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Veröffentlicht am 26.11.2025

Am Stettiner Haff

Unter dem Moor
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Ein Moor am Stettiner Haff ist die Kulisse für drei Frauenschicksale, die sich von 1936 bis heute erstrecken. Die Protagonistinnen werden sich nie begegnen, ihre Leben sind aber auf tragische Weise mit ...

Ein Moor am Stettiner Haff ist die Kulisse für drei Frauenschicksale, die sich von 1936 bis heute erstrecken. Die Protagonistinnen werden sich nie begegnen, ihre Leben sind aber auf tragische Weise mit einander verflochten. Wir begleiten Regine zum erzwungenen Landjahr 1936; teilen die streng getakteten Tage mit Sigrun, die 1979 mit ihrer kleinen Familie in der DDR lebt; mit der erschöpften Nina gehen wir in der Gegenwart auf lange Spaziergänge durch das Moor. Alle drei haben mit ihrem Alltag, der sie zermürbt, zu kämpfen.

Der Roman hat mich sehr gut unterhalten, wobei Ninas Charakter derjenige war, der mich am wenigsten "gepackt" hat. Die Leben der beiden anderen Frauen waren einfach wesentlich interessanter. Nina bringt aber durch ihren Urlaub am Haff die Dinge erst in Gang. Das Buch läßt sich sehr gut lesen und ist durch die Sprünge zwischen den drei Schicksalen sehr spannend aufgebaut. In meinem Lesekreis, in dem wir den Roman gelesen haben, konnten einige nicht abwarten, was weiter geschieht und haben dann irgendwann eine der Ebenen zu Ende gelesen und sind anschließend im Text wieder zurückgegangen. Interessant ist, dass Regine und Nina von Berlin aus zweitweise ans Haff gehen, während Sigrun den umgekehrten Weg nimmt.

Die drei großen Abschnitte des Romans "Wolf", "Hirsch" und "Kranich" sind in Bezug auf den Inhalt passend betitelt. Na, neugierig geworden? Wer auf der Suche nach einem spannenden, gut recherchierten und auf mehreren Zeitebenen spielenden Buch ist, dem kann ich den Roman ans Herz legen. Am Ende wird einiges etwas rasch abgehandelt, aber das kann man verschmerzen. Einfach gute Unterhaltungslektüre für einen kuscheligen Tag auf dem Sofa mit Tee und Keksen.

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Veröffentlicht am 26.11.2025

Zwei Brüder

Die Brüder Grimm
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Diese umfassende Biographie über die berühmten Brüder Jacob und Wilhelm Grimm lag schon lange auf meinem Stapel. Das Buch läßt im Hinblick auf die Informationsfülle keine Wünsche offen. In sieben Kapitel ...

Diese umfassende Biographie über die berühmten Brüder Jacob und Wilhelm Grimm lag schon lange auf meinem Stapel. Das Buch läßt im Hinblick auf die Informationsfülle keine Wünsche offen. In sieben Kapitel teilt Martus das Leben der Bibliothekare, Hochschullehrer und auch Politiker Grimm ein, das sich aus deren wechselnden Wohnorten und Betätigungsfeldern sowie den politischen Gegebenheiten ergibt. Den 508 Seiten Text folgen ein Anmerkungsapparat, das Literaturverzeichnis und ein Personenregister sowie eine Zeittafel, die zusammen nochmals knapp 100 Seiten füllen. In der Mitte gibt es mehrere Seiten mit Abbildungen. Ein opulentes Werk.

Ich habe die Biografie aus reinem "privatem" Interesse gelesen und das von vorne bis hinten. Neben Post-Its, Unterstreichungen und Randbemerkungen im Buch habe ich auch ein Notizheft mit 56 Seiten gefüllt. Es gibt so viel zu entdecken, das ich festhalten wollte.

Wo es um die politischen Zusammenhänge der Epoche geht, die allemal immens wichtig sind, war es mir doch manchmal etwas zäh - da muss man aber durch, denn besonders Jacob war wesentlich stärker in die Politik involviert, als ich gedacht hatte. Faszinierend ist das Eintauchen in die enge Brudergemeinschaft, der oft steinige berufliche Weg und das unglaublich weit verzweigte Freundes- und Bekanntennetzwerk von Jacob und Wilhelm. Der Abschnitt über die Sammlung der Kinder- und Hausmärchen, mit denen die meisten die Grimms heute verbinden, macht nur einen kleinen Teil ihres unfassbar großen Schaffens aus und damit auch nur einen relativ schmalen Abschnitt in dieser Biografie.

Wer sich gründlich mit dem Leben der beiden Grimms beschäftigen möchte (oder muss), dem kann ich diese Biographie wärmstens empfehlen. Oft schlägt Martus einen "flotten" Ton, das hat mir gut gefallen und steht im Kontrast zu anderen oftmals staubtrockenen Werken.

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Veröffentlicht am 22.11.2025

Alles nur Theater

Miss Winters Hang zum Risiko
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Als junge Schauspielerin hat man es schwer in den Kriegsjahren am Broadway eine Rolle zu ergattern. Das muss auch Rosie Winter feststellen. Leider ist ihr Zimmer in einer günstigen Schauspielerinnenunterkunft ...

Als junge Schauspielerin hat man es schwer in den Kriegsjahren am Broadway eine Rolle zu ergattern. Das muss auch Rosie Winter feststellen. Leider ist ihr Zimmer in einer günstigen Schauspielerinnenunterkunft an ein Engagement gebunden und so ist Rosie mehr als verzweifelt auf der Suche nach einer Rolle. Um sich über Wasser zu halten, arbeitet sie in einem Detektivbüro, dessen Betreiber Jim aber schon auf Seite 16 an einem Telefonkabel im Schrank hängt. An einen Selbstmord (mit gefesselten Händen?) mag Rosie nicht so recht glauben und schon taucht im Detektivbüro ein merkwürdiger Mann auf, der nach etwas sucht, was er nicht näher beschreiben kann, dem Jim aber auf der Spur war. Rosies Neugier ist geweckt.

Nun, das Ambiente des Broadways, das Treiben im Wohnheim, die Suche nach Rollen, die Konkurrenz und die Theaterproben haben alle ihren Reiz, aber mich konnte der Roman insgesamt leider nicht überzeugen. Es gibt viele Anspielungen und Verweise auf das Showbusiness und (sehr schön gemacht) Kapitelüberschriften die an Filme und Theaterstücke angelehnt sind, aber das reicht nicht. Rosies Charakter einer witzigen, vorlauten und unerschrockenen jungen Frau, war mir häufig, nein eigentlich durchgängig, zu gewollt. Sie agiert als Ich-Erzählerin, die ständig unterwegs ist und versucht, alle Fäden in der Hand zu halten, das konnte sie aber nicht für mich einnehmen. Alle anderen Figuren blieben blass. Die Auflösung des "Falles" ist zwar mal was ganz anderes, aber deswegen nicht unbedingt besser und wirkte auf mich arg konstruiert. Die kurzen Kapitel von durchschnittlich 14 Seiten und die verschiedenen Schauplätze machen die Spurensuchen von Rosies erstem Fall einigermaßen zügig, aber nicht spannend. Ich merke immer, dass mich ein Roman nicht packen konnte, wenn mir bereits nach kurzer Zeit zum Inhalt nicht mehr so viel einfallen will. Wäre es nicht ein Geschenk gewesen, hätte ich das Buch wohl nicht zu Ende gelesen.

Wer gerne Cosy-Crime liest, dürfte mit diesem Roman ganz zufrieden sein, der sowohl die Kriegsstimmung als auch dessen Verdrängung durch die Glitzerwelt der Broadwayshows in New York ganz gut einfängt.

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Veröffentlicht am 22.11.2025

Jahresringe

Das Flüstern der Bäume
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Viele Wälder sind abgeholzt, die restlichen Bäume sterben, die Luft ist voller Staub und der Kampf um die letzten Ressourcen und ungiftigen Lebensraum hat begonnen. Eine der letzten Oasen ist die Insel ...

Viele Wälder sind abgeholzt, die restlichen Bäume sterben, die Luft ist voller Staub und der Kampf um die letzten Ressourcen und ungiftigen Lebensraum hat begonnen. Eine der letzten Oasen ist die Insel Greenwood vor Vancouver. In diesem Urwald arbeitet Jake als Touristenführerin. Mit ihr beginnt für uns im Jahr 2038 die Geschichte einer Familie, die eng mit den Wäldern verbunden ist. Immer weiter geht es in der Familiengeschichte zurück, bis wir zu ihren Wurzeln kommen, die sich 1908 in die nordwestliche Erde von Kanada gruben.

Was für ein faszinierender Roman. Das Buch ist in erster Linie ein Generationenroman, der die wechselvolle, tragische und außergewöhnliche Geschichte einer Familie erzählt und zwischendurch immer wieder Haken schlägt, die wirklich überraschend sind. Voller Naturmetaphern begleiten wir die einzelnen Familienmitglieder durch ihre Leben, die auch die amerikanische Geschichte widerspiegeln. Wie die Schichten eines Baumstammes jedes Jahr einen Baum wachsen lassen, eine Schicht über der anderen, so sind auch wir gewachsen. Nichts bleibt ohne Folgen. Böse und gute Menschen, richtige und falsche Entscheidungen ziehen sich durch diesen spannenden Text, der uns nach der Lektüre die Bäume und Wälder mit anderen Augen sehen läßt.

"In einem Wald gibt es keine Einzelwesen.Tatsächlich verhält er sich eher wie eine Familie." (S. 512)

Ich habe ein bisschen gebraucht, um in den Text reinzukommen, aber dann konnte ich das Buch praktisch nicht mehr aus der Hand legen. Wie sich nach und nach alles in der Handlung zusammenfügt, um dann doch immer wieder eine andere Richtung einzuschlagen, entwickelt einen erstaunlichen Sog.

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Veröffentlicht am 16.11.2025

Zweiter Fall für Flynn

Gegen alle Regeln
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Eddie Flynn gerät erneut in einen komplizierten Fall, den er unter Zeitdruck zu bewältigen hat. Wieder betrifft es ihn auf einer persönlichen Ebene, denn sollte er den Fall nicht im Sinne des FBI abwickeln, ...

Eddie Flynn gerät erneut in einen komplizierten Fall, den er unter Zeitdruck zu bewältigen hat. Wieder betrifft es ihn auf einer persönlichen Ebene, denn sollte er den Fall nicht im Sinne des FBI abwickeln, droht seine Frau ins Gefängnis zu wandern. Allerdings wird Eddie schnell klar, dass sein Mandant offenbar gar nicht so überzeugend schuldig ist, wie es die Beweislage zunächst aussehen läßt. Was tun? Einen Unschuldigen ins Gefängnis schicken oder die eigene Frau?

Trickbetrüger und Anwalt Eddie Flynn zieht erneut alle Register seines Könnens aus beiden Berufssparten und kann sich auf die Hilfe seiner zahlreichen Freunde und Bekannten aus den unterschiedlichsten Milieus in New York City verlassen. Der Fall schlägt Haken und überrascht an vielen Stellen, einiges ist jedoch auch vorhersehbar. Der Roman beginnt mit einer Schießerei und springt dann 48 Stunden zurück, um zu zeigen, wie es zu dem Zwischenfall gekommen ist. Eine nicht neue, aber doch spannende Eröffnungsvariante.

Mir gefällt, dass die Handlung aus der Sicht von Eddie erzählt wird und es einem oft so vorkommt, als erkläre er den Leser*innen, was vor sich geht, wie das Rechtssystem funktioniert, was wir als nächstes zu erwarten haben. Wir sind also Teil des Teams, wenn auch nur als stille Beobachter. Neben dem ersten und dem vierten Teil, die ich beide schon gelesen habe, empfand ich diesen Teil als nicht ganz so aufregend. Dennoch mag ich die Reihe sehr und kann sie allen, die Gefallen an Gerichtsthrillern und wendungsreichen Handlungen haben auf jeden Fall empfehlen.

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