Love, love me do (Beatles)
Blaue NächteAusgerechnet der Unfall ihrer Mutter bringt Milena dem familieneigenen Club „Blue Nights“ näher, irgendwie fühlt sie sich dazu verpflichtet, in der Zeit, in der Ihre Mutter krankheitsbedingt ausfällt, ...
Ausgerechnet der Unfall ihrer Mutter bringt Milena dem familieneigenen Club „Blue Nights“ näher, irgendwie fühlt sie sich dazu verpflichtet, in der Zeit, in der Ihre Mutter krankheitsbedingt ausfällt, dort alles am Laufen zu halten. Sie fügt sich mehr schlecht als recht in die Abläufe ein und spult die allabendliche Routine ab. Diese wird jäh unterbrochen, als ein alter Mann verzweifelt versucht, Zutritt zum „Blue Nights“ zu erhalten – er habe eine Verabredung. Milena weist in schroff zurück und an nicht, dass diese Zurückweisung der Anfang einer Reise zurück in die Vergangenheit ist….
„Blue Nights“ wird auf zwei Zeitebenen erzählt und schildert in der Gegenwart das Leben von Milena, die seit 10 Jahren auf ihre große Liebe Paul wartet. Sie lässt Zeit und Raum verstreichen, hängt den Erinnerungen nach und merkt dabei nicht, wie sie sich langsam, aber sicher selbst aufgibt, wie die Zeit verrinnt und sie immer mehr einem Gespenst nachjagt. Erst eine zufällige Begegnung mit Paul bringt ihr die Erkenntnis, dass sie vieles falsche gemacht hat.
Der Blick zurück in die Swinging Sixties und die Geschichte von Emil lässt wirklich ab und an die Füße im Takt der bekannten Lieder von den Beatles und Co mitwippen, man summt unweigerlich mit und fühlt sich zurückversetz in die Zeit, in der Studentenrebellion, Blue Jeans und lange Haare für Aufruhr gesorgt haben.
Beide Liebesgeschichten können mich aber nicht wirklich von sich begeistern, denn sie wirken sehr nebulös und verklärt. Die Figuren sind für mich unnahbar und ziehen mich nicht richtig mit. Die Ereignisse lesen sich wie durch dicke Rauschwaden von Zigarettenrauch und abgestandener Luft und es fällt mir schwer, eine Beziehung zu den Akteuren aufzubauen. Ich bleibe oft außen vor, versuche zu verstehen und schüttele doch nur ungehalten den Kopf, weil sowohl Paul als auch Milena den berühmten Tritt in den Hintern bräuchten, um endlich wach zu werden Die Liebesgeschichte von Emil hat schon etwas romantisch-verklärtes, aber auch hier bleibe ich als Leser recht lange nur der stille Beobachter, statt mitzufiebern und mitzuhoffen.
Mir fehlt das Knistern in der Luft, die Schmetterlinge im Bauch, der Kloß in hals…all das sind doch untrügliche Zeichen dafür, dass man unterblich verliebt ist. Hier transportieren die Charaktere aber nicht eine einzige Regung, sondern spulen ihre Geschichte mehr oder weniger routiniert ab. Es ist so schade, dass diese faszinierende Idee mehr oder weniger im blauen Dunst des Nachtclubs untergeht…ich hatte mir so viel mehr erwartet.