Cover-Bild Die Nickel Boys
11,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser, Carl
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 03.06.2019
  • ISBN: 9783446262966
Colson Whitehead

Die Nickel Boys

Florida, Anfang der sechziger Jahre. Der sechzehnjährige Elwood lebt mit seiner Großmutter im schwarzen Ghetto von Tallahassee und ist ein Bewunderer Martin Luther Kings. Als er einen Platz am College bekommt, scheint sein Traum von gesellschaftlicher Veränderung in Erfüllung zu gehen. Doch durch einen Zufall gerät er in ein gestohlenes Auto und wird ohne gerechtes Verfahren in die Besserungsanstalt Nickel Academy gesperrt. Dort werden die Jungen missbraucht, gepeinigt und ausgenutzt. Erneut bringt Whitehead den tief verwurzelten Rassismus und das nicht enden wollende Trauma der amerikanischen Geschichte zutage. Sein neuer Roman, der auf einer wahren Geschichte beruht, ist ein Schrei gegen die Ungerechtigkeit.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.11.2019

Schwarz oder Weiß?

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!Ein Buchhighlight 2019!

Wir befinden uns im schönen Florida der sechziger Jahre. Elwood, 16 Jahre alt, lebt mit Grandma in einem Ghetto. Einem schwarzen Ghetto....sein großes Vorbild: Martin Luther King. ...

!Ein Buchhighlight 2019!

Wir befinden uns im schönen Florida der sechziger Jahre. Elwood, 16 Jahre alt, lebt mit Grandma in einem Ghetto. Einem schwarzen Ghetto....sein großes Vorbild: Martin Luther King. Das Glück scheint perfekt als er endlich ans College darf aber der Traum ist bald ausgeträumt. Durch sehr unglückliche und verzwickte Umstände gerät er in die Kriminalität und später in die „Nickel Academy“. Eine sogenannte Besserungsanstalt für gefallene Seelen. Aber dort scheint nichts wie es scheint...im Gegenteil. Die Anstalt ist die Hölle auf Erden...

Colson Whitehead hat, in meinen Augen, mit diesem Buch ein echtes Highlight 2019 verfasst. Diese Buch nimmt einem die Luft. Es ist kaum zu glauben das diese Geschichte auf wahren Begebenheiten beruhen soll, aber es ist nunmal so. Sein Schreibstil ist heftig. Er hat eine klare und harte Ausdrucksweise. Bringt viel Selbstbewusstsein mit und man merkt als Leser in jedem Satz, das er diese Geschichte einfach erzählen muss sonst platzt er. Er nimmt, wie gesagt, harte Worte in dem Mund um diese Geschichte zu erzählen.....aber ganz ehrlich?! Wie soll diese Thematik denn auch sonst erzählt werden? Hier passt keine rosa Plüschdecke in die man sich beim lesen einkuschelt, hier bleibt einem nur der gerade Sitz. Jeder Atemzug wird beim lesen intensiver und ab und an vergisst man es vor lauter Schock ganz. Whitehead trifft mit dieser Geschichte komplett ins Mark....und auch in das der Vereinigten Staaten von Amerika. Whitehead rüttelt auf, macht wach, regt zum nachdenken an und zeigt, wie schwer es die Schwarzen damals hatten und selbst heute noch haben. Überall auf der Welt ist das Thema Apartheid selbst Jahrzehnte nach der Abschaffung immer noch ein allgegenwärtiges Thema, das die Menschen aufwühlt, in Zorn und Wut bringt und den Hass schürt. In was für einer Welt leben wir denn hier? Es ist krank das wir nicht einfach alle friedlich miteinander auf diesem Erdball leben können, egal welche Hautfarbe wir haben, welche Sprache wir sprechen....

Whiteheads Buch ist einfach nur grandios! Ein Highlight 2019 für mich!

Veröffentlicht am 20.06.2019

Jung, schwarz, tot

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In einer ehemaligen Besserungsanstalt für Jungen werden undeklarierte Gräber gefunden. Gräber, die dort nicht sein sollten - und mit der Exhumierung der Leichen wird auch Einiges Andere wieder zu Tage ...

In einer ehemaligen Besserungsanstalt für Jungen werden undeklarierte Gräber gefunden. Gräber, die dort nicht sein sollten - und mit der Exhumierung der Leichen wird auch Einiges Andere wieder zu Tage gefördert. Menschen, denen niemand glaubt, weil sie einmal in der Besserungsanstalt waren. Dinge, die schon viel zu lange begraben liegen und jetzt erst ans Licht kommen. Durch die richtigen Leute. Weiße Leute.

Gleich am Anfang des Buches treffen wir Elwood, einen jugendlichen Anhänger Martin Luther Kings. Intelligent, gute Noten, versehen mit dem Glauben an eine bessere Welt. Einer der Nickel-Boys..

Die Geschichte ist wahnsinnig gut erzählt, mit viel Feingeist. Sie enthält unglaublich wichtige Teile einer historischen Entwicklung, über die immer noch zu wenig erzählt wird.

Colson Whiteheads neuestes Buch wirft gleich am Anfang viele Fragen auf, die es zu beantworten gibt. Das Titelbild ist fast schon eine Metapher für den Inhalt des Buches: hinter dem scheinbar Unauffälligen verbirgt sich eine Story, die Ihresgleichen sucht.

Veröffentlicht am 08.08.2019

Mit pointierten Worten trifft Colson Whitehead den Nerv des Lesers.

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Beschreibung

Der sechzehnjährige Elwood Curtis wächst in den 1960er Jahren in der rassistischen Gesellschaft Amerikas bei seiner Großmutter auf und ist großer Bewunderer von Martin Luther Kings Reden ...

Beschreibung

Der sechzehnjährige Elwood Curtis wächst in den 1960er Jahren in der rassistischen Gesellschaft Amerikas bei seiner Großmutter auf und ist großer Bewunderer von Martin Luther Kings Reden und Botschaften. Der junge Elwood ist ein guter Schüler und für ihn geht ein Traum in Erfüllung als er einen Platz am College der Schwarzen in Aussicht gestellt bekommt. Doch durch eine unglückliche Fügung gerät Elwood in ein gestohlenes Fahrzeug und wird ohne eine angemessene Gerichtsverhandlung in die Besserungsanstalt der Nickel Academy gesteckt. In der Anstalt steht neben dem offensichtlichen Rassismus jede Menge Gewalt und Missbrauch auf der Tagesordnung.

Meine Meinung

Colson Whitehead bot seinen Leserinnen und Lesern bereits mit seinem fiktionalen Roman »Underground Railroad« eine Geschichte über den Rassismus zur Zeit der Sklaverei in Amerika, der tief unter die Haut geht. In seinem neusten Werk »Die Nickel Boys« behandelt der Autor noch einmal das Thema Rassismus, dieses Mal rückt die Geschichte allerdings etwas näher an die Gegenwart heran, denn Whitehead erzählt eine Geschichte, wie sie sich in den 1960er Jahre in Amerika zugetragen haben könnte.

Hauptprotagonist der Geschichte ist der junge Elwood Curtis, der mir mit seiner klugen, aufgeweckten und herzlichen Art sofort ans Herz gewachsen ist. In einer nüchternen und dennoch sehr ergreifenden Weise berichtet Colson Whitehead von dem Leben des Jungen Elwood, der sein Ziel, etwas aus sich zu machen und am College zu studieren fest vor Augen hat. Das Schicksal spielt im jedoch böse mit, als er unverschuldet in der Besserungsanstalt der Nickel Academy gesteckt wird. Der Schein eines Erziehungscamps trügt zuerst und wiegt Elwood gleichermaßen wie den Leser in Sicherheit. Schnell bekommt der Putz dieser scheinbaren Heile-Welt-Fassade jedoch Risse und beginnt zu bröckeln.

Schonungslos schildert Whitehead den Alltag, den Elwood Tag für Tag über sich ergehen lässt und skizziert die grässliche und willkürliche Gewalt, die nicht nur durch das Personal ausgeübt wird, sondern auch im Zusammenleben zwischen den Insassen aufflammt. Anstatt zielstrebig seine Träume realisieren zu können sitzt Elwood nun neben ungebildeten Mitschülern in Unterrichtsstunden fest, die meilenweit von seinem Wissensstand entfernt sind und verrichtet harte Arbeit auf dem Feld. Elwood lässt den Hass über sich ergehen und hält an seinem Optimismus fest, irgendwann einen Weg aus der Hölle des Nickel zu entkommen. Schon nach kurzer Zeit findet er in dem pragmatischen Waisenkind Turner einen guten Freund und gemeinsam schaffen sie sich Zeiten außerhalb des Nickel, wenn sie dem Personal dabei helfen die staatlichen Zuwendungen für die Anstalt schwarz weiterzuverkaufen.

Der Rassismus ist ein ständiger Begleiter zwischen den Zeilen. Besonders durch die leisen Töne kommt der Unterschied zwischen Schwarz und Weiß in der amerikanischen Gesellschaft in den 60er Jahren eindrücklich zum tragen. Seien es Extra Colleges für die Schwarzen oder Vergnügungsparks, Restaurants und Hotels die nur für die Weißen vorbehalten waren. Elwood hatte schon vor dem Nickel den Unterschied zwischen Schwarz und Weiß nur zu deutlich verspürt.

Colson Whitehead berichtet in einem Nachwort über die Entstehung des fiktionalen Romans und führt aus wie die realen Fakten auf der sein Roman beruht, erst 2014 der Öffentlichkeit offenbart wurden. Auf dem Gelände der ehemaligen Arthur G. Dozier School for Boys wurde bei archäologischen Ausgrabungen festgestellt, dass die Besserungsanstalt für jugendliche Straftäter nicht nur einen offiziellen Friedhof für die Leichen der Schüler besaß, sondern auch etliche Leichen geheim verscharrt wurden. Dieser Fund untermauert die Hinweise überlebender Schüler, die bereits seit Jahren auf die grausame Geschichte der Besserungsanstalt aufmerksam zu machen versuchten um den Tätern einer gerechten Strafe zuzuführen.

Die Geschichte über den jungen Elwood hätte sich genauso zugetragen haben können, auch wenn sie der Fantasie des Autors entsprungen ist. Diese Tatsache verleiht dem Buch zusätzlich einen ordentlichen Gänsehautfaktor.

Fazit

Mit pointierten Worten trifft Colson Whitehead den Nerv des Lesers. Witheheads Geschichte über den Rassismus in den 60er Jahren und den Gewaltmissbrauch in einer Besserungsanstalt sorgt mit unglaublicher Authentizität für eiskalte Schauer.

Veröffentlicht am 05.06.2019

Ein ewiger Kampf um Menschenrechte

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Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
Verlag: Carl Hanser Verlag (3. Juni 2019)
ISBN-13: 978-3446262768
Originaltitel: The Nickel Boys
Übersetzung: Henning Ahrens
Preis: 23,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch ...

Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
Verlag: Carl Hanser Verlag (3. Juni 2019)
ISBN-13: 978-3446262768
Originaltitel: The Nickel Boys
Übersetzung: Henning Ahrens
Preis: 23,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Ein ewiger Kampf um Menschenrechte

Inhalt:
Florida, 1962. Elwood Curtis, 16, hat sich noch nie etwas zuschulden kommen lassen. Er ist bestrebt, seiner Großmutter zu gehorchen und ein guter Schüler zu sein. Fasziniert lauscht er den Reden von Martin Luther King. Ausgerechnet die Erlaubnis, am College Kurse zu belegen, wird ihm zum Verhängnis. Er wird unschuldig in die Besserungsanstalt Nickel Academy eingewiesen. Hier werden vor allem die farbigen Jungen misshandelt und missbraucht. Elwood gibt sein Möglichstes, um die Tortur zu überleben, ohne sich brechen zu lassen.

Meine Meinung:
Colson Whitehead hat sich erneut das Thema Rassismus in den USA vorgenommen. Eindrücklich erzählt er über die Ungerechtigkeiten und Schikanen, die Farbige erleiden mussten und teilweise immer noch müssen, über den Willen und den Kampf, dies zu ändern. Das Nickel eignet sich hier sehr gut als Hintergrund. Die Aufseher agieren vollkommen willkürlich, prügeln, sperren ein, töten und vertuschen. Es gibt manche „unappetitliche“ Szene, die die Lesenden schockieren kann.

Der Protagonist Elwood ist ein starker Charakter, an dessen Seite man die ganzen Missstände in der Anstalt erlebt. Diesen Jungen habe ich ganz schnell ins Herz geschlossen. Umso schlimmer fand ich, was ihm alles widerfährt. Ich habe mit ihm und um ihn gebangt, ob er diese Hölle überleben wird, ob er danach noch ein normales Leben führen kann oder ob er ein gebrochener Mann sein wird.

Das Buch berührt, trotzdem war da stets eine gewisse Distanz zwischen den Figuren und mir, die mich ein klein wenig gestört hat. Vieles wird ein bisschen zu berichtartig erzählt. Hier hätte ich gerne noch tiefer in die Protagonisten hineingeschaut, ihre Gedanken, Gefühle, Ängste und Hoffnungen noch direkter auf mich wirken lassen.

Nichtsdestotrotz: Ein klare Leseempfehlung von mir!

★★★★☆