Platzhalter für Profilbild

zeilenstark

Lesejury Profi
offline

zeilenstark ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit zeilenstark über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.05.2023

Teuflige Spannung an der Nordsee

Akte Nordsee - Der Teufelshof
4

Anwältin Fentje Jacobsen ist auf die Hochzeit der Fehnsens eingeladen. Doch am nächsten Tag werden die Eltern des Bräutigams ermordet, der Sohn schwer verletzt - nur die Schwiegertochter konnte sich retten, ...

Anwältin Fentje Jacobsen ist auf die Hochzeit der Fehnsens eingeladen. Doch am nächsten Tag werden die Eltern des Bräutigams ermordet, der Sohn schwer verletzt - nur die Schwiegertochter konnte sich retten, die schnell in Verdacht gerät. Fentje vertritt den Bräutigam und stößt so schnell wieder auf den Journalisten Niklas John, der eine Story wittert. Gleich die zweite gemeinsame Ermittlung infolge? Wohl kaum, aber dann bricht ein Feuer an der Nordsee aus.

Eva Almstädt ist vor allem für die spannenden Fälle rund um Ermittlerin Pia Korittkis bekannt, nun legt sie mit dem zweiten Band der Reihe "Akte Nordsee" mit einem untypischen Ermittlerduo nach. Auch im Folgeband tauchen Leser wieder in die verwunschen-chaotische Welt von Fentje, der Hof-Rechtsanwältin, ein. Es dauert ein bisschen, bis sie sich im Laufe der Geschichte wieder Journalist Niklas John nähert. Beide Charaktere sind von Eva Almstädt wieder sehr echt und lesernah entwickelt worden.

"Der Teufelshof" liest sich sehr angenehm, sodass sich die Kapitel zügig blättern lassen. Der Spannungsbogen ist anders als beim ersten Teil etwas seichter und entwickelt sich erst zum Ende hin, dennoch ist der Fall um den Fehnsen-Hof keinesfalls langatmig. Eva Almstädt versteht es auch in diesem Band wieder, den Leser durch falsche Fährten auf den Holzweg zu führen. Eine Prise Landschaft, ein großer Teil Kriminalfall und viel Persönliches verwebt die Autorin genau richtig dosiert in diesem Mordfall. Ich werde auf jeden Fall den Folgeband lesen!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 06.04.2023

Ein Buch, das ich nicht zur Seite legen wollte

Ostseenebel
1

Ein neuer Teil von Pia Korittki! Darum geht’s: Eigentlich wollte Alva Dohrmann ihren Urlaub an der Ostsee genießen, doch dann findet sie im Garten ihres Ferienhauses eine Leiche. Dabei handelt es sich ...

Ein neuer Teil von Pia Korittki! Darum geht’s: Eigentlich wollte Alva Dohrmann ihren Urlaub an der Ostsee genießen, doch dann findet sie im Garten ihres Ferienhauses eine Leiche. Dabei handelt es sich um den umstrittenen Bürgermeister des Ortes, der zahlreiche Feinde hatte. Pia Korittki ermittelt gemeinsam mit der örtlichen Polizei. Doch dann verschwindet Alva Dohrmann spurlos aus dem Dorfgasthof und es gibt eine neue Leiche.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich Eva Almstädt für mich entdeckt habe. Mir gefällt ihr klarer Schreibstil und wie sie beide Seiten von Ermittlerin Pia Korittki zeigt: die Polizistin auf der einen, die Partnerin und Mutter auf der anderen Seite. Greifbar und echt entwirft sie ihre Figuren.

Für mich war der neue Fall wieder gut durchdacht und auf jeder Seite ungemein spannend - und bis zum Ende unvorhersehbar. Auch wer die anderen Fälle rund um die Ostsee-Ermittlerin nicht kennt, wird an dem Krimi Freude haben. Zuletzt waren für meinen Geschmack noch ein paar zu viele Erzählstränge nicht auserzählt, aber ich hoffe auf eine Auflösung in Band 19. Ich werde Pia auf jeden Fall auch im nächsten Band wieder gerne bei ihrer Arbeit begleiten.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 09.02.2023

Spannendes Thema, aber erzählerisch ausbaufähig

Der Riss
6

Irgendetwas Merkwürdiges spielt sich im ewigen Eis ab. Deshalb soll Vulkanologin Antonia Rauwolf herausfinden, ob die neu entdeckten Vulkane ausbrechen könnten. Sollte das der Fall sein, hätte das katastrophale ...

Irgendetwas Merkwürdiges spielt sich im ewigen Eis ab. Deshalb soll Vulkanologin Antonia Rauwolf herausfinden, ob die neu entdeckten Vulkane ausbrechen könnten. Sollte das der Fall sein, hätte das katastrophale Folgen fürs Weltklima. Doch in der Antarktis geht Antonia nicht nur den Vulkanen auf den Grund, sondern auch dem Verschwinden ihres Bruders. Denn der ist nach einem Forschungsausflug verschwunden, ebenso sein Kollege. Bei ihren Nachforschungen stößt sie auf Ungeheuerliches: Im ewigen Eis finden illegale Bohrungen statt.

Tja, was soll ich sagen? Nach dem Klappentext und dem überaus gelungenen Cover hatte ich mich auf einen atmosphärischen Wissenschaftsthriller gefreut. Leider konnte Thilo Winter mich nicht überzeugen. Zugegeben: Das Thema ist hochaktuell, spannend und muss zunehmend ins Bewusstsein der Menschen getragen werden. Denn wir haben nur eine Erde, die es zu schützen gilt. Und ehrlich gesagt kommt es mir so vor, als wäre das einzig und allein die Intention des Autors gewesen. Die Charaktere sind leider nicht plastisch genug ausgearbeitet, sodass sie wenig authentisch und teilweise überzogen wirken. An einigen Stellen überfrachtet der Autor sein Werk mit Fakten und Wissen rund um die Antarktis, dies hätte charmanter Stück für Stück in die Geschichte eingearbeitet werden können. Damit ist die Story zeitweise zäh, an anderen Stellen jedoch so voller Actionszenen, dass es irgendwie inszeniert und wenig realistisch wirkt.

Als Journalist bringt Winter viel Wissen in seine Story ein. Das zeigt sich auch noch einmal im Nachwort des Autors. Dennoch hat mir an einigen Ecken das Erzählerische gefehlt. Winter konnte hingegen die Atmosphäre im ewigen Eis und auf der Forschungsstation lebhaft skizzieren und motiviert dazu, sich mit den knappen Ressourcen dieser Welt intensiver zu beschäftigen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 23.11.2022

Nichts ist so, wie es scheint

Murder Park
0

Murder Park von Jonas Winner war für mich ein hochspannender Thriller, in dem wie man so schön sagt „nichts so ist, wie es scheint“.

Zum Inhalt:
Bereits 20 Jahre ist es her, dass Jeff Bohner auf Zodiac ...

Murder Park von Jonas Winner war für mich ein hochspannender Thriller, in dem wie man so schön sagt „nichts so ist, wie es scheint“.

Zum Inhalt:
Bereits 20 Jahre ist es her, dass Jeff Bohner auf Zodiac lsland drei junge Frauen ermordete. Mittlerweile ist der Täter hingerichtet worden. Doch der Unternehmer Rupert Levin wittert eine Geschäftsidee: Er möchte den Park wieder aufleben lassen – als Erlebnispark für Singles, die bei ihrem Aufenthalt von einem Mörder gejagt werden. Bei einer Pressereise will Levin das Konzept des Parks testen. Mit dabei ist Paul Greenblatt, der Sohn des letzten Opfers von Bohner. Was als Pressereise und Spiel begann, wird sehr bald ernst.

Ein Park zu Ehren der größten Mörder der letzten Jahrzehnte – der Murder Park. Mich hat diese Idee von Winner sofort gefesselt. Das Setting der Geschichte ist so stark, dass ich mir den Park gedanklich sehr gut selbst bauen konnte.

Levin spielt in Murder Park dabei den skrupellosen Geschäftsmann, dem nichts wichtiger ist als seine Geschäftsidee. Er schaut weder nach links noch nach rechts noch danach, wie es den Teilnehmern der Pressereise bei der ganzen Sache geht. Wichtig ist ihm nur, seinen Park zu promoten. Doch plötzlich wird aus der spielerischen Idee Realität. Im Park macht tatsächlich ein Mörder die Runde, der scheinbar das Werk Bohners beenden möchte.

Für mich ist das Buch Seite für Seite spannender geworden. Die Geschichte hat stetig an Fahrt aufgenommen. Obwohl die Idee eines begrenzten Personenkreises durch einen abgeschlossenen Raum in einem Kriminalroman nichts Neues ist – das bekannteste Beispiel ist wohl Agatha Christies „Mord im Orientexpress“ – hat Winner es geschafft, eine ganz neue Idee daraus zu kreieren. Während des Lesens habe ich gemeinsam mit Paul den Mörder gesucht. Winner hat durch den gezielten Einsatz einer sehr bildhaften Sprache diese Suche echt wirken lassen. Das Täterprofil hat sich ständig verändert, sodass ich mir bis zuletzt nicht sicher sein konnte, wer in Jeff Bohners Fußstapfen getreten ist und sein mörderisches Unwesen auf der Insel treibt.

Jonas Winner beschreibt die Handlung aus zwei Sichtweisen. Die reine Erzählung wird durch Interviewsequenzen ergänzt. Die Interviews führte der Psychiater Sheldon vor dem eigentlichen Besuch des Freizeitparks, um die geeigneten Kandidaten für die Pressereise zu finden. Dadurch erhält der Leser zusätzliche Hintergrundinformationen zu den einzelnen Personen und ihren Berührungspunkte zu Bohner und dem Park, die den Geschehnissen stets eine neue Wende geben. Dass es sich dabei nicht um eine spontane Auswahl einiger Journalisten handelt, sondern jeder Charakter eine wichtige Rolle im Personengefüge und damit in der Story spielt, wird schnell klar. Winner hat dazu spannende Charaktere erschaffen mit jeweils einer ganz individuellen Vergangenheit.

Den krönenden Abschluss bildet ein absolut unerwarteter Plotttwist. Murder Park ist für mich ein hochspannender Thriller mit einer originellen Idee.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.11.2022

Grandioses Highlight

Der Fall Collini
0

Einfach nur ein grandioses Highlight: Innerhalb weniger Stunden habe ich die nüchternen Worte von Ferdinand von Schirach aufgesogen.

Zum Inhalt:
Fabrizio Collini ist pensionierte Werkzeugmacher. In seinem ...

Einfach nur ein grandioses Highlight: Innerhalb weniger Stunden habe ich die nüchternen Worte von Ferdinand von Schirach aufgesogen.

Zum Inhalt:
Fabrizio Collini ist pensionierte Werkzeugmacher. In seinem bisherigen Leben hat er sich nichts zu Schulden kommen lassen – ein unbeschriebens Blatt. Doch dann ermordert er in einem Berliner Luxushotel einen alten Mann. Der junge Anwalt Caspar Leinen bekommt die Pflichtverteidigung zugewiesen und muss Collini verteidigen. Für Caspar eine Karrierechance. Doch als er erfährt, dass das Opfer der Großvater seines besten Freundes ist, steht Caspar zwischen den Stühlen. Collini schweigt zu seinem Motiv. Caspar versucht, das Motiv zu rekonstruieren und stößt auf ein erschreckendes Kapitel der deutschen Justizgeschichte.

Ehrlich gesagt bin ich bisher immer an Ferdinand von Schirachs Büchern vorbei gelaufen. Warum, kann ich ehrlich gesagt auch nicht sagen. Jetzt habe ich aber doch zu „Der Fall Collini“ gegriffen und wenn ich meine Emotionen zu diesem Buch in einem Wort zusammenfassen soll: grandios. Dieser simple und einfache Schreibstil von von Schirach begeistert mich. In kaum einem seiner Sätze kommt mehr als ein Komma vor – ausgeschlossen sind Aufzählungen, die er sehr häufig sehr passend einsetzt. Dieser simple und distanzierte Schreibstil lässt mir als Leser einen ungeheuren großen Fantasiespielraum. Denn er ordnet die Geschehnisse nicht ein oder bewertet sie. Er gibt dem Leser nicht vor, was „gut“ und was „böse“ ist.

Der Mord geschieht auf den ersten Seiten. Dennoch schafft Collini die Spannung auf jeder Seite aufrecht zu erhalten. Und das, obwohl der Leser weiß, wer das Opfer und wer der Mörder ist. Die Suche nach dem Motiv beginnt.

Nach der letzten Seite musste ich schlucken und hinterfrage nun teilweise unser Rechtssystem. Mit einem Kopfschütteln und vielen Fragezeichen lässt mich Collini zurück. Ein Roman, der zum Denken und Hinterfragen anregt. Der Spuren hinterlässt.

Innerhalb weniger Stunden habe ich die knapp 200 Seiten von Ferdinand von Schirach gelesen. Geschickt verknüpft der Autor die verschiedenen Handlungsstränge der objektiven Vergangenheit, der persönlichen Vergangenheit von Caspar und der Gegenwart. Drei Erzählstränge, die am Ende ein erschreckendes Kapitel der Jusitzgeschichte aufdecken.

Für mich ist „Der Fall Collini“ ein ganz klares Jahreshighlight!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere