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Ullap

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.03.2025

Wahrnehmungsstörungen?

Die Wortlosen
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Wir schreiben die 70er Jahre in Deutschland. Sonja, genannt Moon, ist noch sehr jung, als ihr älterer Bruder mit 11 Jahren in der Isar ertrinkt. Ein Badeunfall. So wird es zumindest dargestellt. Die Familie ...

Wir schreiben die 70er Jahre in Deutschland. Sonja, genannt Moon, ist noch sehr jung, als ihr älterer Bruder mit 11 Jahren in der Isar ertrinkt. Ein Badeunfall. So wird es zumindest dargestellt. Die Familie lebt mit dem Unglück weiter, aber auch nach Jahren hat Moon immer wieder schreckliche Bilder im Kopf, die sie nicht recht greifen kann...

Diese sehr unter die Haut gehende Geschichte konnte ich nicht in einem Zug weglesen, zu sehr gingen mir die Bilder unter die Haut. Sprachlosigkeit, Gleichgültigkeit, Verdrängung, Angst oder Wahrnehmungssstörungen sind hier die Stichworte, die die Geschichte tragen. Dabei habe ich mich als Leser des öfteren gefragt, was Wahrheit ist und was Einbildung. Was hält eine Familie nach solch einem Geschehen noch zusammen, oder entfremdet es sie gar? Das Ende des Romans war folgerichtig, aber schwer zu ertragen. Große Erzählkunst der Autorin!

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Veröffentlicht am 12.03.2025

Draussen auf dem "platten Land"

Hier draußen
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Das junge Hamburger Ehepaar Lara und Ingo zieht mit seinen Kindern vor die Tore der Großstadt ins beschaulilche Dorf Fehrdorf. Dort versprechen sie sich mehr Platz, mehr Ruhe und etwas Beschaulichkeit, ...

Das junge Hamburger Ehepaar Lara und Ingo zieht mit seinen Kindern vor die Tore der Großstadt ins beschaulilche Dorf Fehrdorf. Dort versprechen sie sich mehr Platz, mehr Ruhe und etwas Beschaulichkeit, vielleicht auch neue Kontakte zu den alten Dorfbewohnern. Als eines Tages Ingo in einen Autounfall mit einer weissen Hirschkuh verwickelt wird und diese daraufhin vom Dorfjäger erschossen werden muss, kommt ein alter dörflicher Aberglaube wieder ans Tageslicht.

Mit ihrem Debütroman hat uns die Autorin ein wunderbar plastisches und für mich sehr realitätsnahes Bild einer kleinen Gemeinschaft gezeichnet. Eine verschworene Bewohnerschaft, bei der jeder jeden kennt, es Neulinge erst einmal schwer haben, aber dann doch auch gerne aufgenommen werden, bei denen Traditionen noch etwas zählen und jeder doch auch irgendwie so sein eigenes Päckchen zu tragen hat. Eigentlich passiert im Laufe des Romans nicht so sehr viel, als Leser lernt man die unterschiedlichen Personen nach und nach kennen und blickt hinter die Fassaden, die nicht immer so sind, wie sie eigentlich erscheinen. Eine klare, kurze und prägnante Sprache passt dabei gut zum Leben der Dorfbewohner, in dem oft nicht viel Zeit für Gefühle bleibt, der oft harte Alltag will zunächst einmal bewältigt werden. Dabei kommen nach und nach doch einige Dinge an die Oberfläche, der Roman wird zum Ende hin noch sehr tiefgründig. Die Erzählung ist leichtgängig lesbar, ich hatte immer wieder den Eindruck, mitten unter den Bewohnern zu leben. Auf dieses kleine Stück Dorfleben sollte man sich als Leser gerne mal einlassen!

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Veröffentlicht am 10.03.2025

Der Liebesbrief-Wettbewerb

Strandkorbbriefe
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Die junge Polizistin Merle wurde bei einem Einsatz angeschossen und ist zur Zeit nicht im Dienst. Da veranstaltet das örtliche Tagesblatt einen Wettbewerb um den schönsten Liebesbrief. Der Siegerbrief ...

Die junge Polizistin Merle wurde bei einem Einsatz angeschossen und ist zur Zeit nicht im Dienst. Da veranstaltet das örtliche Tagesblatt einen Wettbewerb um den schönsten Liebesbrief. Der Siegerbrief scheint haargenau auf Merle zugeschnitten zu sein und da diese gerade Single ist, macht sie sich auf die Suche nach dem Absender. Dabei steht ihr Bastian, der Herausgeber des Tageblatts, nicht ganz uneingennützig zur Seite.

Trotz eines eigentlich mit der Schussverletzung eher ernsthaften Einstiegs handelt es sich bei der Geschichte insgesamt um einen tollen Wohlfühlroman. Die Handlung spielt im ostfriesischen Greetsiel an der Nordseeküste und wer diesen Ort bereits kennt, wird hier so einiges wiedererkennen. Wer noch nie dort war, wird nach der Lektüre den großen Wunsch verspüren, dort mal ein paar Urlaubstage zu verbringen, so toll ist alles beschrieben. Neben der wirklich unterhaltsamen und romantischen Geschichte gibt es auch kurze Ausblicke zu Themen wie Angststörungen und schwierigen familiären Hintergründen, die den Roman sehr angenehm auflockern und ihm eine gute Portion Ernsthaftigkeit geben. Hierbei sind die Charaktere, so verschieden sie auch sind, allesamt sehr gut ausgearbeitet, Wortwechsel zum Teil sehr witzig und unterhaltsam gestaltet. Als unumstrittenen Star in einer Nebenrolle kann man den kleinen Hund Kalle bezeichnen, immer wenn er auftaucht, geht einem das Herz auf!

Auch die Thematik mit den Liebesbriefen hat mir sehr gut gefallen, eine Handlung, die ich so bisher noch nie gelesen habe. Von mir eine absolute Leseempfehlung für alle, die sich mit einer schönen Geschichte gerne mal wieder an die Nordsee träumen möchten!

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Veröffentlicht am 06.03.2025

Starke Frauengeschichte auf Sylt

Die Bücherfrauen von Listland. Der Gesang der Seeschwalben
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Die Journalistin Anna ist auf Sylt mit der über 80jährigen Fenja verabredet, um deren Geschichte aufzuschreiben. Fenja hat ihr Leben den Büchern verschrieben, ist aber bei Annas Ankunft aus unerfindlichen ...

Die Journalistin Anna ist auf Sylt mit der über 80jährigen Fenja verabredet, um deren Geschichte aufzuschreiben. Fenja hat ihr Leben den Büchern verschrieben, ist aber bei Annas Ankunft aus unerfindlichen Gründen erst einmal untergetaucht. Statt dessen beginnen Fenjas Tochter Elisa und Anna, in Fenjas Vergangenheit zu recherchieren.
Vor der tollen Kulisse der schönen Insel Sylt, die so wundervolle Landstriche abseits des Tourismus zu bieten hat, erzählt uns die Autorin mit einem wunderbar leichtgängigen und mitreissendem Schreibstil eine Geschichte, die unter die Haut geht. In zeitlich wechselnden Perspektiven, die überwiegend zwischen der Gegenwart und Fenjas Zeit als ganz junger Frau hin- und herwechseln, erfahren wir nach und nach die doch sehr berührende Geschichte einer alten Dame, die Erzählung von einer großen Liebe, der Kraft die geschriebenen Zeilen und von familiären Zerrissenheiten. Auch Annas Leben wird von dieser Geschichte nicht unwesentlich beeinflusst. Die Erzählung hat mich nicht mehr losgelassen, so dass ich das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen habe. Insbesondere haben mich hier die starken Frauenfiguren begeistert, die allsamt ihr Schicksal auf ihre eigene Art gemeistert haben.
Im zweiten Band dieser Dilogie werden wir wohl mehr über Fenjas bis heute verschwundene Schwester Martje erfahren, eine sicherlich auch sehr interessante Story. Großes Leseerlebnis!

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Veröffentlicht am 05.03.2025

Ein Traum kann wahr werden

Die Bibliothek der zweiten Chancen
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Die seit einigen Jahren verwitwete Charlotte hat zwei erwachsene Töchter, die nun fast zeitgleich das heimische Nest verlassen. Trost findet sie in ihrer Arbeit in der Bibliothek mit den Büchern, die sie ...

Die seit einigen Jahren verwitwete Charlotte hat zwei erwachsene Töchter, die nun fast zeitgleich das heimische Nest verlassen. Trost findet sie in ihrer Arbeit in der Bibliothek mit den Büchern, die sie so sehr liebt. Schon lange träumt sie davon, ihr eigenes Buch zu schreiben und dort vielleicht ihre eigene Liebesgeschichte mit ihrem verstorbenen Mann zu verewigen, den sie bis heute nicht vergessen kann. Eine zufällige Begegnung mit der jungen Verlegerin Lisa bringt wieder Hoffnung in dieses Vorhaben. Auch Lisas Leben und die Beziehung zu ihrem Verlobten läuft gerade nicht besonders gut...

Das wunderschöne Cover sowie der passende und anziehende Titel lassen jeden Buchliebhaber sofort nach dieser Lektüre greifen. Das Thema zum "Buch im Buch" ist hier sehr schön umgesetzt, beide Frauen, die zwei unterschiedlichen Generationen entstammen, können hier gegenseitig voneinander profitieren. Es ist eine wunderbare Geschichte von großer Liebe, versäumten Gelegenheiten, aber auch zweiten Chancen, die es zu nutzen gilt. Dies ist hier m.E. sehr feinfühlig und doch auch unterhaltsam umgesetzt, ohne ins Kitschige abzudriften. Die beiden Hauptdarstellerinnnen sind dabei für mich sehr realistisch mit ihren jeweiligen Stärken und Schwächen dargestellt und mir beim Lesen beide ans Herz gewachsen. Gerne eine Leseempfehlung für diesen tollen Roman!

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