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Veröffentlicht am 15.10.2019

Attacke, Schimmelbacke!

Lenni und Luis 1: Attacke, Schimmelbacke!
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Lenni und Luis sind Zwillinge und sich einig, wenn es darum geht, verwegene Pläne zu schmieden, Streiche auszuhecken, Quatsch zu machen und Chaos zu verbreiten. Ihre große Schwester Paula mögen sie, auch ...

Lenni und Luis sind Zwillinge und sich einig, wenn es darum geht, verwegene Pläne zu schmieden, Streiche auszuhecken, Quatsch zu machen und Chaos zu verbreiten. Ihre große Schwester Paula mögen sie, auch wenn sie in letzter Zeit anstrengend ist. Von wegen Pubertät und so. Aber den Jungen ist klar: Als Max, den Paula verliebt anschmachtet, die Kanzlei ihres Vaters, der hauptsächlich als Strafverteidiger arbeitet, verlässt, muss er ein Schwerverbrecher sein. Und vor dem gilt es Paula zu schützen. Lenni und Luis geben Vollgas...


Autorin Wiebke Rhodius und Illustratorin Sabine Sauter haben mit „Lenni & Luis“ in „Attacke, Schimmelbacke!“ ein Zwillingspaar erschaffen, das nur so vor verrückter Ideen sprüht. Allerdings schießen sie oft über das Ziel hinaus, und dann misslingt das, was sie vorhatten, gründlich. Irgendwie bekommen sie jedoch immer die Kurve.

Das Buch eignet sich wunderbar für die jungen Leser ab acht, denn der Aufbau und die Erzählweise sind altersgerecht und ansprechend gestaltet. Der Schreibstil zeigt sich frisch und pfiffig, kurzweilig und humorvoll, wodurch keine Langeweile entsteht. Geschildert wird die Geschichte von Luis, der im Gegensatz zu seinem eineiigen Bruder Lenni keine Brille trägt. So erlebt der Leser aus erster Hand, was die blitzgescheiten Helden mit ihrer blühenden Fantasie planen und unternehmen, um ihrer Schwester zu helfen. Und obwohl die beiden selbsternannten Retter trotz ihres detektivischen Gespürs auf ihrer Mission so manches Mal scheitern, geben sie nicht auf und halten fest zusammen.

Bis auf den farbigen Einband mit einem Blick durchs Schlüsselloch sind die Illustrationen in schwarz-weiß gehalten und in das Textgeschehen eingebunden. Das unterstreichen dessen Wirkung, ohne im Vordergrund zu stehen. Als Schmankerl gibt es noch ein Glühbirnen-Daumenkino in der unteren Buchecke.

Es macht Spaß, Lenni und Luis auf ihrem Abenteuer zu begleiten, weil sie für ein unterhaltsames Amüsement für Jung und Alt sorgen. Das Gute daran: Der nächste Coup startet bereits im nächsten Jahr auf Klassenfahrt...

Veröffentlicht am 13.10.2019

Melmoth

Melmoth
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„Melmoth“ von Sarah Perry ist von dem erfolgreichen Schauerroman „Melmoth der Wanderer" von Charles Maturin inspiriert. Dieser erschien im Jahr 1820 und stellt einen Mann in den Mittelpunkt, der für 150 ...

„Melmoth“ von Sarah Perry ist von dem erfolgreichen Schauerroman „Melmoth der Wanderer" von Charles Maturin inspiriert. Dieser erschien im Jahr 1820 und stellt einen Mann in den Mittelpunkt, der für 150 Jahre seine Seele dem Teufel verkauft und dann auf der Suche nach jemanden ist, der seinen Platz einnimmt. Bei Sarah Perry ist Melmoth eine Frau, ein mystisches Wesen, das einer unglaublich düsteren und quälenden Dunkelheit verhaftet ist. Denn Melmoth ist Zeugin einiger historischer, wahrlich teuflischer Gräueltaten der Menschheit.

Im Mittelpunkt des Geschehens im Winter des Jahres 2016/2017 steht die in Prag asketisch lebende und als Übersetzerin arbeitende Engländerin Helen Franklin: „Klein, unscheinbar, umweht von einer Traurigkeit, deren Ursache niemand errät; still erfüllt sie ihre Selbstbestrafung, pflichtbewusst, ohne Umschweife und voller Selbsthass.“ Unter ihrem Bett liegt ein grauer Pappkarton, in dem Helens ganzes Dasein auf dreißig mal zwanzig Zentimetern verstaut ist, so tief vergraben wie unter englischer Erde, begonnen vor zweiundvierzig Jahren in Essex in einem Haus mit Rauputzfassade und zweiundzwanzig Jahre später durch einen reinen Willensakt beendet. Er stammt aus einer Zeit, in der Helen wirklich lebendig war. Alles davor ist nur Prolog, alles danach eine Randnotiz gewesen.

Trotzdem sie sich Vergnügen und Kameradschaft widersetzt, findet sie einen Freund: Dr. Karel Pražan. Durch ihn macht sie zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem Mythos der Melmoth, Melmotte oder Melmotka, wie sie in Prag genannt wird, einer Frau, die dazu verdammt ist, auf nackten, blutigen Füßen die Welt zu durchstreifen, um Zeugnis abzulegen von der Gewalt und Grausamkeit der Menschheit und auf der Suche nach denjenigen, die in die Abgründe des Elends geraten sind.

„Sie ist einsam. Ihre Einsamkeit ist uferlos und wird erst enden, wenn die Welt untergeht und Melmoth Vergebung erfährt. Sie erscheint den Menschen am Tiefpunkt ihres Lebens, und nur die Erwählten spüren ihren Blick. Sie heben den Kopf, und plötzlich steht die Zeugin vor ihnen. Angeblich streckt sie dann die Arme aus und sagt: Nimm meine Hand! Ich war so einsam!“

Melmoth scheint Menschen zu mögen, die etwas zu verbergen haben. Wie Helen.

Nach dem Verschwinden von Karel hinterlässt er ihr nicht nur seine Besessenheit von Melmoth, sondern auch ein Manuskript, das eine Sammlung primärer historischer Quellen enthält, die auf besondere Art Melmoth darstellen. Jene vielfältige Texte bieten ein klares und sorgfältiges, gleichwohl erschreckend erschütterndes Zeugnis: Da ist der tschechoslowakische Junge, der aus Unverständnis und Langeweile versagt und Schuld auf sich lädt, als er seine Nachbarn, eine jüdische Familie, denunziert. Wir erfahren von einem Bettler, dessen Arbeit als türkischer Beamter den Völkermord an den Armeniern 1915 begünstigt und einem Engländer, der sich im 17. Jahrhundert an der Verfolgung der Katholiken beteiligt. Und wir lernen eine junge Frau kennen, deren Körper durch eine Säureattentat ihres eifersüchtigen Freundes verbrannt wurde und sich nichts sehnlicher wünscht, als von ihrem qualvollen Leiden erlöst zu werden.

Sarah Perrys Prosa ist üppig, malerisch und anspruchsvoll. Mit Scharfsinn und durchaus unheimlich anmutenden Bildern wie schwarzen Dohlen gelingt ihr die Verdichtung der detaillierten Ereignisse und die atmosphärische Einbindung des Lesers, der zudem immer wieder direkt angesprochen wird.

Die Autorin formuliert ethische und philosophische Fragen, beispielsweise nach dem Unterschied zwischen dem, was gut, richtig oder gesetzmäßig ist. Lassen wir uns nicht zu sehr von Äußerlichkeiten ablenken, weil wir das Innere nicht kennen? Was sind unsere Pflichten in der Gemeinschaft? Reicht es aus, zu wissen und Zeugnis abzulegen, oder sind wir miteinander verbunden und involviert, so dass dies aktive Reaktionen hervorrufen muss? Sollten wir dem Wunsch nach Verdrängung, auch in Momenten der Schuld nachgeben oder Verantwortung übernehmen und uns das Gefühl von Anstand und Hoffnung auch im tiefsten Dunkel erhalten? Sarah Perry hat eine Antwort hierfür:

"Wir sind ganz allein, deswegen müssen wir tun, was Melmoth tun würde: Wir müssen hinsehen und bezeugen, was nicht in Vergessenheit geraten darf."

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Veröffentlicht am 22.09.2019

Die Wächter - Licht und Dunkelheit

Die Wächter - Licht und Dunkelheit
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Sergej Lukianenko ist ein populärer russischer Science Fiction- und Fantasy-Autor, der sich unter anderem mit seiner Wächter-Saga einen Namen gemacht hat. Für die neuen Abenteuer in „Die Wächter - Licht ...

Sergej Lukianenko ist ein populärer russischer Science Fiction- und Fantasy-Autor, der sich unter anderem mit seiner Wächter-Saga einen Namen gemacht hat. Für die neuen Abenteuer in „Die Wächter - Licht und Dunkelheit“ wählt er einen anderen Schauplatz, nämlich eine Schule für „Andere“, die es Lichten und Dunklen, also unter anderem Gestaltwandlern, Magiern, Hexen und Vampiren ermöglicht, unter Wahrung von gegenseitigem Respekt, Achtung und Toleranz, miteinander zu lernen, um irgendwann unter Menschen zu bestehen. Ähnlichkeiten zu einer anderen berühmten literarischen Schule liegen durchaus auf der Hand und finden mehr als einmal hintergründige Erwähnung.

Als einer der Lehrer ist der Lichte Dimitri Drejer, Magier siebten Grades, eher durchschnittlich begabt. Doch das ist auch nicht wesentlich, weil er zu jenen Guten gehört, die manchmal mit Naivität und einer gewissen Leichtgläubigkeit durchs Leben gehen. Was Dimitri auszeichnet ist das Fehlen von Vorurteilen, ihm ist das Wesen seiner Zöglinge einerlei. Er respektiert und fördert sie, interessiert sich für ihre Bedürfnisse, Sorgen und Ängste, tritt für sie ein, solidarisiert sich mit ihnen und besitzt ihr Vertrauen. Zunächst stellt Dimitri sich gegen die Inquisition, wird dann aber selbst zum Inquisitor.

Sein Dasein gerät aus den Fugen, als ihm auf dem Schulhof merkwürdige Vorgänge auffallen. Mutet dies anfangs noch wie ein belangloser Streich an, wird ihm bald klar, dass er und seine Schüler in eine mächtige Verschwörung geraten, die das fragile Gleichgewicht zwischen den Mächten des Lichts und der Dunkelheit zerstören kann, und das überall auf der Welt…


Manchmal stellt es sich als Vorteil heraus, wenn einem ein Autor und sein bisheriges Werk unbekannt ist. So erging es mir mit Sergej Lukianenko und "Die Wächter - Licht und Dunkelheit“. Ich konnte mich völlig ungezwungen auf das Geschehen und den Erzählstil einlassen, ohne mit dem bereits veröffentlichten Epos über die Tag- und Nachtwache zu vergleichen. Denn der vorliegende erste Band der neuen Reihe hat wenig mit dem Vorgänger zu tun und existiert daher selbstständig. Zudem hatte Lukianenko einen Co-Autor: Arkadi Schuschpanow.

Das „Grundgerüst“ aus Nachtwache (Lichte), Tagwache (Dunkle) und Inquisition ist gleich, den sogenannten Anderen, die unbemerkt von der menschlichen Welt existieren. Womöglich sind dadurch einige Unterschiede zu vorherigen Werken vorhanden, die ich allerdings nicht festzustellen vermag.

Was die Geschichte generell ausmacht, in der sich kritische Töne und philosophische Anmerkungen lesen lassen, ist die ausgefallene Atmosphäre, die durch die bizarre Mischung aus Magie und der modernen Welt, nicht immer im gelungenen Rahmen bevölkert mit realen Personen wie Bruce Lee und Chuck Norris.

Hauptort ist anfangs die Schule für Andere, in der Lichte und Dunkle europäischer und asiatischer Herkunft aufeinander treffen und gemeinsam lernen. Auch wenn im Verlauf der Ereignisse, die bei einer Exkursion nach St. Petersburg stattfinden, etwas mehr Dynamik entwickelt, zieht sich die Handlung insgesamt, wodurch irgendwie das Gefühl erwächst, dass hier mit angezogener Handbremse gearbeitet wurde. Es geschieht nicht viel. Leider wird die ruhige Art und Weise der Schilderung nicht optimal für eine tiefgründige und ausgereifte Charakterisierung der Protagonisten genutzt. Sie bleiben einem (noch) sehr fremd, nicht nur weil sie nicht menschlich sind. Es fehlt an Konsistenz und Emotionalität, um mit ihnen mitzufühlen. Daneben erschließt sich mancher Werdegang nicht. Wenn zum Beispiel Dimitri Drejer überraschend diverse Zaubergrade meistert und sich gegenüber Magiern höherer Grade behaupten kann, stellt sich schon die Frage des Wie.

Lukianenkos junge Helden sind zwar älter als normale Schüler und verfügen über außergewöhnliche Begabungen. Trotzdem bewegen sie sich wie gewöhnliche zeitgemäße Teenager des 21. Jahrhunderts. Wie alle anderen konkurrieren sie miteinander, verstoßen bewusst oder unbewusst gegen Regeln wie die, während der Schulzeit nicht zu zaubern. Konflikte bleiben nicht aus, durchaus vorherrschende Vorurteile und diskriminierendes Verhalten treten zutage. Es bilden sich Gemeinschaften, unter anderem die „toten Dichter“, eine Ansammlung von niederen Dunklen, Tiermenschen, den Werwölfen und Vampiren. Eine von ihnen ist Anya, eine Dschinn und damit eine Lichte, frühreif, schlau, verschlossen und in der Lage, Wünsche zu erfüllen. Genau Anna gerät in den Mitteilpunkt eines Kampfes, in den auch Dimitri hineingezogen wird. Gerade wegen ihrer Fähigkeit wäre es Anna möglich, ein magisches Buch – das Fuaran – wieder herzustellen. Und darin befindet sich eine Formel, bei deren Anwendung aus Menschen Andere werden.

"Die Wächter - Licht und Dunkelheit" ist unterhaltsame Fantasy, die in den Folgebänden durchaus an Tempo und Intensität in der Spannung und Figurenzeichnung zunehmen darf.

Veröffentlicht am 12.09.2019

Dunkelsommer

Dunkelsommer
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„Es war das Licht, die Art, wie es stach und brannte und an ihm zerrte. Es legte sich über die Wälder und Seen wie eine Aufforderung weiterzuatmen, wie ein Versprechen auf ein neues Leben. Das Licht füllte ...

„Es war das Licht, die Art, wie es stach und brannte und an ihm zerrte. Es legte sich über die Wälder und Seen wie eine Aufforderung weiterzuatmen, wie ein Versprechen auf ein neues Leben. Das Licht füllte seine Adern mit Unruhe und raubte ihm den Schlaf.“ (Seite 9)

In einem abgelegenen Teil Nordschwedens verschwand vor drei Jahren Lina, die Tochter des Lehrers Lelle. Mit diesem Verlust kann sich Lelle im Gegensatz zu seiner Frau Anette nicht abfinden. Inzwischen ist seine Ehe zerbrochen. Lelle hadert mit Schuldgefühle, zieht sich von den Menschen zurück und fährt, statt soziale Kontakte zu pflegen, einsam jeden Sommer im Licht der nicht untergehenden Mitternachtssonne jene Straße - Silvervägen - entlang, wo er Lina an einer Haltestelle der einzigen Buslinie absetzte und sie zuletzt sah.

Meja, siebzehn und damit so alt wie Lina damals, ist ebenfalls allein. Nach langen Jahren des Umherziehens kommt sie mit ihrer Mutter Silje, die sich bei ihrer Internetbekanntschaft Torbjörn ein sorgenfreies Heim erhofft, nach Glimmersträsk in Norrland. Das junge Mädchen wünscht sich einen Neuanfang, endlich ein eigenes Zimmer und einen Ort, an dem sie Zuhause sein kann, ohne sich um ihre Mutter kümmern und vor anderen verstecken zu müssen.

Doch die Träume erfüllen sich nicht vollständig, die Sicherheit erweist sich als trügerisch. Silje kann nicht aus ihrer Haut. Erst die Begegnung mit Carl-Johan und seiner autark lebenden Familie auf einem Hof mitten im Wald gibt Meja Mut, mit Optimismus vorauszuschauen, all die Sorgen hinter sich zu lassen.

Als ein weiteres Mädchen verschwindet, reißen alte Wunden auf, und diese bringen neue Unruhe in das Leben von Lelle und Meja, die sich im Herbst bei Schulbeginn als Lehrer und Schülerin begegnen.


Mit ihrem Debüt „Dunkelsommer“ ist Stina Jackson ein psychologischer Spannungsroman gelungen, der zwar Verbrechen beinhaltet, allerdings keine traditionelle Aufklärung, und der durch seine düstere bedrückende Atmosphäre besticht. Er zieht seine Kraft aus den friedvollen einprägsamen Naturbeschreibungen und lebt von einer ruhigen poetischen Bildsprache. Diese erzeugt eine schwermütige Stimmung, die glaubwürdig zur Thematik passt und zu keinem Zeitpunkt enttäuscht.

„Dunkelsommer“ präsentiert ein in seiner Dramatik unangenehmes und berührendes Geschehen, schaut in die Abgründe des Bösen, offenbart das Gute und ist ein Wechselbad der Gefühle, angefüllt mit Ängsten, Trauer, Hoffnung und gleichzeitig hypnotischer Dunkelheit im Lichte des Mittsommers, die besonders im letzten Teil an Bedrohlichkeit zunimmt und durchaus Gänsehautmomente verursacht.

Nicht nur äußerlich sind die Einwohner der wenigen Orte hier im nördlichen Lappland isoliert. Die Silvervägen erstreckt sich über viele Kilometer durch meist menschenleere Gebiete, vorbei an beeindruckenden Landschaften, Flüssen und Seen. Stina Jackson lässt verschiedene Lebensmodelle aufeinandertreffen, bei ihr existieren Menschen am Rand der Gesellschaft, auch jene, die nicht dazugehören (wollen). Die einen haben die Familie verloren, die anderen stellen die Familie bis zur Besessenheit in den Vordergrund, und dann gibt es noch diejenigen mit Familie, aber ohne haltende Bindung.

Daneben wird die innere Vereinsamung greifbar. So bewältigt die Autorin mühelos die Aufgabe, die Empfindungen ihrer Protagonisten mit Tiefe darzustellen und den Leser emotional durch kleine subtile Mittel und Gesten zu erreichen. Denn „Dunkelsommer“ profitiert hauptsächlich von seinen komplexen Charakteren, vor allem Lelle und Meja, aus deren wechselnder Perspektive die Geschichte erzählt wird. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein und haben doch einiges gemeinsam.

Allein die Suche nach Lina ist das, was Lelle noch interessiert, getrieben von einer verzweifelten Hoffnung, wenigsten eine Spur von ihr zu finden, um abschließen zu können. Das Einzige, was er dabei entdeckt, ist seine Einsamkeit und die Erkenntnis, wie viel es davon überall gibt. Und Lelle ist wütend. Wütend über die Unbeholfenheit der Menschen, über ihre verängstigten und unsicheren Blicke. Wütend darüber, dass sie nichts wissen, dass sie ihm nicht helfen können und alle ihre Leben fortsetzen.

Auch Meja ist einsam und führt einen scheinbar aussichtslosen Kampf gegen ihre psychisch instabile Mutter, die Tabletten und Alkohol braucht, um den Tag zu überstehen, nur die eigenen Bedürfnisse in den Mittelpunkt ihres Daseins stellt und wenig Gedanken an die Tochter verschwendet, zugleich jedoch alles an Verantwortung auf Meja überträgt.

Als Meja Carl-Johan kennenlernt, sich verliebt und zu ihm zieht, nimmt seine Familie sie auf, so dass das junge Mädchen zum ersten Mal etwas wie Zugehörigkeit empfindet. Sie akzeptiert, dass sich die Familie von den Gesellschaft fernhält, ja diese und moderne Technik ablehnt, sich selbst versorgt und damit beschäftigt ist, sich auf eine mögliche Katastrophe vorzubereiten. Meja verzichtet auf ihr Mobiltelefon und verspürt endlich die Kraft, anders zu werden als ihre Mutter. Sie will sie selbst werden. Aber es ist fraglich, ob sie den richtigen Weg eingeschlagen hat, dies wirklich zu erreichen.

Zwei Menschen, die auf der Suche sind, die hoffen und bangen, die jeder ein Ziel haben. „Dunkelsommer“ sieht unter die Oberfläche und beeindruckt mit einem Blick in das Innere…

Veröffentlicht am 01.09.2019

Die Glückskleebande. Kleiner Hund in Not

Die Glücksklee-Bande 1: Kleiner Hund in Not
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Sommerferien sind eine feine Sache. Aber auch ein wenig langweilig, wenn nichts los. Das finden jedenfalls die drei Freundinnen Fine, Carla und Viola. Also sorgen sie selbst für Abwechslung. Nachdem sie ...

Sommerferien sind eine feine Sache. Aber auch ein wenig langweilig, wenn nichts los. Das finden jedenfalls die drei Freundinnen Fine, Carla und Viola. Also sorgen sie selbst für Abwechslung. Nachdem sie nämlich gesehen haben, dass ihre Nachbarin Frau Drosselberg ins Krankenhaus gebracht wird, entdecken sie, dass sich niemand um deren Zwergpudel Bobby zu kümmern scheint, ja dieser sogar verschwunden ist. So beschließen sie, das in die Hand zu nehmen. Schließlich schlägt ihr Herz für Tiere. Wie gerufen kommt es deshalb, dass in Fines Nachbarschaft Frau Doktor Schmetter-Ling eine Tierarztpraxis eröffnet hat. Mit deren Unterstützung, einem passenden Namen und viel Motivation beginnt für die „Glücksklee-Bande“ ihr erstes Abenteuer, sprich ihre erste Rettungsmission für Bobby...


„Die Glücksklee-Bande. Kleiner Hund in Not“ von Andrea Schütze und Stefanie Krauss präsentiert sich als Vor- oder Erstlesebuch mit einem ansprechenden Äußeren und einem ebensolchen Inhalt. Zwar sind Geschichten, in denen Tiere eine Rolle spielen, per se auch für Jungen geeignet, diese wird jedoch eher die Mädchen ansprechen, da hier ein rein weibliches Trio agiert. Das geschieht mit sehr viel Spaß und in einer kindgerechten Art und Weise, der sich leicht folgen lässt, so dass sich die anvisierte Altersgruppe (ab fünf Jahre) begeistert sein dürfte.

Die Handlung wird von Andrea Schütze ruhig und in einem heiteren Grundton erzählt, hält aber genug Aufregung und die Möglichkeit zum Mitfiebern bereit. Ein Plus sind außerdem die zusätzlichen, liebevoll aufbereiteten Informationen, Tipps, Rezepte und Bastelanleitungen, die das Interesse nicht nur der jungen Leser wecken.

Stefanie Krauss intensiviert mit ihren bunten, detaillierten und fröhlich wirkenden Illustrationen den guten Gesamteindruck des Buches. Fine, Carla und Viola zeigen sich als unterschiedliche Charaktere, die sich ergänzen, tragen ihrem Wesen entsprechende Kleidung, die jederzeit ein Wiederkennen möglich macht. Ihnen zur Seite stehen mit Mitmenschen, wie Kinder sie mögen, vor allem wenn sie lustige Namen wie Schmetter-Ling haben.

"Die Glücksklee-Bande. Kleiner Hund in Not" ist ein lebendiges Kinderbuch und ein gelungener Start einer Reihe, die sowohl beim Vor-, als auch beim Selbstlesen Freude bereitet.