Cover-Bild Ein frommer Mörder
14,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Heyne
  • Themenbereich: Belletristik - Kriminalromane und Mystery
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 448
  • Ersterscheinung: 12.07.2021
  • ISBN: 9783453440937
Liam McIlvanney

Ein frommer Mörder

Kriminalroman
Sabine Lohmann (Übersetzer)

Der Täter unter uns

Glasgow, 1969. Ein brutaler Serienkiller versetzt die Stadt in Angst. Als die Behörden beschließen, die Öffentlichkeit in die Suche einzubeziehen, gerät die Lage vollends außer Kontrolle. Während die Bürger in Panik geraten, versinkt die Polizei in nutzlosen Hinweisen. Ein Hilferuf erreicht den talentierten Ermittler DI McCormack. Er soll die Ermittlungen wieder in geordnete Bahnen lenken. Doch die Beamten aus der Stadt stehen dem Neuankömmling aus den Highlands ablehnend gegenüber. Gegen alle Widerstände kämpft McCormack für die Wahrheit.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.07.2021

Zwischen Beharren und Aufbruch

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McIlvanney? Da war doch was. Richtig, William McIlvanney, oft als Vater des schottischen „Noir“ bezeichnet. Ihm verdanken wir die drei Klassiker mit Jack Laidlaw, dem grüblerischen Detective der Glasgower ...

McIlvanney? Da war doch was. Richtig, William McIlvanney, oft als Vater des schottischen „Noir“ bezeichnet. Ihm verdanken wir die drei Klassiker mit Jack Laidlaw, dem grüblerischen Detective der Glasgower Polizei, ohne den Ian Rankin sich nach eigener Aussage wohl nicht diesem Genre zugewandt hätte. Warum? Weil dessen Kriminalromane soziale Missstände thematisieren, ein realistisches Bild einer Gesellschaft im Umbruch zeichnen. Es sind große Fussstapfen, in die Liam McIlvanney tritt, aber er meistert diese Herausforderung mit Bravour und wird 2018 mit dem „Bloody Scotland Prize“ seinen Kriminalroman ausgezeichnet, der sich sehr lose an den Bible John Fall anlehnt.

Ende der sechziger Jahre treibt ein Serienmörder, genannt „der Quäker“, in Glasgow sein Unwesen. Drei junge Frauen sind ihm schon zum Opfer gefallen, erwürgt und wie Müll in einem der vielen Abbruchhäuser entsorgt. Und obwohl mit Hochdruck ermittelt wird, tappt die Polizei im Dunkeln.

Drei Mordopfer ohne Gemeinsamkeiten. Der Täter, von dem nur eine rudimentäre Beschreibung vorliegt. Die Sondereinheit, im Trüben fischend. Und mittendrin, zwischen allen Stühlen, der von den Kollegen misstrauisch beäugte katholische Highlander Duncan McCormack, nach Glasgow geschickt, um die festgefahrenen Ermittlungen zu bewerten und den Fall möglichst unspektakulär zu einem Abschluss zu bringen. Nicht zu vergessen ein zweiter Handlungsstrang, in dessen Zentrum ein Safeknacker steht, der als Bauernopfer herhalten soll.

"Ein frommer Mörder" ist eine Story von düsterer Brillanz, die so überhaupt nichts mit den Serienmörder-Krimis weniger begabter Autoren gemeinsam hat, was vor allem aus der allgegenwärtigen Präsenz Glasgows resultiert. Eine Stadt, die sich verändert, in der alte Mietskasernen abgerissen und neue Hochhäuser gebaut werden. Eine Stadt, in der alles beim Alten bleibt, in der das organisierte Verbrechen Allianzen schmiedet und die Fäden zieht. Eine Stadt im Wandel zwischen Beharren und Aufbruch. Nachdrückliche Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 19.09.2021

Erfordert Durchhaltevermögen

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Liam McIlvanney stammt aus der Region Ayreshire, Schottland. Für seine Thriller wurde er mit zahlreichen Preisen geehrt. Er arbeitet als Professor für Schottland-Studien an der Universität von Otago, Neuseeland. ...

Liam McIlvanney stammt aus der Region Ayreshire, Schottland. Für seine Thriller wurde er mit zahlreichen Preisen geehrt. Er arbeitet als Professor für Schottland-Studien an der Universität von Otago, Neuseeland. Ein frommer Mörder ist das erste Buch mit dem Ermittler Duncan McCormack.

Es ist bei Heyne als Klappenbroschur am 12.Juli 2021 erschienen und umfasst 448 Seiten.

Inhalt:

„Glasgow, 1969. Ein brutaler Serienkiller versetzt die Stadt in Angst. Als die Behörden beschließen, die Öffentlichkeit in die Suche einzubeziehen, gerät die Lage vollends außer Kontrolle. Während die Bürger in Panik geraten, versinkt die Polizei in nutzlosen Hinweisen. Ein Hilferuf erreicht den talentierten Ermittler DI McCormack. Er soll die Ermittlungen wieder in geordnete Bahnen lenken. Doch die Beamten aus der Stadt stehen dem Neuankömmling aus den Highlands ablehnend gegenüber. Gegen alle Widerstände kämpft McCormack für die Wahrheit.“ (Quelle: Verlagsseite Random House)

Meine Meinung:

Ein frommer Mörder von Liam McIlvanney ist zunächst einmal schwierig zu lesen, weil die Namen der Protagonisten einander häufig sehr ähneln und man dadurch schnell verwirrt ist. Man merkt allerdings ebenso schnell, dass dieses Buch wirklich gut gemacht ist. Der Autor versteht es, die Spannung sehr langsam aufzubauen, was für einen guten Krimi unabdingbar ist. Ein frommer Mörder ist neben dem Genre des Krimis auch ein Buch, das einen Einblick in die Polizeiarbeit und in die Gesellschaft der 1950er und 60er Jahre in Schottland gibt. Im Fokus der Handlung steht der Ermittler Duncan McCormack. Man erfährt über ihn nach und nach Einzelheiten über sein Leben, und zwar nicht nur über sein Leben als Polizist, sondern auch über seinen familiären Hintergrund. Dadurch erfährt man wiederum auch eine Menge über das Leben in Schottland der 1950er Jahre, über das wirklich harte Leben der Arbeiterschicht und die damit verbundenen gesundheitlichen Einschränkungen. McCormack selber hätte auch so ein Leben bevor gestanden wenn er in seiner Heimatstadt geblieben wäre. Er ist aber nach Glasgow, in die Geburtsstadt seiner Mutter, gezogen und dort Polizist geworden.

McCormack ist im Polizeirevier in Glasgow als Sonderermittler eingesetzt, weil die Ermittlungen in einer Mordserie nicht vorangehen. Wie in vielen Kriminalfällen gibt es immer Probleme, wenn Ermittler aus verschiedenen der Dienststellen von oben verordnet zusammenarbeiten müssen. Genauso ist es in diesem Buch. McCormack wird von allen kritisch beäugt und angefeindet und

fühlt sich alles andere als wohl in seiner neuen Rolle. Andererseits weiß er, dass die Ermittlungen sich festgefahren haben und ein neuer Ansatz her muss. Die bisher ermittelnden Polizisten davon zu überzeugen, ist eine schwierige Aufgabe.

Ich kann verstehen, dass dieses Buch den schottischen Krimipreis bekommen hat. In Schottland wird es sicherlich noch lieber gelesen werden als in der deutschen Übersetzung. Hier in Deutschland aber ist es wirklich anstrengend dieses Buch zu lesen, weil man eigentlich sehr ortskundig sein müsste. Mir sagen viele der schottischen Städte, Orte und Plätze nichts und ich müsste per Atlas oder Google erkunden, wo alle Schauplätze zu finden sind. Das macht das Lesen manchmal anstrengend. Nach ungefähr 100 Seiten, durch die muss man durch, nimmt die Handlung an Fahrt auf und wird zunächst spannend. Man erfährt etwas völlig Neues über die private Seite von McCormack und ist erstaunt.

Der Autor wendet einen weiteren spannenden Kniff an, er lässt die getöteten Opfer aus dem Off sprechen. Dadurch weiß der Leser manchmal mehr als die Ermittler, aber nie so viel, dass er auf die korrekte Lösung kommt. Schwierig bleibt das Buch trotzdem, denn es gibt immer wieder diverse Nebenschauplätze, die wiederum Ortskenntnis benötigen um wirklich zu verstehen, worum es hier geht. Mein Eindruck, den ich am Anfang hatte, bestätigt sich beim weiteren Lesen.

Im weiteren Verlauf werden zwei Erzählstränge, die zunächst überhaupt nichts miteinander zu tun haben, sehr gekonnt miteinander verknüpft. So richtig, richtig spannend fand ich das Buch tatsächlich erst ab etwa Seite 300 und das ist natürlich eigentlich nicht gut.

Dieses Buch ist wirklich nur sehr aufmerksam zu lesen, wenn man sich in Schottland überhaupt nicht auskennt. Ich mag Krimis wirklich sehr gerne, dieser gehört allerdings zu denen, die mir zwar gefallen, aber nicht so nebenbei zu lesen sind.

Der Titel steht übrigens in einem anderen Kontext als man zunächst vermuten könnte.

Fazit:

Nur zu empfehlen, wenn man ein gutes Durchhaltevermögen hat und auch bei schwierigen Namen nicht aufgibt.

Veröffentlicht am 05.08.2021

Ein hartnäckiger Ermittler

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1969, Glasgow, Di Duncan McCormack soll versuchen herauszufinden, was im Fall der drei ermordeten jungen Frauen schief gelaufen ist. Seit Monaten wird der Täter gesucht und es gibt keine großen Fortschritte. ...

1969, Glasgow, Di Duncan McCormack soll versuchen herauszufinden, was im Fall der drei ermordeten jungen Frauen schief gelaufen ist. Seit Monaten wird der Täter gesucht und es gibt keine großen Fortschritte. Die Nachforschungen sind förmlich in einer Unmenge an Hinweisen aus der Bevölkerung erstickt. McCormack versucht, dem nachzugehen und herauszufinden, ob nicht doch etwas übersehen wurde. Doch seine Kollegen fühlen sich kontrolliert und sie sind nicht besonders interessiert an einer ordentlichen Zusammenarbeit. Wie soll McCormack am besten mit den Kollegen umgehen und gleichzeitig doch im Fall weiterkommen. Da geschieht ein Raubüberfall, der weitere Kräfte bindet.

Duncan McCormack im ersten der Morde bereits selbst erfolglos ermittelt und nun soll er den Kollegen auf die Sprünge helfen. Das ist schon eine spezielle Situation und dessen ist sich Duncan auch bewusst. Trotzdem will er den Mörder, der Quäker genannt wird, unbedingt fassen. Es kann ja nicht ausgeschlossen werden, dass der Killer wieder zuschlägt, auch wenn nun schon länger nichts passiert ist. Gleichzeitig ist es für den zurückhaltenden McCormack nicht leicht, einen Zugang zu den anderen Beamten zu finden. Dennoch scheinen seine Chefs auf ihn zu setzen. Wenn er seine Aufgabe gut bewältigt, könnte eine Beförderung winken.

Ein etwas anderer Ansatz für einen Kriminalroman, eine Idee, die neugierig macht. Hier soll also ein Ermittler eine Untersuchung nachvollziehen, um Tips geben zu können, was besser gemacht werden könnte. Man ist gespannt, wie Duncan McCormack an die Aufgabe herangeht und die Kollegen auf ihn reagieren. Gleichzeitig will man wissen, welche neuen Gesichtspunkte sich auftun könnten. Doch gerade zu Beginn wird gerade durch diesen ungewöhnlichen Ansatz Geschwindigkeit aus der Geschichte genommen, was die Lektüre etwas erschwert. Erst im Fortgang der Story, besonders natürlich zum Ende hin wird es richtig spannend. Dann kann man das Buch kaum noch aus der Hand legen und man ist gepackt von den unerwarteten Entwicklungen, die sich auftun.

Veröffentlicht am 21.07.2021

detailreicher Schreibstil

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Der Krimi von Liam McIlvanney führt die Leser in das Glasgow von 1968. Freunde und Fans von Inspector George Gently (TV-Serie) kommen hier auf ihre Kosten. Sie lernen das Gämngstermilieu der 1960er Jahre ...

Der Krimi von Liam McIlvanney führt die Leser in das Glasgow von 1968. Freunde und Fans von Inspector George Gently (TV-Serie) kommen hier auf ihre Kosten. Sie lernen das Gämngstermilieu der 1960er Jahre kennen.

Ein Serienmörder treibt sich um. Er holt sich Mädchen bzw. junge Frauen aus dem Clubs, vergewaltigt und tötet sie. Der Polizist McCormack wird geholt, nachdem die örtlichen Behörden mehr als ein Jahr im Dunkeln tappen und keine Ermittlungserfolge vorweisen können. Die Politik und die Medien drängen.

Parallel dazu erlebt der Leser, wie ein paar Gangster einen Einbruch planen. Der wichtigste Mann dafür wird aus London geholt. Er kehrt für diesen Job nach zehn Jahren in seine alte Heimatstadt zurück.

Der Kriminalroman zeichnet sich durch einen angenehmen, ruhigen und detailreichen Schreibstil aus. Liam McIlvanney legt viel Wert auf die Details der 1960er Jahre in Schottland. Immer wieder wird das Leben der Menschen zur damaligen Zeit, deren Umfeld und Lebensverhältnisse eingeflochten. Als Leser bekommt man ein Gefühl davon und hat keine Probleme damit, Parallelen zu damaligen Fernsehserien (Die Gentlemen bitten zur Kasse) oder zu heutigen in der damaligen Zeit spielenden (Inspector George Gently) zu finden.

Die Figuren selbst sind Liam McIlvanney eine wichtige Sache. Deshalb kriecht er in die Köpfe der Figuren, um den Lesern deren gefühl, deren Empfinden und Gedanken näher zu bringen. Dies treibt er dabei soweit, dass er sich nicht scheut, eine No-Go-Regel für Romane sehr geschickt einzusetzen: Er lässt die toten Opfer erzählen. Das geschieht in ausgewählten Zwischenkapiteln, in denen die Opfer aus ihrer Sicht schildern, wie sie zum Opfer geworden waren.

Der Protagonist McCormack ist ein sehr stiller Ermittler, der immer wieder aufs Neue über seine Situation und den Fall nachdenkt. Damit reiht er sich in die Riege von Maigret und Lacroix ein.

Den mit dem schottischen Krimipreis ausgezeichneten Roman »Ein frommer Mörder« empfehle ich sehr gerne wegen seiner ruhigen Art und der ständig schwirrenden Spannung bis der Täter gefasst wird. Er bietet beste Unterhaltung.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2021