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Veröffentlicht am 15.11.2025

Innere Reise

Schnittlinie
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„Ich möchte mich entlang der Schnittlinie bewegen, durch Ängste und Zweifel hindurchlaufen – mein Körper ist eine Klinge, die sie zerschneidet. Ich habe in einer engen Schachtel gelebt, die überall drückte. ...

„Ich möchte mich entlang der Schnittlinie bewegen, durch Ängste und Zweifel hindurchlaufen – mein Körper ist eine Klinge, die sie zerschneidet. Ich habe in einer engen Schachtel gelebt, die überall drückte. Wie sehr ich diese Schachtel gewohnt war, wie gut ich ihre Wände kannte, wie sicher ich mir ihre Einschränkungen und ihren Charakter angeeignet habe.“

Liine zieht nach einer langen toxischen Beziehung aufs Land, in ein altes Bauerhaus ihrer Familie, wo sie in ihrer Kindheit viel Zeit verbracht hat. Sie will zur Ruhe kommen, ihre inneren Wunden heilen und ihr Leben neu sortieren.

Die Ruhe kann an diesem Ort nur innerlich gefunden werden, ist doch ein Militärübungsgelände direkt in der Nähe und gibt Liine an manchen Tagen das Gefühl, in einem Kriegsgebiet zu sein.

Sie schafft es trotzdem, sich mit sich selbst, ihrer Beziehung und auch der Beziehung zu ihrer Mutter auseinanderzusetzen und dies aufzuarbeiten.

Einsamkeit ist ein großes Thema in Liines Leben und nicht als die gesehen zu werden, die sie ist. Das wird besonders klar, als ihre Mutter sie besucht. Auch da liegt einiges im Argen.

Im Laufe des Sommers beschäftigt sich Liine nicht nur mit sich selbst, sondern auch den Menschen, die früher in dem Bauernhaus gewohnt haben. Es ist nicht nur eine Geschichte in der Geschichte, sondern steht sinnbildlich für ihre Innenreise.

Carolina Pihelgas erzählt außergewöhnlich dicht, präzise und doch poetisch auf nur 133 Seiten von der inneren Reise zur Heilung. Ein ganz feines Buch genau nach meinem Geschmack!

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Veröffentlicht am 09.11.2025

Kurz vorm Abgrund

Am Kipppunkt
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Was passiert da eigentlich gerade mit dem Klimasystem der Erde?
Welche Kipppunkte haben wir schon erreicht, was können wir noch tun, um diese Entwicklung aufzuhalten?

Diesen Fragen nehmen sich Benjamin ...

Was passiert da eigentlich gerade mit dem Klimasystem der Erde?
Welche Kipppunkte haben wir schon erreicht, was können wir noch tun, um diese Entwicklung aufzuhalten?

Diesen Fragen nehmen sich Benjamin von Brackel und Toralf Staud in ihrem Buch „Am Kipppunkt“ an und – um eine gute Nachricht gleich am Anfang vorwegzunehmen – es gibt auch positive Kipppunkte, die wir erreichen können, um nicht in den Abgrund zu stürzen.

Aber wir müssen uns beeilen, denn die Zeit läuft uns davon. Ein Überschreiten der Kipppunkte würde schwerwiegende Folgen nach sich ziehen, die unser Leben auf sehr unangenehme Art verändern würden, die jetzigen Hitzewellen, Waldbrände und Überschwemmungen sind nur ein Vorgeschmack darauf.

Ziel des Buchs ist, darüber aufzuklären, wo erste Kipppunkte drohen und was dann passiert und wie sich dieses Risiko noch vermeiden oder senken lässt.

Wenn etwas kippt, kann es in zwei Richtungen gehen, entweder ins Positive oder ins Negative. Jede*r von uns kennt diesen Moment, wo die Stimmung kippt und aus einem Lachen ein Weinen werden kann. Das gibt es auch beim Klima.

Zunächst wird die Entdeckung dieser Kipppunkte beschrieben und dann auf die einzelnen Systeme im Eis, in der Luft und in der Natur eingegangen, die gerade drohen umzukippen. Das Szenario, auf das wir gerade ungebremst zusteuern, ist das Gegenteil von gemütlich.

Im dritten Teil geht es um positive Kipppunkte, die wir mit unserem Zutun erreichen können. Hier gehen die Autoren auf drei Entwicklungen ein, die Hoffnung machen: die weltweite Solarrevolution, den E-Auto-Boom und die Ernährungswende. Am Ende gibt es einen Ausblick auf mögliche Zukunftsszenarien.

Dieses Buch zu lesen, war für mich gesetzt und es hat sich gelohnt, auch wenn die ersten beiden Teil mich nach unten gezogen haben. In Teil III geht es zum Glück darum, aufzuzeigen, was möglich ist, wenn wir wollen. Die Autoren haben sich dafür Beispiele ausgesucht, die tatsächlich schon umgesetzt wurden und gut zusammen funktionieren, wie die Erfolgsgeschichte der Erneuerbaren und des E-Auto-Booms in den skandinavischen Ländern.

Auch die Bedeutung von Änderungen im Verhalten und das Ändern von sozialen Normen ist Thema und wie positive gesellschaftliche Kipppunkte erreicht werden können. Hier wird Fleischesserland Dänemark als positives Beispiel genannt.

Das Buch ist sehr lesenswert und hochaktuell.

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Veröffentlicht am 01.11.2025

Urlaub mit den Schwiegereltern

Die Ferien
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Keru und Nate haben eine grandiose Idee: Urlaub mit den Schwiegereltern! Und damit es sich auch richtig lohnt, kommt ein Elternpaar nach dem anderen ins eigens angemietete New-England-Cottage auf Cape ...

Keru und Nate haben eine grandiose Idee: Urlaub mit den Schwiegereltern! Und damit es sich auch richtig lohnt, kommt ein Elternpaar nach dem anderen ins eigens angemietete New-England-Cottage auf Cape Cod.

Natürlich geht das Ganze nach hinten los. Kerus Eltern, chinesische Einwanderer, sind nicht begeistert von Nate und nörgeln den ganzen Tag herum, haben einen Sauberkeitsfimmel und verlassen seit Corona am liebsten gar nicht mehr das Haus. Sie haben sich auch eigenes Essen mitgebracht. Nates Eltern bringen sich auch etwas mit, Kaffee, Kaffeemaschine, Milch (falls es vor Ort nicht die richtige Sorte gibt) u. v. m. Man kann sie als als eher einfach beschreiben und auch sie sind nicht zufrieden mit dem Leben ihres Sohnes. Beiden Elternpaaren ist gemeinsam, dass sie bereit für Enkelkinder sind.

Diesen Wunsch möchten ihnen Nate und Keru jedoch nicht erfüllen und so wird die gemeinsame Zeit nicht gerade harmonisch.

Nach fünf Jahren gibt es einen zweiten Versuch in den Catskills, doch auch hier wird es nicht besser oder vielleicht doch, denn die Fronten werden geklärt.

Es ist ein eher ernstes Buch, das leider als wahnsinnig komisch angekündigt wird und wenn man das erst einmal verstanden hat, liest es sich auch wirklich gut, auch wenn es sich mir nicht komplett erschlossen hat bzw. ich das Gefühl hatte, dass etwas fehlt.
Nate und Keru kommen aus zwei völlig unterschiedlichen Welten, doch sind sie ganz zufrieden mit ihrem Zusammenleben und mit ihrem Hund Mantou. Beide eint eine anstrengende Beziehung zu ihren Eltern und das Gefühl nicht zu genügen. Nate verdient zu wenig, man ist nicht stolz auf den ersten Akademiker der Familie und Keru hat zwar Karriere gemacht, aber nicht den dazu passenden Mann nach Hause gebracht. Es ist schwierig, die Welten zu verbinden und das arbeitet Weike Wang gut heraus.

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Veröffentlicht am 27.09.2025

Unterhaltung mit einer Botschaft und nach an der Realität

Wasserspiel
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Stell dir vor, ein Wasserkonzern kauft nicht nur die Wasserrechte in deinem Ort, sondern übernimmt das komplette Wassermanagement für den Ort.

So passiert es in "Wasserspiel" von Tim Staffel. Der Vlogger ...

Stell dir vor, ein Wasserkonzern kauft nicht nur die Wasserrechte in deinem Ort, sondern übernimmt das komplette Wassermanagement für den Ort.

So passiert es in "Wasserspiel" von Tim Staffel. Der Vlogger und Aktivist Roberto Böger erfährt durch seinen Hauptsponsor, dass in seinem fiktiven Heimatörtchen, dem ostwestfälischen Lüren, der Wasserkonzern Dell'Acqua genau das vorhat.

Roberto, der Wasserverbrechen in aller Welt dokumentiert, wird nach Lüren und in damit in seine eigene Vergangenheit zurückkehren. Doch er wird dort nicht allein gegen Windmühlen kämpfen. Ausgerechnet der Sohn seines ehemaligen Freundes Johannes, wird ihm gegen Dell'Acqua zur Seite stehen.

Tim Staffel hat mit "Wasserspiel" einen spannenden Roman geschrieben, der in einer nahen Zukunft spielt und ein aktuelles Thema, die Wasserknappheit und die Gier weltweit tätiger Konzerne, anspricht.

Beide Hauptfiguren, Roberto und der Junge Humphrey sind nicht nur über den gemeinsamen Gegner miteinander verbunden, sondern auch über Humphreys Vater, mit dem Roberto in seiner Jugend befreundet war. Es wird also noch eine Geschichte hinter der Geschichte erzählt, was den Roman vielschichtiger macht und mich dazu gebracht hat, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen wollte. Auch die Nebenfiguren sind wie die Zutaten zu einem guten Essen genau richtig dosiert und geben dem Roman die richtige Würze.

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Veröffentlicht am 23.08.2025

Gegen alle Widerstände

Malnata
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„Malnata“ wird aus der Sicht von Francesca erzählt, die zum einen mitten drin ist in der Geschichte und trotzdem auf mich auch wie eine Beobachterin wirkt. Sie kommt aus einer „guten“ Familie, ist bislang ...

„Malnata“ wird aus der Sicht von Francesca erzählt, die zum einen mitten drin ist in der Geschichte und trotzdem auf mich auch wie eine Beobachterin wirkt. Sie kommt aus einer „guten“ Familie, ist bislang immer angepasst gewesen und fällt erst aus der ihr anerzogenen Rolle, als sie mit der Malnata, die wie eine Aussätzige behandelt wird, in Kontakt kommt.

Kurz davor gab es allerdings auch in ihrem Leben eine Veränderung. Dem Unternehmen des Vaters geht es nicht so gut, so dass sie in eine Wohnung umziehen mussten und von vier Hausangestellten nur eine mitnehmen konnten. Ihre Eltern leben zwar zusammen, aber nicht wirklich miteinander. Der Vater wirkt auf den ersten Blick eher uninteressiert am Familienleben und die Mutter verfolgt ihre eigene Agenda, da ist auch Francesca mal eher ein Mittel zum Zweck. Sie erfährt wenig Liebe und Unterstützung von ihrer Mutter. Wäre da nicht Carla, das Hausmädchen, wäre ihr Leben ohne eine fürsorgliche weibliche Bezugsperson.

Beatrice Salvioni beginnt das Buch mit einem Ausblick aufs Ende und erzählt danach das Jahr davor. So ist von vorneherein klar, dass es keine gemütliche Pippi-Annika-Geschichte wird, in der sich zwei völlig unterschiedliche Mädchen anfreunden und aufregende Abenteuer erleben. Es ist die Geschichte zweier Mädchen, die sich gegen alle Widerstände anfreunden und deren Freundschaft immer wieder auf die Probe gestellt wird. Sie lernen „Nein“ zu sagen und sich gegen das, was die Gesellschaft erwartet, zu wehren.

Das Setting im faschistischen Italien, dass die Bevölkerung auf den Krieg und den „Duce“ einschwört, eine Gesellschaft, in der keiner dem anderen mehr trauen kann, tut ein Übrigens, um dem Roman von Anfang an einen dunklen Touch zu geben. Oder – um es anders zu formulieren – Beatrice Salvioni hat die Geschichte von Anfang so konstruiert, dass ich einfach immer weiterlesen musste, um zu erfahren, wie es zu dem Geschehnis am Anfang kommen konnte und was danach geschah.

Eine spannende Erzählung, die allerdings noch nicht zu Ende erzählt ist, es wird einen weiteren Teil geben, so dass ich gespannt bin, wie es weitergehen wird mit Maddalena und Francesca. Es ist also ein wenig Geduld gefragt nach dem Lesen dieses ersten Teils.

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