Profilbild von lielo99

lielo99

Lesejury Star
offline

lielo99 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit lielo99 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.01.2020

Der Schein trügt oft

Die Tochter der Bettlerin
0

Es ist im Winter 1743/44. Anna und ihre Mutter leben in Berlin und bestreiten ihren Lebensunterhalt mit Betteln. Anna ist ausgesprochen hübsch und ihre Mutter möchte sie unbedingt als Prostituierte sehen. ...

Es ist im Winter 1743/44. Anna und ihre Mutter leben in Berlin und bestreiten ihren Lebensunterhalt mit Betteln. Anna ist ausgesprochen hübsch und ihre Mutter möchte sie unbedingt als Prostituierte sehen. Sie ist überzeugt davon, dass sie sehr viel Geld verdienen könnte und sie selbst nicht mehr betteln bräuchte. Anna wehrt sich jedoch und als es zu schlimm wird, flüchtet sie vor der garstigen Mutter und deren Freund. Zur gleichen Zeit regiert König Friedrich II und der ist voller Tatendrang. Er möchte als Eroberer in die Geschichte eingehen und Preußen zu einem Großreich machen. Aus dem Grund erklärt er immer mehr Nachbarn den Krieg.

Neben Anna ist auch Friedrich von der Trenck eine Hauptperson in dem Buch Die Tochter der Bettlerin. Er ist 17 Jahre alt, Kornett und rang jüngster Offizier der Kavallerie. Der König mag ihn sehr und er hat eine erfolgreiche Zukunft vor sich. Friedrich II lädt die Familie seines Gardisten zur Ballsaison nach Berlin ein. Mutter, Tochter und Sohn Karl Albrecht folgen der Einladung sehr gerne. Gleich in der ersten Nacht nach der Ankunft verschwindet Karl heimlich aus dem Schlafgemach und macht sich auf den Weg ins Nachtleben von Berlin. Aber bereits nach wenigen Minuten wird er angegriffen und kann sich nur mit Mühe vor einer Verletzung retten. Er verläuft sich und begegnet Anna. Sie führt ihn am nächsten Tag nach Hause und er steht in ihrer Schuld. Sie bittet ihn, dass er ihr zu einer Stelle im Haus der Mutter verhilft. Ob das wohl gut geht?

Es waren die Memoiren Friedrich zu Trencks´, welche eine Grundlage für diesen Roman darstellten. Viele Fakten hat die Autorin verarbeitet und trotz einiger Längen gefiel mir das Buch recht gut. Am Ende gibt es eine Personenliste mit allen historischen Personen sowie danach eine Liste, wo die fiktiven Akteure aufgeführt sind. Gerne gebe ich vier Sterne für den Roman und empfehle ihn weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.01.2020

"Die Kunst ist lang, das Leben kurz"

Violet
0

Violet ist eine junge Frau, die mit schmerzvollen Verlusten zurechtkommen muss. Nicht alleine ihr Bruder kam im Ersten Weltkrieg ums Leben, auch ihr Verlobter wurde Opfer der Kämpfe. Das Leben bei ihrer ...

Violet ist eine junge Frau, die mit schmerzvollen Verlusten zurechtkommen muss. Nicht alleine ihr Bruder kam im Ersten Weltkrieg ums Leben, auch ihr Verlobter wurde Opfer der Kämpfe. Das Leben bei ihrer Mutter wird zunehmend schwieriger und sie entschließt sich, dass sie endlich auf eigenen Füßen stehen und umziehen möchte. Das Schicksal verschlägt sie nach Winchester. Sie kann hier weiter für ihren Arbeitgeber tätig sein, da er auch in diesem Ort eine Zweigstelle des Versicherungsbüros unterhält. Was für damalige Verhältnisse selten und für viele Menschen absolut nicht normal war, Violet hatte einen Beruf gelernt und arbeitete als Sekretärin. Ja, sie hätte lieber geheiratet, aber durch den Krieg gab es einen „Frauenüberschuss“ und sie war mit 38 Jahren noch immer Single. In Winchester lernte sie einen Stickklub kennen, der sich regelmäßig in der Kathedrale von Winchester traf. Sie fand Freude an dieser Handarbeit und knüpfte Freundschaften. Ganz langsam kam sie über ihre Traumen hinweg und mit der Zeit verstand sie es auch, auf eigenen Füßen zu stehen und für sich selbst zu kämpfen.

Es waren die Broderinnen, welche Violet beim ersten Besuch in der Kathedrale zu Winchester dort antraf. Sie versammelten sich zum Gottesdienst, um ihre Stickereien segnen zu lassen. Es sind Knie- und Sitzkissen, die in mühevoller Kleinarbeit geschmückt wurden. Und diese Frauen gab es tatsächlich. Auch ihre Kunstwerke können heute noch in der dortigen Kirche betrachtet werden. Die Broder, das war im Mittelalter eine Gilde der Sticker und die Tätigkeit wurde von etlichen Frauen Winchesters weitergeführt. Für sie gilt: Ars longa, vita brevis. (Die Kunst ist lang, das Leben kurz.) Viele Fakten stehen in dem Roman, die sich nicht nur um das Sticken drehen. Auch die Beschreibung der Kathedrale ist gelungen und das gilt ebenfalls für die Darstellung der Tätigkeit von Glöcknern. Schon das macht dieses Buch so lesenswert.

Die Hauptfigur Violet wird so beschrieben, wie es für die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg normal war. Auch die im Roman gewählte Sprache deckt sich damit und dafür gilt der Übersetzerin ein großes Lob. Ja, mir gefiel das Buch, weil es realistisch geschrieben wurde und die Autorin viel Arbeit in die Recherche steckte. Oder wussten Sie, dass Jane Austen in der Kathedrale zu Winchester ihre letzte Ruhe fand und welche Symbolik das Hakenkreuz tatsächlich hat?

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.01.2020

Cold Case vor Weihnachten

Tod und kein Erbarmen
0

Es ist Dezember und so langsam beginnt der Weihnachtsrummel. Der Ermittler Erik Donner ist noch krank und hat sich in einer kleinen Pension im Erzgebirge verkrochen. Er möchte vergessen und neue Kraft ...

Es ist Dezember und so langsam beginnt der Weihnachtsrummel. Der Ermittler Erik Donner ist noch krank und hat sich in einer kleinen Pension im Erzgebirge verkrochen. Er möchte vergessen und neue Kraft schöpfen, um bald wieder seinen Dienst antreten zu können. Seine Traumen versucht er in Alkohol zu ertränken. So auch an einem Abend, wo er erheblich zu viele Schnäpse zu sich nahm. Er weiß nicht nicht mehr wie er ins Bett kam und wacht am Morgen mit heftigen Kopfschmerzen auf. Und das ist noch nicht alles. Er selbst und das Bettzeug ist blutverschmiert und sein Auto- und Zimmerschlüssel spurlos verschwunden.

Das Buch ist der 7. Band einer Reihe und für mich war es der erste. Das stellte aber kein Problem dar und ich konnte der Geschichte gut folgen. Sie wechselt immer wieder zwischen Orten und Zeiten. Vor 10 Jahren verschwand ein Kind spurlos und ihre Cousine gab niemals auf, sie zu suchen. Violett, so hieß die Kleine war nicht nur die Cousine von Linda Groß, sondern auch ihre beste Freundin. Die wandte sich auch an dem besagten Abend an Erik Donner, dieser nahm aber ihre Ausführungen nicht ernst. Am Anfang dachte ich, dass es eine Story ist, die ich zu leicht durchschaute. Dem war absolut nicht so. Bis zum Schluss rätselte ich mit, wer den nun der Täter war und was ihn dazu bewog. Auch wenn zwischendurch einige Längen den Lesefluss beeinträchtigten, so konnte mich die Spannung doch gefangen nehmen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.01.2020

Welch ein berührendes Buch

Die ganze Welt ist eine große Geschichte, und wir spielen darin mit
0

Michael Ende wäre am 12. November 2019 90 Jahre alt geworden. Das war wohl mit ein Grund für Frau Roth, dieses besondere Buch zu schreiben. Die ganze Welt ist eine große Geschichte, und wir spielen darin ...

Michael Ende wäre am 12. November 2019 90 Jahre alt geworden. Das war wohl mit ein Grund für Frau Roth, dieses besondere Buch zu schreiben. Die ganze Welt ist eine große Geschichte, und wir spielen darin mit, würdigt nicht alleine das Leben des Autors. Auch sein steiniger Weg bis zum ersten Erfolg wird eindrucksvoll geschildert. Herr Ende wurde nicht mit einem goldenen Löffel in der Hand geboren. Sein Vater, ein unbekannter Maler, dessen Werke als „entartete Kunst“ gebrandmarkt wurde, trug nicht viel zum Lebensunterhalt bei. Die Mutter war es, die dafür sorgte, dass das Ehepaar nicht hungerte. Sie arbeitete hart in ihrem kleinen Laden, der gerade so viel einbrachte, dass sie ein Dach über dem Kopf und immer etwas zu Essen hatten. Als dann Michael auf die Welt kam, musste ein dritter Mund gestopft werden. Das machte das Leben nicht einfacher. Aber es war die Liebe der Eltern und der Zusammenhalt der Familie, der sie für Michael bis an sein Lebensende so einzigartig erschien.

Das Buch ist eine Mischung aus Fakten und Fiktion. Als Michael auf die Welt kam, war seine Mutter bereits 38 Jahre alt und er musste durch Notkaiserschnitt entbunden werden. Vielleicht war es dieser Umstand, dass Mutter Luise so abgöttisch an dem Kleinen hing. Frau Roth schrieb über das Leben Endes von der Wiege bis zur Bahre. Und das machte sie mit so viel Gefühl, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Sprachgewaltig, ja, auch blumig, vermittelte sie mir die Zeit während und nach dem Zweiten Weltkrieg hautnah. "Die sind nie weg, die Braunen. Die kleiden sich jetzt nur in Grau."

Auch die Schwierigkeiten Endes, bis sein Jim Knopf endlich anerkannt und gelesen wurde, erlebte ich mit. Der Roman ist ein erstes Highlight in meinem Lesejahr 2020. Jetzt werde ich wohl endlich auch mal ein Buch von Michael Ende lesen. Er ist mir durch das Werk von Frau Roth ans Herz gewachsen. Das Nachwort schrieb Roman Hocke, der mit Herrn Ende eng verbunden war.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.01.2020

Ein spannender Thriller, der unter die Haut geht

Eisgrab
0

Bereits das Cover von Eisgrab erzeugt Gänsehaut. Es bringt eindrucksvoll die Kälte des „ewigen Eises“ Grönlands rüber und hat mich sofort neugierig. Matthew Cave ist ein dänischer Journalist, der seine ...

Bereits das Cover von Eisgrab erzeugt Gänsehaut. Es bringt eindrucksvoll die Kälte des „ewigen Eises“ Grönlands rüber und hat mich sofort neugierig. Matthew Cave ist ein dänischer Journalist, der seine Arbeit sehr ernst nimmt. Sein Spezialgebiete sind Nachforschungen über mysteriöse Todesfälle. So auch in diesem Thriller.

Das Buch beginnt mit einer anderen Hauptperson, die jeden Tag mit ihrer Büchse in der Nähe des Wildwechsels liegt. Es ist in der Nähe des Ortes Tasiilaq und die Einwohner des Dorfes mögen die Frau mit dem Namen Tupaarnaq nicht. Ein weiblicher Jäger? Mit einer Flinte? Nein, das Jagen darf nie von Frauen durchgeführt werden. Hier oben in Grönland ist es ausschließlich dem „starken Geschlecht“ vorbehalten. Und dann soll sie auch noch ihren Vater ermordet haben. Es wäre also gut, wenn sie verschwände. Matthew und Tupaarnaq machen sich gemeinsam auf den Weg und suchen die Halbschwester Matthews. Dabei stoßen sie auf Verbrechen der Vergangenheit und treten sowohl den Amerikanern als auch der Polizei Grönlands auf die Füße. Und nicht nur das. Sie begeben sich in große Gefahr.

Der Einstieg war für mich perfekt. Weil der Autor es bestens verstand, mich durch seine bildhafte Sprache ins Geschehen eintauchen zu lassen. Am Anfang ist es ein wenig schwierig, sich die fremd klingenden Namen zu merken und es ist ein Hin und Her zwischen dem Heute und Gestern. Durch den Aufbau der Spannung legt sich das Schwierige aber sehr schnell und ich war gefangen von diesem spannenden Thriller. Für mich ein typisches Buch eines nordeuropäischen Autors.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere