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Veröffentlicht am 22.02.2020

Love, love me do (Beatles)

Blaue Nächte
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Ausgerechnet der Unfall ihrer Mutter bringt Milena dem familieneigenen Club „Blue Nights“ näher, irgendwie fühlt sie sich dazu verpflichtet, in der Zeit, in der Ihre Mutter krankheitsbedingt ausfällt, ...

Ausgerechnet der Unfall ihrer Mutter bringt Milena dem familieneigenen Club „Blue Nights“ näher, irgendwie fühlt sie sich dazu verpflichtet, in der Zeit, in der Ihre Mutter krankheitsbedingt ausfällt, dort alles am Laufen zu halten. Sie fügt sich mehr schlecht als recht in die Abläufe ein und spult die allabendliche Routine ab. Diese wird jäh unterbrochen, als ein alter Mann verzweifelt versucht, Zutritt zum „Blue Nights“ zu erhalten – er habe eine Verabredung. Milena weist in schroff zurück und an nicht, dass diese Zurückweisung der Anfang einer Reise zurück in die Vergangenheit ist….

„Blue Nights“ wird auf zwei Zeitebenen erzählt und schildert in der Gegenwart das Leben von Milena, die seit 10 Jahren auf ihre große Liebe Paul wartet. Sie lässt Zeit und Raum verstreichen, hängt den Erinnerungen nach und merkt dabei nicht, wie sie sich langsam, aber sicher selbst aufgibt, wie die Zeit verrinnt und sie immer mehr einem Gespenst nachjagt. Erst eine zufällige Begegnung mit Paul bringt ihr die Erkenntnis, dass sie vieles falsche gemacht hat.

Der Blick zurück in die Swinging Sixties und die Geschichte von Emil lässt wirklich ab und an die Füße im Takt der bekannten Lieder von den Beatles und Co mitwippen, man summt unweigerlich mit und fühlt sich zurückversetz in die Zeit, in der Studentenrebellion, Blue Jeans und lange Haare für Aufruhr gesorgt haben.

Beide Liebesgeschichten können mich aber nicht wirklich von sich begeistern, denn sie wirken sehr nebulös und verklärt. Die Figuren sind für mich unnahbar und ziehen mich nicht richtig mit. Die Ereignisse lesen sich wie durch dicke Rauschwaden von Zigarettenrauch und abgestandener Luft und es fällt mir schwer, eine Beziehung zu den Akteuren aufzubauen. Ich bleibe oft außen vor, versuche zu verstehen und schüttele doch nur ungehalten den Kopf, weil sowohl Paul als auch Milena den berühmten Tritt in den Hintern bräuchten, um endlich wach zu werden Die Liebesgeschichte von Emil hat schon etwas romantisch-verklärtes, aber auch hier bleibe ich als Leser recht lange nur der stille Beobachter, statt mitzufiebern und mitzuhoffen.

Mir fehlt das Knistern in der Luft, die Schmetterlinge im Bauch, der Kloß in hals…all das sind doch untrügliche Zeichen dafür, dass man unterblich verliebt ist. Hier transportieren die Charaktere aber nicht eine einzige Regung, sondern spulen ihre Geschichte mehr oder weniger routiniert ab. Es ist so schade, dass diese faszinierende Idee mehr oder weniger im blauen Dunst des Nachtclubs untergeht…ich hatte mir so viel mehr erwartet.

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Veröffentlicht am 08.02.2020

Sachlich fundierter Spionageroman

Durch die kalte Nacht
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Als der Fallschirmagent Gerhard Prange in den Niederlanden 1943 verhaftet wird, kämpft seine jüdische Freundin Sofieke um seine Freilassung. Sie wendet sich an Christmann, doch auch dieser spielt mit gezinkten ...

Als der Fallschirmagent Gerhard Prange in den Niederlanden 1943 verhaftet wird, kämpft seine jüdische Freundin Sofieke um seine Freilassung. Sie wendet sich an Christmann, doch auch dieser spielt mit gezinkten Karten. Sofieke weiß nicht, wem man noch trauen kann, aber Christmann erscheint ihr noch am ehesten glaubwürdig. Sara scheint ebenfalls in Sicherheit zu sein, doch die Frage der neugierigen Nachbarn lassen sich bei den Bauersleuten, bei denen Sara Unterschlupf gefunden hat, nicht mehr abwenden. Denn wie erklärt ein kinderloses Ehepaar auf Dauer, dass Kinderwäsche zum Trocknen auf der Leine hängt?

„Durch die kalte Nacht“ ist der Abschluss von Jürgen Ehlers Doppelagenten-Trilogie. Er beschreibt sehr sachlich und detailliert die Geschichte seiner fiktiven Spionageagenten und entführt so in eine aufregende Welt zur Zeit des Zweiten Weltkrieges. Das Buch ist keine leichte Kost und sollte von Historienliebhabern und Geschichtsinteressierten gelesen werden.
Auch ist es von Vorteil, die beiden Vorgängerbände zu kennen, damit die Geschichte in sich schlüssig ist und sich dem Leser erschließt. Als Quereinsteiger kann man zwar dem Geschehen dank Landkarte und Personenverzeichnis gut folgen, es fehlen aber manchmal wichtige Vorkenntnisse, um die einzelnen Beziehungen der Personen untereinander zu verstehen und nachvollziehen zu können.
Bis zum letzten Drittel wirkt das Buch eher getragen und es dauert lange, bis die Geschichte so richtig Fahrt aufnimmt. Der Leser fühlt sich zwar den Geschehnissen nah, bleibt aber bis zum letzten Leseabschnitt eher außen vor und betrachtet das Ganze wie durch einen Feldstecher. Erst auf den letzten 150 Seiten packt mich das Buch richtig, die Ereignisse zerren an meinen Nerven, es wird aufregend und spannend und ich blättere nervös die Seiten um, weil mich das Agentenfieber gepackt hat.
Ich muss hier allerdings neutrale 3 Sternchen vergeben, denn als Quereinsteiger und Leser des letzten Bandes fällt es schwer, eine angemessene Beurteilung zu geben. Der Autor kann ja nichts dafür, dass ich mich erst beim letzten Buch in die Serie eingeklinkt habe und somit wäre es unfair, hier eine niedrigere Bewertung abzugeben.
Für Kenner der Buchreihe ist dieser Roman sicherlich der krönende Abschluss eines gut durchdachten, akribisch recherchierten und sachlich fundierten Spionageromans. Ich habe mich, trotz mancher Ungereimtheiten gut unterhalten gefühlt und möchte daher eine Leseempfehlung aussprechen

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Veröffentlicht am 25.01.2020

Liebe geht durch den Magen...oder zum Zahnarzt

Hello Love
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"Hello love" macht alleine schon durch das ansprechende Cover Lust auf das Ausprobieren der Rezepte, schlemmen und genießen zu zweit . Die abgebildete Fotos sind qualitativ hochwertig und vermitteln somit ...

"Hello love" macht alleine schon durch das ansprechende Cover Lust auf das Ausprobieren der Rezepte, schlemmen und genießen zu zweit . Die abgebildete Fotos sind qualitativ hochwertig und vermitteln somit einen tollen optischen Eindruck, wie denn das nachzumachende Gericht am Ende aussehen soll. Die Fotos sind quasi der Aperitif und regen den Appetit an.
Dazu kommen noch die kurzen Portraits von berühmten Liebespaaren aus der Vergangenheit und Gegenwart wie beispielweise Michelle und Barack Obama, Audrey Hepburn und Mell Ferrer, royaler Flair mit Prinz Harry und seiner Megan. Schade, dass hier keine Fotos von all diesen Paaren zu finden sind, denn sie wären noch einmal ein Highlight gewesen. Allerdings habe ich vor Schreck fast das Buch fallen lassen, denn die Liebesgeschichte von John Lennon und Yoko Ono wird von ein paar ausgetretenen Birkis begleitet...und ich frage mich, was ein paar müffelige, ausgelatschte Treter mit der Liebesgeschichte dieses Paares zu tun haben ? Und vor allen Dingen, wieso verwendet man ausgerechnet dieses Foto in einem Kochbuch ? Nicht wirklich ästhetisch und optisch kein Blickfang
Die Rezepte sind leicht und einfach nachzumachen, die Zutaten ebenfalls leicht beim Kaufmann des Vertrauens zu besorgen, sodass man ohne großen Aufwand sich durch die Menufolge kochen kann. Es ist wirklich für jedes kleine Schlemmermäulchen etwas dabei.
Egal ob French Toast zum Frühstück für den Süßschnabel, oder Avocado-Smash-Stolle für den Genießer..so fängt der Tag der Verliebten richtig gut an und man kann sich nach diesem Frühstück schon vorstellen, wie genussvoll es weitergehen wird.
Wenn der Schatz eher für den mediterranen Gaumenschmaus zu haben ist, wird er den Koch/die Köchin für die Tagliatelle mit Krebsfleisch in Wermut-Sauce noch mehr lieben als vorher. In Milch geschmorte Hähnchenschenkel aus dem Ofen lassen den Verliebten sogar noch Zeit, sich während des Garvorgangs noch ein wenig tiefer in die Augen zu schauen und ein gutes Glas Wein zu genießen.
Allerdings sind die Desserts eher dazu geeignet, den nächsten Zahnarztbesuch schon einmal mit einzuplanen, denn hier wird es zuckersüß und mächtig. Ich weiß nicht, ob ein rosafarbener Zuckerkringel aus reinem Haushaltszucker, oder eine Himbeerpizza mit Schokoboden die richtigen Desserts sind, die ein gelungenes Menu zum Valentinstag abrunden. Zum einen sind sie wirklich süß (ok, man könnte diese Nachspeisen als Assoziation für den/ die Liebsten nehmen), aber sie gehören in meinen Augen eher als fröhlich bunte Überraschung auf einen Kindergeburtstag und sorgen dort für leuchtende Kinderaugen.
Alles in allem eine recht durchwachsene Angelegenheit mit netten Anregungen und einfachen Rezepten ,die sich aber beim näheren Bertachten und Nachkochen als nur bedingt geeignet herausstellen.
„Wo die Liebe den Tisch deckt, schmeckt das Essen am besten.“ (Französisches Sprichwort)

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Veröffentlicht am 18.01.2020

Launische Hauptdarstellerin

Violet
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Der Erste Weltkrieg hat seine Opfer gefordert und so kommt es, dass Violet mit ihren 38 Jahren immer noch bei ihrer Mutter wohnt, da ihr Verlobter im Krieg geblieben ist. Doch das zänkische Wesen ihrer ...

Der Erste Weltkrieg hat seine Opfer gefordert und so kommt es, dass Violet mit ihren 38 Jahren immer noch bei ihrer Mutter wohnt, da ihr Verlobter im Krieg geblieben ist. Doch das zänkische Wesen ihrer verwitweten Mutter macht es ihr nicht leicht. Violet nimmt einen schlecht bezahlten Job an, um überhaupt etwas zum Leben zu haben, die mitleidigen Blicke der Umstehenden versucht sie auszuklammern. In der Kathedrale von Winchester sorgt eine Begegnung dafür, dass Violets Leben sich grundlegend ändert...
"Violet" ist ein sehr ruhiger, gediegener Roman, der in meinen Augen viel mehr Kraft und Stärke hätte nach außen transportieren können, wenn er mit ausdrucksstarken und wortgewaltigen Szenen gestaltet worden wäre.
Schon nach den ersten Seiten spürt man, dass hier Detailverliebtheit die Überhand gewinnt und so ist es nicht verwunderlich, dass die ersten Kapitel eher von Teezeremonien, Handarbeit und gleichbeliebendem Alltag geprägt sind. Aber irgendwie macht das auch den Reiz aus, denn nur so kommt man in die Erzählung hinein, versteht die Handlungen der Figuren und kann sich in etwa ein Bild davon machen, wie es gewesen sein muss in einer Zeit, in der man als Frau erst einmal "beweisen" musste, dass man es auch alleine - ohne Mann - schaffen kann, auf eigenen Füßen zu stehen.
Violet ist zu Beginn des Buches für mich eine herausragende Persönlichkeit, die sich sehr nüchtern und diszipliniert, fast mit eisernem Willen durchsetzt. Was mir aber bei ihr fehlt ist ein bisschen Wärme, denn sie wirkt durch all die genannten Komponenten manchmal schon unnahbar und distanziert.
Im Verlauf des Buches dreht sich jedoch der Wind und Violet nimmt mehr und mehr den Part ihrer Mutter ein - sie wirkt launisch und überdreht und das macht den ganzen guten Eindruck von ihr zunichte. Ich ziehe mich unweigerlich von ihr zurück und verliere den Zugang zu ihr.
Was mir jedoch sehr gut gefallen hat ist die Umsetzung des Themas Stickerei - hier wird mit ganz viel Ruhe und Sorgfalt erzählt, wie diese Handarbeiten entstehen und welchen Stellenwert sie im kirchlichen Alltag haben. Man spürt förmlich mit jedem Handgriff der Stickerinnen, wie aus einem gewöhnlichen Faden kleine Kunstwerke entstehen und ich kann die fertigen Sitz- & Kniekissen direkt vor mir sehen. Der Zusammenhalt im Stickkreis ist eine große Stütze, nicht nur für Violet. Es wirkt so, als würden die Frauen durch die gemeinsame Handarbeit miteinander verknüpft sein.
Ich bin ein bisschen hin und hergerissen, was die Meinung zum Roman betrifft, denn auf der einen Seite wird hier geballtes Wissen zum Thema Stickerei an den Leser weitergegeben und zum anderen versucht dieses Buch gesellschaftskritisch die Rolle der Frau zur damaligen Zeit zu vermitteln. Jedoch gelingt dieser Spagat nicht ganz so gut. Man muss sich, glaube ich, ganz unvoreingenommen und mit offenem Herzen auf das Buch einlassen können, damit eine spannende Lektüre daraus wird. Das Buch wird sicherlich seine Liebhaber finden - für mich ist es eher durchschnittlich.

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Veröffentlicht am 28.12.2019

Starker Anfang, schwaches Ende

...als der Himmel uns berührte
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Mias Ehe schlittert geradewegs auf das Ende zu, denn ihr Mann Tristan nimmt es nicht ganz so genau mit dem gegebenen Treuversprechen. Damit Mia endlich wieder zu sich selbst findet, nimmt sie sich kurzerhand ...

Mias Ehe schlittert geradewegs auf das Ende zu, denn ihr Mann Tristan nimmt es nicht ganz so genau mit dem gegebenen Treuversprechen. Damit Mia endlich wieder zu sich selbst findet, nimmt sie sich kurzerhand eine Auszeit in den Rocky Mountains, und besucht ihre langjährige Freundin Dana. Und während der Indian Summer die kanadischen Berge in eine berauschende Farbenpracht taucht merkt Mia, dass es so viel mehr im Leben gibt als Erfolg im Beruf und dem damit verbundenen Geld. Sie kann sich nämlich nicht der unwiderstehlichen Anziehungskraft von Aiden entziehen, der sie mehr und mehr fasziniert…


„….als der Himmel uns berührte“ ist der neue Liebesroman aus der Feder von Jani Friese. Mit atemberaubenden und bildgewaltigen Landschaftsbeschreibungen der Rockys entführt sie den Leser direkt nach Kanada und lässt die wilde raue Bergwelt, kristallklare Seen und einzigartige Landschaften direkt vor dem inneren Auge entstehen.
Mias Lebensgeschichte ist geprägt von Naivität und emotionaler Abhängigkeit und mit ihren 35 Jahren steht sie zwar im Berufsleben fest auf beiden Beinen, ist aber ansonsten eher fremdgesteuert und manipuliert durch ihre Eltern und ihren untreuen Ehemann.
In der Abgeschiedenheit der Rocky Mountains lernt sie langsam, sich wieder selbst zu vertrauen und zurück zu ihrem eigenen Ich zu finden, öffnet nicht nur ihr Herz sondern auch ihre Seele.
Jani Friese schafft es, dem Leser die Riten und Gebräuche der indigenen Völker auf interessante Art und Weise zu vermitteln, die Neugier auf das Leben fremder Kulturen zu wecken und sich näher mit ihnen zu befassen.
Der Roman beflügelt und reißt den Leser immer wieder mit, weil die Geschichte abwechslungsreich und sehr spannend geschildert ist.
Doch dann kommt der große Bruch, denn ab Kapitel 13 bedient sich Jani Freise leider allen gängigen Klischees, die es in der breiten Masse der Liebesromane zu finden gibt. Das lässt die bis dahin sehr gute Erzählung plötzlich ideenlos erscheinen – Jani Friese kann das eindeutig besser und es ist schade, dass sie sich solcher Schablonen und stereotypen Szenen bedienen muss.
Durch diesen starken Abfall der Geschichte kann ich leider nur noch 3 Sterne vergeben.

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