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Veröffentlicht am 22.04.2019

Das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen

Das wilde Leben der Cheri Matzner
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Das Ehepaar Sol und Cici Matzner freut sich sehr auf sein erstes Kind, das jedoch wenige Stunden nach der Geburt stirbt. Die junge Cici erfährt, dass sie keine Kinder mehr bekommen kann und fällt in eine ...

Das Ehepaar Sol und Cici Matzner freut sich sehr auf sein erstes Kind, das jedoch wenige Stunden nach der Geburt stirbt. Die junge Cici erfährt, dass sie keine Kinder mehr bekommen kann und fällt in eine schwere Depression.
Nicht weit entfernt hat eine 17jährige ihr Baby anonym entbunden und im Krankenhaus zurückgelassen. Ohne Cici zu fragen, adoptiert Sol das kleine Mädchen, das Cici aus ihrer Depression holt und von ihr vom ersten Moment an abgöttisch geliebt wird.
Durch einen Zufall erfährt Chérie als kleines Mädchen, dass sie adoptiert wurde, was auch erklärt, warum sie so anders ist und aussieht als ihre Eltern. Chérie entwickelt sich zu einem eigenwilligen Kind und Teenager, der sich gegen die gutbürgerliche Welt der Adoptiveltern auflehnt. Zum Entsetzen der Eltern entscheidet sie sich gegen eine akademische Ausbildung und geht zur Polizei. Dort lernt sie ihre große Liebe kennen, doch die Beziehung hält nicht. Auch das Verhältnis zu Sol und Cici ist schwierig. Cici erdrückt sie mit ihrer Liebe und Sol scheint mit seinem Kuckuckskind nicht viel anfangen zu können. Als er versucht, sie besser kennenzulernen, erfährt Chérie etwas über ihn, was sie endgültig entzweit.
Chérie, die mittlerweile studiert hat und an der Universität lehrt, heiratet einen weitaus älteren Mann und wir durchleben mit ihr die Schwierigkeiten, die dieser Altersunterschied mit sich bringt. Über die Jahre entfremden sich Chérie und ihr Mann Michael, erst als Michael schwer krank wird, erkennt Chérie, wie sehr sie an ihm hängt.
„Das wilde Leben der Chérie Matzner“ ist ein Buch, das den Leser durch die Höhen und Tiefen des Lebens mitnimmt. Liebe, Leidenschaft und Entfremdung, Verrat und Vergebung, Einsamkeit, Depression und neue Hoffnung...., es ist eine Achterbahn der Gefühle, die man zusammen mit den Protagonisten dieses beeindruckenden Debütromans durchlebt. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Was mir nicht so gut gefällt, ist der reißerische deutsche Titel des Romans, der im englischen Original den weitaus passenderen Titel „Happy Family“ trägt. Die Titelillustration ist ebenfalls völlig daneben. Sie zeigt eine mondäne junge Frau à la Marilyn Monroe, im Bikini und mit Palmen im Hintergrund, was vollkommen irreführend ist und mit dem Inhalt rein gar nichts zu tun hat. Offensichtlich wurde die Illustration aufgrund des ebenso irreführenden Titels von jemandem ausgesucht, der den Roman nicht gelesen hat.
Ein Roman für Leser, die Geschichten im Stil von John Irvine schätzen.

Veröffentlicht am 17.04.2019

Lug und Trug

ALLES WAS ICH DIR GEBEN WILL
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Eines Morgens erhält der Madrider Schriftsteller Manuel Ortigosa eine schockierende Nachricht: sein Ehemann Alvaro ist bei einem Autounfall in Galicien ums Leben gekommen. Doch was hatte Alvaro in Galicien ...

Eines Morgens erhält der Madrider Schriftsteller Manuel Ortigosa eine schockierende Nachricht: sein Ehemann Alvaro ist bei einem Autounfall in Galicien ums Leben gekommen. Doch was hatte Alvaro in Galicien zu suchen? Eigentlich sollte er zu diesem Zeitpunkt ganz woanders sein.
Manuel stellt fest, dass sein Partner ein Doppelleben führte und außerdem adliger Herkunft ist. Er fühlt sich hintergangen und versucht, mehr über den Mann herauszufinden, den er zu kennen glaubte. Dafür begibt er sich an Alvaros Familienwohnsitz in Galicien und lernt dessen Familie kennen, die alles andere als begeistert von seinem Auftauchen ist.
Der Polizeibeamte Nogueira hat Zweifel daran, dass Alvaros Tod ein Unfall war und zieht Manuel ins Vertrauen. Gemeinsam mit Nogueira und dem Priester Lucas, einem Jugendfreund Alvaros, versucht Manuel, das Puzzle um Alvaros Leben und Tod zusammenzufügen. Es stellt sich heraus, dass die Adelsfamilie Muniz de Davila einige sprichwörtliche Leichen im Keller hat, von denen die Öffentlichkeit nichts erfahren darf, koste es, was es wolle...
Dolores Redondo ist mit „Alles, was ich dir geben will“ ein spannender Roman gelungen, der für meine Begriffe allerdings ein bisschen zu ausufernd ist. Allerdings schafft sie es, den Leser immer wieder mit neuen Wendungen zu konfrontieren. Man bekommt Einblicke in das Leben in Galicien, wo sich Adlige selbst heute noch für „etwas Besseres“ halten und ihre Angestellten entsprechend behandeln. Es ist ein interessantes Buch, das viele verschiedene Aspekte beleuchtet und bis zum Schluss zu überraschen weiß.

Veröffentlicht am 09.04.2019

Gefährliches Sylt

Dünengeister
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Mitten im Naturschutzgebiet an der Großen Düne wird eine Leiche gefunden, die offensichtlich schon seit vielen Jahren dort vergraben war. Kaum sind die Ermittlungen angelaufen, werden in unmittelbarer ...

Mitten im Naturschutzgebiet an der Großen Düne wird eine Leiche gefunden, die offensichtlich schon seit vielen Jahren dort vergraben war. Kaum sind die Ermittlungen angelaufen, werden in unmittelbarer Nähe zwei weitere Todesopfer gefunden, die offensichtlich vergiftet wurden. Sie sind Mitglieder der renommierten und alteingesessenen Sylter Familie Melander, in der es in der Vergangenheit schon des öfteren ungeklärte Todesfälle gegeben hat. Schnell kommt der Verdacht auf, dass der Anschlag womöglich einem anderen Familienmitglied, der Matriarchin Adeline Melander, gegolten haben könnte. Wer könnte ein Interesse an ihrem Tod haben? Welche Rolle spielt der geheimnisvolle Mann, der Adeline beobachtet, oder ist er womöglich lediglich eine Ausgeburt von Adelines Fantasie?
Dann gibt die Düne eine zweite Leiche frei und im Hause Melander kommt es zu weiteren Mordversuchen. Die Kripo Flensburg hat alle Hände voll zu tun, die weitverzweigte Familie Melander unter die Lupe zu nehmen und gleichzeitig andere Verdächtige nicht aus den Augen zu verlieren. Die Ereignisse überschlagen sich. Es kommt zu einer Brandstiftung und alles deutet darauf hin, dass Adeline den Brand gelegt hat, doch dann wird sie selbst tot aufgefunden...
Es gibt viele, die ein Motiv haben könnten, nicht zuletzt, weil Adeline äußerst wohlhabend war und so manches Familienmitglied von ihrem Tod profitiert.
Die Aufklärung des Ganzen ist einigermaßen überraschend. Mir hat es Spaß gemacht, mitzurätseln, zumal mir Nina Ohlandts humorvoller Schreibstil gut gefallen hat. Für mich war dies der erste Roman der Autorin, deshalb waren die beigefügten Personenverzeichnisse äußerst hilfreich. Da ich großer Sylt-Fan bin, hat es mir Spaß gemacht, einen Roman zu lesen, der auf der Insel spielt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Figuren
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 08.04.2019

Das Wir gewinnt?

GIER - Wie weit würdest du gehen?
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Ich hatte mich sehr auf diesen neuen Roman von Marc Elsberg gefreut, weil ich „Blackout“ richtig gut fand und auch „Zero“ mir gefallen hat. Umso enttäuschter bin ich von diesem neuen Werk, das sich teilweise ...

Ich hatte mich sehr auf diesen neuen Roman von Marc Elsberg gefreut, weil ich „Blackout“ richtig gut fand und auch „Zero“ mir gefallen hat. Umso enttäuschter bin ich von diesem neuen Werk, das sich teilweise liest wie eine endlose Nachhilfestunde in Wirtschaftstheorie.
Jan Wutte kommt zufällig an den Ort eines schweren Autounfalls, bei dem zwei Menschen sterben. Wie sich herausstellt, ist der eine ein Nobelpreisträger, der die Eröffnungsrede bei dem momentan in Berlin stattfindenen Weltwirtschaftsgipfel halten sollte. Der andere Wageninsasse kann Jan vor seinem Tod noch ein paar Namen zuflüstern. Dass es sich um keinen Unfall, sondern um kaltblütigen Mord handelt, merkt Jan, als die Killer auch ihn umbringen wollen und den Wagen anzünden. Jan gelingt es zu fliehen und die Personen ausfindig zu machen, deren Namen ihm der Sterbende genannt hatte. Die Polizei hält Jan für den Attentäter und er muss nicht nur vor den wirklichen Attentätern, sondern auch vor der Polizei fliehen.
Bei einer wilden Hetzjagd über die Dächer von Berlin landet Jan, mittlerweile in Begleitung des Finanzgenies Fitzroy Peel, ausgerechnet in einem besetzten Haus, dessen Bewohner die Flüchtenden vor der Polizei schützen und es schaffen, die beiden beim Wirtschaftsgipfel einzuschleusen. Bis es allerdings so weit ist, betätigen sich Jan und Fitzroy als Fassadenkletterer, kommen in den Besitz von brisanten Dokumenten und geheimen Telefonnummern, werden mehrmals entführt und vieles mehr. Das Buch enthält seitenweise Zeichnungen von Wirtschaftstheorien (ich frage mich, wie sie diese Informationen im Hörbuch rüberbringen), die ich allerdings irgendwann nur noch überblättert habe, denn die Crux des Ganzen ist von Anfang an klar.
Leider schafft es Elsberg auch nicht, die Personen so zu charakterisieren, dass man Empathie mit ihnen empfinden könnte. Mir blieben sie jedenfalls fremd. Alles in allem eine frustrierende Leseerfahrung.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Frauenfreundschaft

Aller Anfang
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Die vier Studentinnen Sally, Bree, April und Celia lernen sich an ihrem ersten Tag im Wohnheim der Frauenuniversität Smith College kennen. Zwei von ihnen kommen aus reichem Elternhaus, eine aus der Mittelschicht ...

Die vier Studentinnen Sally, Bree, April und Celia lernen sich an ihrem ersten Tag im Wohnheim der Frauenuniversität Smith College kennen. Zwei von ihnen kommen aus reichem Elternhaus, eine aus der Mittelschicht und die Vierte muss sich ihr Studium durch diverse Jobs selbst finanzieren. Obwohl sie völlig verschieden sind, entwickelt sich schnelle eine tiefe Freundschaft zwischen ihnen und bis zum Abschluss des Studiums sind sie unzertrennlich.
Danach schlagen sie ganz unterschiedliche Wege ein und haben nur noch sporadisch Kontakt. Erst als eine von ihnen heiratet und sich wünscht, den Vorabend der Hochzeit noch einmal zusammen mit ihren Freundinnen zu begehen, kommen die vier wieder zusammen. Doch trotz der Wiedersehensfreude kommt es zum Eklat und es ist nicht klar, ob dies das Ende ihrer Freundschaft bedeutet.
J. Courtney Sullivan beschreibt im ersten Teil dieses Romans das Leben an einer reinen Frauenuniversität: Heimweh und Herzschmerz, seltsame Rituale sowie Saufgelage und Knutschorgien unter Frauen. Man bekommt den Eindruck, dass ein großer Teil der Studentinnen lesbisch ist oder zumindest für die Dauer des Studiums lesbisch wird. Es gibt sogar einen Tag, an dem sich Lesben als solche outen können und dafür gefeiert werden.
Auch Bree verliebt sich in eine Frau, Lara. Die Beziehung bleibt auch nach dem Studium bestehen, doch kann Bree nicht richtig dazu stehen. Als ihre Familie von der Beziehung erfährt, führt dies zum Bruch zwischen Bree und ihren Eltern.
Sally, die früh ihre Mutter verloren hat und sehr darunter leidet, beginnt eine Affäre mit einem sehr viel älteren verheirateten Mann und ist die erste der Freundinnen, die nach dem Studium heiratet.
Celia, deren größter Wunsch es ist, Schriftstellerin zu werden, verdient sich ihr Geld als Lektorin bei einem Verlag für Trivialliteratur und sucht sich gelegentliche One-night-stands.
April hingegen hat kein Interesse an einer Beziehung. Ihre Leidenschaft ist es, sich für unterprivilegierte Frauen und Mädchen einzusetzen. Zusammen mit der Feministin Robbie deckt sie Missstände auf und begibt sie sich dabei in Gefahr. Doch dann läuft ein Projekt vollkommen aus dem Ruder und April verschwindet...
Das Buch ist stellenweise sehr spannend und ich konnte es kaum aus der Hand legen, doch das Ende fand ich leider unrealistisch und wenig überzeugend. An „All die Jahre“ kommt es meiner Meinung nach nicht heran.