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Veröffentlicht am 08.02.2022

Anhalten im Leben

Auto
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"Auto" von Christina Walker ist ein Buch, an das ich ganz sicher noch lange zurückdenken werde.
Busch ist ein Vertreter, der nicht mehr reist, erst fährt er nicht mehr Auto, dann möchte er gar keinen ...

"Auto" von Christina Walker ist ein Buch, an das ich ganz sicher noch lange zurückdenken werde.
Busch ist ein Vertreter, der nicht mehr reist, erst fährt er nicht mehr Auto, dann möchte er gar keinen Ortswechsel mehr. Sein Auto steht im Hof unter dem Fenster seiner Wohnung und Busch sitzt darin. Der alte Mercedes und Busch versuchen sich in Bewegungslosigkeit. Nachbarn, Frau und Sohn sind irritiert, was ich mir so sehr gut vorstellen konnte.
Es ist ein Buch wie ein Theaterstück, wir verlassen fast gar nicht die Bühne, sondern bleiben beim Auto. Busch ist irgendwie aus dem Raster gefallen, er funktioniert nicht mehr wie vorgesehen. Um überhaupt mit seinem Leben zurechtzukommen, stellt er sich Regeln auf und versucht diese zu verfolgen. Mit Busch reisen wir in seine Vergangenheit und können dadurch einige Zusammenhänge besser greifen und begreifen, aber ganz viel bleiben wir mit ihm im Heute und Jetzt und erkunden seine innersten Gedanken. Das ist so intensiv geschrieben, mit jedem Satz wird eine Aussage getroffen.
Busch hat jetzt Zeit und beobachtet und reflektiert und wartet. Die Beobachtungen sind sehr intensiv und detailliert, ob es den Alltag seiner Frau und seines Sohnes betrifft, als auch einer Ameisenkolonie, die er beobachtet und auch füttert. Der Blick auf die Details des Alltags ist sehr scharf und fokussiert und brachte mich oftmals zum Nachdenken. Busch wartet auch auf keine Veränderung im Äußeren, er wartet irgendwie auf sich selbst, auf sein Leben, auf etwas, was ihm in der Hektik des Alltags verloren gegangen ist.
Das Ende der Erzählung hat mich nochmals etwas überrascht, aber jedes andere hätte es wohl ebenso. Mir hat das Buch so sehr gefallen, da waren so viele Gedanken und Gefühle eingebettet, über die es sich nachzudenken lohnt, dass ich es ganz sicher nochmals lesen werde.
Ein Buch für Leser, die nicht nach Action suchen, sondern eher nach Reflexion und tiefgründigen Gedanken.

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Veröffentlicht am 08.02.2022

Pech und Schwefel und noch mehr

Die Aschebrut
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"Die Aschebrut" von Moritz Böger ist ein sehr gut geschriebenes Fantasy-Abenteuer.Wir begeiten hier eine Gruppe von Söldner auf eine Insel, um die vom Herrscher benötigten Schwefellieferungen wieder in ...

"Die Aschebrut" von Moritz Böger ist ein sehr gut geschriebenes Fantasy-Abenteuer.Wir begeiten hier eine Gruppe von Söldner auf eine Insel, um die vom Herrscher benötigten Schwefellieferungen wieder in Gange zu bringen, ein scheinbar kurzer und sicherer Auftrag, eine Quest.
Auf der Insel angekommen, ist es merkwürdig menschenleer und es werden sehr seltsam und blutleer aussehende Leichen gefunden. Die Stimmung ist fast greifbar unheimlich und gefährlich. Sehr schnell begreift man, es geht nicht mehr um den Schwefel, sondern um das eigene Leben.
Dieses Buch ist wunderschön gestaltet mit einer Karte und einigen Illustrationen, auch ein Personenverzeichnis ist vorhanden. Die Welt selber ist sehr sorgsam und detailliert gestaltet, ich kann mich da sehr gut einfühlen.
Sehr gut gefallen haben mir die Charaktere im Buch, die mir so vertraut wurden, wie meine Truppe in einem Rollenspiel. Es gibt den Anführer, einen Heiler, Schützen und auch einen guten Schwertkämpfer. Jeder hat seine Ecken und Kanten und wird so einmalig und unverwechselbar, sogar eine Charakterentwicklung findet statt.
Das Abenteuer um die Geschöpfe der Insel ist erfrischend und unverbraucht und durch den flüssigen, sehr lebendigen Schreibstil hatte ich fast einen Film vor Augen und sehr viel Freude beim Lesen.
Viel mehr von der Geschichte kann man hier nicht verraten, da es auch die eine und andere unvorhergesehene Wendung gibt. Ein absoluter Tipp für Freunde von düsteren und unheimlichen Abenteuern.

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Veröffentlicht am 07.02.2022

Mehr miteinander reden

Ungeschminkt hält besser
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"Ungeschminkt hält besser" von Lothar Beutin ist eine Geschichte über die Begegnung zweier verschiedener Menschen, die es schaffen miteinander ins Gespräch zu kommen.
Wir haben hier den Studenten Jakob, ...

"Ungeschminkt hält besser" von Lothar Beutin ist eine Geschichte über die Begegnung zweier verschiedener Menschen, die es schaffen miteinander ins Gespräch zu kommen.
Wir haben hier den Studenten Jakob, zwanzigjährig und Philomena, ein Frau jenseits der sechzig, die in der Mensa unverbindlich miteinander ins Gespräch kommen. Mir gefällt die Art sehr, wie sich hier zwei Menschen begegnen, neugierig aufeinander werden und ihre Meinung und Denkweisen zu vielen hochaktuellen Themen austauschen.
Es beginnt mit den Schilderungen Philomenas über die Anzeichen und Folgen des Alterns, ungeschönt und recht brutal, die sonst meist in etwas abgemilderter Form angesprochen werden. Jakob macht ihre ehrliche und schockierende Art neugierig und es kommt zu erneuten Treffen, wo es auch um das Leben, den Tod, Politik und Gesellschaft, die Umwelt und Corona geht.
Mir gefällt sehr, dass es zwischen den beiden zu Diskussionen auf Augenhöhe kommt, es zeigt, wie wichtig es ist, andere Menschen, andere Meinungen anzuhören und Argumenten aufgeschlossen gegenüberzustehen.
Diese Buch bietet viele Themen als Denkanstöße und Diskussionsgrundlagen an, es bietet keinen fertigen Standpunkt und das ist seine ganz besondere Stärke.
In der Gegenwart habe ich manchmal das Gefühl, die Menschen müssen wieder lernen miteinander zu reden und sich keine vorgefertigte Meinung von den Medien vorsetzen zu lassen, dabei hilft dieses Buch sehr.

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Veröffentlicht am 03.02.2022

Naturphänomen Sterben

Das giftige Glück
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"Das giftige Glück" von Gudrun Lerchbaum ist ein Roman, der mir noch so einige Zeit im Kopf herumschwirren wird.
Rund um Wien wird der Bärlauch befallen, mit einem Pilz, der tötet, sehr schnell und sehr ...

"Das giftige Glück" von Gudrun Lerchbaum ist ein Roman, der mir noch so einige Zeit im Kopf herumschwirren wird.
Rund um Wien wird der Bärlauch befallen, mit einem Pilz, der tötet, sehr schnell und sehr unkompliziert. In den Nachrichten wird vor dem Verzehr gewarnt, aber es gibt auch Stimmen, die auf die Möglichkeit des schnellen, selbstbestimmten und glücklichen Sterbens hinweisen.
Die Hauptfiguren sind hier drei Frauen, die verschiedener nicht sein könnten, sie haben Ecken und Kanten, sind nicht unbedingt sympathisch, aber vielleicht grade dadurch sehr authentisch.
Sehr nachdenklich machen hier die Reaktionen der Menschen, die davon erfahren, aber vor allem die der Politik und die Meldung in Nachrichten und sozialen Netzwerken. Das klingt alles so echt und vorstellbar und gestaltet sich auf eine Art und Weise, wie wir das jetzt ja schon mit dem Corona-Virus erleben durften.
Für sehr viel Spannung ist auch gesorgt, da hier auch eine Mordermittlung mit reinspielt, mich haben aber mehr die anderen Fakten und teils philosophischen Fragen interessiert.
Der Roman ist absolut genreübergreifend und schlecht in eine bestimmte Schublade zu stecken, er ist Krimi, Dystopie, Wissenschaftsthriller, Fantasy und Gesellschaftskritik. Er zeigt die Liebe zur Natur genauso wie den Wert der Freundschaft und das Thema Sterben.
Das Buch selber ist total schön aufgemacht mit einem wundervollen Cover. Für mich wird es nicht das letzte Buch von dieser Autorin bleiben.

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Veröffentlicht am 03.02.2022

Ehrlicher Blick auf einen wunderschönen Kontinent

Afrika ist kein Land
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"Afrika ist kein Land" von Jennifer McCann ist kein Reiseführer, aber ein ganz toller Reisebericht, der dafür sorgt, dass einen das Fernweh so richtig fest packt.
Ich habe den Kontinent Afrika leider noch ...

"Afrika ist kein Land" von Jennifer McCann ist kein Reiseführer, aber ein ganz toller Reisebericht, der dafür sorgt, dass einen das Fernweh so richtig fest packt.
Ich habe den Kontinent Afrika leider noch nie bereist, aber da das einer meiner großen Träume ist, ist dieses Buch für mich genau das Richtige. Nacheinander bereisen wir hier ganz verschiedene afrikanische Länder, wie Tansania, Uganda, Kenia, Sambia, Madagaskar, Ruanda, Simbabwe, Malawi, Mosambik, Angola und Gabun.
Wissen hatte ich mir über die Länder schon aus anderen Reiseberichten und Dokumentationen angeeignet, aber so wie ich das hier präsentiert bekomme, das ist nochmal eine ganz andere Perspektive. Sie hinterfragt hier auch ganz kritisch ihr eigenes Verhalten als Touristin und setzt ihre gemachten Erfahrungen auch mit der politischen Situation in Verbindung. Sehr gut finde ich auch den Brückenschlag zur Kolonialzeit, um zu begreifen, wie stark das immer noch nachwirkt.
Die Autorin führt uns hier aber natürlich nicht nur die teilweise gravierende Armut vor Augen, sondern auch die atemberaubende Schönheit der Natur, die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen und auch die Gefahren, in die sie geraten ist.
Der Schreibstil ist sehr flüssig und lebendig, ich kann mir alles gut vorstellen und mir ein Bild machen.
Das Buch selber ist ein wunderschön gestaltetes Hardcover mit Lesebändchen und schönen Illustrationen. Jedem Afrikainteressierten ist es ans Herz zu legen.

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