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Veröffentlicht am 21.05.2025

Alles andere als ein leichter Sommerroman!

Die Garnett Girls
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Der Roman Die Garnett Girls ist das Debüt von Georgina Moore aus dem Kiepenheuer & Witsch Verlag.

Nachdem der Vater die Familie verlassen hat, leben die Garnetts Girls, das sind Mutter Margo und ihre ...

Der Roman Die Garnett Girls ist das Debüt von Georgina Moore aus dem Kiepenheuer & Witsch Verlag.

Nachdem der Vater die Familie verlassen hat, leben die Garnetts Girls, das sind Mutter Margo und ihre drei Töchter Rachel, Imogen und Sasha in Sandcove auf der Isle of Wight. Inzwischen sind die Töchter erwachsen und führen recht unterschiedliche Leben mit ihren Partnern, doch ihr Zusammenhaltsgefühl zieht sie immer wieder zurück zur Familie.

Zu Beginn ging es darum, die unterschiedlichen Charaktere kennenzulernen und einordnen zu können. Erzählt wird wechselweise zwischen Margo und den drei Schwestern, dadurch kommt man ihren Gefühlen, Problemen und Gedanken näher.

Mutter Margo ist eine dominante Frau, die Partys und junge Männer liebt, Probleme mit dem Älterwerden hat und zwar ihre Töchter gern um sich hat, sich aber auch in ihr Leben einmischt. Nachdem ihre große Liebe, ihr alkoholkranker Mann Richard sie verlassen hat, hat sie wechselnde Männerbekanntschaften, aber keine feste Bindung.

Unter der Trennung der Eltern leiden die Töchter leiden bis heute, doch es durfte nie darüber gesprochen werden, Margo hat den Mädchen verboten, über Richard zu sprechen, was traumatische Folgen gehabt hat. Außerdem durften sie seitdem ihren Vater nicht mehr wiedersehen.

Die älteste Tocher Rachel ist der Zusammenhalt der Frauen, sie hat sich um ihre Schwestern, aber auch um ihre Mutter gekümmert, als diese wegen der Trennung zu nichts fähig war. Imogen schreibt Theaterstücke, sie ist verlobt mit einem guten Mann, kann sich aber nicht entscheiden ihn zu heiraten. Die Jüngste ist Sasha, eine Rebellin, die in ihrer Ehe um ihre Freiheit ringt. Alle drei Frauen haben wie ihre Mutter Probleme mit Bindungen und sind auf ihre Weise unglücklich.

Die Frauen wurden mir bis auf Rachel nicht sympathisch, obwohl ich mit ihnen gelitten habe. Dafür habe ich Margos Schwester Alice als sehr umsichtig und verständnisvoll empfunden, sie war für mich der stärkste Charakter im ganzen Buch.

Sehr schön ist die beschriebene Kulisse der Isle of Wight, doch vor den ganzem Drama konnte sie mich leider nicht erreichen.

Von diesem Buch hatte ich mir eine abwechslungsreiche Familiengeschichte mit urlaubsmäßigen Sommergefühlen erhofft, geworden ist es leider ein problematisches Familiengefüge mit ernsten Themen. Dazu gehören eine zerbrochene Liebe, der Verlust einer Vaterfigur, mangelnde Kommunikation und Familiengeheimnisse, die die Frauen auf unterschiedliche Weise geprägt haben. Was mich sehr gewunder hat, ist der Umgang mit Alkohol. Als schlechtes Beispiel und Grund des Scheiterns ihrer Ehe, nennt Margo häufig Richards Alkoholsucht. Dabei fließt auch bei den Garnett Girls regelmäßig der Alkohol in Strömen und anscheinend wird das als völlig normal angesehen. Wer ein Alkoholproblem hat, sollte diesen Roman unbedingt meiden!!!

Die Einblicke in die verschiedenen Charaktere lassen ständig neue Probleme aufkommen, die zwar tiefgründig sind, aber eher oberflächlich erwähnt werden. Von Aufarbeitung oder Auseinandersetzung mit den ernsthaften Problemen ist keine Spur. Den wahren Trennungsgrund zwischen Margo und Richard erfährt man erst spät, zu dem Zeitpunkt fand ich es nicht mehr entscheidend, weil Richard inzwischen andere Probleme hat, die für die Töchter viel bedeutungsvoller sind.

In der Ankündigung wurde mir ein süchtigmachendes Familiendrama versprochen, bekommen habe ich leider nur ein Suchtdrama innerhalb einer problembelasteten Familie!

Ein Debüt, das es auf die Sunday-Times-Bestsellerliste geschafft hat, das allein hätte mich schon stutzig machen sollen. Denn bisher konnte mich von dieser Liste kein Buch begeistern. Und leider ist es auch mit diesem Buch so gekommen. Es ist wie eine Soap-Serie, problembeladen, trotzdem irgendwie trivial und wenig sympathische Figuren

Der Roman konnte mich leider nicht überzeugen, das lag hauptsächlich an der an eine Soap erinnernde Handlung und die meisten Figuren kamen mir einfach nicht nahe. Unter perfektem Sommerroman verstehe ich etwas anderes!

Kein leichter Sommerroman, sondern die Beschreibung einer dysfunktionalen Familie! Konnte mich nicht abholen, zuviel Lärm, Drama und Alkohol!

Veröffentlicht am 19.05.2025

Ein bewegendes und hervorragend erzähltes Debüt!

Der Junge aus dem Meer
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Im Rowohlt Verlag erscheint der Debütroman Der Junge aus dem Meer von Garrett Carr.

An der irische Westküste wird 1973 ein Baby in einem Fass am Strand gefunden, der Junge wird zunächst in der Dorfgemeinschaft ...

Im Rowohlt Verlag erscheint der Debütroman Der Junge aus dem Meer von Garrett Carr.

An der irische Westküste wird 1973 ein Baby in einem Fass am Strand gefunden, der Junge wird zunächst in der Dorfgemeinschaft aufgenommen und schließlich vom Fischer Ambrose und seiner Frau Christine adoptiert, sie nennen ihn Brendan. Da die Herkunft des Jungen ein Rätsel umgibt, wird Brendan wird von der Dorfgemeinschaft als etwas Besonderes angesehen und er hat eine Art an sich, mit der er die Menschen für sich einnimmt. Dabei ist Brendan ein normaler Junge, der von seinen Eltern liebevoll angenommen wird, aber sich gegen seinen neuen Bruder Declan behaupten muss.

"Tatsächlich war es so, dass viele von uns etwas Tiefgehendes spürten, wenn Brendan uns segnete, unter seiner Berühung wurde uns unsere eigene Bedeutungslosikeit bewusst, wir waren Fässer, die im Meer trieben, doch zugleich hatten wir das Gefühl, dass hier eine wohlwollende Kraft am Werk sein könnte, eine hilfreiche Strömung, und das war tröstlich." Zitat Seite 189


In seinem Debütroman erzählt der irische Autor Garrett Carr eine einnehmende und authentische irische Familiengeschichte, die uns das harte Leben in dem kleinen Fischerort vor Augen führt. Die Menschen leben vom Fischfang, bearbeiten den Fang in den Fabriken und sind abhängig von ihren Schiffen, den Wetterbedingungen und den Fangquoten. Ihr Alltag ist geprägt von schwerer Arbeit und Entbehrung und als das Baby in dem Fass gefunden wird, sorgt das für große Aufregung im Dorf. Die Adoption des Babys wird schnell ermöglicht und es beginnt ein neuer Abschnitt im Leben der Familie Bonnar.

Erzählt wird in der "Wir"-Perspektive und meint damit die gesamte Dorfgemeinschaft, das versinnbildlicht den starken Zusammenhalt der Menschen. Garrett Carr schreibt sehr warmherzig und in einem wunderbaren Stil, den ich sehr genossen habe. Er verknüpft mit der Geschichte des Jungen den Zusammenhalt einer Familie und eines ganzen Dorfes und lässt uns den Wandel der Zeit über zwanzig Jahre miterleben.

Brendan hat eine einfühlsame Art und entwickelt sich zu einer Persönlichkeit mit großer Empathie, zu einer Art Heilsbringer, seine menschliche und mitfühlende Art schätzen die Menschen, aber sein Bruder kann sich nicht mit ihm anfreunden, beide Söhne konkurrieren um die Liebe ihres Vaters und den Einfluss, den Brendan auf manche Menschen ausübt, neidet ihm sein Bruder.
Christines Schwester Phyllis pflegt den Vater und fordert mit ihrem Auftreten, dass auch Christine ihren Teil dazu beitragen soll. Doch die hat mit ihrer Familie genug zu tun.

In dieser Geschichte erleben wir das Leben der einfachen Fischer in Irland und bekommen eine Kostprobe einer riskanten Fangfahrt geboten, bei der Ambroses Schiff in der wilden irischen See manövrierunfähig der Gewalt des Meeres ausgesetzt ist. Das Leben der Fischer wird bei jedem Arbeitstag aufs Spiel gesetzt.

Gleichzeitig werden die zeitlichen Veränderungen sichtbar, denn die Fangquotenregelung der EWG setzt den Fischern mächtig zu. Sie benötigen größere Schiffe, um die Fanggründe weiter draußen im Meer erreichen zu können.

Dieser großartige, stimmungsvolle und bewegende Debütroman dreht sich um Familie, Irland, das Meer und das Leben und hat mich mit seiner einzigartigen Erzählweise und den Figuren wunderbar unterhalten.

Veröffentlicht am 17.05.2025

Blumen-Aquarelle sind Balsam für die Seele!

Aquarell-Effekte Blumen
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In ihrem Buch "Aquarell-Effekte Blumen" aus dem EMF Verlag stellt die Künstlerin Urte Zimmermann (@elfenrosengarten) 30 neue Effekte und Techniken für florale Aquarelle vor, die sich anhand von Step by ...

In ihrem Buch "Aquarell-Effekte Blumen" aus dem EMF Verlag stellt die Künstlerin Urte Zimmermann (@elfenrosengarten) 30 neue Effekte und Techniken für florale Aquarelle vor, die sich anhand von Step by Step-Anleitungen perfekt zum Nachmalen eignen. Dabei legt sie den Fokus dieses Mal auf wunderschöne Blumen und Blüten, die uns die Natur im Sommer in üppiger Pracht schenkt.

Also, alle Hobbykünstler:innen ran an die Farben und losgemalt!

Wie Urte Zimmermann ihre Gemälde fertigt, kann man übrigens auch auf ihrem Blog oder auf (www.instagram.com/elfenrosengarten) bewundern.

In einem persönlichen Vorwort erklärt Urte Zimmermann ihre Liebe zu den Blumen und zur Aquarellmalerei und benennt auch die positive Wirkung ihres schönen Hobbys/Berufs auf die Seele.

Dann geht es auch schon los mit wichtigen Grundlagen zu Farben, Papier, Pinsel und Arbeitsmittel, sowie Informationen zur floralen Zeichenlehre und einem kleinen Exkurs durch die künstlerische Geschichte der Blumenmalerei in verschiedenen Epochen. Die einzelnen Kapitel werden passenderweise von Zitaten berühmter Maler eingeleitet, was mir besonders gut gefällt.

Anschließend folgt die Vorstellung verschiedener Grundtechniken wie Nass in Nass, Kolorieren oder Maskieren usw., die jeweils in drei Steps an Bildbeispielen sichtbar gemacht werden.

Im Hauptteil des Buches werden florale Motive und Ideen der Künstlerin zu verschiedenen Blumen gezeigt, angefangen von Rose, Felsenbirne, Schmuckkörbchen bis hin zu Orchidee, Apfel und Pfingstrose.

Nach einer ganzseitigen Illustration eines Blumenaquarells gibt es übersichtliche Angaben zu den verwendeten Farben/Papier/Material/Techniken/Effekte und dann folgt der Step by Step-Teil in sechs Abbildungen mit einer ausführlichen Erklärung der Arbeitsschritte zur Erstellung eines eigenen Bildes.
Die Wirkung der Bilder sind durch die verschiedenen Techniken völlig unterschiedlich, es werden Mixtechniken, Folie, Salz oder Naturschwämme angewendet und damit zauberhafte Effekte erzielt. Mit Spaß und Freude eigene florale Aquarelle malen! Urte zeigt, wie es geht!

Sicherlich gibt es verschiedene Schwierigkeitsgrade, doch man sollte sich von eigenen Vorlieben der Technik und der Motive leiten lassen, denn wichtig ist der Spaß an der Sache! Die vielen Beispielen lassen vielfältige Möglichkeiten zum Ausprobieren zu und so kann man sich die Aquarellmalerei selbst aneignen. Für ein neues Hobby ist es nie zu spät!

Wer sich gerne künstlerisch im Aquarellbereich mit floralen Motiven ausprobieren möchte, bekommt in diesem Buch die entscheidenden technischen Tricks und eine große Auswahl an Blumenmotiven an die Hand. Es ist für jeden Farbgeschmack und jede Grundtechnik das Passende dabei und die schrittweisen Anleitungen in Bild und Text sind hilfreich und sorgen für schnelle Erfolgserlebnisse in Sachen Malerei.

Veröffentlicht am 15.05.2025

Gute Krimiunterhaltung mit Inselflair

Grünes Gold
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Im Diogenes Verlag erscheint der Capri-Krimi Grünes Gold von Luca Ventura, es ist der sechste Band der Reihe.

Ein Mann fährt früh am Morgen mit dem Sessellift auf den Monte Solaro auf Capri und wird ...

Im Diogenes Verlag erscheint der Capri-Krimi Grünes Gold von Luca Ventura, es ist der sechste Band der Reihe.

Ein Mann fährt früh am Morgen mit dem Sessellift auf den Monte Solaro auf Capri und wird tot im Sitz an der Bergstation gefunden, er wurde erschossen. Zu diesem Mordfall werden Spezialisten der Kriminalpolizei von Neapel angefordert, doch die Inselpolizisten Enrico Rizzi und Antonia Cirillo ermitteln ebenfalls. Die erste Spur führt sie zu einem Olivenhain, der ein Geheimnis zu verbergen scheint. Die Oliven sind kostbar und sehr hochwertig, grünes Gold für das manche Menschen alles tun würden!

Der Tote im Sessellift kommt Enrico nicht gerade recht, denn privat hat er so einige Dinge, die ihn umtreiben, er überlegt zu heiraten und auch Antonias Gedanken kreisen gerade um ihren Sohn Oscar, der sich bis spät in die Nacht auf Capri rumtreibt. Wegen der Zuständigkeitsbürokratie wird die Kripo Neapel hinzugezogen, dabei haben die Inselpolizisten durchaus das Talent selbst zu ermitteln. Sie befassen sich intensiv mit dem Fall und finden heraus, dass Alessandro Nadi regelmäßig den Sessellift um diese Zeit benutzte und dass er durchaus Feinde hatte. Bei ihren Erkundigungen stossen sie auf einen kostbaren Olivenhain mit altem Baumbestand.

Luca Ventura erzählt wunderbar bildhaft mit fühlbaren Stimmungen, sodass man die Lektüre einfach nur genießen kann. Capris Flair wird spürbar transportiert, man hört die knatternden Vespas, sieht das blaue Meer in der Sonne Italiens glitzern und fühlt sich wie im Urlaub. Wäre da nur nicht der Mordfall, der Rätsel aufgibt. Ich habe mitgerätselt, doch die vielen Fährten machten es mir schwer und das wahre Tatmotiv blieb mir bis zum Ende verborgen. Die Art und Weise der menschlichen Verwicklungen erfordern zahlreiche Nachforschungen, die am Ende schlüssig aufgeklärt werden.

Ich finde es toll, dass sich Venturas Krimi erneut um ein spezielles Thema rankt, so wie in "Der blaue Salamander". Dieses Mal ist das grüne Gold im Visier, dazu hätte es ruhig mehr Informationen zur Olivenernte, der Ölgewinnung oder der Kultivierung von Oliven geben können.

Das Spannungslevel ist nicht besonders hoch, wobei das für mich kein negativer Punkt ist. Ich konnte mich viel mehr auf das Leben auf Capri konzentrieren und wurde mit privaten Dinge der Ermittler gut unterhalten.

Dieses Buch hat mich schnell in Urlaubsstimmung versetzt, mir gefällt besonders die wunderschön beschriebene Landschaft und das stimmige Flair von Essen, Natur, Ölgewinnung und der Mentalität der Inselbewohner. Die Lösung des Mordfalls ist ganz sicher ein Teil des Ganzen, den höreren Stellenwert hat aber das Leben der Ermittler und der Inselbewohner.

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Veröffentlicht am 15.05.2025

Traurig-schöne Geschichte, die Hoffnung schenkt

Die Windmacherin
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"Die Windmacherin" ist die Sommergeschichte des Jahreszeiten-Quartetts von Maja Lunde, die bei btb erscheint. Die wunderschönen Illustrationen stammen von Lisa Aisato.

Der 11-jährige Tobias wird nach ...

"Die Windmacherin" ist die Sommergeschichte des Jahreszeiten-Quartetts von Maja Lunde, die bei btb erscheint. Die wunderschönen Illustrationen stammen von Lisa Aisato.

Der 11-jährige Tobias wird nach einem Krieg zur Erholung aus der zerbombten Stadt auf die Insel Wetterland geschickt. Dort kommt er bei der Fischerin Lothe unter, die keinen Hehl daraus macht, dass sie neugierige Kinder nicht mag. Tobias lebt sich auf Wetterland ein und entdeckt ein Geheimnis nach dem nächsten. Dabei wird er an seine eigene traumatischen Erlebnisse im Krieg erinnert und es zeigt sich, dass auch die Inselbewohner ähnliche düstere Zeiten erlebt haben. Das größte Rätsel aber ist die Geschichte von der Windmacherin und dem Waldhüter, die Tobias neugierig macht und dessen Wahrheit er auf die Spur kommt.

Auch wenn ich eine fröhliche Sommergeschichte erwartet hatte, so nehmen mich mit die emotionalen Erlebnisse und die fesselnde Geschichte mit ihrer etwas düsteren Stimmung von Anfang an gefangen. Die fantasievoll ausgeschmückte Handlung verleitet zum Innehalten und Nachdenken. Nicht der fröhlich bunte Sommer wird hier gezeigt, sondern eine tiefgehende Geschichte über Verlust und Kriegstraumata. Die Illustrationen sind etwas düster, gefallen mit dennoch sehr, sie sind einfach stimmungsvoll und untermalen die ebenso melancholische Erzählung auf besondere Weise.

Wir begleiten Tobias, der wie viele andere Kinder in den Ferien aus einer vom Krieg komplett zerstörten Stadt zur Erholung aufs Land geschickt wird. Dort soll er sich mal ohne den Anblick der Zerstörung wohlfühlen und im Kreise nette Gastfamilien von den Folgen der Unterernährung und der schlimmen Erlebnisse erholen.

Tobias freut sich auf die Reise, auch wenn ihm die Trennung von seinen Eltern schwer fällt. Seine Gastmutter Edith Lothe ist jedoch gar keine fröhliche, freundliche Frau und warum das so ist, findet Tobias mit der Zeit heraus. Die griesgrämige Art von Lothe hat einen tragischen Hintergrund, der sie im Grunde mit Tobias emotional verbindet. Sie stellt Tobias ein Zimmer zur Verfügung und sorgt für gutes Essen.

Tobias wurde durch die Kriegserlebnisse ein stiller Junge, der am liebsten in die Welt seiner Bücher abtaucht und sich drinnen aufhält. Zu sehr erinnern ihn die Trümmer der Stadt an die schrecklichen Erlebnisse. Er lernt während seines Aufenhalts auch andere Menschen kennen, die ihm mehr Aufmerksamkeit schenken als Lothe. Außerdem erlebt er schöne Momente in der wohltuenden Natur, er genießt die gute Luft, das Essen und das Meer, das Moor und ist dankbar für die Aufnahme. Und er kommt einer alten Kinderfreundschaft

Es ist ein ganz besonderes Geschenkbuch für alle Menschen ab 10 Jahren, die Interesse haben an Büchern über Freundschaft, das Leben am Meer und sich auch vor schwierigen Themen nicht abschrecken lassen. Denn hier werden Trauer, Verlust und die Bewältigung von Kriegstraumata thematisiert, was nicht alle Kinder im Alter von 10 Jahren schon emotional verarbeiten können.

In dieser tiefgründigen Geschichte geht es um das Verständnis für Traumata, die aufgearbeitet werden müssen, um Kindern und Erwachsenen wieder neue Wege zurück ins Leben aufzeigen zu können. Das Buch lässt uns darüber nachdenken, wie dankbar wir sein können über Frieden, eine intakte Umwelt und ein Dach über dem Kopf mit genügend Essen.

Mal wieder ein großartiges und bewegendes Buch mit einer perfekten Begleitung durch die wunderbaren Illustrationen!