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Veröffentlicht am 07.07.2023

Ehe-Dramödie mit einem amüsanten Schlagabtausch über moralische Überlegenheit der beiden Protagonisten in typisch ironischer Nick-Hornby-Manier

How to be Good
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Katie und David sind Anfang 40 Jahre alt, verheiratet und Eltern des zehnjährigen Tom und seiner jüngeren Schwester Molly. Katie ist Allgemeinmedizinerin und arbeitet in einer Gemeinschaftspraxis, während ...

Katie und David sind Anfang 40 Jahre alt, verheiratet und Eltern des zehnjährigen Tom und seiner jüngeren Schwester Molly. Katie ist Allgemeinmedizinerin und arbeitet in einer Gemeinschaftspraxis, während David von zu Hause aus Kolumnen und Rezensionen für eine lokale Zeitung schreibt und sich um die Kinder kümmert. David ist ein verbitterter, streitlustiger Zyniker – Eigenschaften, die er sich beruflich für seine Kolumnen zunutze macht.
Katie und David sind ein eingespieltes Team, sie wissen, auf welche Knöpfchen sie beim anderen drücken müssen. Abwechslung und Romantik fehlt in ihrer Beziehung weshalb sich Katie auf das Abenteuer Seitensprung einlässt. Wirkliche Befriedigung empfindet sie dabei nicht, beendet die Affäre und erzählt David davon. Katie möchte die Scheidung, aber David weigert sich.
Fast zeitgleich begibt sich David wegen seiner Rückenschmerzen in die Arme eines Wunderheilers. Anschließend sind die Schmerzen weg, aber auch seine Persönlichkeit. David mutiert vom „zornigsten Mann in Holloway“ zu einem Wohltäter, der nicht nur großzügig Geldspenden und Essen an Obdachlose verteilt, sondern auch das Spielzeug seiner Kinder verschenkt. Katie erkennt ihren Mann nicht wieder und kann sich nicht dagegen wehren, dass der Moral predigende Wunderheiler DJ GoodNews bei ihnen in das Gästezimmer zieht.

„How to be good“ ist für einen Nick Hornby-Roman ungewöhnlich aus Sicht der Frau geschrieben. Es geht um die (gescheiterte) Ehe zweier Londoner, bei denen die Rollen vertauscht sind. Während Katie das Geld für die Familie verdient und zu ihren Kindern ein eher distanziertes Verhältnis hat, ist Möchtegernschriftsteller David für Haushalt und Kinder zuständig. Katie ist Philantropin, wollte nicht nur als Ärztin den Menschen immer nur helfen und ist an das gegensätzliche Gezeter ihres Ehemanns gewöhnt, der grundsätzlich alles und jeden ablehnte. Umso verwirrter ist sie über seine Wesensveränderung nach dem Besuch bei dem ominösen Wunderheiler. David entwickelt sich zu einem so kompromisslosen Samariter, dass es selbst Katie zu viel wird. Auf einmal ist er der Gutmensch und sie die Kritikerin.

Als Leser kann man sich auf keine Seite stellen. Beide Ehepartner sind starke Persönlichkeiten, von ihren Ansichten überzeugt und schrecklich anstrengend. Während David nur von Außen betrachtet werden kann, blickt man bei Katie auch ins Innere und kann sich köstlich über ihre Auffassungen und Verwirrung über ihren Ehemann amüsieren. Sie nimmt dabei kein Blatt vor den Mund – weder in Bezug auf den Wunderheiler, ihren Ehemann oder ihre Kinder. Bei David muss man sich dagegen fragen, inwiefern er seine Aktionen und Ideen ernst meint oder wie weit sie der Provokation dienen.
Sehr unterhaltsam liest sich der Schlagabtausch zwischen den Ehepartnern, während die Umstände um GoodNews die Handlung fast ins Absurde driften lässt.

Wie ist oder wird man gut ist die zentrale Frage des Romans. Was macht einen guten Menschen aus, was muss man dafür aktiv tun oder passiv ertragen? Die unterschiedlichen Ansichten bieten Stoff für diverse Kontroversen, sind unterhaltsam und voller Ironie und regen zum Nachdenken über den eigenen Standpunkt an.

„How to be good“ ist eine Ehe-Dramödie mit einem amüsanten Schlagabtausch über moralische Überlegenheit der beiden Protagonisten in typisch ironischer Nick-Hornby-Manier.

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Veröffentlicht am 06.07.2023

Wenn die große Liebe zerbricht.... nicht nachvollziehbarer und enttäuschender Verlauf einer so euphorisch begonnenen Liebesgeschichte.

Freitags bei Paolo
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Marie und Clemens haben sich auf einer öden Silvesterparty kennengelernt und auf den ersten Blick ineinander verliebt. Sie ziehen bald zusammen, heiraten nach zwei Jahren und bekommen Zwillinge. Sie gelten ...

Marie und Clemens haben sich auf einer öden Silvesterparty kennengelernt und auf den ersten Blick ineinander verliebt. Sie ziehen bald zusammen, heiraten nach zwei Jahren und bekommen Zwillinge. Sie gelten als Traumpaar, teilen Gemeinsames und ergänzen sich in den Dingen, die sie trennen. Ihre Zweisamkeit ist ihnen wichtig und diese zelebrieren sie jeden Freitag ohne Ausnahme bei ihrem Lieblingsitaliener Paolo. Dort haben sie sich auch gegenseitig einen Heiratsantrag gemacht und die gemeinsame Zukunft zementiert. Doch nach zwanzig Jahren ist die Luft raus und das Paar geht getrennter Weg. Was ist im Lauf ihres Lebens passiert und was hat letztlich dazu geführt, dass das einstige Traumpaar entzweit hat?

Tom Liehr schildert die Entwicklung einer Paarbeziehung authentisch und mit feiner Beobachtungsgabe. Es sind Alltagssituation, Routinen und Banalitäten, die jedoch immer wieder die innige Verbundenheit des Paares zeigen. Beide Charaktere sind eigenwillig, aber nicht unsympathisch, haben ihre Prinzipien und treiben ihre Karrieren voran. Die gemeinsamen Erlebnisse werden vom ersten Freitag bis zum 1000. Freitag unterhaltsam und humorvoll geschildert, auch wenn es natürlich auch traurige und ernste Situationen gibt, die im Leben nicht ausbleiben. Dabei zeigen sich mitunter Zweifel, ein erstes Genervtsein und Überlegungen, wie eine Beziehung mit einer anderen Person aussehe.
Es gibt keinen großen Knall oder konkreten Anlass - Marie und Clemens scheinen ihre Liebe schleichend verloren zu haben. Die Trennung erfolgt kaum nachvollziehbar abrupt, ohne große Diskussion oder die Frage, wie die Beziehung zu retten wäre.

Ein großer Anteil der Geschichte hat das Berufsleben von Clemens, der seinen Schwerpunkt sukzessive auf die Arbeit des Comedians legt. Die Schilderung der Touren und Auftritte empfand ich weniger interessant, an der Stelle hätte ich mir einen größeren Fokus auf die Paarbeziehung gewünscht, um auch die Trennung weniger plötzlich erscheinen zu lassen.

Wie ihr Umfeld können es auch Marie und Clemens nach ein wenig Abstand nicht fassen, dass ihre Ehe nun vorbei sein soll. Machen sie einen Fehler? Haben sie voreilig gehandelt? Waren die Erwartungen zu hoch? Letztendlich erfolgt jedoch keine Auseinandersetzung mit den Gründen der Trennung. Sofern es überhaupt welche gibt, scheinen sie letztlich egal zu sein. Clemens und Marie verstehen sich, mögen sich, lieben sich vielleicht noch, aber eine gemeinsame Zukunft sehen sie offenbar nicht.

"Freitags bei Paolo" ist ein unterhaltsamer und lebendiger Roman, der sich zunächst wie eine Liebesgeschichte liest und die Lebenswirklichkeit eines Paares über die Jahre authentisch abbildet. Der Fokus des Romans rückt ab einem Drittel sehr das berufliche Vorankommen in den Mittelpunkt und setzt sich insbesondere kritisch mit Kunstfreiheit und Zensur auseinander. Diese Richtung empfand ich als zu detailliert und ermüdend.
Zudem verrät der Klappentext zu viel, so dass der Handlungsverlauf in seinen Grundzügen vorweggenommen wird, weshalb die Geschichte an Spannung einbüßt. Die angekündigte Trennung ist dann reichlich vage, unreif und unreflektiert, was nach den vorangegangen Schilderungen der ach so intensiven Liebe des Traumpaares nicht nachvollziehbar unglaubwürdig und enttäuschend ist.

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Veröffentlicht am 04.07.2023

Eine Liebe zum falschen Zeitpunkt? Sehr wechselhafte Liebesgeschichte mit wankelmütigen Protagonisten

Eine Nacht mit dir
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Nach einer schmerzhaften Dreiecksbeziehung hat sich Ruby vorgenommen, ein Jahr nur für sich zu verbringen. Sie zieht deshalb von London nach Manchester, um sich ganz auf ihren Masterstudiengang zu konzentrieren. ...

Nach einer schmerzhaften Dreiecksbeziehung hat sich Ruby vorgenommen, ein Jahr nur für sich zu verbringen. Sie zieht deshalb von London nach Manchester, um sich ganz auf ihren Masterstudiengang zu konzentrieren.
Nic hat sich von seiner langjährigen Jugendliebe getrennt und zieht von Liverpool nach London, wo er neu anfangen und unbeschwert Spaß haben möchte.
Der Verkauf eines Sofas führt die beiden an Rubys letztem Abend in London zusammen. Nic, der offen für Anschluss ist, verbringt den Abend bei Pizza und Tanz mit Ruby und ihren Freunden in ihrer Wohngemeinschaft und letztlich die ganze Nacht mit Ruby. Die beiden haben nichts zu verlieren, werden sich vermutlich nicht wiedersehen und lassen sich deshalb auf einen One-Night-Stand ein.
Durch eine medizinische Notwendigkeit nehmen sie Wochen später ungeplant Kontakt zueinander auf. Auch wenn Ruby eine Anziehung zu Nic verspürt und er ihr an dem einem Abend schon viel näher war, als ihr Exfreund, ist sie nicht bereit für eine Beziehung. Sie möchte sich von nichts ablenken lassen und ganz auf ihr Studium und das Dokumentarfilmprojekt mit dem betagten JP stürzen, der seine große Liebe wiederfinden möchte, die er vor 78 Jahren verloren hat. Nic denkt hingegen sehnsüchtig an Ruby.

"Eine Nacht mit dir" wird aus den Perspektiven von Ruby und Nic erzählt, wobei Rubys Leben zunächst stärker in den Fokus rückt und ihr Charakter präsenter ist. Nic und sein Neustart in London bleiben im Hintergrund, seine Person eher blass, bis auch er später seine eigene Geschichte bekommt.

Ruby und ihr Vorsatz "Ein Jahr für mich" wirken verbissen und Ruby dadurch sehr auf sich selbst bezogen. Die Liebe auf den ersten Blick zwischen Ruby und Nic ist durch die erste Nacht sehr auf das Körperliche beschränkt, weshalb die Trennung nicht emotional berührend ist und es auch weniger bedeutend erscheint, dass sich Ruby ihrem Glück selbst im Weg zu stehen scheint. Erst durch den Kontakt zu JP und seinen Erfahrungen mit der Liebe wird sie offenherziger und gibt der Beziehung zu Nic eine Chance. Als sie sogar bereit erscheint, ihre Vorsätze aufzuweichen und eine Fernbeziehung einzugehen, kommt Nics Vergangenheit dazwischen, die Rubys Entscheidung erneut ins Wanken geraten lässt.

Die Liebesgeschichte ist deshalb ein ständiges Auf und Ab, geprägt von dem mangelnden Mut, sich zu entscheiden, entwickelt sie sich nicht weiter. Es wird zwar häufig von der großen Liebe gesprochen, sie ist allerdings nicht zu spüren. Auch erscheinen die Beteuerungen unglaubwürdig, wenn letztlich andere Prioritäten gesetzt werden.

Mit der Suche nach JPs großer Liebe Amelie erhält die Geschichte einen Hauch Romantik, auch wenn sie nach all der vergangenen Zeit und dem hohen Lebensalter des ehemaligen Liebespaares sehr blauäugig erscheint. Des Weiteren ist befremdlich, dass JP weitaus jünger wirkt und Ruby mit ihm wie mit einem Gleichaltrigen spricht - Sex, Verhütung und traumatische Erlebnisse aus der Vergangenheit plaudert sie ganz offen gegenüber einem Fremden aus, der als Greis selbst in Messengerchats schlagfertig antwortet.

Durch die wankelmütigen Charaktere, ihre eigenen Unsicherheiten und Hürden, die sich ihnen in den Weg stellen, ist die Geschichte abwechslungsreich und lebendig. Die Themen wie Selbstbestimmung, Erwachsenwerden, Freundschaft, Kinderwunsch und Familienplanung, die in beiden Erzählsträngen zum Tragen kommen, bleiben allerdings oberflächlich und scheinen den Roman nur zu füllen, da die unnötig komplizierte Liebesgeschichte überhaupt nicht vorankommt.
Die wesentlichen Entscheidungen und Handlungen sind nicht immer nachvollziehbar, die Charaktere wenig sympathisch. Ob es den richtigen Zeitpunkt für die Liebe gibt, wird letztlich nur unbefriedigend beantwortet, da die Hauptfiguren im entscheidenden Moment kein Risiko eingehen. Das gefällige Ende ist dann so unrund wie die gesamte wechselhafte Geschichte, die immer nur um ihren rote Faden herum mäandert.

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Veröffentlicht am 02.07.2023

Drei Kurzgeschichten über Schwestern, die die Vergangenheit bewältigen, um bereit für die Zukunft zu sein - zwei davon gut, eine enttäuschend belanglos.

Seeglasschwestern
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Das Buch enthält drei Kurzgeschichten mit einer Länge zwischen 70 und 100 Seiten. Alle drei handeln von Geschwisterbeziehungen und ereignen sich zumindest am Rande in den Outer Banks vor North Carolina ...

Das Buch enthält drei Kurzgeschichten mit einer Länge zwischen 70 und 100 Seiten. Alle drei handeln von Geschwisterbeziehungen und ereignen sich zumindest am Rande in den Outer Banks vor North Carolina auf Hatteras Island und sind damit inhaltlich und atmosphärisch durch einen roten Faden miteinander verbunden.

Die erste, titelgebende Geschichte "Die Seeglassschwestern" handelt von Schwestern, die sich während eines Hurrikans nach einem Streit wieder einander nähern. Im Fokus ist jedoch mehr die Tochter einer der Schwestern, die nach einem traumatischen Ereignis Zuversicht findet und bereit für einen Neuanfang ist.

"Die Gezeitenschwestern" handelt von zwei entzweiten Schwestern und einem Geheimnis, das die Beziehung der beiden weiter belastet. Die jüngere Schwester findet nach einer Aussprache zu neuem Selbstbewusstsein und ist sodann bereit für den nächsten Schritt mit ihrem Verlobten.

Die dritte Geschichte ist am kürzesten und handelt von zwei Schwestern, die herausfinden, dass sie eine ältere Halbschwestern haben. Kurzentschlossen besuchen sie diese auf Hatteras Island, wo dem Glück einer der beiden Schwestern auf die Sprünge geholfen wird.

Die ersten beiden Geschichten haben mir ganz gut gefallen, auch wenn "Die Seeglasschwestern" mit zu vielen Dramen überfrachtet war, die sich letztlich alle gut und versöhnlich auflösen. Beide Geschichten hatten ihre spannenden Momente und reichlich Emotionen. Trotz der Kürze der Handlungen war ausreichend Tiefgang und Einfühlungsvermögen für die Charaktere vorhanden.
"Die Sandburgschwester" ist die schwächste der drei Geschichten. Der Plot hatte zwar Potenzial, entwickelte sich aber ohne Hoch- und Tiefpunkte völlig belanglos und endete reichlich kitschig.

Gemeinsam ist allen drei "Schwester"-Geschichten, dass diese sich mit ihrer Vergangenheit versöhnen und bereit für die Zukunft sind. Alle Geschichten sind hoffnungsvoll und machen Mut, sich aus der eigenen Komfortzone zu bewegen, an sich zu glauben und die Liebe zuzulassen.

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Veröffentlicht am 30.06.2023

Der Roman lässt das Gärtnerherz aufblühen, die Geschichte ist allerdings arg konstruiert und die großen und kleinen Dramen lösen sich am Ende zu leicht in Wohlgefallen auf.

Wie Träume im Sommerwind
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Emilia ist zusammen mit ihrer drei Jahre älteren Schwester Clara auf dem Rosenhof ihrer Eltern auf Usedom aufgewachsen. Im Gegensatz zu ihrer Schwester wollte Emilia den Hof jedoch nicht übernehmen, sondern ...

Emilia ist zusammen mit ihrer drei Jahre älteren Schwester Clara auf dem Rosenhof ihrer Eltern auf Usedom aufgewachsen. Im Gegensatz zu ihrer Schwester wollte Emilia den Hof jedoch nicht übernehmen, sondern Parfumeurin werden und ist dafür zur Ausbildung nach Paris gegangen. Ihr Traum hat sich Jahre später nicht erfüllt. Emilia arbeitet stattdessen als Kellnerin in einem Bistro in Paris, als sie der Anruf ihrer Mutter erreicht, dass Clara nach einem Autounfall schwer verletzt im Krankenhaus liegt. Ohne zu zögern eilt Emilia nach Hause und findet bald ein Foto einer Rose mit einer rätselhaften Widmung und dass Clara vorgehabt hatte, zeitnah nach England zu reisen, wo sie nach ihrer Schulzeit ein Jahr verbracht hat. Als Emilia dann auch noch herausfindet, dass der Rosenhof in Existenznöten ist, beschließt sie zusammen mit ihrer Nichte nach England zu reisen, um herauszufinden, was es mit der ominösen Rose auf sich hat und was Clara dort wollte. Einerseits hegt sie die Hoffnung, Clara mit dem Duft der Rose aus dem Koma holen zu können und andererseits herauszufinden, ob es sich bei dem Briefeschreiber um den geheimen Vater ihrer Nichte handeln könnte.
Emilia selbst hegt immer noch Gefühle für ihren Jugendschwarm, der sich scheinbar nicht für sie interessierte.

Die Geschichte wird in der Gegenwart aus der Perspektive von Emilia geschildert, die wegen des Unfalls ihrer Schwester zurück in ihre Heimat kehrt und trotz ihres Alters ihren Platz im Leben noch nicht gefunden hat und noch nie eine Beziehung geführt, die länger als nur ein paar Monate dauerte. Wechselweise erfolgen Kapitel aus der Sicht von Clara, die 16 Jahre früher handeln, als sich die ältere der beiden Schwestern nach dem Abitur in England aufhielt.
Die Schauplätze, insbesondere die Gärten, die wie die Rosen in dem Roman eine Schlüsselrolle spielen, werden bildhaft beschrieben. Auch die intensiven Düfte, die vor allem olfaktorisch begabte Emilia wahrnimmt, sind eindringlich beschrieben.
Die Geschichte birgt so manches Geheimnis, das allerdings darin begründet liegt, dass die Protagonisten aus nicht immer nachvollziehbaren Gründen nicht mit einander kommunizieren. Geplatzte Träume, finanzielle Sorgen, unglückliche Liebschaften... zu viel wird verdrängt und sorgt nur für noch mehr Probleme. Claras Gesundheitszustand und die Eheprobleme der Eltern kommen noch obendrauf.
Die Suche nach der Rose und die eigentümliche Reise nach Kent erscheinen ein wenig blauäugig und abenteuerlich, aber Sorgen zumindest für ein wenig Spannung, nachdem die Geschichte auf Usedom zu Beginn auf der Stelle tritt.

Möglicherweise sind es zu viele Probleme und Geheimnisse auf einmal, weshalb kein Aspekt wirklich in die Tiefe geht und nachhaltig erörtert wird. Vor allem auch die Gefühle und Beziehungen der Personen untereinander werden überhaupt nicht deutlich. Weder ist das Band innerhalb der Familie noch sind die seit Jahren erhofften Liebesbeziehungen spürbar. Die Liebe zu Pflanzen und zu Düften nimmt in der Geschichte weit mehr Worte ein, als die so romantisch erdachten Liebesgeschichten. Diesbezüglich kann auch nur die zugegebenermaßen sehr dramatische Liebe von Clara überzeugen. Emilias Heimlichkeiten und Unsicherheiten sind in ihrem Alter dagegen nur schwer nachvollziehbar. Auch das Verhalten ihres Schwarms, das Emilia auf Abstand hielt, ist so wenig verständlich wie die abrupte Annäherung der beiden.

Der Roman lässt das Gärtnerherz aufblühen, ist inhaltlich anfangs nur mäßig spannend und birgt zu viel Ungesagtes, das aufgesetzt wirkt, so dass man nicht wirklich mit den Hauptfiguren und ihren großen und kleinen Dramen mitfühlen kann. Dass sich am Ende wirklich alle Schwierigkeiten in Wohlgefallen auflösen, ist für das romantische Leserherz zwar schön, aber nur wenig realitätsnah.

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