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Veröffentlicht am 11.02.2020

Berührendes Schicksal - Gegen das Vergessen der Gräuel unter dem Sowjetregime

Rote Kreuze
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Ein ganz beeindruckendes und berührendes Buch hat Sasha Filipenko da geschrieben. Es ist das erste seiner vier Bücher, das in deutscher Übersetzung erscheint.

So wünscht man sich einen Buchbeginn: Alexander, ...

Ein ganz beeindruckendes und berührendes Buch hat Sasha Filipenko da geschrieben. Es ist das erste seiner vier Bücher, das in deutscher Übersetzung erscheint.

So wünscht man sich einen Buchbeginn: Alexander, dreißig Jahre, hat soeben eine Wohnung in Minsk gekauft, mit Schlafsack und Wasserkocher will er die erste Nacht dort verbringen. Als er vom Einkaufen zurückkommt, ziert ein rotes Kreuz seine Wohnungstür. Er kommt nicht dazu, es wieder zu entfernen, seine Nachbarin Tatjana hält ihn davon ab. Sie leide an Alzheimer und benötige die Kreuze, um wieder nach Hause zu finden, erklärt sie. Nur widerwillig folgt Alexander ihr in ihre Wohnung. Dort beginnt Tata ihm ihre Lebensgeschichte zu erzählen.

Ein starker Buchbeginn. Alexander und Tatjana schenken sich nichts. Beide sind bis ins Unhöfliche ehrlich und sparen nicht mit Spott und Sarkasmus. Es macht Spaß ihnen zuzuhören und beide Charaktere sind sofort interessant und sympathisch.
Die Handlung ist von Beginn an spannend. Verluste prägen beider Leben, wobei das Schicksal von Tata den Leser gefangen nimmt und auch nach Abschluss der Lektüre nicht mehr los lässt. Der unsagbare Schrecken des Sowjetregimes während und nach dem zweiten Weltkrieg wird schonungslos geschildert. Der Umgang mit russischen Kriegsgefangenen und deren Familien war mir bisher in diesem Ausmaß nicht bekannt. Angst, Willkür, Verrat, Folter und Tod waren allgegenwärtig.

Erinnern und Vergessen sind zwei große Themen des Romans. Tata will nicht vergessen, sie will Gott gegenübertreten und fragen: Warum? Sie ist überzeugt, dass sie ihm die Alzheimererkrankung verdankt, damit er sich nicht vor ihr verantworten muss.
Wie ein roter Faden zieht sich auch der Romantitel durch die knapp 300 Seiten Text. Es sind nicht nur die roten Kreuze an den Türen, die gegen das Vergessen gemalt werden. Rote Kreuze tauchen zahlreich und in vielen Varianten auf und sind symbolisch aufgeladen.
Ganz konkret spielt die Hilfsorganisation „Rotes Kreuz“ eine wichtige Rolle. Filipenko recherchierte umfangreich in der Schweiz und zitiert aus Originaldokumenten.

Der Schreibstil gefällt mir sehr gut. Er ist anspruchsvoll, wechselt geschickt zwischen knappen Sätzen, die die Handlung vorantreiben und klugen, ausschweifenderen Passagen. Immer wieder blitzt eine Prise Humor durch.
Tatjana ist eine ganz besondere Figur, die symbolisch für unzählige Leidensgenossen/innen steht. Im Roman heißt es, dass die Fähigkeit eines Menschen sein ganz eigenes Kreuz zu tragen, Ausdruck seiner inneren Kraft sei. Demnach hat Filipenko seine Tatjana mit einer überragenden inneren Kraft versehen.

Das Cover ist reduziert, eben typisch Diogenes Verlag, aber sehr passend.
Der Schatten der einsamen Frauensilhouette wirft ein schwarzes Kreuz auf die roten Treppenstufen. Damit ist der Bogen zum Titel geschlagen.

Ich kann das Buch nur wärmsten empfehlen, es hat mich sehr beeindruckt. Ich bin sehr gespannt auf die weiteren Bücher des Autors.

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Veröffentlicht am 07.02.2020

Beeindruckende und warmherzige Geschichte

Baba Dunjas letzte Liebe
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Was für eine schöne, warmherzige und bewegende kleine Geschichte. Mit gerade etwas über 150 Seiten entwirft Alina Bronsky die Geschichte einer Frau, die ihr Leben schon fast hinter sich hat und doch noch ...

Was für eine schöne, warmherzige und bewegende kleine Geschichte. Mit gerade etwas über 150 Seiten entwirft Alina Bronsky die Geschichte einer Frau, die ihr Leben schon fast hinter sich hat und doch noch voller Leben steckt.
In völligem Einklang mit sich, ihrem Garten und den kauzigen Nachbarn lebt Baba Dunja in der Todeszone von Tschernobyl. Tschernowo heißt denn auch das Dorf, in das sie nach dem Reaktorunglück als erste zurückgekehrt war. Nach und nach kommen auch andere zurück, alle schon weit in der zweiten Lebenshälfte. Mit viel feinem Humor wird der kleine Kosmos Tschernowo aus der Sicht Baba Dunjas geschildert. Das geschieht so liebevoll, dass man vergessen könnte, dass alles und jeder verstrahlt ist. Die Idylle wird jedoch durch einen Besucher gestört, der eine Kette von dramatischen Ereignissen in Gang setzt. Baba Dunja reagiert auf ihre ganz eigene Art auf sämtliche Veränderungen.

Das Büchlein hat mir sehr gut gefallen. Der Sprachstil ist sehr angenehm und erinnert an den poetischen Realismus des 19. Jahrhunderts - in einer modernen Variante. Die Ich-Perspektive lässt einen sofort eine große Sympathie für die humorvolle und bescheidene Protagonistin empfinden. Die Wirklichkeit durch ihre Augen gesehen verliert nahezu allen Schrecken.
Dass es tatsächlich Tschernobyl-Heimkehrer gab, macht die Geschichte umso interessanter.

Ich kann das Buch nur empfehlen und vergebe gerne alle Sterne.

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Veröffentlicht am 05.02.2020

Skurrile und phantastische Suche nach einem entführten Mädchen

Die Ewigkeit in einem Glas
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Der Klappentext gibt den Plot des Buches im Kern wieder: Die Londoner Privatdetektivin Bridie Devine wird Mitte des 19. Jahrhunderts damit beauftragt, die verschwundene Tochter von Sir Edmund Berwick zu ...

Der Klappentext gibt den Plot des Buches im Kern wieder: Die Londoner Privatdetektivin Bridie Devine wird Mitte des 19. Jahrhunderts damit beauftragt, die verschwundene Tochter von Sir Edmund Berwick zu suchen.

Wer jedoch eine glatte, unkomplizierte und rasch zu lesende Krimilektüre erwartet, wird nicht zufrieden sein. Wer hingegen nichts gegen einen satten Sprachstil, skurrile Figuren und mystische Elemente hat, den erwartet eine spannende Geschichte.

Die Handlung wird auf zwei Zeitebenen erzählt, der Entführungsfall spielt 1863, die Vorgeschichte, die Bridies Vergangenheit erzählt, geht zurück in die Jahre 1841-43. Ich habe nicht so leicht in die Geschichte hineingefunden, man muss sich auf den opulenten Sprachstil und die merkwürdigen Personen, Ereignisse und Zusammenhänge einlassen. Der Einstieg, die Szene auf dem Friedhof, war zunächst verwirrend und ich konnte sie gar nicht richtig einordnen. Wenn aber diese Klippe geschafft ist, nimmt die Handlung Gestalt an.

Mein Tipp ist daher, größere Abschnitte zu lesen. Kleine Häppchen würden meines Erachtens die Lesefreude trüben, es fällt dann teilweise schwer, wieder in die Geschichte zu finden.

Insgesamt eine faszinierende Geschichte voller dunkler und mysteriöser Erscheinungen. Völlig zu Recht als Roman und nicht als Krimi deklariert. Die Charaktere haben mir sehr gut gefallen, vor allem Bridie, Cora, Prudhoe und Ruby. Die Schilderung Londons im Jahre 1863 ist wahnsinnig interessant und detailreich.

Der Titel taucht auch im Buch auf und ist durchaus stimmig. Das Cover ist mir etwas zu dunkel, der Autorenname zu groß gegenüber dem Titel - ich dachte zunächst Jess Kidd wäre die Protagonistin. Was der geschliffene Edelstein aussagen soll, hat sich mir bisher nicht erschlossen.

Die mystischen Elemente sind nicht ganz meins, das Buch habe ich aber gerne gelesen und vergebe vier Sterne.

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Veröffentlicht am 30.01.2020

Spannende Mördersuche in einem eingeschneiten Hotel

Der zehnte Gast
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Endlich mal wieder ein Klappentext, der hält, was er verspricht. In typischer Whodunit-Manier wird in einem einsam gelegenen, von der Aussenwelt angeschnittenen Hotel ein Mörder gesucht.
Am einem Freitagnachmittag ...

Endlich mal wieder ein Klappentext, der hält, was er verspricht. In typischer Whodunit-Manier wird in einem einsam gelegenen, von der Aussenwelt angeschnittenen Hotel ein Mörder gesucht.
Am einem Freitagnachmittag trifft eine Gruppe von zehn Gästen im Mitchell‘s Inn ein. Eine sehr gemischte Gesellschaft will dort ein entspanntes Wochenende verbringen. Von der traumatisierten Kriegsreporterin über die glamouröse Schönheit bis zum Strafverteidiger sind zahlreiche interessante Personen - ja auch Klischee-Typen - vertreten. Der Hotelbesitzer und sein attraktiver Sohn sind das einzige Personal an diesem Wochenende, da ein Unwetter mit Schnee und Eisregen einsetzt. Strom- und Telefonverbindungen werden unterbrochen. Was romantisch altmodisch und erholsam beginnt, verwandelt sich bald in eine Todesfalle. Nicht alle Gäste werden wieder nach Hause reisen ...

Das Buch hat mich sehr gut unterhalten. Es war ohne Frage spannend zu lesen, ich würde es aber eher als Krimi denn als Thriller bezeichnen wollen. Es kommt meines Erachtens auch rasch in Fahrt. Zunächst müssen natürlich die Personen vorgestellt werden, im Hotel ankommen und etwas interagieren. Als Leser will man sich ja zunächst mit allen etwas vertraut machen. Dann gibt es bereits am Samstagmorgen eine Leiche und es bleibt kontinuierlich spannend bis zur Auflösung. Die kam ein bisschen flott daher am Ende, aber tatsächlich hat die Autorin Hinweise eingestreut, die man hätte bemerken können.

Der Schreibstil ist etwas nüchtern und ich hätte ihn mir atmosphärischer gewünscht, aber man kann die Geschichte sehr rasch und gut lesen.

Für Krimifans eine sehr gute Empfehlung.

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Veröffentlicht am 30.01.2020

Buch kann als Thriller nicht überzeugen - Spannung sucht man vergeblich

Cold Case - Das verschwundene Mädchen
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Leider hat mich das Buch sehr enttäuscht. Der Klappentext klingt großartig, aber die reißerische Ankündigung der Serienmörderjagd verpufft nach kurzer Zeit.

Das Cold Case- Team um Tess Hjalmarsson ist ...

Leider hat mich das Buch sehr enttäuscht. Der Klappentext klingt großartig, aber die reißerische Ankündigung der Serienmörderjagd verpufft nach kurzer Zeit.

Das Cold Case- Team um Tess Hjalmarsson ist in die Suche nach einem Serientäter, dem Valby-Mann, involviert. Da taucht ein winziger Hinweis auf einen 16 Jahre zurückliegenden Vermisstenfall auf. Hängen die Taten zusammen und ist der Täter in beiden Fällen die gleiche Person?

Nachdem ich den ersten Abschnitt mit dem rasanten Einstieg wirklich noch prima fand und dem Mittelteil noch wohlwollend gegenüberstand, bin ich vom letzten Drittel des Buches enttäuscht.
Für mich ist hier überhaupt keine Spannung mehr aufgekommen, dabei kann ein Krimi (denn um den handelt es sich hier größtenteils) oft zum Schluss hin noch mal richtig aufdrehen. Das ist aber hier nicht geschehen. Gerade im letzten Teil hat es für mich viele geradezu verschenkte Szenen gegeben.

Am Schreibstil kann man nichts aussetzen, denn lesen kann man das Buch flott. Die Spannungskurve bricht aber völlig weg, sowohl im Cold Case-Fall als auch beim Valby-Mann. Insgesamt ist die Verbindung der beiden Fälle auch recht dünn und konstruiert. Inhaltlich lief irgendwie soviel ins Leere, als ob versehentlich zu viel gestrichen worden wäre. Zahlreiche Personen treten in Erscheinung, nur um dann wieder in der Versenkung zu verschwinden. Bei einigen hat man das Gefühl, sie sind zum Ende hin einfach vergessen worden. Im Stamm-Team der Ermittler gibt es beim Personal gute Ansätze, das Potential wird aber nicht genutzt. Da hilft es auch nicht, dass ein nächster Teil erscheint. Ich möchte ein Buch einigermaßen zufrieden weglegen, nachdem ich es gelesen habe. Hier bleibt zu viel offen und unbeantwortet, außerdem trüben einige Logikfehler die Lesefreude zusätzlich.

Das Buch wird - als Krimi- sicherlich seine Leser finden, die Geschmäcker sind verschieden. Allerdings verspricht der Klappentext einen Thriller, den ich nach dem ersten Viertel des Buches vergeblich gesucht habe.
Für erfahrene Thriller- und Krimileser kann ich daher keine Leseempfehlung aussprechen.

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