wohliges Gefühl in mir hinterlassen hat und ich es wirklich gerne mag: ich finde es nämlich trotz allem nicht kitschig.

Mein Fazit: Das glückliche Leben ist ein wohliger Roman über eine außergewöhnliche Geschäftsidee, die den Protagonisten zu sich selbst finden lässt und damit Erfolg hat - nicht nur beruflich, sondern auch in seinen Beziehungen. Es ist keine hochliterarische Erzählung und scheinbar alles löst sich in Wohlgefallen auf - aber warum darf man sich beim Lesen nicht auch einmal entspannen und die glücklichen Vibes mitnehmen? Und das nämlich ohne Kitsch!

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Veröffentlicht am 04.10.2025

Alles über Haie

Sharkpedia - Die erstaunliche Welt der Haie
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Sharkpedia ist ein Hai-Lexikon der besonderen Art: Autor Daniel C. Abel untermalt die lexikalischen Einträge mit seiner eigenen, ganz persönlichen Note, denn er lässt uns an seinen persönlichen Erfahrungen ...

Sharkpedia ist ein Hai-Lexikon der besonderen Art: Autor Daniel C. Abel untermalt die lexikalischen Einträge mit seiner eigenen, ganz persönlichen Note, denn er lässt uns an seinen persönlichen Erfahrungen als Ozeanologe teilhaben. Der Schreibstil ist typisch für englischsprachige, akademische Texte - leicht verständlich und sehr niederschwellig. Hinzu kommt die humorvolle Art, indem alles Wissenswerte über Haie dargeboten wird. Von anatomischen Begebenheiten, über Hai-Rezeptionen in der Populärkultur und Kunst, hin zu der Bedeutung von Haien fürs Ökosystem und den verschiedenen Haiarten ist alles dabei, was sich interessierte Haifans wünschen. Auch die Jagd auf den Hai und die Angst vor ihm wird ausreichend thematisiert, sodass man nach dem Lesen den Eindruck hat, selbst zum Haiexperten oder zur Haiexpertin geworden zu sein.

Einen Stern muss ich aber doch abziehen: die Begrifflichkeiten, die lexikalisch voran gestellt werden, beispielsweise "Apfeltauchen" oder "CSI: Shark" mögen zwar catchy sein, waren für mich aber teilweise schwer nachvollziehbar und ich musste häufig mehrere Male nachlesen, bis ich verstand, was sie zu bedeuten haben. Das ist aber nur mein persönlicher Eindruck, denn mir sind sachliche Begrifflichkeiten lieber. Auch die immer wieder eingeworfenen persönlichen Episoden des Autors empfand ich als stellenweise unpassend und haben mich von der tatsächlichen Sache abgelenkt. Diese sehr persönliche Note in Sachbüchern ist in letzten Jahren sehr beliebt und gefällt wohl vielen Leuten, für meinen Geschmack dürfte es oft aber etwas wissenschaftlicher sein.

Mein Fazit: Sharkpedia ist ein äußerst informativer Beitrag, um die Lebensweisen, Fakten und den Umgang mit Haien besser zu verstehen. Durchgehend schildert der Autor, selbst Ozeanologe und Haiforscher, viele seiner persönlichen Begegnungen mit Haien und verleiht dem Hailexikon seine ganz persönliche Note.

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