Platzhalter für Profilbild

Ullap

Lesejury Star
offline

Ullap ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Ullap über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.02.2025

Das harte Landleben in Holstein

Kronsnest
0

Nachdem ich bereits von Florian Knöppler den Roman "Südfall" mit Begeisterung gelesen habe, musste ich feststellen, dass sein Erstlingswerk "Kronsnest" diesem in nichts nachsteht, sowohl sprachlich als ...

Nachdem ich bereits von Florian Knöppler den Roman "Südfall" mit Begeisterung gelesen habe, musste ich feststellen, dass sein Erstlingswerk "Kronsnest" diesem in nichts nachsteht, sowohl sprachlich als auch atmosphärisch. 

Wir begleiten den Jugendlichen Hannes, der in Holstein mit seinen Eltern auf einem kleinen Hof lebt, ständig zwischen Schule und Mitarbeit auf dem Hof pendelt, ein hartes Leben, das dennoch für die Familie kaum das tägliche Brot abwirft. Der Vater neigt zu Gewalttätigkeiten, die Mutter liebt ihren Sohn Hannes, ist dem Vater jedoch fast stumm ergeben. Abwechslung bringen Hannes seine Freunde, man hilft sich gegenseitig, wobei auch dort oft Dinge unausgesprochen bleiben. Die geheimnisvolle Mara hat es Hannes angetan, doch auch sie scheint von einer schwierigen Aura umworben zu sein.

Der Roman ist trotz seiner leisen und klaren Sprache aufgrund der Thematik nicht einfach in einem Rutsch zu lesen. Oft habe ich innehalten und mir den Inhalt genauestens vor Augen führen müssen. Das einfache und harte Landleben in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts, der grosse Zusammenhalt unter den Nachbarn, aber auch die aufkommenden Nazi-Parolen, die hier jedoch nicht im Vordergrund stehen, hat der Autor wunderbar eingefangen und den Zeitgeist gerade unter den jugendlichen Dorfbewohnern bestens eingefangen. In der Fortsetzung des Romans "Habichtland" werden wir wohl erfahren, wie es mit den jungen Erwachsenen weitergeht.

Von mir eine klare Leseempfehlung für dieses außergewöhnliche Buch!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.02.2025

Pfiffige Protagonistin mit viel Lebensklugheit

Frau Hempels Tochter. Roman
0

Der Roman wurde bereits vor rund 100 Jahren geschrieben und spielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Berlin. Dort wohnt in der Portierswohnung Familie Hempel. Anders als der Titel vermuten lässt, steht ...

Der Roman wurde bereits vor rund 100 Jahren geschrieben und spielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Berlin. Dort wohnt in der Portierswohnung Familie Hempel. Anders als der Titel vermuten lässt, steht in diesem Buch eigentlich Mutter Hempel im Fokus, Mädchen für alles , die das in ihren diversen Nebenjobs verdiente Geld eisern aufs Sparbuch legt, damit es die einzige Tochter Laura einmal besser haben soll. Trotz des harten Lebens verliert hier keiner der Familie jemals den Mut oder die gute Laune, insbesondere die Mutter hat hier eine ganz besondere Art, mit den Widrigkeiten des Alltags geschickt umzugehen.

Die Geschichte hat mich im positiven Sinne sehr überrascht, hat sie doch von ihrer Aktualität nichts verloren. Der Sprachstil ist ein wenig nüchtern und sachlich, die Sätze kurz, passend zur Geschichte, alles jedoch leicht und angenehm zu lesen. Neben der in ihrer Einfachheit doch sehr lebensklugen und geschickt agierenden Mutter Hempel hat mich hier auch der große Zusammenhalt innerhalb der Familie sehr beeindruckt. Ebenso hat die Autorin die damalige Lebenssituation in einem Berliner Hinterhaus sehr plastisch geschildert, dass ich mich direkt mit vor Ort fühlen konnte. Der Gegensatz zwischen Arm und Reich ist gut dargelegt, die Botschaft, dass sich aber niemand mit seinem Schicksal begnügen muss und harte Arbeit auch oftmals belohnt wird, kommt bei mir als Leser an. Daher eine klare LEseempfehlung für einen auch nach einem Jahrhundert immer noch aktuellen Roman!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.02.2025

Hamlet im Seniorenheim

Crime im Heim
0

Im Seniorenheim "Silberblick" wird gerade für eine Hamlet-Aufführung geprobt, als der Mops einer Mitbewohnerin tot aufgefunden wird - erschossen, wie die alten Herrschaften bald herausfinden. Kurze Zeit ...

Im Seniorenheim "Silberblick" wird gerade für eine Hamlet-Aufführung geprobt, als der Mops einer Mitbewohnerin tot aufgefunden wird - erschossen, wie die alten Herrschaften bald herausfinden. Kurze Zeit später wird ein weiterer Toter im Garten des Heims gefunden, die Senioren ermitteln auf eigene Faust.

Thematisch gehört dieser unterhaltsame und auch sehr spannende Krimi in die Sparte "Cosy-Crime", ohne hier jedoch allzusehr ins Slapstickhafte abzudriften. Die durchweg sehr liebenswürdig, teilweise schrulligen aber auch zum Teil sehr intelligenten, wenn nicht sogar intellektuellen Heimbewohner können sich und ihre Mitbewohner gut selbst auf die Schippe nehmen, ohne jedoch ihr Ziel aus dem Auge zu verlieren. Hier wird mit Klugheit und Rafinesse ermittelt bis zum wirklich spannenden Ende, obwohl mich dann die Auflösung doch nicht mehr so sehr überrascht hat. Wunderbar untermalt wird diese Geschichte von eingewobenen Shakespeare-Zitaten, die vielleicht ein wenig zu sehr im Vordergrund stehen. Hamlet-Fans wird der Krimi aber ein besonderes Vergnügen sein.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.02.2025

Frauenleben in Irland

Coast Road
0

Wir befinden uns in einem kleinen Küstenstädtchen im Irland der 90er Jahre. In dem katholischen Land waren Trennungen oder gar Ehescheidungen noch ein No-Go. In dieser Zeit wagt es die Schriftstellerin ...

Wir befinden uns in einem kleinen Küstenstädtchen im Irland der 90er Jahre. In dem katholischen Land waren Trennungen oder gar Ehescheidungen noch ein No-Go. In dieser Zeit wagt es die Schriftstellerin Colette, ihren Mann zu verlassen und quasi ohne finanzielle Mittel in ein kleines Cottage am Rand ihres Heimatortes zu ziehen, ihr Lebensstil eher locker und unkonventionell. Zwei weitere Frauen, Lizzy und Dolores, kreuzen dabei aus unterschiedlichen Gründen immer wieder ihren Weg.
Das Buch zeigt uns auf einfühlsame Weise das Dorfleben in einer konservativen Gemeinschaft, in der Außenseiter oder ungewöhnliche Begebenheiten aufmerksam beäugt werden, bei denen die drei so unterschiedlichen Frauen im Mittelpunkt stehen, ihren Familien, vor allem den Männern jedoch auch wichtige Rollen zukommen. Ein schwieriges Thema wurde hier von dem Autoren in seinem Erstlingswerk sehr gelungen und leichtgängig lesbar dargestellt.
Diese interessante Geschichte habe ich gerne gelesen, die Botschaft des Romans wird noch einige Zeit in mir nachhallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.02.2025

Viel mehr als nur die Geschichte eines Kreuzfahrtschiffs

Fernwehland
0

Nachdem ich von der Autorin bereits "Die Sehnsucht nach Licht" mit Begeisterung gelesen habe, hat Kati Naumann auch hier wieder ein interessantes Stück (Ost-)deutscher Geschichte mit toller Hand zu Papier ...

Nachdem ich von der Autorin bereits "Die Sehnsucht nach Licht" mit Begeisterung gelesen habe, hat Kati Naumann auch hier wieder ein interessantes Stück (Ost-)deutscher Geschichte mit toller Hand zu Papier gebracht.

Wir erfahren die Historie eines alten Kreuzfahrtschiffs, das seit den 40er Jahren unter verschieden Flaggen und mit unterschiedlichen Namen unterwegs war, zu DDR-Zeiten zu einem günstigen Preis aufgekauft wurde und "verdienten Bürgern" für Erholungsfahrten zur Verfügung gestellt wurde. Wir lesen aber auch die Geschichte von Stewardes Simone und Matrose Henri, die in jungen Jahren auf dem Schiff gearbeitet und sich dort kennengelernt haben und nun in gesetztem Alter noch mal eine Fahrt mit "ihrem" Schiff unternehmen, bei der sie auf die Schwedin Frida treffen, eine ältere Dame, die auch ganz besondere Erinnerungen mit dem Schiff verbindet.

Das Buch erzählt die Geschichte auf unterschiedlichen Zeitebenen, bei denen wir allmählich die Bedeutung von Fluß, Meer und Schiffahrt für Henris und Simones Familie erfahren, ebenso wird der Bezug zu einem mittlerweile zusammengebrochenen System stetig aufrechterhalten ohne dauernd den mahnenden Finger zu erheben. Dabei sind die einzelen Figuren ganz wunderbar und doch so unterschiedlich gezeichnet, mit einigen wird man sofort warm, bei anderen daurt dies eine ganze Weile.

Für mich wieder ein sehr interessanter, unterhaltsamer und manches Mal auch nachdenklich machender Roman, bei dem ich wieder Neues aus der deutsch-deutschen Vergangenheit lesen durfte, was mir bisher absolut unbekannt war.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere