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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.03.2020

Für meinen Geschmack etwas zu alternativ

Simply Clean für ein gesundes Zuhause
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Ich hatte mir von dem Buch viel erhofft. Es spricht ja nichts dagegen, sich ein paar Putzmittel selbst zu machen. Auch eine Anleitung zum Putzen klingt verlockend. Leider ist Becky Rapinchuk wohl ein bisschen ...

Ich hatte mir von dem Buch viel erhofft. Es spricht ja nichts dagegen, sich ein paar Putzmittel selbst zu machen. Auch eine Anleitung zum Putzen klingt verlockend. Leider ist Becky Rapinchuk wohl ein bisschen zu „alternativ“ für meinen Geschmack. Sie ist der Meinung, dass jedes Putzmittel giftig und der Teufel ist. Tja, die sollte man wirklich nicht trinken, aber dazu sind sie ja auch nicht da! Auch liebt Rapinchuk ätherische Öle, in praktisch jedem ihrer Rezepte sind welche enthalten.

Das Buch ist schön aufgebaut, es gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zum „Detox-Wochenende“, anschließend wird Raum für Raum aufgeräumt. Hier gibt es einige nützliche Tipps und Listen. ABER: immer wieder führt sie ihre eigenen Rezepte auf. Beim Kapitel „Badezimmer“ gibt es Rezepte für Kosmetik zum Selbermachen. Unter anderem Handdesinfektionsspray (welcher keinerlei desinfizierenden Eigenschaften hat), Toner und Gesichtswasser. Als Dermatologin kann ich leider nur zu gut beurteilen, dass diese Rezepte Schwachsinn sind. Kein einziger Inhaltsstoff der wirklich wirkt, und viele ätherische Öle und Hamamelis Extrakt etc. obendrauf – so ruft man Kontaktallergien hervor! Also danke, aber nein, danke! Insgesamt gibt es einige nützliche Tipps zum Aufräumen und Organisieren, somit ist ein Teil des Buches nützlich. Leider ist mir aber das meiste, insbesondere die eigenen Rezepte, zu alternativ.

Veröffentlicht am 23.03.2020

Ruhig und intensiv

Was wir sind
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„Wir haben für euch gekämpft. Damit ihr alles erreichen könnt. Euch zuliebe haben wir die Welt verändert, und was habt ihr draus gemacht?“

Es ist 2004. Hannah, Lissa und Cate sind 29 und leben in einem ...

„Wir haben für euch gekämpft. Damit ihr alles erreichen könnt. Euch zuliebe haben wir die Welt verändert, und was habt ihr draus gemacht?“

Es ist 2004. Hannah, Lissa und Cate sind 29 und leben in einem Haus in London Fields. Sie genießen ihr Leben, leben in den Tag hinein, denken nicht an später. „(...) Sie haben noch Zeit zu werden, wer sie später einmal sein wollen.“ Es folgt der Sprung zu 2010: die Situation hat sich grundlegend verändert. Hannah ist nun glücklich verheiratet und versucht verzweifelt, ein Kind zu bekommen, doch jeder Zyklus der künstlichen Befruchtung scheitert. Lissa ist deutlich weniger erfolgreich als Schauspielerin als sie sich ausgemalt hatte, spricht regelmäßig bei Castings vor und hält sich mit diversen Jobs über Wasser. Cate ist frisch verheiratet und Mutter eines Säuglings. Sie fühlt sich einsam, unverstanden, ängstlich und überfordert mit der neuen Situation. Auch mit dem Ehemann Sam ist es anders als sie es sich vorgestellt hatte, schließlich kannten sie sich erst relativ kurz. Die drei Freundinnen sind auseinander gewachsen. Sie treffen sich ab und zu, aber nicht jede kann sich auch für die andere freuen. Und jede der drei versucht, mit dem aktuellen Leben klarzukommen, das so ganz anders ist als in der früheren Vorstellung.

Anna Hope gelingt es mit einem ruhigen und deskriptiven Schreibstil, den Leser gut zu unterhalten. Die drei Protagonistinnen sind alle sehr unterschiedlich und auf ihre Weise interessant, so dass man sich als Leser wirklich in jede hineinfühlen kann. Im Buch selbst passiert eher wenig, was mich aber überhaupt nicht störte. Die Probleme sind alltäglich, es geht um das Erwachsen werden, um den Aufbau eines eigenen Lebens. Auch Feminismus bzw. Geschlechterrollen werden angesprochen, jedoch nur beiläufig. Ein ruhiger, aber intensiver Roman, den man auch als „Coming of Age“ Roman für Ende zwanzig/Anfang dreißig-jährige bezeichnen könnte.

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Veröffentlicht am 21.03.2020

Zwischen Glaube und Fanatismus

Ein wenig Glaube
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"Dass sich eine Gruppe mutiger, hochherziger Individuen zusammenfindet und entscheidet, gemeinsam die Stimme zu erheben, um die Stille zu vertreiben, um einen ansonsten leeren Raum mit Kunst und Klang ...

"Dass sich eine Gruppe mutiger, hochherziger Individuen zusammenfindet und entscheidet, gemeinsam die Stimme zu erheben, um die Stille zu vertreiben, um einen ansonsten leeren Raum mit Kunst und Klang zu füllen... Wie wunderschön das doch war."

Lyle ist fünfundsechzig, er lebt mit seiner Frau Peg zusammen in einem kleinen Dorf im mittleren Westen, wo die Zeit still zu stehen scheint. Seine größte Freude ist der fünfjährige Enkelsohn Isaac. Doch seine Tochter Shiloh, die Mutter des Jungen, gerät immer mehr in die Fänge ihrer Kirche, dessen Pastor ihr einredet, die Großeltern seien nicht gläubig genug und deshalb schlecht für das Kind. Und so droht Shiloh, sie von Isaac fernzuhalten...

Butler ist hier ein wahnsinnig ruhiger, langsamer, sehr poetischer Roman gelungen. Auf den einzelnen Seiten passiert wenig, aber er beschreibt es mit so schönen Worten, dass ich das Lesen einfach genießen konnte. Es geht um Liebe, Freundschaft und den Glauben. Ab wann ist Glaube Fanatismus? Das Ende bleibt offen, was ich irgendwie schade fand, ich hätte mir eine klare Handlung gewünscht. Trotzdem ein wunderschönes, langsames Leseerlebnis, das zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 16.03.2020

Berührend

Dankbarkeiten
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"Alt werden heißt verlieren lernen. (...) Das verlieren, was einem geschenkt wurde, was man gewonnen, was man verdient, wofür man gekämpft und wovon man geglaubt hat, man würde es für immer behalten."

Michka ...

"Alt werden heißt verlieren lernen. (...) Das verlieren, was einem geschenkt wurde, was man gewonnen, was man verdient, wofür man gekämpft und wovon man geglaubt hat, man würde es für immer behalten."

Michka ist alt geworden. Sie traut sich nicht mehr, allein zu bleiben. Obwohl Marie regelmäßig vorbei kommt und nach ihr sieht, obwohl ihre alte Freundin täglich anruft. Zunehmend kann sie die Wörter nicht mehr finden, die sie sagen möchte. Aphasie, nennen es die Ärzte. Und so gibt sie ihre Wohnung auf, zieht in ein Altersheim. Sie wird regelmäßig besucht, von Marie und auch von Jerome, einem Logopäden, der mit ihr Übungen macht. Und so kommt es, dass Jerome Michka das geben kann, was sie brauchte, um loszulassen...

Delphine De Vigan ist mit diesem Buch wieder eine ganz besondere Erzählung gelungen. In kurzen Sätzen und einem schmalen Büchlein bleibt nichts ungesagt. Sie schafft es, die Aphasie realistisch darzustellen. Sie schafft es auch, den Leser mit dieser Geschichte völlig zu überraschen. Eine wirklich berührende Erzählung, keine einfache Kost, und dennoch mit stillem Humor. Sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 23.02.2020

Ein sehr besonderer biographischer Roman

Die Bagage
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„Würde Gott diese Kinder lieben, hätte er ihnen nicht so früh Vater und Mutter genommen.“

Josef und Maria Moosbrugger leben mit ihren Kindern am Rand eines kleinen Bergdorfes im Bregenzer Wald. Als der ...

„Würde Gott diese Kinder lieben, hätte er ihnen nicht so früh Vater und Mutter genommen.“

Josef und Maria Moosbrugger leben mit ihren Kindern am Rand eines kleinen Bergdorfes im Bregenzer Wald. Als der erste Weltkrieg beginnt, wird Josef eingezogen. Er bittet den Bürgermeister des Dorfes, auf seine Familie aufzupassen, insbesondere auf Maria, seine schöne Frau, an der praktisch jeder Mann im Dorf Interesse hätte. Nach einem von Josefs Heimaturlauben wird Maria schwanger. Im Dorf wird viel geredet, Maria wird von allen verurteilt. Schlussendlich wird sogar das Kreuz des Hauses auf Anordnung des Pfarrers abmontiert. Grete, die Mutter der Autorin, wird während dem Krieg geboren. Grete, mit der Josef nie auch nur ein Wort reden wird. „Der Vater war liebevoll zu den anderen vier Kindern, im Großen und Ganzen war er liebevoll, und er würde es auch zu den zwei später geborenen sein. Nur dieses Mädchen verabscheute er, die Margarete, die meine Mutter werden wird, weil er dachte, dass sie nicht sein Kind sei.“

Monika Helfer hat mit diesem Roman ihre Familiengeschichte aufgearbeitet, von den Großeltern bis heute. Dabei geht es nicht nur um ihre Mutter Margarete oder ihre Großmutter Maria, sondern um die gesamte Familie. Es wird im Buch klar, dass diese Aufarbeitung lange Jahre und viele Gespräche mit den Geschwistern ihrer Mutter erforderte. Die Autorin hat ihre Mutter früh verloren, und so geht sie vor allem auf Erzählungen ihrer Tante Katharina, wobei klar ist, dass wir uns manches leider nur denken können. Der Sprachstil ist ruhig und einfach, vom Vorarlberger Dialekt angehaucht, mit teils langen und verschachtelten Sätzen. Mir gefällt Helfers Ausdrucksweise und wie sie den Roman angelegt hat. Es gibt mehrere Zeitsprünge, die potenziell verwirren könnten, was jedoch für mein Verständnis kein Problem war. Ein sehr eindrücklicher Roman, der uns daran erinnern sollte, dass (fast) jeder von uns eine Familiengeschichte hat, die es wert wäre, aufgeschrieben zu werden!

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