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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.02.2025

Sehr tief recherchiert, Symbolik und Codes, Intrigen und Schicksale

DER INSEL CODE X
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Es ist mein erstes Buch der Reihe und da man jedes Buch unabhängig von den anderen lesen kann, hat mir auch keine Vorgeschichte gefehlt. „Der Insel Code X“ ist der achte Band der Reihe rund um den Bodensee. ...

Es ist mein erstes Buch der Reihe und da man jedes Buch unabhängig von den anderen lesen kann, hat mir auch keine Vorgeschichte gefehlt. „Der Insel Code X“ ist der achte Band der Reihe rund um den Bodensee.
Zu meinem Erstaunen wurde hier von Marion Harder-Merkelbach anscheinend sehr tief und gründlich recherchiert. Man merkt beim Lesen die Festigkeit der Autorin im geschichtlichen Geschehen.
Hauptfigur ist der Mönch Strabus, der im Kloster Reichenau aufwächst und in den alten Geheimnissen unterwiesen wurde. Doch weder im Kloster noch am Kaiserhof sind Intrigen, Machtkämpfe und Bespitzelung unbekannt.
Es ist faszinierend wie sich die Mönche und eingeweihten Menschen damals mittels Symbolik verständigten und ihr Wissen im Geheimen übermittelten. Die Geschichte ist dicht mit historischen Geschehen und Personen versehen.
Hilfreich hierzu fand ich das Personenverzeichnis und den Stammbaum zu Beginn, ebenso eine Karte der Handlungsorte. Als Beigabe war in meinem Buch noch ein farbiger Ausdruck in A4 ebenfalls mit Personenverzeichnis und Handlungsorte, sodass man dieses auch als Lesezeichen verwenden konnte und sofort zu Hand hat, wenn es nötig ist.
Mir hat der historische Roman gut gefallen. Strabus und die Kaiserin Judith waren für mich angenehme Figuren mit Ecken und Kanten, die für ihren Weg einstanden.

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Veröffentlicht am 18.02.2025

Verstehen, sich selbst und andere, offen und ehrlich

Das Lieben danach
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Es ist bemerkenswert, wie offen und ehrlich, wie analytisch und achtsam von Helene Bracht über dieses sehr sensible Thema geschrieben wird. Sie schafft es ohne Wut und Verurteilung mittels eines (ihres?) ...

Es ist bemerkenswert, wie offen und ehrlich, wie analytisch und achtsam von Helene Bracht über dieses sehr sensible Thema geschrieben wird. Sie schafft es ohne Wut und Verurteilung mittels eines (ihres?) Lebensweges und anhand verschiedener Abschnitte, Szenen und Beziehungen aufzuzeigen, wie sehr sich Missbrauch in der Kindheit auch nach langen Jahren noch zeigt.
Ich dachte, die paar Seiten könnte ich schnell lesen, aber der geballte Inhalt will verdaut werden. Manches wird vielleicht getriggert, an anderen Stellen gibt es ein AHA-Erlebnis und anschließendes Verstehen warum eigene Handlungen, oder die von nahestehenden Personen, so oder ähnlich ablaufen.
In meinen Augen ist „Das Lieben danach“ ein extrem wichtiges Buch. Sowohl für Betroffene, um für sich selbst Verhaltensweisen in den Kontext stellen und richtig einordnen zu können, als auch für jeden anderen Leser, damit dieses komplexe Thema ein klein wenig besser verstanden wird.
Missbrauch, in welcher Form auch immer, hallt nach, Verhalten und Muster werden prägend, lassen sich vergraben und tauchen Jahre später, ohne Warnung, an anderer Stelle wieder auf. Helene Bracht zeigt all diese Verstrickungen und im Hintergrund immer noch agierend Erlebtes und dessen Verletzungen auf. Sie lässt durch Erkennen, Aufzeigen und Verknüpfen so manches Verhalten und Muster im Umgang mit sich selbst und anderen verstehen.
Ich denke, dieses Buch sollte von möglichst vielen Menschen gelesen werden, da es in jedem Fall zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 10.02.2025

Amüsantes Duo mit Wortwitz und interessantem Fall

»Wenn Ende gut, dann alles«
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Das Buch mit seinen über 400 Seiten ist nicht unbedingt dünn und dennoch hätte ich gerne noch weitergelesen. Wie geht es mit den beiden weiter? In welchen Fall stolpern sie als nächstes? Gleich vorweg ...

Das Buch mit seinen über 400 Seiten ist nicht unbedingt dünn und dennoch hätte ich gerne noch weitergelesen. Wie geht es mit den beiden weiter? In welchen Fall stolpern sie als nächstes? Gleich vorweg kann ich schon sagen, dass ich die Folgebände mit Sicherheit auch lesen werde.
Das zivile Ermittlerduo Tommi und Svetlana sind einfach herrlich im Umgang miteinander. Beide kommen authentisch rüber und haben ihre menschlichen Ecken und Kanten. Man darf immer wieder über und mit ihnen schmunzeln, ob es die gebrochene Sprache von Svetlana ist, oder ihre Art Tommi in die gewünschte Richtung zu lenken, oder Tommi und seine blinden Flecken, wobei seine beziehungstechnischen Altlasten für mich gerade noch annehmbar waren. Gefallen hat mir auch ihre Hartnäckigkeit den Fall aufklären zu wollen.
Trotz des manchmal relativ schlechten Deutsch von Svetlana ist der Schreibstil von Volker Klüpfel sehr gut zu lesen. Das Cover möchte ich ebenfalls erwähnen, es ist ein Hingucker und die erhabene Schrift fühlt sich besonders an.
Ich habe „Wenn Ende gut, dann alles“ sehr gerne gelesen und kann es nur weiterempfehlen. Liebhaber des Cosykrimi mit humorvollen Szenen und Wortwitz werden ihren Spaß damit haben, wobei man nicht übersehen darf, dass die Ermittlungen durchaus spannend verlaufen.

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Veröffentlicht am 08.02.2025

Berührend, aufzeigend und manchmal witzig

Russische Spezialitäten
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Eine Geschichte die aufzeigen will, dass es nie nur schwarz oder weiß gibt, dass Familien weitab vom Kriegsgeschehen ebenso Trennung und Schmerz, Verlorensein und Unverständnis erleben wie sie auch der ...

Eine Geschichte die aufzeigen will, dass es nie nur schwarz oder weiß gibt, dass Familien weitab vom Kriegsgeschehen ebenso Trennung und Schmerz, Verlorensein und Unverständnis erleben wie sie auch der Versuchung von Propaganda erliegen können. Bei all den schweren Themen hatte ich dennoch nicht das Gefühl einen deprimierenden Text vor mir zu haben. Dmitrij Kapitelman hat einige witzige Szenen eingebaut, die auflockern.
Auch, wenn immer wieder russische Wörter und Sätze einfließen, so ist der Lesefluss dadurch nicht wesentlich unterbrochen. Da ich weder russisch noch ukrainisch sprechen und lesen kann, musste ich diese sowieso überspringen. Meistens wurden sie aber sofort übersetzt oder der Sinn ergab sich aus dem Zusammenhang. Ich konnte mit dem Schreibstil des Autors sehr gut umgehen.
Die Hauptfigur war mir greifbar und sympathisch. In seinem Versuch der Mutter eine andere Sichtweise zu zeigen, sich selbst zu finden und Ansichten zu hinterfragen, wurde er menschlich und verletzlich dargestellt.
„Russische Spezialitäten“ hat mich auf eine Reise mitgenommen. Nicht nur auf eine Reise in die vom Krieg fest umklammerte Ukraine, sondern auch auf die Suche des Sohnes nach seiner Identität. Es berührt, zeigt auf und lässt mitfühlen.

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Veröffentlicht am 29.01.2025

Versuchung siegt über Moral

Der Besuch der alten Dame
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Ich hatte Respekt vor einem Buch von Friedrich Dürrenmatt und lies es zu Unrecht lange liegen. Doch „Der Besuch der alten Dame“ hat es mir dann doch leicht gemacht. Gewöhnungsbedürftig war anfangs natürlich ...

Ich hatte Respekt vor einem Buch von Friedrich Dürrenmatt und lies es zu Unrecht lange liegen. Doch „Der Besuch der alten Dame“ hat es mir dann doch leicht gemacht. Gewöhnungsbedürftig war anfangs natürlich der Aufbau als Drehbuch für ein Theaterstück. Aber erstaunlicherweise kam ich sehr gut in die Geschichte und ich konnte das Buch flüssig durchlesen.
Die Moral der Geschichte ist, dass die Versuchung über die Moral siegt. Traurig aber nicht nur damals, sondern auch heutzutage immer wieder zu beobachten. Und da bedarf es eines viel kleineren Anreizes als einer Milliarde von Claire Zachanassian.
Ich fand die Entwicklung der Dorfbewohner sehr gut beschrieben. Erst die Entrüstung und die Ablehnung, nach und nach der Geschmack des Geldes bis hin zur eigenen Auslegung von Gerechtigkeit. Aber auch Ill geht eine spürbare Wandlung durch. Er sieht seine Verfehlung, akzeptiert, dass er dafür die Konsequenz tragen muss. Wie immer auch das Urteil lauten mag.
Ein Stück, das in jedes Zeitalter passt. Ich habe das Büchlein gerne gelesen.

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