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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.07.2023

Spannendes Debüt

Apfelmädchen
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Boden in Schweden: Eine Lehrerin wird erhängt in ihrem Haus gefunden. Zunächst gibt es keinerlei Anhaltspunkte, wer die Frau warum getötet haben könnte. Idun Lind und ihr Partner Calle Brandt beginnen ...

Boden in Schweden: Eine Lehrerin wird erhängt in ihrem Haus gefunden. Zunächst gibt es keinerlei Anhaltspunkte, wer die Frau warum getötet haben könnte. Idun Lind und ihr Partner Calle Brandt beginnen zu ermitteln. Die beiden Ermittler*innen sind sehr unterschiedlich und gehen den Fall auch unterschiedlich an. Neben den Ermittlungen in der Jetzt-Zeit gibt es einen zweiten Strang, der in den Siebzigern beginnt. Im Laufe des Krimis laufen die Stränge langsam zusammen, sodass sich ein Gesamtbild ergibt. Durch weitere Verbrechen ergibt sich ab Mitte des Krimis noch eine zusätzliche Dramatik.

Mir hat „Apfelmädchen“ gut gefallen. Der Krimi lässt sich sehr gut lesen und baut zügig Sog auf. Ich habe gerne weitergelesen und ihn relativ schnell zu Ende gelesen. Irgendwann war zwar klar, auf was der Plot hinausläuft, trotzdem fand ich die Story weiterhin interessant und spannend. Ich mochte die Beschreibungen der vorkommenden Personen, insbesondere auch von Personen, die nicht unbedingt eine große Rolle in der Geschichte spielen (z.B. die Nachbarin der ermordeten Lehrerin). Aber auch die Hauptfigur Idun konnte ich mir durch die authentische Beschreibung sehr gut vorstellen und bietet durchaus Potential für weitere Bände.
An insbesondere einer Stelle im Krimi musste ich mich sehr zusammenreißen, da die Beschreibungen sehr brutal und vorstellbar sind. Ansonsten habe ich den Krimi nicht als unnötig blutig empfunden. Die Schilderungen des zweiten, in der Vergangenheit spielenden, Zeitstrangs habe ich wirklich spannend gefunden, wenn auch zum Teil sehr traurig.

Insgesamt hat mir der Thriller gut gefallen, ich habe ihn als sehr spannend empfunden. Einen zweiten Teil würde ich gerne lesen.

Veröffentlicht am 26.06.2023

Sehr spannend

Sommersonnenwende (Wolf und Berg ermitteln 1)
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Der Sommer 1994 in Schweden ist ungewöhnlich heiß und geprägt durch die Aufregung um die Fußballweltmeisterschaft in den USA. Allerdings passieren in diesem Sommer auch furchtbare Verbrechen, die aufgeklärt ...

Der Sommer 1994 in Schweden ist ungewöhnlich heiß und geprägt durch die Aufregung um die Fußballweltmeisterschaft in den USA. Allerdings passieren in diesem Sommer auch furchtbare Verbrechen, die aufgeklärt werden müssen.
Das Geschehen wird abwechselnd aus Sicht der Journalistin Vera und des Polizisten Tomas geschildert. Beide haben etliche private Probleme, aber auch einen guten Riecher, was Zusammenhänge angeht. Unabhängig voneinander beginnen sie zunächst als Einzelkämpfer:in zu ermitteln, als eine tote Frau aufgefunden wird.

Der Krimi ist gut geschrieben und hat bei mir einen starken Sog erzeugt, sodass ich ihn kaum aus der Hand legen mochte. Ich habe ihn von vorne bis hinten als sehr spannend empfunden, trotz oder vielleicht gerade auch weil die privaten Entwicklungen beider Protagonst*innen einigen Raum eingenommen haben. Trotz des größeren Anteils an privatem Drama hatte ich zu jeder Zeit das Gefühl, dass es hauptsächlich schon um die Lösung des Falles geht und es sich insofern um einen Krimi und kein Drama handelt. Ich kann nicht genau sagen, ob mir Vera und Tomas wirklich sympathisch geworden sind, so oder so habe ich jedoch mitgefiebert sowohl auf den Plot bezogen als auch auf ihr Privatleben.
Wirklich ekelhaft und schwer auszuhalten waren für mich jedoch die rassistischen und menschenverachtenden Aussagen in den Passagen zur Neonaziszene, die mich einige Male erschüttert haben.

Insgesamt halte ich „Sommersonnenwende“ für einen gut geschriebenen und sehr spannenden Krimi, der mir einen überzeugenden Einblick ins Schweden 1994 gegeben hat. Gesellschaftlich und politisch, aber auch in Bezug auf die im Vergleich zu heute doch recht eingeschränkten technischen Möglichkeiten. Ich kann den Krimi allen empfehlen, die Lust auf einen sehr spannenden Krimi haben, der viel Raum für das sehr komplizierte Privatleben der beiden Ermittler:innen lässt.

Veröffentlicht am 13.06.2023

Atmosphärisch düster

Wolfskinder
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Jakobsleiter ist eine abgeschiedene Siedlung in den Bergen, die ohne Internet, Arzt und Einkaufsmöglichkeit auskommt. In das Dorf den Berg abwärts geht man nur, wenn es sein muss, ansonsten gibt es so ...

Jakobsleiter ist eine abgeschiedene Siedlung in den Bergen, die ohne Internet, Arzt und Einkaufsmöglichkeit auskommt. In das Dorf den Berg abwärts geht man nur, wenn es sein muss, ansonsten gibt es so wenig Kontakt wie möglich zu den Dorfbewohnern. Nur die Jugendlichen Jesse und Rebekka wandern täglich hinab zur Schule. Sie kennen nur das zurückgezogene Leben in Jakobsleiter, auch wenn Rebekka die Siedlung verlassen möchte. Als Rebekka verschwindet und die Journalistin Smilla, die in ihrer Kindheit ihre beste Freundin in den Wäldern verloren hat, einen Zusammenhang sieht, gerät Jakobsleiter in den Fokus. Denn nicht nur Smillas Freundin und Rebekka sind in den letzten Jahren verschwunden…

Mir hat “Wolfskinder” gut gefallen. Vera Buck hat einen Schreibstil, der sich leicht lesen lässt und einen dazu animiert, dabeizubleiben. Ich fand den Thriller auch zu jeder Zeit spannend. Die Thematik der Aussteiger in Jakobsleiter ist interessant und die Entwicklung der Siedler trägt maßgeblich zur erzeugten Spannung bei. Auch die Protagonist*innen bekommen Raum und entwickeln sich. Besonders Jesse und dessen Zerrissenheit zwischen dem Glauben an Jakobsleiter und seinen Vater und den stärker werdenden Zweifeln an der Richtigkeit dessen, was in Jakobsleiter passiert, sind sehr vorstell- und nachvollziehbar beschrieben. Auch atmosphärisch hat mich der Thriller abgeholt, die Beschreibungen der Natur und der Stille sowie des gegenseitigen Misstrauens zwischen Dorfbewohnern und den Bewohnern von Jakobsleiter sind sehr intensiv.
Leider war mir schon relativ früh klar, was hinter dem Verschwinden der Mädchen und Frauen steckt und wer der Täter sein muss. Das fand ich etwas schade, auch wenn ich trotzdem gerne weitergelesen habe. Deshalb aber „nur“ 4 Sterne von mir.

„Wolfskinder“ ist ein gut geschriebener Thriller, der spannend ist und die betroffenen Menschen nicht aus dem Blick verliert.

Veröffentlicht am 11.06.2023

Wenn Florida unter Wasser steht und in Kalifornien die Wälder brennen

Blue Skies
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In dem Roman geht es um eine Familie, bestehend aus den Eltern Frank und Ottilie und den beiden erwachsenen Kindern Cat und Cooper. Cat lebt mit ihrem Mann in einem Strandhaus in Florida, träumt von einer ...

In dem Roman geht es um eine Familie, bestehend aus den Eltern Frank und Ottilie und den beiden erwachsenen Kindern Cat und Cooper. Cat lebt mit ihrem Mann in einem Strandhaus in Florida, träumt von einer Karriere als Social-Media-Berühmtheit und schafft sich eigens dafür einen Tigerpython an. Cooper ist Wissenschaftler und befasst sich beruflich mit Insekten und den Auswirkungen des Klimawandels auf die Tiere und ihren Lebensraum. Unabhängig von der Klimakatastrophe gerät die Welt der Familie auch durch Schicksalsschläge durcheinander.

In den Kapiteln wechseln sich die Sichtweisen und Erlebnisse von Cooper, Cat und Ottilie ab und es wird deutlich, wie unterschiedlich sie mit der Bedrohung durch die Klimakatastrophe umgehen. Während Cats Strandhaus und die Wege zu ihrem Haus regelmäßig überflutet sind und es dauerregnet, ist die Hitze in Kalifornien für Ottilie kaum auszuhalten. Auch die Waldbrände mehren sich in Kalifornien und rücken immer näher an Ottilies und Franks Haus.

Bei diesem Roman handelt es sich um eine Mischung aus Familiengeschichte und Dystopie. Wie auch in anderen Romanen von T.C. Boyle habe ich als Leserin wieder viel Wissenschaftliches erfahren, insbesondere über Insekten, Schlangen und den Zusammenhang zwischen Erderwärmung und Lebensraum für Mensch und Tier.

T.C. Boyles Schreibstil lässt sich wie gewohnt gut lesen, auch wenn ich etwas Zeit brauchte, um richtig in die Geschichte reinzukommen. Zwischenzeitlich wusste ich nicht so genau, wo der Roman hinmöchte. Dieses Gefühl hat sich aber schnell gegeben, sodass ich nach den ersten 80 Seiten einen toll geschriebenen Roman genießen durfte, der allerdings kein Gute-Laune-Roman ist.

Der neue Roman von T.C. Boyle hat mich mit einem unguten Gefühl zurückgelassen, zu deutlich und eindrücklich sind die Folgen der Klimakatastrophe geschildert worden. Das sich etwas ändern muss, hat mir dieses Buch erneut deutlich vor Augen geführt.

Veröffentlicht am 16.05.2023

Morde auf der Hallig

Halliggift (Ein Minke-van-Hoorn-Krimi 3)
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Minke van Hoorn, verantwortliche Polizistin für Midsand, hat eigentlich schon genug zu tun mit einem zu nah an der Küste schwimmenden Pottwal. Als dann noch die allgemein so beliebte und selbstlose Hanni ...

Minke van Hoorn, verantwortliche Polizistin für Midsand, hat eigentlich schon genug zu tun mit einem zu nah an der Küste schwimmenden Pottwal. Als dann noch die allgemein so beliebte und selbstlose Hanni vergiftet wird, gibt es für Minke endgültig viel zu tun. Denn bei dem einen Mord bleibt es nicht… Während Minkes und Lisas (Minkes Kollegin) Ermittlungen werden viele Bewohner*innen von Jüstering und Midsand beschrieben, von denen einige interessante Charaktere sind.

Ich habe die beiden Vorgänger „Halligmord“ und „Halligzorn“ nicht gelesen. Trotzdem hatte ich keinerlei Schwierigkeiten in die Geschichte hineinzukommen und bestehende Beziehungsgeflechte zu durchschauen. Der Regionalkrimi punktet mit den Nordsee- und Halligbeschreibungen, die Lust auf einen entspannten Urlaub machen. Gleiches gilt für das hübsche Buchcover. Gleichzeitig hat die Autorin die Atmosphäre eindrucksvoll beschrieben und damit aufgezeigt, dass ein abgeschiedenes Leben auf einer Hallig durchaus Vorteile, aber eben auch Nachteile, haben kann.

Die Schreibweise lässt sich gut lesen und ist flüssig. Die Charakterbeschreibung von Minkes Kollegin Lisa gefällt mir und auch Minkes Bruder ist ein interessanter Charakter. Lisas schwäbischer Dialekt bringt etwas Pepp in die Dialoge. Ich habe sicherlich schon spannendere Krimis gelesen, trotzdem hat mir „Halliggift“ gefallen. Gerade der Bezug in die Vergangenheit hat für mich den Reiz ausgemacht. Zum Miträtseln hat mich der Krimi auf jeden Fall angeregt!

Ich kann „Halliggift“ allen empfehlen, die Lust auf eine Auszeit an der Nordsee haben und sich dabei gut unterhalten fühlen möchten!