Profilbild von littlemiss_lissie

littlemiss_lissie

Lesejury-Mitglied
offline

littlemiss_lissie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit littlemiss_lissie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.03.2020

Die Todesseherin

Ezlyn. Im Zeichen der Seherin
0

Bereits seit dem ersten Band ihrer Zeitenwanderer Chroniken bin ich ein riesiger Fan von Karolyn Ciseau und ihren Büchern. Ihre geschriebenen Worte erwecken jeden Charakter auf eine ganz besondere Weise ...

Bereits seit dem ersten Band ihrer Zeitenwanderer Chroniken bin ich ein riesiger Fan von Karolyn Ciseau und ihren Büchern. Ihre geschriebenen Worte erwecken jeden Charakter auf eine ganz besondere Weise zum Leben und bisher konnte mich jede ihrer Geschichten verzaubern. Und natürlich freue ich mich deshalb umso mehr, dass ihr neues Buch ein Zuhause bei einem großartigen Verlag gefunden hat! Denn seit dem 05.03.2020 ist ihr neuer Roman „Ezlyn. Im Zeichen der Seherin“ im Carlsen Verlag zu finden.

„Ezlyn. Im Zeichen der Seherin“ erzählt die Geschichte um die gleichnamige Ezlyn, die die besondere Gabe besitzt bei Berührung den Tod anderer Menschen vorherzusehen. Gemeinsam mit anderen Seherinnen wird sie von klein auf darauf vorbereitet, ihr Leben für das Wohl der oberen Gesellschaft aufzugeben und auf dem Hof eines adligen Lords ihrer Aufgabe als Todesseherin nach zu kommen. Doch schon bald wird ihr bewusst, dass der Tod sich nicht so einfach austricksen lässt und immer ein Opfer fordert.
Bleibt nur die Frage: Wird Ezlyn ihrer eigenen Gabe zum Opfer fallen? Und welche Rolle spielt der mysteriöse Schattenkrieger, der Ezlyns Herz zum Höher schlagen bringt und den sie bereits aus einem ihrer Visionen kennt?
Als ich das erste Mal den Klappentext zu „Ezlyn“ las, wurde ich schon richtig neugierig auf die Geschichte. Das ganze Konzept um die Todesseherinnen und die daraus resultierenden Konsequenzen für junge Mädchen, die als Seherinnen geboren werden, konnte mich wirklich begeistern. Zudem finde ich die gesamte Gesellschaftsstruktur, die in der Geschichte dargestellt wird, sehr spannend. Ist es moralisch vertretbar den eigenen Tod zu seinen Gunsten zu verhindern, weil man es eben kann und die finanziellen Mittel dazu hat? Wohl wissend, dass verarmte Teile der Gesellschaft nicht dazu in der Lage sind? Und darf ich mir ein Individuum unterwerfen, nur weil ich der Meinung bin, dass dessen bloße Existenz lediglich dazu dient einen höheren Zweck zu erfüllen? Und wer entscheidet überhaupt darüber, wann ein menschliches Leben wichtiger ist als das eines anderen? Wem gehöre ich, wenn nicht mir selbst?
Dies sind einige Themen, die von der Autorin innerhalb des Buches angesprochen werden. Und es wird deutlich, was unsere Protagonistin im Laufe ihrer Geschichte alles erleben muss. Träume und Wünsche sind im Leben von Ezlyn fehl am Platz und bringen lediglich Herzschmerz. Ein selbstbestimmtes Leben ist für eine Todesseherin nämlich nicht vorgesehen, da sie von den Göttern angeblich dazu bestimmt ist das Leben der oberen Gesellschaft mit ihrer Fähigkeit zu beschützen. Zu Beginn der Geschichte sind diese Kerngedanken in ihrem Bewusstsein verankert, wie auch bei ihren Seher-“Schwestern“, allerdings wird bereits deutlich, dass sie sich nicht so einfach mit ihrem Schicksal abfinden möchte. Denn wenn andere Menschen ihr Schicksal verändern dürfen, wieso wird ihr nicht das gleiche Recht zuteil? Wieso bleibt ihr ihre eigene Zukunft verwehrt? Ezlyn durchläuft im Laufe der Geschichte eine regelrechte Wandlung von der naiven Seherin zur selbstbewussten Heldin. Zudem wird es deutlich, welche Situationen und welche Geschehnisse ihr Weltbild ins Wanken bringen und welche Schlüsse sie daraus zieht. Außerdem hat sie gute Eigenschaften, die es mir ermöglichten, sie von Beginn an zu mögen. Sie ist loyal, schlagfertig und charakterstark. Dennoch muss sie zunächst einiges ertragen, ehe sie sich in eine neue Linie begibt.
Die Autorin hat neben der Protagonistin auch die weiteren Charaktere schön ausgearbeitet und insbesondere der Schattenkrieger Dorian Arcane, welcher eine wichtige Rolle in Ezlyns eigener Vorhersehung spielt, hat es mir angetan. Was soll ich sagen? Ich liebe einfach geheimnisvolle und düstere Kerle mit einem Hang zur Melancholie in Büchern :D. Neben Ezlyn besitzt auch Dorian eine mächtige Gabe, die eindrucksvoll und furchteinflößend zugleich ist. Zu Beginn der Geschichte war er für mich daher zunächst nicht ganz greifbar, da seine Persönlichkeit förmlich hinter seiner Fähigkeit verborgen blieb. Im weiteren Verlauf der Erzählung erfährt man allerdings mehr über sein Schicksal und lernt ihn besser kennen. Auch Ezlyn hatte vorläufig so ihre Schwierigkeiten ihn einzuschätzen, was nicht nur an ihrer eigenen Vorhersehung liegt.
Ein paar der Nebenfiguren konnten mich auch das ein oder andere Mal richtig täuschen, sodass ich sie im Laufe der Handlung erst mochte und zum Ende hin regelrecht verachtete. Aber mehr werde ich an dieser Stelle nicht verraten ;)
Das gesamte Setting war wunderbar aufgebaut und beschrieben, so wie ich es von Karolyn bereits aus ihren anderen Büchern her kenne und liebe. Man verliert sich richtig in ihrem Schreibstil und vergisst beim Lesen gerne mal die Zeit.
Einzig das Ende kam mir etwas schnell herbei, was aber auch daran liegen kann, dass ich das Buch in relativ kurzer Zeit gelesen habe und daher noch nicht bereit war, die Geschichte und ihre Figuren vollends abzuschließen.
Im Großen und Ganzen konnte mich die Welt der Todesseherinnen, Schattenkrieger und adliger Lords wirklich begeistern und ich bin gespannt, ob die Autorin vielleicht irgendwann zu Ezlyn und Co. zurück kehren wird. Das Ende des Buches würde dies zumindest zu lassen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.10.2017

Wundervolles Buch, das mich sehr berührt hat.

The Hate U Give
0

(Rezension bezieht sich auf die englische Ausgabe)

“A hairbrush is not a gun.”

Durch Bookstagram bin ich auf ein ganz wundervolles Buch aufmerksam gemacht worden. Natürlich passiert das relativ häufig ...

(Rezension bezieht sich auf die englische Ausgabe)

“A hairbrush is not a gun.”

Durch Bookstagram bin ich auf ein ganz wundervolles Buch aufmerksam gemacht worden. Natürlich passiert das relativ häufig – wäre ja auch schlimm, wenn nicht. Der tägliche Austausch über Bücher bringt das zum Glück nun mal mit sich. Aber The Hate U Give von Angie Thomas ist anders. So anders, dass es mein Halbjahres-Highlight geworden ist und vielleicht sogar mein Jahres-Highlight wird. Ich habe geweint, ich habe gelacht, ich habe vor Wut getobt und ich habe mir gewünscht, dass jeder dieses Buch einmal lesen wird. Und das tue ich noch immer.

Diese Geschichte bringt ein gewaltiges Thema auf den Tisch, was nicht ignoriert werden darf. Und zudem mehr als aktuell ist. Wie oft sieht man in den Nachrichten, dass es schon wieder passiert ist. Ein Mann, eine Frau oder ein Jugendlicher mit dunkler Hautfarbe sind von einem weißen Polizisten erschossen worden. Doch die genauen Hintergründe, wer das Opfer wirklich war und wie es dazu kommen konnte, werden nicht ausreichend thematisiert. Der Fall scheint in eine Schublade geschoben zu werden, dessen Ausgang meist der gleiche ist. Die Handlung des Polizisten wird mit verdrehten Tatsachen gerechtfertigt, der Täter fast schon zum eigentlichen Opfer erklärt und nicht belangt. Die Angehörigen des Ermordeten bleiben machtlos zurück.

Mit einer solchen Situation sieht sich Starr in „The Hate U Give“ auseinandergesetzt. Sie wird Zeuge wie ihr Freund Khalil von einem weißen Polizisten auf offener Straße niedergeschossen wird. Und von nun an ist nichts mehr so wie es war. Starr gerät in einen Strudel aus Vorurteilen, Ungerechtigkeiten und ihrer eigenen Angst. Denn zu groß ist die Furcht vor dem was sie erwartet, wenn die Öffentlichkeit erfährt, dass sie alleinige Zeugin der Erschießung Khalils war.

„I always said that if I saw it happen to somebody, I would have the loudest voice, making sure the world knew what went down. Now I am that person, and I’m too afraid to speak.“

Schon von klein auf wurde Starr von ihren Eltern darin unterrichtet, wie man sich in der Gegenwart eines Polizisten zu verhalten hat: keine hastigen oder schnellen Bewegungen; nur reden, wenn man dazu aufgefordert wird und vor allem keine Widerworte geben. Und dazu kommt, dass Starr in zwei Welten lebt, zum einen in ihrer schwarzen Nachbarschaft, die von Drogengangs und Gewalt geprägt ist und zum anderen in der komplett gegensätzlichen Welt ihrer weißen Elite-Schule, welche sie als eine von wenigen Dunkelhäutigen auf den Wunsch ihrer Eltern hin besucht. Bisher konnte sie beide Welten gut voneinander trennen, da sie sich viel Mühe gibt nicht mit dem Ruf ihres Viertels identifiziert zu werden. Was ihr allerdings nicht immer leicht fällt, da Starrs Vater selbst bereits als ehemaliges Gangmitglied im Gefängnis gewesen ist und die vorherrschenden Vorurteile nur weiter füttert. Doch Starr leidet genauso unter den Gangs wie die meisten in ihrem Viertel und auch darunter, welches Bild dadurch in der Öffentlichkeit von ihnen verbreitet wird.

„That's the problem. We let people say stuff, and they say it so much that it becomes okay to them and normal for us. What's the point of having a voice if you're gonna be silent in those moments you shouldn't be?”

Der Druck, der von der Polizei, den Medien und ihrer eigenen Nachbarschaft auf Starr ausgeübt wird, steigert sich ins Unermessliche und schon bald muss sie sich entscheiden, welche Seite sie wählt. Und ob sie die Stille durchbrechen und ihre Stimme dazu nutzen will, etwas zu verändern, oder es zumindest zu versuchen. Egal, welche Konsequenzen dies mit sich bringt. Denn Khalil hat immerhin nicht mehr die Möglichkeit für sich selbst einzustehen.

Bei dieser Entscheidung wird sie von ihrer liebevollen Familie wundervoll unterstützt, die allerdings selbst von der ganzen Situation mehr als überfordert ist und an ihre Grenzen gerät. Während Starrs Eltern hinter ihrer Tochter stehen, sind sie sich jedoch selbst nicht sicher, welcher Weg nun das Richtige für Starr ist. Natürlich wollen sie Gerechtigkeit für Khalil, aber ist diese es wert die Sicherheit der eigenen Tochter dafür zu opfern?

Starrs Freundeskreis besteht aus den verschiedensten Charakteren. Manche sind mir sehr ans Herz gewachsen und manch andere hätte ich gerne geohrfeigt und kräftig geschüttelt. Auch hier muss sich Starr mit Problemen wie Voreingenommenheit, Intoleranz, Respektlosigkeit und Diskriminierung auseinandersetzen und weiß manchmal gar nicht wirklich wo ihr der Kopf steht.

Angie Thomas hat es geschafft, dass ich mich ebenso mit diesen Themen auseinandergesetzt habe – mehr als ich es in meinem normalen Alltag tue. Der packende Schreibstil und die spannende Erzählweise haben mich das Buch nicht aus der Hand legen lassen. Ich war gefesselt von Starrs Geschichte und zugleich wütend, erschrocken und beschämt. Dieses Buch öffnet Augen, regt zum Nachdenken an und zeigt die derzeitige Lage von Polizeikriminalität und dem parteiischen Rechtssystem Amerikas auf realistische Weise auf.

Jeder sollte dieses Buch lesen. In der Schule. Auf dem Weg zur Arbeit. Zu Hause auf der Couch. Überall.

Veröffentlicht am 17.10.2017

Schönes Jugendbuch, mit wichtiger Thematik!

Immer diese Herzscheiße
0


Immer diese Herzscheiße von Nana Rademacher erzählt die Geschichte von Sarah, die im Stuttgarter Hallschlag groß geworden ist – hoffnungslos und ohne Zukunftsperspektive. Schule interessiert sie nicht, ...


Immer diese Herzscheiße von Nana Rademacher erzählt die Geschichte von Sarah, die im Stuttgarter Hallschlag groß geworden ist – hoffnungslos und ohne Zukunftsperspektive. Schule interessiert sie nicht, die schwänzt sie lieber und ihren großen Bruder mit seinem Spießerleben findet sie richtig doof. Ihr Alltag ist von Alkohol, Drogen und Stehlen geprägt. Und ihr Freundeskreis scheint sie in der Hinsicht lediglich zu bestärken. Bisher ist sie mit ihrem Verhalten immer durchgekommen, doch als sie einen Schritt zu weit geht, muss sie erstmals die Konsequenzen für ihr Handeln tragen und das gefällt ihr zunächst natürlich überhaupt nicht. Von ihrem Lehrer zu einem Theaterprojekt verdonnert, lernt sie zum ersten Mal neue Leute kennen, die nicht aus ihrem normalen Umfeld stammen. Menschen mit den unterschiedlichsten Perspektiven und Neben Katharina, der Vorzeige-Studentin, lernt sie auch Paul kennen, der ihre bisher kleine Welt gehörig durcheinanderwirbelt. Auf einmal scheint eine Zukunft außerhalb Hartz-IV und Schwarzarbeit gar nicht mehr so abwegig. Doch zwischen ihrem alten Freundeskreis, ihrem ärmeren Viertel und der Theatergruppe hin- und hergerissen, fällt es Sarah zunehmend schwer ihren eigenen Weg zu finden.
Cover und Klappentext haben mich direkt angesprochen. Das Cover spiegelt die Hauptperson Sarah sehr gut wieder. Besonders gefällt mir, wie Schrift und Hintergrundbild miteinander harmonieren. Mein Interesse für die Geschichte wurde aufgrund der wichtigen Thematik geweckt. Es ist ein allseits bekanntes Problem, dass Kinder aus ökonomisch schwachen Verhältnissen meist keinen Ausstieg finden und den von den Eltern vorgelebten Lebensstil beibehalten. Ein Durchbrechen dieses Kreislaufes ist für viele nicht leicht. Das persönliche Umfeld spielt hier eine entscheidende Rolle und hat einen großen Einfluss auf junge Menschen, die sich noch in einer Phase der Selbstfindung und Selbstentfaltung befinden. Meist hat der unmittelbare Freundeskreis einer Person sogar größeren Einfluss als es eventuell die Eltern oder Familienmitglieder besitzen.
Und genau diese Problematik thematisiert Nana Rademacher in ihrem Jugendbuch. Sarah besitzt nämlich einen sehr starken Freundeskreis, der ihr das verantwortungslose Verhalten zum Einen vorlebt und sie in ihrem eigenen Handeln unterstützt. Es wird gemeinsam Alkohol getrunken, Schule geschwänzt und Regeln gebrochen.
Sarah war mir jedoch trotz ihres besorgniserregenden Verhaltens äußerst sympathisch. Sie ist witzig, ihren Freunden gegenüber loyal und dabei klug – auch, wenn sie sich das nicht eingestehen will. Zudem macht sie sich viele Sorgen um ihre Großeltern, bei denen sie mit ihrem großen Bruder aufgewachsen ist, nachdem beide von ihrer Mutter verlassen wurden. Sie zeigt eine liebenswerte Seite von sich, die mich doch sehr positiv überrascht hat. So kocht sie sehr gern, am liebsten gemeinsam mit ihrem Opa und macht sich viele Gedanken um ihre Oma, die unter Herzproblemen leidet. Trotz schlechtem Umfeld und ihrem verantwortungslosem Verhalten hat sie zu Hause demnach eine stabile Basis bestehend aus ihren Großeltern, die sich sehr liebevoll um sie kümmern, leider aber nicht immer zu Sarah durchdringen können. Najim, ihr älterer Bruder, hat ebenso Schwierigkeiten im Umgang mit Sarah. In ihren Augen ist er zu einem regelrechten Spaßverderber geworden und das, obwohl er selbst einmal denselben Lebensstil wie Sarah besessen hat. Dass Najim den Absprung geschafft und ein für sich besseres Leben gefunden hat, sieht Sarah allerdings noch nicht.
Dixi, Sarahs beste Freundin, war mir von Beginn an unsympathisch, da sie meiner Meinung nach den größten negativen Einfluss auf Sarah hat. Sie ist leichtsinnig, unreif und oberflächlich. Durch Sarahs aufflammende Freundschaft zu Katharina fühlt sie sich ausgeschlossen und verhält sich nicht wie eine gute Freundin, sondern ist Sarah gegenüber oftmals egoistisch und unfair.
Der restliche Freundeskreis von Sarah verhält sich ihr gegenüber ähnlich. Ihre Freunde verstehen nicht, warum sie zur Theatergruppe geht und machen sich über die Gruppenmitglieder lustig. Sie haben kein Verständnis für Sarahs „uncoole“ Veränderung und fühlen sich im Stich gelassen.
Die Theatergruppe hingegen nimmt Sarah bis auf eine Ausnahme mit offenen Armen auf und bemüht sich sehr um sie. Die Mitglieder bestätigen sie, machen ihr Mut und geben sie nicht auf. Die Theatergruppe und insbesondere Paul werden zu einer wichtigen Konstante in Sarahs Leben, die ihr neue Perspektiven ermöglichen und sie ermutigen von einer ganz anderen Zukunft fern von Hartz VI zu träumen. Doch wird Sarah ihr Leben ändern? Wird sie Verantwortung für ihre Taten übernehmen?
Nana Rademacher hat mit ihrem Jugendbuch „Immer diese Herzscheiße“ einen Roman geschrieben, der anders als der Titel zunächst vermuten lässt kein Liebesroman ist. Es ist vielmehr eine Geschichte über die Selbstfindung eines jungen Mädchens, dass aufgrund ihrer Herkunft mit Hoffnungslosigkeit und Selbstzweifel zu kämpfen hat. Natürlich verliebt sie sich auf ihrem Weg das erste Mal, doch diese Tatsache nimmt eher einen kleineren Bereich im Buch ein. Es wird deutlich, wie wichtig Vorbilder, Zukunftsperspektiven und die richtige und liebevolle Unterstützung für einen jungen Menschen während des Erwachsenwerdens sein können. Zudem sollte man sich die eigenen Ziele nie zu niedrig setzen.
Der Schreibstil der Autorin war locker, leicht und zudem sehr angenehm. Sarahs Sprache wirkte sehr authentisch und real auf mich, da die Autorin ihr eine extreme „Jugendsprache“ gab, die mich zu Beginn des Buches noch leicht störte. Doch im Verlauf der Geschichte konnte ich mich sehr gut in die Protagonistin hineinversetzen und gerade aufgrund ihrer besonderen Ausdrucksweise einen guten Blick in ihre Welt erlangen.
Lediglich zum Schluss hätte ich mir in gewisser Weise ein bisschen mehr Aufklärung gewünscht, allerdings ist dies meine individuelle Meinung.
Im Großen und Ganzen hat mir das Buch wirklich gut gefallen und konnte mir einen etwas anderen Einblick auf das Leben heutiger Jugendlicher gewähren.
Mein Fazit:
Ein schönes Jugendbuch, das zum Nachdenken anregt und mich voll und ganz mitreißen konnte.

Veröffentlicht am 03.04.2017

Zeitreise-Roman mit vielen Schwächen

Forever 21
0

Inhalt:
„Forever 21“ erzählt die Geschichte von Ava, die etwas Schreckliches getan hat. Und als Strafe für diese Tat wurde sie mit einem Fluch belegt, der sie zwingt, mithilfe von Zeitreisen in die Körper ...

Inhalt

:
„Forever 21“ erzählt die Geschichte von Ava, die etwas Schreckliches getan hat. Und als Strafe für diese Tat wurde sie mit einem Fluch belegt, der sie zwingt, mithilfe von Zeitreisen in die Körper von fremden Menschen zu springen, um so zwei Liebende zu vereinen. Erfüllt sie die ihr gestellte Aufgabe allerdings nicht schnell genug, erleidet sie furchtbare Schmerzen, die ihr nur noch deutlicher vor Augen führen, dass ihr Leben nicht länger ihr selbst gehört. Denn Ava ist 21 Jahre alt und schafft sie es nicht ihre Schuld zu begleichen, wird sie das auch für immer bleiben. Als sie auf einem ihrer Sprünge Kyran kennenlernt, der selbst eine schwere Last zu tragen scheint, verspürt sie das erste Mal Hoffnung auf ein normales Leben. Aber wie ist das überhaupt möglich - wo sie doch jeden Augenblick in eine andere Zeit zu verschwinden droht?

Meine Meinung

:
Ich bin eigentlich ein riesiger Zeitreise-Roman-Fan.
Und ständig auf der Suche nach neuem Lesestoff, der mich auf spannende Reisen mit in die Vergangenheit nimmt. Daher habe ich mich sehr darüber gefreut in einer Leserunde auf Lesejury.de (Lese-Community von Bastei Lübbe) mitmachen zu dürfen. Doch anscheinend waren meine Erwartungen an die Geschichte und die Autorin wohl zu hoch, sodass ich leider nicht wirklich mit dem Buch warm geworden bin.
Der Einstieg in den Roman verlief relativ gut, da die Autorin einen sehr flüssigen, angenehmen (wenn auch einfachen) Schreibstil besitzt, der die Seiten wirklich nur so dahin fliegen lässt. Die Kapitellänge hält sich in Grenzen, wodurch man gut platzierte Lesepausen einschieben kann, ohne zu sehr aus dem Geschehen gerissen zu werden. Die ersten Kapitel haben sich deshalb auch sehr schnell lesen lassen, wodurch ich wirklich schnell in die Geschichte hinein gekommen bin und die Protagonistin Ava kennenlernen konnte.

Allerdings entpuppte sich Ava doch recht schnell als ein arrogantes und verwöhntes Mädchen, das mir weniger sympathisch erschien als anfangs noch gedacht. Je weiter die Geschichte voran schritt, desto unsympathischer und egoistischer erschien sie mir. Ich hatte vermehrt das Gefühl, dass ihr die Personen, denen sie zum Liebesglück verhelfen sollte, relativ egal waren und sie nur aus eigenem Antrieb – aus Egoismus heraus – gehandelt hat. Hin und wieder schimmerte eine gefühlvollere Seite von Ava durch, die allerdings sehr schnell wieder verschwand, was ich sehr schade finde, da ich mir eine größere Wandlung der Protagonistin zum Ende hin gewünscht habe. Diese blieb meiner Meinung nach allerdings aus.

Kyran, den Ava auf einem ihrer Sprünge kennenlernt, schien mir zu Beginn als ein kluger Kerl, der selbst seine eigene Vergangenheit mit sich herumträgt, die ihm schwer zu schaffen macht. War er mir anfangs sehr sympathisch, entwickelte er sich im Laufe der Geschichte zu einem komplett anderen Charakter, was mich sehr verwirrte. Erst stellt er Ava nach, verfolgt sie regelrecht und später wirft er alle klugen Entscheidungen über Bord, um völlig kopflos und überstürzt zu handeln. Die Gefühle, die er plötzlich für Ava empfindet, sind mir einfach zu schnell entstanden und zu unbegründet. Er kennt sie überhaupt nicht. Auch wenn es sich um einen Fantasy-Roman handelt, finde ich die 1-2-3-Sekunden-und-es-ist-Liebe-Situation einfach nicht wirklich schön.

Die kleinen Liebesgeschichten, die aufgrund von Avas Aufgabe immer wieder in den Roman eingeflochten werden, haben mir eigentlich sehr gut gefallen, auch wenn sie meiner Meinung nach zu oberflächlich abgehandelt wurden und die Aufgaben von Ava zu schnell gelöst worden sind. Die vielen Zufälle, die sich bei der Erfüllung der Aufgaben zugetragen haben, waren auf Dauer wirklich nervig, da die Geschichte dadurch zu konstruiert und zu erzwungen wirkte. Zudem hätte es mich interessiert, wie sich die Autorin die Veränderungen in der Zeit vorgestellt hat – hat Avas Enmischen Auswirkungen auf die Zukunft? Wie ist das überhaupt möglich, ein zukünftiges Ereignis in der Vergangenheit zu verändern, wenn dieses zu Avas Gegenwartszeit bereits eingetreten ist? Entsteht nicht ein komplett neuer Zeitstrang, durch die Veränderung in der Vergangenheit, also quasi ein paralleler Zeitstrang? Alles Fragen, die beim Lesen nicht geklärt wurden, da man nach Erfüllung der Aufgabe von den Liebespaaren nichts mehr mitbekommt, zudem ist auch über den eigentlichen Grund für Avas Fluch bisher nicht wirklich etwas enthüllt worden. Es werden so gut wie keine Fragen im Laufe der Geschichte beantwortet, wodurch die Autorin den Leser sicherlich auf Band 2 der Reihe neugierig machen möchte. Aber ich fand diese Tatsache doch ein wenig schade, auch wenn mir der Schluss ganz gut gefallen hat.

Fazit

:
Im Großen und Ganzen hat mir die Geschichte an sich schon gefallen, auch die Idee dahinter konnte mich begeistern. Leider mangelte es meiner Meinung nach gewaltig an der Umsetzung, sodass das Buch ziemliche Schwächen aufwies. Trotzdem hat mir das letzte Drittel des Buches, insbesondere das Ende, wieder besser gefallen – auch wenn mich einige Entscheidungen und Handlungen der Protagonisten wieder nur den Kopf schütteln ließen.

Leider kann ich mich nicht entscheiden, ob ich „Forever 21“ nun weiter empfehlen würde oder nicht, da es meiner Meinung nach mit Werken einer Kerstin Gier oder einer Eva Völler nicht mithalten kann. Daher würde ich Zeitreise-Begeisterten wie mir viel mehr die Zeitenzauber-Trilogie empfehlen.


Ich bedanke mich vielmals für das Leseexemplar und die schöne Leserunde auf Lesejury.de!


Eure Lisa :)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Lebendigkeit
  • Lesespass
  • Spannung
Veröffentlicht am 10.03.2017

Schönes Jugendbuch mit leichten Schwächen

Everly 1: Schattenreich des Himmels
0

Als ich das Cover des Buches zum ersten Mal sah, fiel mir direkt das hübsche Mädchen mit den grünen Augen auf. Und natürlich das wunderschöne Amulett, dass ihren Hals schmückt. Ich bin ja wirklich eine ...

Als ich das Cover des Buches zum ersten Mal sah, fiel mir direkt das hübsche Mädchen mit den grünen Augen auf. Und natürlich das wunderschöne Amulett, dass ihren Hals schmückt. Ich bin ja wirklich eine Cover-Liebhaberin. Und ich bin der Meinung, das ein Cover neben dem Klappentext als wichtiges Aushängeschild für ein Buch fungiert und auch als Eingangspforte ins Buch verstanden werden kann. Und das Cover von Everly macht seine Arbeit wirklich gut, es hat mich auf den ersten Blick bereits schon angelockt wie das Licht die Motten. Und als ich dann den Klappentext las, war es um mich geschehen – als großer Cassandra Clare Fan liebe ich Geschichten rund um Engel und Dämonen! Da musste ich mich natürlich für die Leserunde bewerben und hatte Glück daran teilnehmen zu dürfen.

Das Buch erzählt die Geschichte von der 19-Jährigen Everly, die zu Beginn das Leben eines normalen Mädchens lebt. Was überhaupt nicht so ungewöhnlich wäre, wenn Ever ein normales Mädchen wäre. Aber das ist sie nicht – sie ist ein Halbengel und lebt derzeit gezwungenermaßen abseits ihres eigentlichen Halbengel-Daseins. Denn Ever hat gegen das oberste Gesetz der Erzengel verstoßen - sie hat im Kampf gegen die Dämonin Lilith einen Halbengel getötet. Die Tatsache, dass es sich um eine aussichtslose Situation gehandelt hat, in der Ever keine andere Möglichkeit übrig blieb, spielt keine Rolle und sie wird mit der Höchststrafe bestraft – Verbannung.
Während das Institut und sogar ihre langjährigen Freunde ihr den Rücken zu kehren, geschehen schreckliche Morde und unerklärliche Dinge in der Stadt, die die Handschriften von Dämonen zu tragen scheinen. Und plötzlich wird ebenso mysteriös Evers Verbannung von den Erzengeln aufgehoben und sie kann an das Institut zurück kehren. Doch dadurch wird alles nur noch viel verzwickter. Wer steckt hinter all den Dämonenangriffen? Und was hat das alles mit Ever und ihrer Vergangenheit, insbesondere ihrer Mutter, zu tun? Und wird Ever ihre Freunde, vor allem ihre große Liebe, zurück gewinnen können, um gemeinsam gegen das Böse zu kämpfen?

Die Geschichte beginnt mit einem sehr interessanten Prolog, der den Leser unausweichlich zum Weiterlesen anregt. Denn bereits in diesen anfänglichen Sätzen und Zeilen werden einige Informationen deutlich, die eine spannende und vielversprechende Handlung erwarten lassen.
Der Schreibstil der Autorin ist schön flüssig, spannungsgeladen und teilweise auch humorvoll.
Zu Beginn fällt auf, dass das Buch aus mehreren verschiedenen Perspektiven erzählt wird, was ich als sehr schön und in keinster Weise störend empfand. Auf diese Weise konnte ich etwas über einzelne Begebenheiten, Geheimnisse und Gefühle der beteiligten Personen erfahren. Zudem wurde auch keine Situation doppelt erzählt oder bestimmte Kapitel von mir als überflüssig empfunden. Man konnte mittels des Perspektivenwechsels einen viel größeren Überblick über die Geschichte erlangen und so vieles besser nachvollziehen. Trotz der verschiedenen „erzählenden“ Figuren war Everly von mir deutlich als Protagonistin zu erkennen, wodurch ich mich sehr mit ihr verbunden fühlen konnte und gemeinsam mit ihr die Geschehnisse am Institut und in der Stadt verfolgen konnte.
Ever ist ein starkes, junges Mädchen, das mich anfangs direkt durch ihren taffen Charakter begeistert hat. Sie hat viel durchgemacht, geht mit der Verbannung sehr erwachsen um, ist sich ihrer Tat auch äußerst bewusst und akzeptiert die daraus resultierenden Konsequenzen. Sie wird mehrmals von der Institutsleiterin Craven eher als rebellisches und nicht kontrollierbares Mädchen beschrieben, diese Tatsache hat sich mir nicht wirklich erschlossen. Zwar rutscht Ever meist in Situationen, in denen sie in Gefahr gerät, aber es ist nicht so als entstehen diese Situationen, weil sie sich rebellisch verhält oder keine Regeln einhalten kann. Sie handelt intuitiv, selbstlos und meiner Meinung nach völlig legitim. Auch wenn manchmal ein wenig kopflos.

Die Nebencharaktere haben mir auch gut gefallen, da in den Kapiteln der einzelnen Figuren deutlich wurde, wie verschieden die unterschiedlichen Personen sind und dadurch auch äußert interessant und spannend. Besonders gut hat mir gefallen, wie Vivien Sprenger eine weitere bzw. eine neu beginnende Liebesgeschichte mit in den Plot aufgenommen hat. Ich hatte nämlich anfangs kleinere Schwierigkeiten mit Landon und Ever warm zu werden, da mir doch einige Details aus ihrer Vorgeschichte gefehlt haben, die mir sicher geholfen hätten eine tiefere emotionale Bindung zu den beiden als Liebespaar aufzubauen. Daher habe ich mir sehr über die weitere (hoffentlich) beginnende Beziehung von Grayson und Florence - Landon und Evers beste Freunde - gefreut.

Die ganze Handlung ist stetig von Spannung durchzogen, alleine im Mittelteil hatte ich kurzzeitig das Gefühl, dass die Spannung ein wenig nachlässt. Zudem konnte ich die ein oder andere Wendung der Geschichte nicht ganz nachvollziehen, da mir die Halbengel trotz guter Ausbildung und gutem Training ein wenig zu übereilt gehandelt haben. Aber wie gesagt, sie sind ja noch Jungengel und müssen noch viel lernen ;)
Ich hatte schon früh eine Vorahnung, was es mit Everlys Abstammung auf sich haben könnte, trotzdem hat mir die Richtung, in die die Geschichte ging, sehr gefallen und konnte mich begeistern. Insbesondere das Ende hat mir gut gefallen, da es hier nochmal zu einem richtigen kleinen Showdown kommt, der noch mal so einige Fragen aufwirft, die sicherlich im nächsten Band geklärt werden.
Ich habe mich also sehr gut unterhalten gefühlt und die Seiten sind nur so dahin geflogen. Ich werde diese Reihe auf jeden Fall weiter verfolgen und bin schon sehr gespannt, wie es mit Ever und ihren Freunden weiter geht. Zumal ich noch so viel mehr über die Erzengel und die ganze Engel-Dämonen-Welt erfahren möchte.